Superinfektion
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter einer Superinfektion wird in der Medizin eine Sekundärinfektion verstanden. Dabei folgt in der Regel ein bakterieller Infekt auf einen viralen Infekt.
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Was ist eine Superinfektion?
Die Bezeichnung Superinfektion stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Überinfektion. In der Virologie dient der Begriff für eine Virusinfektionsform einer Zelle. Dabei zeigt sich die Zweitinfektion durch einen unterschiedlichen Stamm des gleichen Erregers. Ebenso ist eine Co-Infektion mit einem anderen Virus möglich.
Die Medizin verwendet die Bezeichnung Superinfektion zumeist für eine Sekundärinfektion. Dabei handelt es sich im Regelfall um einen Virusinfekt, dem sich ein bakterieller Infekt anschließt. Mitunter dient der Begriff Superinfektion auch für Infekte, deren Förderung durch nichtinfektiöse chronische Erkrankungen geschieht.
Zu den typischen Beispielen einer Superinfektion gehört die bakterielle Sekundärinfektion im Anschluss an eine virale Bronchitis. Dabei besteht die Gefahr, dass die Bronchitis in eine lebensbedrohliche Lungenentzündung übergeht. Aber auch chronische Durchblutungsstörungen, die im Rahmen der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) auftreten und eine Ischämie des Fußes hervorrufen, können zu einer Superinfektion wie einem diabetischen Fuß führen.
Als weiteres Beispiel für eine Superinfektion gilt die atopische Dermatitis. Bei dieser Erkrankung, die mit einer Ausdünnung und Schwächung der Haut einhergeht, ist eine Sekundärinfektion mit Pilzen wie [[[Trichophyton]] rubrum oder Bakterien wie Staphylokokken denkbar.
Ursachen
Die Bakterien können jedoch die Schwäche des menschlichen Immunsystems während dieses Infektes ausnutzen und das erkrankte Gewebe ein weiteres Mal infizieren, was dann zu einer Sekundär- beziehungsweise Superinfektion führt.
Als typische Superinfektionen bei einem grippalen Infekt gelten die Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) sowie die Mittelohrentzündung (Otitis media). Dabei gelangen die Krankheitserreger aus der Nase in die Nebenhöhlen oder aus der eustachischen Röhre (Ohrtrompete) in das Mittelohr. Außerdem kann es zu weiteren Folgeinfektionen wie einer Bronchitis, Mandelentzündung, Rippenfellentzündung oder Lungenentzündung kommen.
Durch die Erkältungs- oder Grippeviren wird das Abwehrsystem des Menschen stark belastet. So muss das Immunsystem eine passende Reaktion auf die Krankheitserreger finden. Den Bakterien werden dadurch ihre Angriffe jedoch erleichtert, weil sich die Immunzellen mit der Abwehr der Viren befassen. Zum Beispiel werden die Immunbotenstoffe neu gebildet und andere Faktoren der Immunabwehr leiden unter Erschöpfung.
Vor allem Schleimhäute in Nase und Bronchien sind ein leichtes Ziel für Bakterien, da die Flimmerhärchen an den oberen Schleimhautzellen bereits durch die Viren vernichtet wurden. Im Normalfall befördern die kleinen Härchen eindringende Mikroben wieder aus dem Organismus. Bei ihrer Zerstörung können die Bakterien jedoch haften bleiben und die zweite Zelllinie attackieren, wodurch es zu einer Entzündung kommt.
Ein Kontakt mit Bakterien aus der Umwelt ist für den Ausbruch einer Superinfektion nicht nötig. So können sich die Keime bereits im Körper aufhalten, wurden bislang jedoch vom Abwehrsystem erfolgreich in Schach gehalten. Die Virusinfektion führt dann zu einer Störung des Gleichgewichts.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Beschwerden bei einer grippalen Superinfektion beginnen stets mit den typischen Symptomen einer Erkältung. Dazu gehören Schnupfen, Halsschmerzen, Husten und Niesreiz. Im weiteren Verlauf können weitere Beschwerden wie Kopfschmerzen, Druckgefühle in den Nasennebenhöhlen oder eine Bronchitis hinzukommen.
Als typisches Anzeichen einer bakteriellen Sekundärinfektion gilt eine grün-gelbliche Sekretion der befallenen Schleimhaut. Außerdem leiden die betroffenen Personen häufig unter Fieber. Im Falle einer Mittelohrentzündung zeigen sich Ohrenschmerzen oder Tinnitus. Außerdem verstärkt sich das Krankheitsgefühl des Patienten und das Abhusten fällt ihm schwer.
Andere Sekundärinfektionen treten deutlich seltener auf, können aber dramatische Folgen haben. So besteht bei der Zuckerkrankheit das Risiko eines diabetischen Fußes, der sich aus schlecht heilenden Wunden entwickelt. Im schlimmsten Fall können dann eine Operation oder sogar eine Amputation erforderlich sein.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Zeigen sich Anzeichen wie eitriger Schnupfen oder eine eitrige Mandelentzündung, ist der Gang zum Arzt unvermeidlich. Dieser nimmt eine körperliche Untersuchung vor und befasst sich mit der Krankengeschichte des Patienten. Außerdem werden die Mandeln auf eventuelle weiße Beläge überprüft, die ein Hinweis auf eine bakterielle Tonsillitis (Mandelentzündung) sind.
Als hilfreich gelten zudem Blutuntersuchungen, bei denen nach Entzündungsmarkern gesucht wird. Bei Verdacht auf eine Lungenentzündung kann eine Röntgenuntersuchung erfolgen. Selten bedarf es auch einer Bronchoskopie (Lungenspiegelung) oder einer Computertomographie. Durch eine Superinfektion besteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen. Darüber hinaus verzögert sich der Heilungsprozess, wodurch die Erkrankung länger dauert.
Komplikationen
Der Verlauf einer Superinfektion fällt deutlich schwerer aus als der Hergang eines grippalen Infekts. So drohen aufgrund der bakteriellen Komplikation weitere Erkrankungen wie eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), eine eitrige Bronchitis, eine Mittelohrentzündung (Otitis media) oder eine Lungenentzündung (Pneumonie). Die verantwortlichen Auslöser sind Bakterienarten wie Streptokokken, Pneumokokken oder Staphylokokken.
In einem ungünstigen Fall geht eine Lungenentzündung zusätzlich mit der Bildung von Lungenabszessen einher. Damit es nicht zu solchen gravierenden Folgeerscheinungen kommt, sollte die Grippe stets rechtzeitig behandelt werden. Zu den typischen Anzeichen einer Superinfektion gehört das Auftreten von eitrigem Sekret, das eine grün-gelbe Färbung aufweist.
Nicht selten leiden die betroffenen Personen unter Fieber. Des Weiteren kann eine Gaumenmandel-Entzündung (Angina tonsillaris) auftreten. Eine andere, aber eher seltene, Komplikation der Superinfektion stellt die Herzmuskelentzündung (Myokarditis) dar. Sie wird durch Viren hervorgerufen und macht sich durch schnelle Müdigkeit, Kurzatmigkeit und Herzrhythmusstörungen bemerkbar.
Weitere denkbare Folgeerscheinungen der Superinfektion sind eine Herzinsuffizienz, ein Lungenödem, bei dem sich in der Lunge Flüssigkeit ansammelt oder ein Kreislaufkollaps. Seltener zeigen sich Magen-Darm-Erkrankungen oder eine Hirnhautentzündung (Meningitis). Grundsätzlich sind Schädigungen an fast sämtlichen Organen möglich.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ein Arzt sollte konsultiert werden, sobald es zu einer allgemeinen Schwäche, einem Krankheitsgefühl oder einem anhaltenden Unwohlsein kommt. Nimmt der gesundheitliche Zustand des Betroffenen innerhalb kurzer Zeit stetig ab, benötigt er eine medizinische Versorgung. Schnupfen, Husten, Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen sind Anzeichen einer Störung, die von einem Arzt untersucht werden sollten. Eine kontinuierliche Abnahme der körperlichen sowie geistigen Leistungsfähigkeit, ein erhöhter Schlafbedarf sowie Störungen der Konzentration oder Aufmerksamkeit sollten von einem Arzt abgeklärt werden.
Beschwerden der Ohren, ein Auswurf beim Husten, Appetitverlust oder Teilnahmslosigkeit sind ebenfalls untersuchen und behandeln zu lassen. Hat der Patient bereits an einer Infektion gelitten und befindet sich nun statt auf dem Weg der Genesung in einem Zustand der erneuten gesundheitlichen Verschlechterung, sollte er schnellstmöglich seinen Arzt von den Veränderungen unterrichten.
Bei einer Abnahme des Gewichts, Auffälligkeiten des Verhaltens, einer Gereiztheit sowie allgemeinen vegetativen Funktionsstörungen ist ein Arztbesuch anzuraten. Veränderungen des Hautbildes, Schlafstörungen, Abgeschlagenheit, Druckgefühle in den Nasennebenhöhlen und Mattigkeit gelten als besorgniserregendes, wenn die Beschwerden über mehrere Tage anhalten oder zunehmen. Der Betroffene benötigt eine medizinische Versorgung und sollte einen Arzt konsultieren. Ohne eine ärztliche Versorgung kann es zu Komplikationen und schweren gesundheitlichen Folgen kommen.
Behandlung & Therapie
Eine Superinfektion muss konsequent behandelt werden. Zu den Therapiemaßnahmen zählen Ruhe, leichte vitaminhaltige Kost, eine reichliche Flüssigkeitszufuhr und Wärme. Darüber hinaus verordnet der Arzt Antibiotika, die die auslösenden Bakterien abtöten und das Abwehrsystem gegen die Doppelbelastung unterstützen.
Als hilfreich gilt außerdem die Einnahme von pflanzlichen Präparaten wie Salbeitee, Holundertee, Seifenkraut, Sternanis, Schlehe und Jujube. So haben die Wirkstoffe eine entzündungshemmende, schweißtreibende und schleimlösende Wirkung. Ebenfalls sinnvoll sind Einreibungen mit Pfefferminz, Fenchel, Eukalyptus, Thymian und Anis.
Handelt es sich um eine Superinfektion durch Hautverletzungen oder bei einer Neurodermitis, muss für eine konsequente Wundbehandlung gesorgt werden. Dazu gehören der tägliche Verbandswechsel und Bäder.
Vorbeugung
Um einer Superinfektion vorzubeugen, empfiehlt es sich, im Krankheitsfall reichlich zu trinken, viel zu schlafen sowie Obst und Gemüse zu verzehren. Auf den Genuss von Tabak, Alkohol und Süßigkeiten sollte während eines grippalen Infekts dagegen verzichtet werden, um zusätzliche Anstrengungen des Immunsystems zu vermeiden.
Nachsorge
Die Superinfektion ist nicht selten mit einer deutlichen Schwächung des Körpers verbunden. Eine gezielte Nachsorge, die auch der langfristigen Erholung dient, ist daher besonders wichtig. Sie ist mit dem Hausarzt abzusprechen und braucht die Zuarbeit des Patienten für den optimalen Erfolg.
Wichtig ist eine gesunde Lebensweise, die dem Organismus dabei hilft, sich nachhaltig zu regenerieren. Dazu gehört ausreicher Schlaf, dem eine wichtige Erholungsfunktion zukommt. Auch auf die Ernährung kommt es an. Obst und Gemüse liefern wertvolle Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Einer ausreichenden Trinkmenge kommt ebenfalls eine hohe Bedeutung zu. 1,5 bis 2 Liter Wasser oder Kräutertee sind ideal.
Bewegung unterstützt den Kreislauf sich wieder zu stabilisieren, sollte aber anfangs unbedingt sanft dosiert erfolgen. Eine Überforderung ist in jedem Fall zu vermeiden. Oft reicht ein Spaziergang aus, der neben körperlicher Aktivität auch frische Luft zu bieten hat.
Oft werden Superinfektionen mit Antibiotika behandelt, was zu einer Belastung der Darmflora führen kann. Hier macht es Sinn, nach der Therapie den Darm nicht durch eine üppige oder blähende Ernährung zu überlasten. Auch probiotische Nahrung kann den Darm dabei unterstützen, sich nach Antibiotikagabe wieder nachhaltig zu regenerieren.
Das können Sie selbst tun
Für die Verbesserung der Gesundheit kann der Betroffene seinen Alltag möglichst optimal an die Bedürfnisse seines Körpers ausrichten. Zur Stabilisierung des körpereigenen Abwehrsystems ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung wichtig. Um die Krankheitserreger zu bewältigen, muss das Immunsystem auf verschiedenen Wegen unterstützt werden. Eine sauerstoffreiche Umgebung ist dabei ebenso notwendig, wie ausreichende körperliche Bewegung.
Gleichzeitig gilt es, Risikofaktoren zu vermeiden. Von einem Konsum von Nikotin, Drogen oder Alkohol ist daher grundsätzlich abzuraten. Ebenso ist zu überprüfen, dass bei der Einnahme von Medikamenten kein Missbrauch entsteht. Bei Fragen und Unklarheiten sollte die Rücksprache zu einem Mediziner gesucht werden. Für einen optimalen Heilungsprozess sollte die Hilfe und Unterstützung eines Arztes in Anspruch genommen werden. Darüber hinaus können Naturheilmittel oder Hausmittel ebenso hilfreich sein, um vorhandene Beschwerden zu lindern. Bei einem Kratzen im Hals kann beispielsweise die Aufnahme von Honig als angenehm empfunden werden.
Der Organismus sollte vor einer Überbeanspruchung grundsätzlich geschützt werden. Körperliche wie emotionale Situationen der Überlastung sind zu vermeiden. Sobald es zu einem Krankheitsgefühl oder Unwohlsein kommt, sollte der Organismus ausreichend Ruhe und Schonung erhalten. Die Schlafhygiene ist dafür zu optimieren. Der menschliche Körper benötigt optimale Schlafbedingungen, damit eine ausreichende Regeneration erfolgen kann. Daher sind Unterbrechungen des Schlafs jedweder Art zu vermeiden.
Quellen
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004