Truman-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beim Truman-Syndrom handelt es sich um eine psychische Störung mit einer Wahnvorstellung, bei welcher die Patienten glauben, im Rahmen einer großen Realityshow von Geburt an beobachtet und überwacht zu werden. Der Begriff Truman-Syndrom bezieht sich auf den Film "Die Truman-Show" von 1998 mit dem Schauspieler Jim Carrey. Allerdings ist das Truman-Syndrom keine neue Erkrankung, sondern nur ein neues Erscheinungsbild einer Wahnvorstellung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Truman-Syndrom?

Das Truman-Syndrom ist durch die unveränderliche Überzeugung des Patienten gekennzeichnet, dass er die Hauptperson in einer seit seiner Geburt laufenden Realityshow darstellt.
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Das Truman-Syndrom stellt eine Form der Wahnvorstellung dar, nach welcher der Betroffene sich als Teil einer Realityshow sieht. Der Patient ist von dem wahnhaften Gedanken erfasst, von Geburt an im Mittelpunkt einer großen Show zu stehen und von aller Welt ständig beobachtet zu werden.

Tatsächlich wurde im Jahre 1998 in den USA der Film "Die Truman-Show" gezeigt, in welchen der von Jim Carrey gespielte Truman Burbank von Geburt an im Rahmen einer Realityshow ständig überwacht und aller Welt seine Entwicklung offenbart wurde. Mit dieser Filmkomödie sollte gesellschaftskritisch auf den Einfluss der Medien auf den Einzelnen hingewiesen werden. Leider eignet sich der Filminhalt höchstwahrscheinlich auch dazu, in das System von Wahnvorstellungen psychisch labiler Personen eingebaut zu werden.

Das Truman-Syndrom wurde erstmalig im Jahre 2006 von dem amerikanischen Psychiater Dr. Joel Gold auf einer Psychiater-Konferenz vorgestellt. Momentan sind weltweit rund 50 Fälle bekannt. In Deutschland wurde bisher noch kein Fall des Truman-Syndroms beschrieben. Das Syndrom ist allerdings nicht als eigenständige Erkrankung anerkannt. Es handelt sich lediglich um eine neue Form einer Wahnvorstellung.

Ursachen

Über die Ursache des Truman-Syndroms wurde bisher viel diskutiert. Dabei wird immer wieder die Frage aufgeworfen, welchen Einfluss die Medien auf die psychische Gesundheit haben können. Allerdings gab es schon immer psychisch bedingte Erkrankungen, die mit der Entwicklung eines Systems von Wahnvorstellungen assoziiert waren. Die Wahninhalte sind häufig abhängig vom jeweiligen gesellschaftlichen und sozialen Umfeld der betroffenen Personen.

Voraussetzung ist jedoch, dass die Betroffenen bereits für die Ausbildung von Wahnvorstellungen psychisch prädispositioniert sind. So treten unter anderem im Rahmen einer Schizophrenie häufig Wahnvorstellungen auf. Aber auch andere psychische Erkrankungen wie Depressionen, Manie oder bipolare Störungen können oft mit Wahnvorstellungen verbunden sein.

Das Gleiche gilt für alle Formen der Demenz. In sehr seltenen Fällen kann der Wahn auch isoliert vorkommen. Es gibt sehr viele verschiedene Formen von Wahnvorstellungen. Dazu zählen unter anderem der Verfolgungs- oder Beeinträchtigungswahn, der Größenwahn, der Eifersuchtswahn, religiöser Wahn, Schuldwahn, Krankheitswahn sowie viele weitere Wahnvorstellungen.

Das Truman-Syndrom würde sehr gut in die Kategorie Beeinträchtigungs- oder Verfolgungswahn passen. Beim Verfolgungswahn ist der betroffene Patient davon überzeugt, von anderen Menschen, Außerirdischen oder Regierungsorganisationen überwacht und beobachtet zu werden. Verfolgungswahn wird sehr häufig im Zusammenhang mit einer Schizophrenie beobachtet. Andere Ursachen sind allerdings auch nicht ausgeschlossen. Möglicherweise besteht in einigen Fällen des Truman-Syndroms auch nur ein isolierter Wahngedanke ohne weitere psychische Beeinträchtigungen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Truman-Syndrom ist durch die unveränderliche Überzeugung des Patienten gekennzeichnet, dass er die Hauptperson in einer seit seiner Geburt laufenden Realityshow darstellt. Dabei wird die betroffene Person angeblich rund um die Uhr beobachtet und ihr Leben ständig öffentlich vorgeführt. Alle Personen im Umkreis sind nach Ansicht des Patienten nur Filmdarsteller, darunter auch seine nächsten Angehörigen.

Der Patient lässt sich trotz logischer Argumente nicht vom Gegenteil überzeugen. Viele Betroffene fühlen sich beeinträchtigt und möchten, dass die Show sofort beendet wird. Einige wenige genießen jedoch auch den angeblichen Prominentenstatus. Es gibt kaum Beschreibungen darüber, in welchem Zusammenhang das Truman-Syndrom bei den einzelnen Personen zu eventuell anderen psychischen Störungen steht.

Vermutlich kommt es jedoch im Rahmen einer Schizophrenie oder anderen psychischen Störung vor. Dann ist es nur ein Symptom neben einer Reihe weiterer psychischer Auffälligkeiten. Vielleicht gibt es jedoch auch Fälle, bei denen das Truman-Syndrom als isolierte Störung auftritt.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Das Truman-Syndrom ist leicht zu diagnostizieren. Die Wahnvorstellung als solche kann gut beschrieben werden. Die Herausforderung besteht jedoch darin, die zugrunde liegende psychische Störung aufzudecken. Dabei spielt die Anamnese der Krankengeschichte ebenso eine Rolle wie der Vergleich der begleitenden Symptome. Eine wirksame Therapie kann nur bei der grundlegenden Kenntnis der Ursachen dieser Wahnvorstellung erfolgen.

Komplikationen

In der Regel leiden die Betroffenen beim Truman-Syndrom an verschiedenen psychischen Beschwerden und Einschränkungen. Diese wirken sich dabei sehr negativ auf die Lebensqualität des Patienten aus und verringern diese enorm. In vielen Fällen kommt es aufgrund des Verhaltens der Patienten zu sozialen Beschwerden mit den eigenen Freunden oder den Eltern.

Der weitere Verlauf des Syndroms hängt allerdings sehr stark von seiner genauen Ausprägung ab, sodass hierbei keine allgemeine Aussage darüber getroffen werden kann. Allerdings leiden viele Betroffene dabei auch an Schizophrenie und damit an schwerwiegenden psychischen Einschränkungen. Auch ein Verfolgungswahn oder sogar Selbstmordgedanken können durch das Truman-Syndrom eintreten.

Im schlimmsten Fall begeht der Betroffene Selbstmord. Das Syndrom kann sich bei Kindern oder Jugendlichen sehr negativ auf die Entwicklung auswirken und diese deutlich einschränken. Die Behandlung des Truman-Syndroms erfolgt dabei mit Hilfe von Medikamenten, wobei die Betroffenen allerdings auch auf Untersuchungen und auf eine Behandlung bei einem Psychologen angewiesen sind.

Weitere Komplikationen treten hierbei nicht ein. Ob es bei der Behandlung zu einem positiven Krankheitsverlauf kommt, kann nicht universell vorhergesagt werden. In schwerwiegenden Fällen sind die Betroffenen dabei auf einen Aufenthalt in einer geschlossenen Klinik angewiesen, um auch andere Personen nicht zu verletzen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Wahnvorstellungen oder andere Anzeichen des Truman-Syndroms auftreten, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Die seltene Erkrankung betrifft vor allem Menschen, die bereits an einer psychischen Störung leiden. Entsprechende Personen konsultieren am besten ihren Therapeuten, wenn sie die typischen Anzeichen bemerken. Da es sich bei dem Truman-Syndrom um ein seltenes Leiden handelt, müssen gegebenenfalls weitere Fachärzte hinzugezogen werden. In Einzelfällen muss der Patient in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht werden, wo eine gezielte Behandlung des Truman-Syndroms erfolgen kann.

Weil das Truman-Syndrom ernste Auswirkungen auf die seelische Gesundheit der Betroffenen haben kann, ist eine ärztliche Behandlung in jedem Fall erforderlich. Angehörige, die bei einem Bekannten oder Freund ungewöhnliche Anzeichen bemerken, die auf das Truman-Syndrom oder eine andere psychische Erkrankung hindeuten könnten, sollten einen Fachmann hinzuziehen. Bei einem Rückfall muss die Medikation angepasst werden. Der Betroffene bedarf einer dauerhaften Überwachung, da unter Umständen eine Suizidalität vorliegt. Aus diesem Grund ist das Truman-Syndrom engmaschig zu überwachen.

Behandlung & Therapie

Die Therapie des Truman-Syndroms hängt von der zugrunde liegenden psychischen Erkrankung ab. Manchmal ist es überhaupt nicht möglich, diese Wahnvorstellung zu behandeln. Zum großen Teil kommt es auch auf die Krankheitseinsicht und den Willen des Patienten an. Das ist vielfach nicht gegeben. Wenn eine diagnostizierte Schizophrenie, Depression, Manie oder bipolare Störung vorliegt, kann die Erkrankung medikamentös durch [[Psychopharmaka] behandelt werden.

Bei der Schizophrenie kommen hauptsächlich Neuroleptika zur Anwendung, die auf den Neurotransmitterstoffwechsel einwirken. Des Weiteren werden auch Antipsychotika eingesetzt. Im Rahmen dieser Behandlung können auch die Wahnvorstellungen verschwinden. Wenn sich das Truman-Syndrom als isolierte Wahnvorstellung erweist, ist eine Behandlung jedoch sehr schwierig.


Vorbeugung

Zur speziellen Vorbeugung vor einem Truman-Syndrom gibt es keine Empfehlung. Dazu ist das Krankheitsbild viel zu selten. Allerdings sind psychisch labile Personen sehr stark beeinflussbar und aufnahmebereit für äußere Informationen, die sie dann in ein mögliches Wahnsystem aufnehmen können. Dabei spielen die aktuellen Themen eine wichtige Rolle. Wichtig ist in diesen Fällen die Behandlung der jeweils zugrunde liegenden psychischen Erkrankung, um den Aufbau eines Wahnsystems zu verhindern.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen beim Truman-Syndrom in der Regel nur sehr eingeschränkte und auch nur sehr wenige Maßnahmen der direkten Nachsorge zur Verfügung. Da es sich dabei um eine angeborene Krankheit handelt, kann diese in der Regel auch nicht vollständig wieder geheilt werden. Daher sollte der Betroffene idealerweise schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen der Erkrankung einen Arzt aufsuchen und eine Behandlung einleiten, um das Auftreten von weiteren Beschwerden zu verhindern.

Auch bei einem Kinderwunsch ist eine genetische Untersuchung und Beratung sehr sinnvoll und sollte durchgeführt werden, um das Auftreten des Syndroms bei den Nachfahren zu verhindern. Die meisten Betroffenen sind bei dieser Krankheit auf verschiedene operative Eingriffe angewiesen, mit welchen die Beschwerden und die Fehlbildungen meistens gut gelindert werden können.

Dabei sollte sich der Betroffene nach dem Eingriff auf jeden Fall ausruhen und schonen. Von Anstrengungen oder von stressigen und körperlichen Betätigungen ist dabei abzusehen, um den Körper nicht unnötig zu belasten. Häufig ist bei dieser Krankheit auch die Unterstützung der eigenen Familie sehr wichtig. Auch liebevolle Gespräche sind dabei wichtig, damit es beim Betroffenen nicht zu Depressionen oder zu anderen psychischen Beschwerden kommt.

Das können Sie selbst tun

Menschen, die am Truman-Syndrom leiden, wissen meist selbst nicht, dass sie krank sind. Deshalb ist die wichtigste Maßnahme, einen Psychologen oder Therapeuten einzuschalten, der den Betroffenen über sein Krankheitsbild aufklären kann. Darüber hinaus ist viel Geduld notwendig, da Betroffene oftmals aggressiv reagieren, wenn sie über ihre psychische Störung aufgeklärt werden.

Wer bei sich selbst Anzeichen des Truman-Syndroms bemerkt, sollte einen Arzt konsultieren. Oftmals sind die Beschwerden vorübergehend und treten beispielsweise als Begleiterscheinung einer Depression oder einer anderen psychischen Erkrankung auf. Gegebenenfalls kann die therapeutische Behandlung durch allgemeine Maßnahmen unterstützt werden. Sport und eine gesunde Ernährung helfen auch der Psyche und verbessern das Wohlbefinden.

Sollte dem Truman-Syndrom eine ernste seelische Erkrankung zugrunde liegen, muss diese zunächst behandelt werden. Erst danach kann das Truman-Syndrom zuverlässig therapiert werden. Bei starken Wahnvorstellungen, durch die womöglich auch andere Personen gefährdet werden, ist ärztlicher Rat gefragt. Im Zweifelsfalls muss der Betroffene in eine psychiatrische Einrichtung überwiesen werden. Langfristig ist eine medikamentöse Behandlung vonnöten, unterstützt durch eine Verhaltenstherapie. Die Unterstützung von Freunden und Bekannten ist in jedem Fall notwendig.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
  • Lieb, K., Frauenknecht, S., Brunnhuber, S.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2015
  • Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A.: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2015

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