Suchterkrankungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Suchterkrankung ist eine Krankheit, die sich durch ein unbeherrschbares Verlangen nach einer bestimmten Substanz oder Tätigkeit auszeichnet. Dabei kann es sich etwa um Alkohol, Medikamente, Drogen oder auch Sex oder Glücksspiel handeln. Suchterkrankungen haben meist schwere psychische und/oder physische Folgen für den Betroffenen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Suchterkrankungen?

Das erste Anzeichen für eine Suchterkrankung besteht häufig darin, dass der Betroffene die Substanz häufiger oder länger konsumiert als ursprünglich geplant – oder dass er mehr Zeit am Spielautomaten oder Computer verbringt als beabsichtigt.
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Unter dem Begriff Suchterkrankung verstehen Experten eine Abhängigkeit von einer Substanz oder auch einer Tätigkeit, die vom Betroffenen nicht kontrolliert werden kann.

Mediziner unterschieden entsprechend zwischen einer stoffgebundenen und einer stoffungebundenen Abhängigkeit. Letztere wird auch als Tätigkeitssucht bezeichnet. Stoffgebundene Abhängigkeiten beziehen sich auf eine Substanz wie Alkohol, Drogen oder Medikamente. Tätigkeitssüchte können Glücksspiel, Arbeiten, Sex oder auch Sport umfassen. Der Betroffenen erlebt durch das Ausleben seiner Sucht ein Hochgefühl oder auch eine Entspannung.

Das Erlebnis stellt eine vorübergehende Flucht aus der Realität dar und muss nach Abklingen des damit verbundenen Gefühls unbedingt wiederholt werden. Dafür nehmen Betroffene teilweise auch kriminelle Handlungen in Kauf. Manche Suchterkrankungen werden gesellschaftlich akzeptiert, während andere grundsätzlich abgelehnt werden.

Ursachen

Die Ursachen für eine Suchterkrankung sind bisher noch nicht eindeutig wissenschaftlich geklärt worden. Grundsätzlich ist aber festzustellen, dass sowohl soziale als auch biologische und psychologische Faktoren an der Entstehung einer Sucht beteiligt sind.

Oftmals sind Personen betroffen, die ein schweres psychologisches Trauma zu verarbeiten haben und mit den gemachten Erfahrungen nicht umgehen können. Auch sozial benachteiligte Menschen, deren Leben sich schwierig gestaltet, tendieren nicht selten zu einer Suchterkrankung.

Andererseits können auch wohlhabende Menschen betroffen sein, wenn sie sich beispielsweise vom Leben gelangweilt fühlen und daher eine Flucht aus der Realität suchen. Suchterkrankungen treten in allen sozialen Schichten auf und betreffen Personen mit den unterschiedlichsten Persönlichkeitsstrukturen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das erste Anzeichen für eine Suchterkrankung besteht häufig darin, dass der Betroffene die Substanz häufiger oder länger konsumiert als ursprünglich geplant – oder dass er mehr Zeit am Spielautomaten oder Computer verbringt als beabsichtigt. Zu diesem Zeitpunkt reden sich viele Suchtkranke jedoch ein, den Drogenkonsum beziehungsweise das Verhalten noch unter Kontrolle zu haben.

Wenn der Betroffene schließlich versucht, den Konsum zu verringern oder zu stoppen, gelingt dies nicht oder ist mit erheblicher Mühe verbunden. In der Regel ist sich der Suchtkranke bewusst, dass der fortgesetzte Konsum negative Auswirkungen hat, auch wenn er dies anderen Menschen gegenüber leugnen kann.

Um der Sucht nachzugehen, ziehen sich Betroffene häufig zurück. Sie isolieren sich privat und schotten sich oft auch gegenüber ihrer Familie ab. Möglicherweise erfüllen sie ihre Pflichten im Haushalt, bei der Kinderbetreuung oder auf der Arbeit nicht mehr wie früher. Suchtkranke geben häufig ihre Hobbys auf. Viele Süchte führen zu finanziellen Problemen, da das Geld für Drogen oder zum Spielen ausgegeben wird.

Ein deutliches Anzeichen für eine Substanzabhängigkeit ist die Entwicklung einer Toleranz. Dieselbe Dosis einer Droge bewirkt einen schwächeren Effekt als zuvor. Süchtige steigern deshalb häufig die Dosis. Wenn die Sucht nicht ausgelebt werden kann, zeigen sich Entzugssymptome. Zu welchen Beschwerden der Entzug führt, hängt vom Suchtmittel ab. Bei Verhaltenssüchten können die Entzugssymptome aus Unruhe, Angst, Aggressivität und Stimmungsschwankungen bestehen.

Diagnose & Verlauf

Liegt eine Suchterkrankung vor, gestaltet sich eine Diagnose oftmals schwierig, denn die Betroffenen gestehen sich ihr Problem meist erst dann ein, wenn sie bereits an schweren körperlichen oder seelischen Beeinträchtigungen leiden.

Der bloße Konsum des Suchtstoffs bzw. dessen Menge gibt noch keine Auskunft über das Vorliegen einer Suchterkrankung. Der behandelnde Arzt muss daher psychologische und medizinische Tests kombinieren und so neben einem ausführlichen Gespräch Untersuchungen des Blutes und der Haare durchführen. Besonders der Missbrauch von Substanzen lässt sich anhand der körperlichen Auswirkungen feststellen.

Sucherkrankungen bedürfen grundsätzlich einer Behandlung, da sie sich ansonsten weiter verstärken und den Betroffenen und sein Umfeld beeinträchtigen. Besonders stoffgebundene Abhängigkeiten schädigen darüber hinaus den Körper und können potenziell tödlich enden.

Komplikationen

Suchterkrankungen können vielfältige Komplikationen körperlicher, seelischer und psychosozialer Art verursachen. Eine Drogen- oder Alkoholabhängigkeit zieht häufig irreparable Leberschäden nach sich, auch Krampfanfälle und durch eine Nervenschädigung verursachte Sensibilitätsstörungen sind möglich. In vielen Fällen lässt die Gedächtnisleistung nach, schwere Alkoholiker leiden nicht selten unter einer als Korsakow-Syndrom bekannten Demenz.

Manche Drogen lösen Halluzinationen aus, die für den Betroffenen überaus beängstigend sind oder ihn zur Selbstüberschätzung treiben: Die Folge können tödliche Unfälle oder ein Selbstmord sein. Wahrnehmungsstörungen, Wahnideen und motorische Störungen treten häufig während eines Entzugs auf, viele Suchtkranke leiden während der drogenfreien Zeit unter Depressionen. Werden Drogen gespritzt, besteht das Risiko einer Infektion mit Hepatitis oder HIV durch infizierte Injektionsnadeln.

Eine Überdosierung von Drogen oder Alkohol kann zu Multiorganversagen und damit zum Tod führen. Sehr häufig gehen Suchterkrankungen mit einer Vernachlässigung der Nahrungsaufnahme einher, die sich an Gewichtsabnahme und Mangelerscheinungen bemerkbar macht. Weitere Komplikationen können Herzschäden, Nierenversagen, Lungenerkrankungen und eine Schwächung des Immunsystems sein.

Da sich das Leben nur noch um die Sucht dreht, werden Freunde, Familie, Arbeit und Hobbys vernachlässigt, bis das soziale Gefüge schließlich auseinanderbricht. Langfristige Folgen sind in vielen Fällen der Verlust des Arbeitsplatzes, die Trennung vom Partner und ein sozialer und wirtschaftlicher Absturz.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Suchterkrankungen sollte ein Arzt bei stofflichen sowie bei nicht stofflichen Süchten konsultiert werden. Unabhängig davon, welches Bedürfnis von dem Betroffenen immer wieder befriedigt werden will, sollte eine Hilfe in Anspruch genommen werden. Bei einem starken übermäßigen Konsum von Alkohol, Nikotin oder dem immensen Konsum von Nahrungsmitteln kann ein Arzt dabei helfen, Veränderungen herbeizuführen. Sofern der Betroffene das Gefühl eines Leidenszustandes hat, ist eine ärztliche Hilfe angezeigt.

Der Konsum von Drogen, der Drang täglich Geld in hohen Mengen auszugeben oder der unerlässliche Verzehr von Süßigkeiten sind Anzeichen einer bestehenden gesundheitlichen Unregelmäßigkeit. Sobald die Gedanken immer wieder um die Erfüllung des einen Bedürfnisses kreisen, kann ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es zu Aufmerksamkeitsstörungen, einer inneren Unruhe oder Aggressivität, sobald die Sucht nicht befriedigt wird, ist ein Arztbesuch notwendig. Werden täglich mehrere Stunden nahezu zwanghaft mit der Befriedigung eines Bedürfnisses verbracht, benötigt der Betroffene eine ärztliche Unterstützung.

Das übermäßige Spielen am Computer, der Konsum von Medikamenten oder das zwanghafte Bedürfnis, Komplimente und Anerkennung zu erhalten sollten mit einem Arzt besprochen werden. Kommt es zu vegetativen Problem, Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder dem Verlust des sozialen Umfeldes, ist die Konsultation eines Arztes notwendig. Ein inneres Stresserleben sowie zwanghaftes Verhalten sind Alarmsignale des Organismus.

Behandlung & Therapie

Wurde eine Suchterkrankung diagnostiziert, muss der behandelnde Arzt eine angemessene Therapie einleiten. Diese setzt sich aus medizinischen und psychologischen Komponenten zusammen. Liegen bereits körperliche Schäden vor, müssen diese medikamentös oder auch durch operative Eingriffe behandelt werden.

Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der psychologischen Therapie. Die Behandlung beginnt mit einem Entzug, bei dem der Betroffene unter ärztlicher Aufsicht entgiftet wird und die jeweilige Substanz nicht mehr konsumieren bzw. die jeweilige Tätigkeit nicht mehr ausführen darf. Anschließend findet eine Entwöhnung statt, die dabei helfen soll, eine dauerhafte Abstinenz vom individuellen Suchtmittel zu erreichen. Dazu gehören Gesprächstherapien und das Aufarbeiten von persönlichen Problemen, die zur Entstehung der Suchterkrankung geführt haben können.

Oftmals wird hier auch die Familie oder der Partner des Patienten einbezogen. Resozialisierungsmaßnahmen unterstützen den Betroffenen bei der Rückkehr in den Alltag. Eine solche Therapie kann insgesamt mehrere Monate oder gar Jahre andauern. Suchtkranke haben allgemein ein sehr hohes Rückfallrisiko, weshalb es nicht selten vorkommt, dass Betroffene sich mehr als einmal einer Therapie unterziehen müssen, bevor die angestrebte Abstinenz erreicht werden kann. Grundsätzlich besteht lebenslang das Risiko eines Rückfalls.


Vorbeugung

Suchterkrankungen kann nur in eingeschränktem Maße vorgebeugt werden, beispielsweise dann, wenn ein Betroffener bei sich die ersten Anzeichen einer Sucht feststellt. Auch die Angehörigen und Freunde können eine Beratungsstelle aufsuchen, wenn der Verdacht besteht, dass eine Suchterkrankung vorliegen könnte. Beratungsstellen gibt es überall in Deutschland und können auch anonym kontaktiert werden.

Nachsorge

Bei einer Suchterkrankung ist die Nachsorge eine Notwendigkeit, denn Suchtkranke gelten als psychisch labil. Auch wenn ein Betroffener nach einer erfolgreichen Therapie wieder zu innerer Stabilität gefunden hat, kann eine Verschlechterung des Zustandes nie ausgeschlossen werden. Nachsorgende Behandlungen finden bei Suchterkrankungen sowohl in psychotherapeutischer als auch in verhaltenstherapeutischer Form statt.

Es gibt stoffgebundene und nicht-stoffgebundene Süchte. Zur ersten Kategorie zählen Alkoholsucht oder die Abhängigkeit von illegalen Drogen. In die zweite Gruppe gehören Essstörungen, Kauf- oder Spielsüchte. Eine stoffgebundene Sucht wird üblicherweise in einer Entzugsklinik behandelt. Bei nicht-stoffgebundenen Süchten setzt der Arzt eine Verhaltenstherapie an.

Die Nachsorge hat hingegen bei beiden Suchtformen das Ziel, die Betroffenen auf eine suchtfreie Zukunft vorzubereiten. Dabei lernen sie, den bewussten Verzicht auf den Gebrauch von Drogen auszuüben und die Kontrolle des eigenen Verhaltens besser zu kontrollieren. Trotz erfolgreich abgeschlossener Therapien kann ein Suchtkranker einen Rückfall erleiden.

In solchen Situationen werden im Rahmen der Nachsorge Anlaufstellen genannt, an die sich der Betroffene wenden soll. Parallel zu den therapeutischen Ansätzen wirken sich Selbsthilfegruppen positiv auf die Entwicklung des Erkrankten aus. Der Austausch mit anderen Betroffenen findet in einer informelleren Atmosphäre statt als in Therapiestunden bei einem Psychologen. Daraus können Suchtkranke zusätzlich ihren Nutzen ziehen.

Typische & häufige Erkrankungen

Das können Sie selbst tun

Personen, die an einer Sucht leiden, benötigen zumeist professionelle Hilfe durch einen Psychologen oder Therapeuten. Je nach Art und Schwere der Sucht kann eine medikamentöse Behandlung oder sogar eine stationäre Behandlung vonnöten sein.

Bei Süchten nach Genussmitteln wie Koffein, Nikotin, Alkohol oder Essen kann eine Umstellung der Diät und des generellen Lebensstils sinnvoll sein. Wird eine Alkohol- oder Nikotinsucht frühzeitig erkannt, gelingt eine Intervention oft noch ohne fachliche Unterstützung. Es gilt, die Warnzeichen einer Sucht zu erkennen und die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, etwa Kontakt mit einem Therapeuten oder einer Selbsthilfegruppe aufnehmen oder einen Lebenswandel zu vollziehen. Welche Maßnahme sinnvoll ist, hängt von dem individuellen Fall ab.

Bei einer Drogensucht muss ein kontrollierter Entzug durchgeführt werden. Auch schwer alkoholkranke Menschen sollten sich für den Entzug in eine Klinik begeben, da Komplikationen wie das Delirium tremens auftreten können. Bei einer Mager- oder Fresssucht muss mit professioneller Hilfe ein Ernährungsplan erstellt werden. Abhängig von der Ursache der Essstörung müssen hier ebenfalls Mediziner und Therapeuten eingeschaltet werden, um etwa organische Ursachen festzustellen oder innerliche Konflikte aufzuarbeiten.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
  • Lieb, K., Frauenknecht, S., Brunnhuber, S.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2015
  • Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013

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