Stimmlippenpolyp

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Stimmlippenpolyp

Stimmlippen sind zwei mit Schleimhaut bedeckte horizontal verlaufende Gewebefalten, die sich innerhalb des Kehlkopfes befinden und für die Stimmbildung verantwortlich sind. Häufig treten im Bereich dieser Stimmlippen gutartige Neubildungen auf. Diese können unter anderem Folgen falschen Sprechens oder operativer Eingriffe mit Intubation sein, durch welche es zur Verdickung der Stimmlippen bis hin zur Polypenbildung (Stimmlippenpolyp) kommen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Stimmlippenpolyp?

Schematische Darstellung zur Anatomie der Stimmbänder und ihrer verschieden Erkrankungen. Klicken, um zu vergrößern.

Ein Stimmlippen- oder auch Stimmbandpolyp ist eine gutartige Veränderung, die ausschließlich an der freien Kante der Stimmlippe bzw. am subglottischen Abhang des vorderen Drittels der Stimmlippe entsteht. Während kleinere Polypen breitbasig sind, sind größere Formen kugelig und gestielt. Stimmlippenpolypen treten zu 90 Prozent nur auf einer Seite auf.

Es werden ödematöse (Schwellungen durch Flüssigkeitsansammlungen), myxomatöse (aus ungeformter schleimiger und bindegewebiger Grundsubstanz) oder teleangiektatische (erweiterte kleine, oberflächliche Hautgefäße) Pseudotumoren unterschieden. Die Oberflächen von Stimmbandpolypen sind glasig, glatt, kugelig und von rötlicher Farbe. Bösartige Veränderungen dieser Polypen sind nicht bekannt.

Ursachen

Die Ursachen für die Entstehung von Stimmlippenpolypen, die häufig bei Männern im mittleren Lebensalter auftreten, sind unklar. Es ist möglich, das ein Zusammenhang mit stimmlicher Überbelastung besteht. Da die Polypen vermehrt bei Zigarettenrauchern auftreten, kommt auch das Rauchen als Ursache infrage. Chronische Entzündungen und entzündungsfördernde Noxen wie Hitze, Rauche, Staub, ätzende Dämpfe etc. können ebenfalls ursächlich für Stimmlippenpolypen sein.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Stimmlippenpolyp äußert sich durch Heiserkeit, ein Kratzen im Hals und andere Stimmstörungen. Außerdem treten Husten, Atembeschwerden und ein Fremdkörpergefühl im Hals auf. Die Heiserkeit ist das deutlichste Symptom und bleibt in der Regel dauerhaft bestehen. Je nachdem, wie groß der Polyp ist und wo er lokalisiert ist, kann es zu Veränderungen der Stimmfarbe bis hin zum vollständigen Stimmverlust kommen.

Die Stimme der Betroffenen klingt oft rau und doppeltönig, wobei die Stimmfarbe im Krankheitsverlauf sehr unterschiedlich sein kann. Begleitend dazu können fibröse Entzündungen in der Nähe der Stimmlippen auftreten. Diese rufen immer wieder Atemnot und Erstickungsanfälle hervor, im schlimmsten Fall kann es zum Tod des Patienten kommen.

Bei einer verspäteten oder ausbleibenden Behandlung werden die typischen Rachenprobleme so stark, dass die Lebensqualität massiv eingeschränkt wird. Entzündungen können zu einer bakteriellen Superinfektion führen. Dann können die Erreger auf die umliegenden Körperregionen übergehen und im schlimmsten Fall eine Sepsis hervorrufen.

Eine Blutvergiftung äußert sich unter anderem durch Fieber und ein zunehmendes Krankheitsgefühl. Eine rasche Therapie vorausgesetzt, können die Symptome gezielt gelindert werden. Ein bis zwei Wochen nach der Entfernung des Stimmlippenpolyps sind die Patienten normalerweise wieder beschwerdefrei.

Diagnose & Verlauf

Ein Stimmlippenpolyp kann eine mehr oder minder ausgeprägte Heiserkeit oder eine Doppeltönigkeit des Stimmklangs (Diplophonie) verursachen. Wenn sich der Stimmlippenpolyp während der Phonation und der Atmung in der Glottis hin und her bewegt, kommt es immer wieder zur Veränderung der Intensität der Heiserkeit.

Patienten können ein Fremdkörpergefühl haben und auch unter Reizhusten oder einem ständigen Räusperzwang leiden. Bei größeren Polypen oder durch eine Entzündung zusätzlich geschwollenen Stimmlippen kann es sogar zu Erstickungsanfällen kommen.

Zur Erkennung von Gewebeveränderungen an den Stimmlippen wird eine Kehlkopfspiegelung, eine sogenannte Laryngoskopie, durchgeführt. Hierbei betrachtet der Arzt mittels eines kleinen Spiegels, der durch den Mund in den Rachen eingeführt wird, die Stimmbänder und den Kehlkopf des Patienten. Die Nasenendoskopie ist eine weitere hilfreiche Untersuchungsmethode.

Das Nasenendoskop ist ein flexibler dünner Schlauch. Dieser wird über die Nasenöffnung bis hinunter in den Rachen geführt. Dank einer Lichtquelle und einer Minikamera an der Spitze des Endoskops kann der Arzt die Stimmlippen betrachten. Auch kleine Zangen können über das Endoskop eingeführt werden, z. B. um Gewebeproben zu entnehmen.

Komplikationen

Stimmlippenpolypen, die rechtzeitig behandelt werden, gehen in der Regel nicht mit ernsthaften Komplikationen einher. Bei einem ungewöhnlichem Verlauf oder bei einer verspäteten Behandlung können sich die typischen Symptome wie Heiserkeit, Mehrtönigkeit der Stimme sowie Husten und Kratzen im Hals oder andere Rachenprobleme so sehr verstärken, dass es vorübergehend zu einer sehr starken Beeinträchtigung oder gar einem Verlust der Stimme kommen kann.

Komplikationen können sich außerdem einstellen, wenn die Polypen operativ abgetragen werden müssen. Zwar handelt es sich bei der Entfernung eines Stimmlippenpolypen nur um einen kleinen und in der Regel harmlosen Eingriff, bestimmte Risiken können aber nicht völlig ausgeschlossen werden. So kann es während oder nach dem Eingriff zu heftigen Blutungen kommen.

Kleinere Verletzungen der Schleimhäute können außerdem dazu führen, dass der Patient noch einige Zeit nach der Operation an Schluckbeschwerden leidet. Sehr viele Patienten zeigen nach der operativen Entfernung eines Stimmlippenpolypen eine Heiserkeit, die in schweren Fällen mehrere Wochen anhalten kann.

Eine Entzündung der Operationswunde ist dagegen selten, aber dennoch möglich. Dies kann eine Behandlung mit Antibiotika erforderlich machen, die oftmals mit unangenehmen Nebenwirkungen einhergeht. Auch nach erfolgreicher Entfernung des Polypens kann eine logopädische Therapie erforderlich werden, um die Stimme vollständig wiederherzustellen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Stimmlippenpolyp bedarf in der Regel immer einer medinzishchen Behandlung. Da es bei dieser Krankheit nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen kann und sich die Beschwerden unbehandelt meistens weiterhin verschlechtern, sollte immer ein Mediziner bei den ersten Anzeichen und Symptomen der Erkrankung kontaktiert werden.

Der Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Patient an einer starken Heiserkeit leidet. Dabei kann es auch zu Beschwerden beim Atmen kommen, sodass sich die Patienten häufig müde und abgeschlagen fühlen. Auch das Ausüben anstrengender Betätigungen fällt den Betroffenen meist schwer. Nicht selten deutet auch eine starke Atemnot auf den Stimmlippenpolyp hin und muss ebenfalls durch einen Arzt untersucht werden. Die meisten Betroffenen zeigen weiterhin auch Fieber und unbehandelt eine Blutvergiftung, die zum Tod des Betroffenen führen kann.

Bei einem Stimmlippenpolyp kann ein Allgemeinarzt oder ein HNO-Arzt aufgesucht werden. Die Behandlung selbst wird dann durch einen Spezialisten durchgeführt und führt meist zu einem Erfolg ohne Komplikationen.

Behandlung & Therapie

Meist werden die Stimmlippenpolypen mittels einer kleinen Operation entfernt, die mit Hilfe eines Endoskops erfolgt. Dieses wird, ähnlich der Nasenendoskopie, durch den Mund bis zum Kehlkopf vorgeschoben. An der Spitze dieses Endoskops befinden sich alle für die Operation notwendigen Instrumente.

Mit einer kleinen Zange oder mit einem Laser wird der Polyp unter mikroskopischer Sicht von der Schleimhaut abgetragen. Diese Operation ist bei speziellen Phonochirurgen auch in örtlicher Betäubung möglich. Das bei dem Eingriff entfernte Material sollte immer von einem Spezialisten histologisch untersucht werden, um die Diagnose zu sichern und einen bösartigen Tumor auszuschließen.

Im Anschluss an die mikrochirurgische Entfernung von Stimmbandpolypen und nach Ausschaltung ungünstiger Begleitumstände ist in den meisten Fällen eine logopädische Stimmtherapie notwendig.


Vorbeugung

Da die grundlegenden Ursachen für die Entstehung von Stimmbandpolypen noch nicht geklärt sind, ist es kaum möglich, dieser Erkrankung direkt vorzubeugen. Aber wenn einige elementare Dinge beachtet werden, lässt sich das Risiko dafür mindern.

Bei auftretender akuter Heiserkeit ist es besser, so weit als möglich auf das Reden und alles, was den Hals noch mehr reizt, zu verzichten. Dazu gehören neben Nikotin und Alkohol auch scharfe Speisen. Räuspern sollte vermieden werden, da dabei die Stimmlippen heftig gegeneinander schlagen, was auf Dauer zu Entzündung der Stimmlippen führen kann.

Menschen, die ihre Stimme viel gebrauchen müssen (Sänger, Lehrer oder auch Journalisten), sind besonders von Heiserkeit bedroht und sollten ganz besonders auf die richtige Nutzung ihrer Stimme achten.

Nachsorge

Nach der chirurgischen Entfernung des Stimmlippenpolypen ist bei der Nachsorge darauf zu achten, dass der Patient seine Stimme etwa drei bis zehn Tage lang schont. Dadurch kann die Operationswunde leichter abheilen und sich der Gewebedefekt besser regenerieren. Muss der Patient dennoch ab und zu sprechen, ist dabei von Flüstern abzusehen.

So kommt es durch das Flüstern zu einer stärkeren Beanspruchung der Stimmbänder. Daher gilt es als sinnvoller im normalen Ton zu sprechen. Zeigen sich nach der Operation Nachblutungen, ist es wichtig, mit dem Arzt Kontakt aufzunehmen. Außerdem darf der Patient nach dem chirurgischen Eingriff circa eine Woche lang keine scharfen oder heißen Mahlzeiten zu sich nehmen.

Ebenso muss während der Abheilung der OP-Wunde komplett auf den Konsum von Tabakwaren und Alkohol verzichtet werden. Vor allem durch den Alkohol erhöht sich das Risiko, dass eine Nachblutung auftritt.

Ist die Phase der Stimmruhe vorüber, wird das Durchführen einer stimmtherapeutischen Übungstherapie empfohlen. Sie gilt besonders nach länger ausgebildeten Stimmlippenpolypen als ratsam, weil es im Laufe der Zeit dabei zur Verfestigung von vokalen Druckmustern kommt.

Wie lange die Übungsbehandlungen der Stimme stattfinden müssen, hängt davon ab, wie der Patient individuell auf die verschiedenen Übungen anspricht. In den meisten Fällen nimmt die Therapie etwa vier bis sechs Wochen in Anspruch.

Das können Sie selbst tun

Im Alltag ist auf den Konsum von Nikotin grundsätzlich zu verzichten. Dieser hat in verschiedenen Bereichen einen negativen Einfluss auf die Gesundheit des Betroffenen. Daher ist anzuraten, rechtzeitig das Rauchen aktiv wie passiv einzustellen.

Zum Rauchen zählen nicht nur der Konsum von Zigaretten und Zigarren. Es sollten ebenfalls keine Pfeife, Schischa oder E-Zigarette geraucht werden. Da der Rauch der Produkte grundsätzlich über die Luft eingeatmet werden kann, sollten keine Orte aufgesucht werden, in denen geraucht wird. Die Schadstoffe könnten andernfalls auch über das sogenannte passive Rauchen in den Organismus gelangen. Zusätzlich sollten Umgebungen gemieden werden, in denen Staub oder ätzende Dämpfe in der Luft zu finden sind.

Im Alltag ist auf eine gute und gesunde Sauerstoffzufuhr zu achten. Räume sollten regelmäßig gelüftet werden und Aufenthalte im Freien sind anzuraten. Bei Freizeitaktivitäten ist ebenfalls darauf zu achten, welche Orte aufgesucht werden und wie die dortigen Gegebenheiten sind.

Sobald Beschwerden der Stimmumgebung wahrgenommen werden, sollte auf das Sprechen nach Möglichkeit verzichtet werden. Die Kommunikation ist auf ein Mindestmaß zu beschränken. Der Schutz des Halses durch das Tragen von Kleidungsstücken wie ein Schal oder ein Loop sind anzuraten. Insbesondere bei einem Jahreszeitenwechsel oder in kalten Umgebungen sollte sich der Betroffene ausreichend mit diesen Accessoires schützen.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

Das könnte Sie auch interessieren