Stent
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. Juni 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Dank seiner Formenvielfalt findet der Stent in verschiedenen Bereichen der Medizin Anwendung. Neben der Akutbehandlung profitiert auch die Präventivmedizin von der Gefäßstütze.
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Was ist ein Stent?
Als Stent wird in der Wissenschaft ein röhrenförmiges Implantat (ein in den Körper eingebrachtes nicht natürliches Material) bezeichnet, das aus Kunststoff oder Metall gefertigt ist.
Ein solcher Stent dient in Hohlorganen bzw. Gefäßen unter anderem Zwecken der Stabilisierung. Die Wortherkunft des Begriffs Stent, der ins Deutsche übersetzt so viel bedeutet wie Gefäßstütze, ist nicht abschließend geklärt - so kann sich der medizinische Fachausdruck möglicherweise auf das englische Wort 'stenting' ('stärken' bzw. 'versteifen') beziehen.
Alternativ kann die Bezeichnung des Stents aber auch auf den britischen Zahnarzt Charles Stent (19. Jahrhundert) zurückgehen, der ein Material erfand, aus dem Gefäßstützen teilweise gefertigt sind.
Geschichte & Entwicklung
Die Entdeckung und Entwicklung der Stents begann in den 1970er Jahren, als die interventionelle Kardiologie sich rasant entwickelte. Vorläufer der Stents waren Ballonangioplastien, die erstmals 1977 von Andreas Grüntzig erfolgreich durchgeführt wurden. Diese Methode hatte jedoch das Problem der Restenose, also das erneute Verengen der behandelten Arterie.
Der erste echte Durchbruch bei Stents kam in den 1980er Jahren. 1986 wurde der erste koronare Stent in einer menschlichen Koronararterie implantiert, entwickelt von Jacques Puel und Ulrich Sigwart. Diese ersten Stents bestanden aus Metall und hatten das Ziel, die Arterie offen zu halten und die Restenose zu verhindern. Die erste FDA-Zulassung für koronare Stents erhielt der Palmaz-Schatz-Stent im Jahr 1994.
In den folgenden Jahren wurden Stents kontinuierlich weiterentwickelt. Ein wichtiger Meilenstein war die Einführung der medikamentenbeschichteten Stents (Drug-Eluting Stents, DES) Anfang der 2000er Jahre. Diese Stents geben Medikamente ab, die das Zellwachstum hemmen, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer Restenose weiter gesenkt wird. Der erste solcher Stent, der Cypher-Stent von Cordis, wurde 2003 von der FDA zugelassen.
In den letzten Jahren haben bioresorbierbare Stents Aufmerksamkeit erregt. Diese Stents lösen sich nach Erfüllung ihrer Funktion im Körper auf, was das Risiko von Langzeitkomplikationen verringern soll. Die Entwicklung der Stent-Technologie setzt sich fort, mit Fokus auf Sicherheit, Effektivität und biokompatiblen Materialien.
Einsatz & Indikation
Stents werden eingesetzt, um verengte oder blockierte Blutgefäße offen zu halten und den Blutfluss zu verbessern. Sie kommen häufig in der Behandlung von koronaren Herzkrankheiten zum Einsatz, insbesondere bei Patienten mit Angina pectoris oder nach einem Herzinfarkt. Ein Stent wird oft während einer Prozedur namens perkutane koronare Intervention (PCI) oder Angioplastie eingesetzt, bei der ein Ballonkatheter verwendet wird, um die verengte Arterie zu erweitern. Sobald der Ballon die Arterie geweitet hat, wird der Stent an der Stelle platziert, um die Arterie dauerhaft offen zu halten.
Stents sind notwendig, wenn Medikamente und Lebensstiländerungen allein nicht ausreichen, um die Symptome zu lindern oder das Risiko schwerer kardiovaskulärer Ereignisse zu senken. Eine Stentimplantation wird in Betracht gezogen, wenn Patienten unter starker Brustschmerzen (Angina pectoris) leiden, die nicht auf andere Behandlungen ansprechen, oder wenn sie einen Herzinfarkt hatten, bei dem eine rasche Wiederherstellung des Blutflusses entscheidend ist.
Neben den koronaren Arterien können Stents auch in anderen Teilen des Körpers eingesetzt werden, wie in den Halsschlagadern, um das Schlaganfallrisiko zu senken, oder in den peripheren Arterien, um Durchblutungsstörungen in den Beinen zu behandeln. Stents finden auch Anwendung bei der Behandlung von Aneurysmen, um das Risiko einer Ruptur zu minimieren, sowie in den Harnwegen, um Blockaden zu beseitigen und den Urinfluss zu verbessern.
Vorteile & Nutzen
Stents bieten gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden mehrere wesentliche Vorteile. Einer der Hauptvorteile ist die sofortige Wiederherstellung des Blutflusses in verengten oder blockierten Arterien, was besonders bei akuten Herzinfarkten lebensrettend sein kann. Diese schnelle Wiederherstellung minimiert den Schaden am Herzmuskel und verbessert die Überlebenschancen der Patienten.
Im Vergleich zu medikamentösen Behandlungen bieten Stents eine mechanische Lösung, die unmittelbar wirkt und oft effektiver ist, wenn es darum geht, schwerwiegende Blockaden zu beseitigen. Medikamente allein können oft nicht die notwendige Erweiterung der Arterien erreichen, insbesondere bei stark verengten Gefäßen.
Stents haben auch Vorteile gegenüber der Bypass-Operation, einer alternativen chirurgischen Methode zur Behandlung von blockierten Arterien. Die Stent-Implantation ist weniger invasiv, erfordert keinen großen chirurgischen Eingriff und hat in der Regel eine kürzere Erholungszeit. Patienten können oft schneller wieder zu ihren normalen Aktivitäten zurückkehren.
Medikamentenbeschichtete Stents (Drug-Eluting Stents, DES) bieten den zusätzlichen Vorteil, das Risiko einer Restenose zu verringern, indem sie Medikamente abgeben, die das Zellwachstum hemmen. Dies verbessert die Langzeitergebnisse und reduziert die Notwendigkeit für wiederholte Eingriffe.
Darüber hinaus sind Stents vielseitig einsetzbar und können in verschiedenen Körperregionen verwendet werden, wie in den Koronararterien, peripheren Arterien und sogar in den Harnwegen, um unterschiedliche medizinische Probleme zu behandeln. Diese Vielseitigkeit macht sie zu einem wichtigen Instrument in der modernen Medizin.
Formen, Arten & Typen
Aufgrund verschiedener Einsatzzwecke eines Stents existieren verschiedenste Arten und Formen der medizinischen Gefäßstütze. Neben dem einfachen Metall-Stent (auch als bare metal stent bezeichnet), der vor allem in Blutgefäße eingebracht wird, findet in der Praxis beispielsweise auch ein mit Medikamenten versehener Stent Anwendung.
Ein solcher Stent gibt kontrollierte Mengen individuell benötigter Wirkstoffe an den Organismus ab. Eine derzeit entwickelte Alternative zu einem Stent aus Metall stellt der sogenannte bioresorbierbare Stent dar: Die Gefäßstütze wird nach einer gewissen Zeit durch den Organismus abgebaut.
Bei einem auch als 'healing stent' bezeichneten Stent handelt es sich um eine Gefäßstütze, die mit Antikörpern versehen sind - bei netzartigen Stents wird hierdurch eine schnellere Überlagerung der Gefäßstütze mit körpereigenem Gewebe erzielt. Bei medizinischer Notwendigkeit findet nicht zuletzt auch der radioaktive Stent Anwendung; die Radioaktivität soll hier eine erneute Verengung geweiteter Hohlräume verhindern.
Aufbau & Funktionsweise
Aufbau und Funktionsweise eines Stents sind unter anderem von dessen Beschaffenheit abhängig. Viele Stents ähneln in ihrer Struktur einem Röhrchen in Form eines Gitternetzes. Mit ihrer Stabilität kleiden sie Gefäße oder Hohlorgane aus und verhindern somit eine Gewebsverengung im Bereich des Implantats.
In verschiedenen Fällen wird ein Stent mithilfe eines sogenannten Ballonkatheters in dem behandlungsbedürftigen Gefäß platziert - ein entsprechender Katheter ist in der Lage, verengte Gefäße zu weiten und somit das Einführen des Stents zu ermöglichen. Ein Stent in Gitterform wird meist in schlankem Aufbau in ein zu stützendes Hohlgewebe eingebracht, wo die Gefäßstütze sich nun öffnet und sich auf diese Weise der entsprechenden Gefäßform anpasst.
Ein mit Medikamenten beschichteter Stent soll das Risiko reduzieren, dass Gewebe durch die Zwischenräume der Gefäßstütze wuchert und auf diese Weise ein Engpass entsteht. Die meisten solcher durch einen Stent ausgeschütteten Wirkstoffe hemmen daher das lokale Gewebewachstum. Ein Stent aus bioresorbierbarem Material dient in seiner Funktionsweise jenem Stützen von Gefäßen, welches lediglich über einen bestimmten Zeitraum hinweg notwendig ist. Therapieziel ist hier eine selbstständige Gefäßstabilität nach Abbau des Stents.
Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen
Ebenso vielfältig wie Formen und Typen des Stents ist auch deren medizinischer Nutzen. So finden beispielsweise der einfache Stent aus Metall und die mit Medikamenten beschichtete Gefäßstütze vor allem bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen bzw. nach einem erlittenen Herzinfarkt Verwendung.
Nach der Dehnung eines verengten Blutgefäßes übernimmt der Stent hier die Aufgabe, einem erneuten Engpass vorzubeugen. Somit hat der Stent also einen bedeutenden präventiven Nutzen. Neben seiner Funktion als Stütze in Blutgefäßen dient der Stunt auch verschiedenen Formen der Krebsbehandlung; so ist es beispielsweise möglich, dass bösartige Tumore (Umfangsvermehrungen des Gewebes) Verengungen in Hohlorganen wie etwa der Luft- oder Speiseröhre sowie in den Gallenwegen verursachen.
Nach einer medizinischen Behebung entstandener Engpässe ermöglicht es der Stent auch hier, erneute Einwucherungen in das betroffene Hohlorgan zu verhindern. Der bioresorbierbare Stent kann beispielsweise nach verletzungsbedingten Gefäßverengungen bewirken, dass das gestützte Gefäß nach einer bestimmten Zeitspanne der Heilung wieder seine selbstständige Beweglichkeit aufnimmt und somit gestärkt wird. Der psychologische Nutzen dieser Stent-Form ist darüber hinaus in der höheren Akzeptanz durch Patienten zu sehen.
Durchführung & Ablauf
Eine Behandlung mit Stents, auch bekannt als Stentimplantation oder perkutane koronare Intervention (PCI), folgt einem standardisierten Ablauf. Zunächst wird der Patient auf die Prozedur vorbereitet, oft durch eine Sedierung oder örtliche Betäubung. Ein Zugang wird typischerweise über die Leistenarterie oder die Arterie im Handgelenk geschaffen.
Ein dünner Katheter mit einem aufblasbaren Ballon an der Spitze wird durch die Arterie bis zur verengten oder blockierten Stelle im Blutgefäß vorgeschoben. Durch bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Fluoroskopie überwacht der Arzt die Position des Katheters. Sobald der Katheter korrekt positioniert ist, wird der Ballon an der verengten Stelle aufgeblasen, um die Arterie zu erweitern.
In diesem erweiterten Zustand wird der Stent, ein kleines, röhrenförmiges Gittergerüst aus Metall oder Kunststoff, an der gleichen Stelle platziert. Der Stent wird oft um den Ballon gewickelt und dehnt sich aus, wenn der Ballon aufgeblasen wird. Nach der Platzierung des Stents wird der Ballon entleert und der Katheter entfernt, während der Stent in der Arterie verbleibt, um diese offen zu halten.
Nach der Prozedur wird der Patient überwacht, um sicherzustellen, dass keine unmittelbaren Komplikationen auftreten. Meistens wird eine Kombination von Medikamenten verschrieben, darunter Thrombozytenaggregationshemmer, um die Bildung von Blutgerinnseln im Stent zu verhindern. Der Patient kann oft innerhalb von wenigen Tagen nach dem Eingriff nach Hause gehen und wird zu regelmäßigen Nachuntersuchungen gebeten, um die Funktion des Stents zu überwachen.
Nebenwirkungen & Risiken
Die Behandlung mit Stents birgt, wie jede medizinische Prozedur, bestimmte Nebenwirkungen und Risiken. Eine häufige Nebenwirkung ist die Bildung von Blutgerinnseln innerhalb des Stents, bekannt als Stentthrombose, die zu einem Herzinfarkt führen kann. Daher werden Patienten nach der Implantation oft Antikoagulanzien oder Thrombozytenaggregationshemmer verschrieben.
Ein weiteres Risiko ist die Restenose, bei der es zu einer erneuten Verengung der Arterie kommt. Obwohl medikamentenbeschichtete Stents dieses Risiko verringern, besteht es weiterhin, insbesondere bei Patienten mit Diabetes oder komplexen Gefäßverengungen.
Komplikationen können auch während des Eingriffs auftreten. Dazu gehören Blutungen an der Einstichstelle des Katheters, Gefäßverletzungen oder Herzrhythmusstörungen. In seltenen Fällen kann es zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall während der Prozedur kommen.
Langfristig besteht ein geringes Risiko für allergische Reaktionen auf das Stentmaterial oder die verwendeten Medikamente. Infektionen an der Einstichstelle oder im Blutgefäß sind selten, aber möglich. Manche Patienten berichten auch von anhaltenden Schmerzen oder Unbehagen an der Kathetereinstichstelle.
Schließlich gibt es das Risiko einer unzureichenden Expansion des Stents, was die Durchblutung nicht optimal wiederherstellt und zusätzliche Eingriffe erfordern kann. Regelmäßige Nachuntersuchungen sind daher wichtig, um die Funktion des Stents zu überwachen und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Alternativen
Es gibt mehrere alternative Verfahren zur Behandlung von verengten oder blockierten Arterien, falls Stents nicht möglich oder nicht geeignet sind. Eine der häufigsten Alternativen ist die koronare Bypass-Operation (CABG). Bei diesem Verfahren wird ein gesundes Blutgefäß aus einer anderen Körperregion, wie dem Bein oder der Brust, entnommen und verwendet, um den Blutfluss um die blockierte Arterie herum umzuleiten. Dies stellt eine umfassendere Lösung dar und ist besonders nützlich bei Patienten mit mehreren Verengungen oder komplexen Gefäßveränderungen.
Eine andere Methode ist die medikamentöse Therapie, die Medikamente wie Thrombozytenaggregationshemmer, Betablocker, Cholesterinsenker und ACE-Hemmer umfasst. Diese Medikamente helfen, das Fortschreiten der Arterienverengung zu verlangsamen, Symptome zu lindern und das Risiko von Herzinfarkten zu reduzieren.
Ein weiteres alternatives Verfahren ist die Rotablation, bei der eine diamantbeschichtete Rotationsspitze verwendet wird, um Kalkablagerungen in der Arterie zu entfernen. Dieses Verfahren wird oft in Kombination mit anderen Eingriffen eingesetzt, wenn eine konventionelle Ballonangioplastie nicht ausreicht.
Für Patienten mit peripheren Arterienerkrankungen gibt es die Möglichkeit der endovaskulären Therapie, die den Einsatz von Ballonangioplastie und speziellen Kathetern umfasst, um die Verengungen in den peripheren Arterien zu behandeln. Zudem kann die Laser-Angioplastie eingesetzt werden, bei der Laserenergie verwendet wird, um Plaque in den Arterien zu verdampfen und so die Blockaden zu beseitigen.
In bestimmten Fällen kann auch die Thrombektomie, die mechanische Entfernung von Blutgerinnseln, eine geeignete Option sein, insbesondere wenn akute Blockaden vorliegen. Diese Verfahren bieten vielfältige Optionen, um die individuelle Situation und Bedürfnisse der Patienten zu berücksichtigen.
Quellen
- Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004