Saponine

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Saponine sind seifenartige Verbindungen, welche nur in Pflanzen gebildet werden. Die einzelnen Moleküle bestehen aus einem hydrophilen und einem lipophilen Anteil. Ihre Strukturen, Eigenschaften und Wirkungsweisen sind sehr vielfältig.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Saponine?

Besonders reich an Saponinen sind Tomaten, Kartoffeln, Erbsen, Sojabohnen oder Spinat.
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Saponine sind biologische Verbindungen, die ausschließlich in pflanzlichen Geweben gebildet werden. Sie stellen sekundäre Pflanzenstoffe dar. Des Weiteren unterliegen sie einer großen strukturellen Vielfalt. In ihrer Grundstruktur bestehen sie aus einem Zuckeranteil und einer Nichtzuckerkomponente (Aglycon) im Molekül.

Der Zuckeranteil ist glykosidisch an das Aglycon gebunden. Die Zucker- oder Kohlenhydratkomponenten sind meist aus Ketten von D-Glukose-, D-Fructose-, D-Galaktose-, D-Glucuronsäure- oder anderen Zuckerbausteinen aufgebaut. Als Aglycone können drei unterschiedliche strukturelle Komponenten dienen. Das sind die Steroide, Steroidalkaloide oder Terpene. Die Aglycone bilden den lipophilen Teil und die Zuckerkomponenten den hydrophilen Teil des Moleküls. Da das Molekül sowohl lipophile als auch hydrophile Eigenschaften besitzt, kann es die Oberflächenspannung von Wasser herabsetzen. Es schäumt daher in Wasser und bringt unterschiedliche Verbindungen in Lösung.

So werden mithilfe der Saponine auch fettlösliche Stoffe in wässrige Lösung gebracht. Saponine sind also Tenside und erscheinen seifenartig. Der Begriff Saponin kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Seife. In der Pflanze wirken Saponine meist fungizid oder antibakteriell. Durch die ähnliche Struktur der in Pilzmembranen vorkommenden Sterine können sich größere Molekülkomplexe bilden, die für Porenbildung innerhalb der Pilzmembranen sorgen. Dabei kommt es zur Zerstörung der Pilzzellen. Ähnlich wirken auch antibakterielle Saponine.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Für den Menschen spielen nur die bezüglich der in pflanzlichen Nahrungsmitteln vorkommenden Saponine eine größere Rolle. Aufgrund ihrer großen strukturellen Vielfalt ist die Wirkungsweise der einzelnen Saponine unterschiedlich und oft auch noch unerforscht.

Meist besitzen sie positive Eigenschaften oder sind neutral. In selteneren Fällen sind auch Giftwirkungen bekannt geworden. Für Pflanzen bedeuten sie defensive Wirkstoffe, die gegen Pilze, Bakterien und Insekten wirken. Das fehlende aktive Immunsystem bei Pflanzen macht es für sie erforderlich, chemische Abwehrmechanismen zu entwickeln. Einige Saponine entfalten jedoch auch eindeutige positive gesundheitliche Wirkungen bei Mensch und Tier, sodass sie eine wichtige Rolle in der Pflanzenheilkunde spielen. So wurden je nach strukturellem Aufbau einzelner Saponine entzündungshemmende, stärkende, schleimlösende, harntreibende oder hormonstimulierende Eigenschaften dieser Stoffgruppe entdeckt.

Durch ihre besondere Struktur können Saponine auch Cholesterin binden und somit zur Absenkung des Cholesterinspiegels beitragen. Gleichzeitig gibt es Studien, die eine vorbeugende Wirkung von Saponinen gegen Darmkrebs anzeigen, indem sie einen hemmenden Einfluss auf die Zellteilung ausüben. Viele medizinische Einflüsse sind jedoch noch nicht vollständig verstanden und bedürfen noch weiterer Untersuchungen. Neben cholesterinsenkenden Wirkungen entfalten Saponine aber auch blutdrucksteigernde Wirkungen und können so bei niedrigem Blutdruck eingesetzt werden. Auch immun modulierende Einflüsse werden beobachtet.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Wie bereits erwähnt, kommen Saponine nur in pflanzlichem Gewebe vor. Dort befinden sie sich hauptsächlich in besonders nährstoffreichen Pflanzenteilen. Dazu zählen unter anderem Wurzeln, Blüten, Blätter, Knollen oder Samen. Besonders reich an Saponinen sind Tomaten, Kartoffeln, Erbsen, Sojabohnen oder Spinat. Bestimmte Kräuter haben gerade wegen der in ihnen enthaltenden Saponine eine positive gesundheitliche Wirkung wie beispielsweise Ginseng oder bestimmte Teesorten.

Auch Kastanien enthalten hohe Konzentrationen an Saponinen. Früher wurde der Saft der Wurzeln des Echten Seifenkrautes aufgrund der in ihnen enthaltenden Saponine als Waschmittel verwendet. Die Bildung der Saponine erfolgt durch eine glykosidische Verbindung von Aglyconen, die hauptsächlich aus einer Steroid- oder Terpengrundstruktur bestehen, mit einer Kohlenhydratkomponente. Die Aglycone besitzen keine polaren funktionellen Gruppen, sodass sich diese Molekülkomponente in fettähnlichen Stoffen löst. Der Kohlenhydratanteil enthält viele Hydroxylgruppen, die eine intensive Wasserlöslichkeit dieses Teils des Moleküls induzieren.

Aufgrund dieser Tatsache sind Saponine gute Lösungsvermittler. Sie ermöglichen vielen Stoffen die Überwindung der Phasengrenze zwischen zwei nicht miteinander vermischbaren Komponenten. Das erklärt auch die Interaktion von Saponinen mit Membrankomponenten von verschiedenen Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilzen. Als wichtigste Lieferanten von Saponinen für Heilzwecke dienen Hülsenfrüchte, Spargel, Zuckerrüben, Rote Beete, Rosskastanie oder Gänseblümchen.


Krankheiten & Störungen

Neben positiven Wirkungen kann es bei der Einnahme von Saponinen jedoch auch zu gesundheitlichen Problemen kommen. Dazu sind meist aber sehr hohe Konzentrationen erforderlich, die selbst beim Verzehr von stark saponinhaltigen Nahrungsmitteln nicht erreicht werden können. Wenn Saponine jedoch in Kontakt mit der Blutbahn gelangen, reichen auch geringere Konzentrationen aus, um eine Hämolyse auszulösen.

In der Regel handelt es sich dabei nur um eine hämolytische Wirkung, bei der Blutkörperchen aufgrund ihrer Wechselwirkung mit Saponinen aufgelöst werden. Diese Tatsache wird bei Blutuntersuchungen unter anderem auch als quantitative Standardmethode genutzt. Wenn die Darmwand entzündet ist, kann durch Einfluss von Saponinen die Durchlässigkeit der Darmwand erhöht werden. Insgesamt reichen jedoch die durch die Nahrung zugeführten Mengen für eine solche Wirkung nur selten aus. Allerdings können beim Verzehr von Lakritz gewisse Nebenwirkungen auftreten.

Lakritz enthält große Mengen an Glycyrrhizinsäure. Das ist ein Saponin, welches in der Wurzel der Süßholzpflanze vorkommt. Aus der Süßholzpflanze wird Lakritz hergestellt. Glycyrrhizinsäure hemmt die Bildung von Kortison aus Kortisol. Kortison ist die inaktive Form des Hormons. Das aktive Kortisol besetzt dabei unspezifisch die Rezeptoren der Mineralkortikoide und erzeugt dabei ähnliche Wirkungen wie das Mineralkortikoidhormon Aldosteron. Dabei kommt der Mineralstoffwechsel in Form von Flüssigkeitsretention, Hypokaliämie und Hypertonus aus dem Gleichgewicht, ein Phänomen, welches bei erhöhtem Lakritzgenuss auftreten kann.

Quellen

  • Bob, A., Bob, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
  • Lothar, T.: Labor und Diagnose. TH-Books, Frankfurt 2005
  • Müller-Esterl, W.: Biochemie. Eine Einführung für Mediziner und Naturwissenschaftler. 2. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, München, 2011

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