Neuroleptika

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Neuroleptika gehören zu den Psychopharmaka. Sie werden bei Psychosen eingesetzt und daher auch als Antipsychotika bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Neuroleptika?

Neuroleptika haben eine beruhigende Wirkung und sie dämpfen die Sinneswahrnehmungen, sie werden bei Psychosen eingesetzt.

Psychosen sind seelische Erkrankungen, bei welchen das Denken und die Wahrnehmung gestört sind. Dies kann zu Angst und Unruhezuständen führen, zu Halluzinationen oder Wahnvorstellungen.

Neuroleptika haben beruhigende Wirkung und dämpfen die Sinneswahrnehmungen. Je nach Zusammensetzung überwiegt mehr die eine oder die andere Wirkweise. Die Medikamente greifen im Gehirn in die Erregungsübertragung an den Synapsen ein und hemmen den Neurotransmitter Dopamin, was zu einer Dämpfung der Nerventätigkeit führt.

Außerdem sind sie in der Lage mit anderen Neurotransmittern wie beispielsweise Noradrenalin, Serotonin oder Histamin zu reagieren. Neuroleptika wirken symptomatisch, das heißt sie haben keine Heilungswirkung auf die psychische Erkrankung. Sie lindern lediglich die Symptome im Akutzustand oder verhindern ein erneutes Auftreten der Störungen.

Anwendung & Gebrauch

Neuroleptika werden aufgrund ihrer Wirkweise in schwach und stark wirksame Neuroleptika unterteilt. Schwach wirksame Neuroleptika sind von der Wirkweise stärker beruhigend und weniger antispsychotisch. Sie kommen bei Angst- und Unruhezuständen, bei Schlafstörungen oder bei Manien zur Anwendung.

Liegen echte Psychosen vor, so werden stark wirksame Neuroleptika verabreicht. Sie machen nicht so müde und wirken dafür stärker dämpfend auf die Nerventätigkeit. Man setzt sie beispielsweise bei Wahnvorstellungen, schizophrenen Zuständen oder Halluzinationen ein. Auch bei Entzugserscheinungen werden sie verabreicht. Die Patienten werden in ihrer Wahrnehmung gedämpft, sie erleben die Umwelt distanzierter und die typischen Symptome der Psychose verschwinden.

In der Regel müssen die Neuroleptika bei diagnostizierten Psychosen regelmäßig, das heißt lebenslang, eingenommen werden. Nach Bewältigung der Akutsituation wird allerdings die Dosis verringert. Neuroleptika werden als Tabletten eingenommen oder auch gespritzt. Es besteht die Möglichkeit sogenannte Depot-Spritzen zu verabreichen. Diese haben eine Wirkdauer von vier Wochen.

Neuroleptika werden auch in sehr geringer Dosierung vor Operationen zur Beruhigung von ängstlichen Patienten eingesetzt. Bei kleineren operativen Eingriffen verwendet man Neuroleptika zusammen mit speziellen Schmerzmitteln. Dieses Verfahren ist verträglicher als eine Vollnarkose und wird als Neuroleptanalgesie bezeichnet.

Außerdem haben Neuroleptika antiemetische (den Brechreiz eindämmend) Wirkung und werden daher bei sehr starker Übelkeit und Erbrechen angewendet, um lebensbedrohliche Zustände zu vermeiden.

Pflanzliche, natürliche & pharmazeutische Neuroleptika

Es gibt zwei Arten von Neuroleptika, typische und atypische. Diese Einteilung erfolgt gemäß des Alters der Medikamente. Die älteren und typischen Neuroleptika kamen erstmals in den 50er Jahren zum Einsatz, das bekannteste dieser Gruppe ist Haloperidol. Bei der Einnahme dieser herkömmlichen Medikamente hatten die Patienten teilweise heftige Nebenwirkungen in Form von Bewegungsstörungen.

Die neuere Variante, die atypischen Neuroleptika, gibt es seit den 70er Jahren. Sie sind anders zusammengesetzt und rufen diese Begleiterscheinungen nicht mehr oder nur sehr gering hervor. Außerdem wirken sie spezifischer auf die Symptome.

Da Neuroleptika, auch die neuere Generation, dennoch Nebenwirkungen verursachen, versucht man auch mit homöopathischen Mitteln Psychosen zu behandeln. Jedoch ist dieser Ansatz völlig anders als die Behandlung mit chemischen Neuroleptika und bedarf unbedingt eines erfahrenen klassischen Homöopathen. Bis heute ist allerdings die Wirksamkeit von homöopathischen Substanzen bei Psychosen nicht wissenschaftlich belegt.

Auch die Frage nach pflanzlichen Psychopharmaka kommt immer häufiger auf, jedoch sind noch keine pflanzlichen Neuroleptika erforscht worden. Man sagt der Wurzel Kawa Kawa einen ähnlichen Effekt wie den der Neuroleptika nach, da sie angstlösend und beruhigend wirken soll. Allerdings ist dieses Mittel nicht ausreichend erforscht und nicht als Arzneimittel zugelassen.


Risiken & Nebenwirkungen

Neuroleptika haben diverse Nebenwirkungen, die von Mensch zu Mensch verschieden sind, auch wenn die neuere atypische Variante bereits wesentlich verträglicher ist als die alte typische Form. Die sogenannten extrapyramidal-motorischen Störungen, die von der alten Form verursacht werden, äußern sich in sogenannten Dyskinesien.

Das sind plötzlich einsetzende Bewegungen die der Patient nicht kontrollieren kann. Weiterhin kann es zu Zittern (Tremor) und starren Muskelkrämpfen (Rigor) kommen. Auch eine gewisse Bewegungsarmut kann eintreten, aber ebenso überschießendes Bewegungsbedürfnis, wodurch die Betroffenen nicht still sitzen oder liegen können.

Weitere Nebenwirkungen der Neuroleptika sind Müdigkeit, Verstopfung oder Schwitzen sowie eine Beeinträchtigung des sexuellen Empfindens. Neuroleptika können die Bildung der weißen Blutkörperchen verändern und sie können zu Gewichtszunahme führen. Bei den neuen atypischen Medikamenten sind die Nebenwirkungen weitaus geringer. Sie können auftreten, jedoch wesentlich schwächer.

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