Wald-Sanikel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Name des Wald-Sanikels wurde von dem lateinisch Wort „sanare“ („heilen“) abgeleitet und zeigt die hohe Wertschätzung, die das Heilkraut im Mittelalter hatte. Es wurde früher sogar als Allheilmittel verwendet. Auch Hildegard von Bingen setzte es häufig zur Behandlung ein.

Vorkommen & Anbau des Wald-Sanikels

Der Name des Wald-Sanikels wurde von dem lateinisch Wort „sanare“ („heilen“) abgeleitet und zeigt die hohe Wertschätzung, die das Heilkraut im Mittelalter hatte.
Der Wald-Sanikel (Sanicula europaea) wird bis zu 20 Zentimeter hoch. Das unscheinbare Gewächs gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) und wird auch Waldklette, Bruchkraut und Scharnickel genannt. Die mehrjährige krautige Pflanze wurde 1753 erstmals von Carl von Linné wissenschaftlich beschrieben. Die dicht über dem Boden wachsenden dunkelgrünen Laubblätter haben einen gezähnten Rand, an dem sich grannenähnliche Spitzen befinden.

Die rundlich bis herzförmigen Blätter sitzen an langen Stielen und haben eine handartige Form, da sie drei- bis fünf-fach geteilt sind. Der Stängel ist - wenn überhaupt - nur mit einigen wenigen Laubblättern ausgestattet.

Der Wald-Sanikel blüht von Mai bis Juli. Dann wachsen an doppeldoldigen Blütenständen winzige weiße oder rosafarbene Blüten. Die Dolden haben eine köpfchenartige Form. Ab August werden dann zwei Teilfrüchte in mit Haken versehenen Doppel-Achänen gebildet.

Die grundständigen Blätter werden während der Blütezeit gesammelt, zum Trocknen an einem schattigen Ort aufgehängt und pulverisiert. Die Wald-Sanikel Wurzel wird zwecks medizinischer Anwendung im Herbst ausgegraben, vorsichtig gereinigt und schonend getrocknet. Das Kraut hat ein intensives Aroma, was auf eine starke Heilwirkung hindeutet. Der Wald-Sanikel kommt in Nordafrika, Eurasien und Europa vor.

In Deutschland ist er weit verbreitet. Der Wanderer findet ihn in den Alpengebieten sogar in bis zu 1.500 Metern Höhe. Er steht als Einzelpflanze an halbschattigen Standorten am Rand von Buchen und Auenwäldern. Das alte Heilkraut liebt mäßig feuchte, basische und kalkreiche Böden. Wer es in seinem Garten anbauen möchte, bringt im Spätsommer die Samen aus. Außerdem kann die Pflanze noch durch Teilung vermehrt werden.

Wirkung & Anwendung

Der Wald-Sanikel enthält Flavonoide, Säuren, Triterpensaponine, Acylsaniculoside, Laniaceen-Gerbstoffe (Chlorogensäure, Rosmarinsäure), Allantoin, ätherische Öle, Bitterstoffe, Schleimstoffe, Mineralstoffe (vor allem Kalzium und Kieselsäure) und Vitamin C. Seine adstringierenden Eigenschaften stoppen Blutungen bei innerlichen und äußerlichen Wunden.

Außerdem stärkt die Heilpflanze das Immunsystem und hat dank ihrer Flavonoide und des Vitamin C einen entzündungshemmenden Effekt. Sie wirkt entschlackend, verdauungsfördernd, schleimbildend und wundheilend. Die kräuterkundige Nonne Hildegard von Bingen setzte beispielsweise einen mit Honig und Süßholz gewürzten Absud gegen Magen-Darm-Blutungen und überschüssige Magensäure ein.

Der Wald-Sanikel wird innerlich und äußerlich als Tee, Tinktur auf Alkohol-Basis, Umschläge, Auflagen, Heilbäder, Heilsalbe und in homöopathischer Anwendung in Form von Globuli, Dilutionen und Ur-Tinktur verwendet. Medizinisch wirksam sind das getrocknete Kraut (Blätter), die Wurzel und - homöopathisch gegen Durchfall-Erkrankungen - das frische blühende Kraut.

Die Frischpflanzen-Verreibung Teep wird in Form von ein bis zwei Tabletten vier bis fünf Mal täglich verabreicht. Zur Zubereitung des Wald-Sanikel-Tees gießt der Patient einen Teelöffel (vier bis sechs Gramm Kraut pro Tag) mit 150 Milliliter kochendem Wasser auf, lässt den Tee acht bis zehn Minuten ziehen und seiht ihn dann ab. Von dem Tee trinkt er täglich zwei bis drei Tassen, bis die Beschwerden nachlassen.

Der medizinische Wald-Sanikel Tee kann auch als Nasenspülung zur Behandlung von Nebenhöhlenkatarrh eingesetzt werden. Die alkoholbasierte mit Wasser verdünnte Tinktur wird beispielsweise als Mundspülung bei Zahnfleischentzündungen verwendet. Sie wird unmittelbar nach den Hauptmahlzeiten und vor dem Schlafengehen durchgeführt. Gegen offene Wunden helfen Auflagen mit Filtraten aus in Butter gekochten und auf 38 Grad Celsius abgekühlten frischen Sanikel-Blättern und Blüten.

Das vielseitig einsetzbare alte Naturheilmittel wird außerdem noch Blutreinigungstees oder Teemischungen gegen Magenbeschwerden und Husten beigemischt. So enthält beispielsweise eine Teemischung gegen Blähungen und Magen-Darm-Beschwerden Wald-Sanikel-Kraut, Pfefferminz-Blätter, Kümmel und Fenchel-Früchte.

Der Patient übergießt zwei gehäufte Teelöffel davon mit einem Viertelliter kochendem Wasser und lässt den Tee zehn Minuten ziehen. Wald-Sanikel Präparate sollten grundsätzlich nur in der vorgeschriebenen Dosierung eingenommen werden. Dann kann es nicht zu Nebenwirkungen kommen.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Naturmedizinisch anerkannt ist der Einsatz von Wald-Sanikel bei der Behandlung leichter Atemwegserkrankungen. Sie wird auch heute noch wegen der Bronchialschleim bildenden Wirkung der Saponine durchgeführt. Dadurch wird dem an trockenem Husten leidenden Patienten das Abhusten ermöglicht. Belegt ist außerdem die wundheilende Wirkung des Heilkrauts. Reisende alter Zeiten trugen daher immer eine Sanikel-Wurzel bei sich.

Um innere und äußere Wunden zu heilen, wirken mehrere Inhaltsstoffe synergetisch: Die Gerbstoffe sind adstringierend und stoppen die Blutung durch Zusammenziehen der Blutgefäße. Die ätherischen Öle und Saponine des Wand-Sanikels desinfizieren die Wunde und verhindern eine Infektion. Das Allantoin fördert den Aufbau neuer Zellen. So wird die Wunde schneller geschlossen. Dass der Wald-Sanikel dank seines hohen Kalzium und Kieselsäuregehalts sogar Knochenbrüche heilt, beweist die Tatsache, dass er früher auch als Bruchkraut bezeichnet wurde.

Sogar heute noch wird er in der Naturheilkunde zur Behandlung von Osteoporose bei alten Menschen eingesetzt. Außerdem werden Magenschleimhautentzündung, Zahnfleischentzündungen und Entzündungen des Mund-Rachenraums sowie - in äußerlicher Anwendung – Geschwüre, Juckreiz und Hautausschläge damit behandelt.

Darüber hinaus helfen Wald-Sanikel Naturheilmittel bei Blähungen, Durchfall, Quetschungen und Zerrungen. Dank ihrer antimykotischen Wirkung gegen Candida-Pilze sogar bei Pilzbefall im Intimbereich. So werden beispielsweise der Wald-Sanikel Tee als Vaginalspülung und die 10-prozentige Ur-Tinktur in Vaginalzäpfchen angewandt.


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