Wulstnarbe
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Normalerweise heilen Wunden bei intakter Wundheilung so ab, dass zwar ein Narbengewebe vorhanden bleibt. Dieser Bereich hebt sich jedoch im Laufe der Zeit kaum noch vom gesunden Areal ab. Anders ist dies bei einer sogenannten Wulstnarbe, die eine ästhetische Beeinträchtigung darstellen kann.
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Was ist eine Wulstnarbe?
Eine Wulstnarbe wird in der medizinischen Fachsprache auch als Keloid bezeichnet. Im Unterschied zu einem "gesunden" Narbengewebe unterscheidet sich die Wulstnarbe durch ein erhabenes, über die Hautoberfläche hinweg ragendes Erscheinungsbild.
Unter diesen Gegebenheiten ist eine Wulstnarbe optisch gut zu erkennen. Außerdem kann eine Wulstnarbe unter bestimmten Bedingungen auch Beschwerden verursachen.
Dies ist häufig dann der Fall, wenn eine Wulstnarbe an einem inneren Organgewebe entstanden ist. Durch die Wulstnarbe, die sich verhärten kann, kommt es zu einer permanenten Reibung. Außerdem fordern Wulstnarben einen zusätzlichen Raum und können einen Druck auf anliegende Organbereiche ausüben.
Ursachen
Außerdem wirken noch mehr Faktoren auf die Bildung einer Wulstnarbe ein. Zu diesen gehören beispielsweise die Zytokine und das Zellwachstum fördernde körpereigene Stoffe sowie die Makrophagen und die als epidermale Keratinozyten bezeichneten Zellstrukturen.
Es kommt wahrscheinlich zu einem Ungleichgewicht zwischen diesen Komponenten, sodass vermehrt Kollagen als Basis für die Wulstnarbe entsteht. Eine gewisse genetische Bereitschaft des Organismus kann zu einer vermehrten Neigung zu Wulstnarben beitragen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Wulstnarben sind eine äußerliche Erscheinung, die den Betroffenen entstellen kann. Doch wulstartige geformte Narbenverwachsungen können auch durch Operationen im Körperinneren entstehen. Beide Arten von Narben können Begleitsymptome verursachen, die unerwünscht sind. So kommt es bei wulstartigen Narbenbildungen häufig zu Spannungsgefühlen oder Druck auf Gefäße und Nerven. Eine Wulstnarbe ist lange Zeit gerötet und erhaben.
Zu den typischen Symptomen, die Wulstnarben verursachen können, gehören Juckreiz, Druck- und Spannungsgefühle oder Schmerzen rund um das Wundgebiet. Das frische Narbengewebe wird erst nach mehreren Monaten oder Jahren weicher. Es nimmt oft nach und nach eine normale Färbung ein. Wulstnarben, die durch Verbrennungen oder operative Eingriffe entstehen, können nach dem Abheilen noch lange empfindlich gegenüber Sonneneinstrahlung oder Druck bleiben. Sie können anhaltend schmerzen.
Manchmal entwickelt sich bei einer Gallenoperation eine innen liegende Wulstnarbe. Diese belastet ein ab- oder zuführendes Gefäß mit Druck. Dadurch kann es zu einem Gefäßverschluss und Koliken kommen. Problemtisch ist, dass jede weitere Operation neuerliche Verwachsungen zeitigt.
Außen liegende Wulstnarben stellen ein kosmetisches, aber wegen der auftretenden Begleitsymptome auch ein medizinisches Problem dar. Manchmal ist eine operative Korrektur notwendig. Besonders problematisch sind die Narbenbildungen bei Brand- und Säureopfern. Hier entwickeln sich oft schmerzhafte Wulstnarben, die spezieller Behandlungsansätze und vieler kosmetischer Operationen bedürfen.
Diagnose & Verlauf
Eine Wulstnarbe ist immer gutartig ist rein äußerlich durch ihre Beschaffenheit erkennbar. Eine Wulstnarbe, welche sich nach einem operativen Eingriff im Inneren des Körpers gebildet hat, verursacht entsprechende Beschwerden und kann durch eine röntgenologische oder Ultraschalluntersuchung erkannt werden.
Eine Wulstnarbe, welche sich nach Defekten durch Verbrennungen, Akne oder Impfungen entwickelt, äußert sich vielfach durch ein anhaltendes Jucken und sogar eine gewisse Schmerzhaftigkeit. Die Begrenzungen der Wulstnarbe sind nicht glatt und gehen nicht gleichmäßig in umliegendes intaktes Gewebe über.
Tritt eine Wulstnarbe in einem ab- oder zuführenden Gefäß (Gallengang) auf, können Verschlüsse mit einhergehenden Koliken auftreten. Hautärzte erkennen schon rein visuell eine Wulstnarbe und können diese mit einem Vergrößerungsinstrument noch besser differenzieren.
Komplikationen
Wenn eine Wulstnarbe entsteht, ist das für die Betroffenen vor allem ein kosmetisches Problem. Komplikationen können auftreten, wenn keine Möglichkeit besteht, die Narbe medizinisch zu behandeln. Die Betroffenen entwickeln dann häufig Minderwertigkeitskomplexe und trauen sich nicht mehr, ihren Körper zu zeigen.
Bleibt therapeutische Unterstützung aus, können sich diese seelischen Beschwerden zu ausgewachsenen Angststörungen entwickeln, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinflussen. Eine Wulstnarbe kann auch körperliche Probleme hervorrufen. Meistens sind die auffälligen Hautveränderungen mit einer Berührungsempfindlichkeit verbunden.
Viele Betroffene sind mitunter wetterfühlig – ein Leiden, dass mit wiederkehrenden Schmerzen einhergeht und sich sehr negativ auf das Wohlbefinden auswirkt. Der ständige Juckreiz kann dazu führen, dass die Betroffenen die Narbe aufkratzen und eine Infektion verursachen. Im schlimmsten Fall kann es dadurch zu einer Blutvergiftung kommen.
Meistens führt das Aufkratzen dazu, dass sich die Narbe vergrößert. Eine medikamentöse Behandlung mittels Kortison kann in seltenen Fällen Nebenwirkungen hervorrufen. Größere Komplikationen sind bei einem operativen Eingriff möglich. Chirurgische Maßnahmen bergen zum Beispiel das Risiko, dass die umliegenden Gewebestrukturen verletzt werden. Auch Wundheilungsstörungen und Infektionen können auftreten.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eine außen liegende Wulstnarbe kann sehr unschön aussehen. Sie kann Menschen, die sie erleben, stark belasten. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine Wulstnarbe im sichtbaren Bereich liegt.
Wulstnarben können sich jedoch auch entzünden oder zu Wucherungen führen. Letzteres ist besonders oft bei postoperativen Narbenwucherungen im Bauchraum der Fall. Mediziner sprechen dann von einem Verwachsungsbauch. Hier würde eine erneute Operation vermutlich neues Narbengewebe erzeugen. Trotzdem kann die operative Behebung von innen liegenden Wulstnarben bei starken Beschwerden angezeigt sein. Die wulstigen Narben, die nach Rückenoperationen entstehen, können Spannungsgefühle auslösen. Sie können auf Gefäße oder Nervenstränge drücken.
Die psychische Belastung durch eine gerötete Wulstnarbe im Sichtbereich kann erheblich sein. Wulstnarben sind sowohl kosmetisch als auch medizinisch relevante Probleme. Der Arztbesuch ist immer dann angezeigt, wenn es infolge einer Wulstnarbe zu Depressionen oder anderen Beschwerden kommt. Die zuständigen Ärzte sind je nach Sachlage ein Psychologe oder ein Schönheitschirurg. Letzterer kann die unschöne Wulstnarbe durch eine Operation entfernen. Am selben Ort entsteht dann eine neue Narbe, die weniger prominent ist.
Im Falle schwerer Brandverletzungen oder nach Säureattentaten kommt es vermehrt zur Bildung von Wulstnarben. Hier können interdisziplinare Hilfen nötig sein. Auch wenn die Narbenbildung durch elastische Gesichtsmasken reduziert werden kann, sind viele kosmetische Operationen unumgänglich.
Behandlung & Therapie
Eine Wulstnarbe kann nicht nur behandelt, sondern auch entfernt werden. In diesem Zusammenhang werden gerade solche Narben als lästig und störend empfunden, die an gut sichtbaren Körperstellen lokalisiert sind. Darüber hinaus lassen sich mit der Behandlung der Wulstnarbe auch die damit zusammenhängenden Beschwerden in den Griff bekommen.
Bei einer Wulstnarbe muss nicht immer gleich zum Skalpell gegriffen werden. Eine auf der Hautoberfläche aufliegende Wulstnarbe kann auch medikamentös oder mit Cremes und Salben behandelt werden. Eine andere Version, eine Wulstnarbe "unsichtbar" zu machen, ist der Einsatz der sogenannten Kryotechnologie. Durch die direkte Einwirkung sehr niedriger Temperaturen kommt es bei der Wulstnarbe zu einer Hemmung des Zellwachstums. Erfolgreich sind zudem Injektionen von Kortison, um die Sichtbarkeit der Wulstnarbe zu verringern.
Zu den hoch modernen Verfahren, welche in der Dermatologie und der ästhetischen Medizin angewandt werden, um eine Wulstnarbe zu behandeln, gehören die Lasergeräte. Sowohl die fraktionierte als auch die ultragepulsten Kohlendioxidlaserbehandlung sind hierbei von Bedeutung. Eine chirurgische Korrektur der Wulstnarbe durch eine Nachoperation kann ebenfalls sinnvoll sein.
Vorbeugung
Im Rahmen der homöopathischen Maßnahmen kann der Entstehung einer Wulstnarbe durch die Aufnahme von Vitamin E vorgebeugt werden. Die besten Prophylaxen gegen eine Wulstnarbe sind natürlich eine intakte und reibungslose Wundheilung sowie eine professionelle Versorgung der Wunde.
Darüber hinaus sollten als Vorbeugung gegen eine Wulstnarbe keine UV-Strahlen übermäßig auf eine frische Narbe einwirken. Auch das Ausüben von Reibung und Druck auf eine gerade geheilte Wunde sollten vermieden werden. Durch ein "geschmeidig halten" einer Narbe kann eine Neubildung von Narbengewebe bei einer Wulstnarbe ebenfalls verhindert werden. Die Anwendung spezieller Narbenpflaster ist gegen eine Wulstnarbe ebenfalls empfehlenswert.
Nachsorge
Die Nachsorge einer Wulstnarbe konzentriert sich darauf, passende Behandlungsmöglichkeiten zu finden. Die meisten Narben können durch Cremes und Salben, Lasertherapien wie die Kohlendioxidlaserbehandlung oder eine Kryotherapie behandelt werden. Auch eine chirurgische Entfernung der Narbe ist möglich. Nach dem Abschluss der Behandlung stellt der Dermatologe eine Untersuchung der betroffenen Hautstellen an.
Mittels einer blickdiagnostischen Untersuchung und einem anschließenden Gespräch mit dem Patienten kann festgestellt werden, ob das Ergebnis den Erwartungen entspricht. Abhängig davon können dann weitere Schritte geplant werden. Ist keine weitere Behandlung möglich, da die Wulstnarbe bereits zu stark verknotet ist oder sich an einer sensiblen Körperpartie befindet, ist für den Patienten oft eine therapeutische Beratung sinnvoll.
Andernfalls kann der ästhetische Makel Minderwertigkeitskomplexe hervorrufen und es dem Betroffenen erschweren, seinen Körper frei zu zeigen. Die Nachsorge konzentriert sich darauf, gemeinsam mit dem Patienten die Behandlung und die Nachbehandlung der Wulstnarbe durchzuführen. Sie wird in der Regel von dem zuständigen Dermatologen oder dem Hausarzt übernommen. Je nachdem, wie sich die Wulstnarbe entwickelt, sind mitunter weitere Arzttermine notwendig. In anderen Fällen stagniert die Wulstnarbe und der Patient entscheidet sich gegen eine weitere Behandlung.
Das können Sie selbst tun
Eine Wulstnarbe ist in der Regel nur dann ein Problem für den Patienten, wenn sie schmerzt oder stört, aber medizinisch nichts gegen sie unternommen werden kann. Liegt die Wulstnarbe im Inneren des Körpers, sind die Möglichkeiten begrenzt, sich selbst zu helfen.
Äußerliche Narben, die den Patienten stören, können jedoch mit Geduld und geeigneten Cremes geglättet und gelindert werden. In Apotheken und Drogerien werden verschiedene Narbencremes und -öle angeboten. Welches das Richtige für den Patienten ist, kann nur er selbst herausfinden. Wichtig ist, dass er mit dem Produkt die Narbenfläche einsalben und sanft einmassieren kann. Gele sind hierfür erfahrungsgemäß nicht geeignet. Für die sanfte Massage sollte sich der Patient zweimal am Tag Zeit nehmen. Nach dem Eincremen darf das Gewebe mit den Fingerspitzen gelockert und bewegt werden, bis es warm und gut durchblutet ist. Es dauert möglicherweise Wochen oder sogar Monate, bis die Narbe weich und geschmeidig ist, aber die konsequente Selbstbehandlung kann den Juckreiz lindern und das Gewebe wieder schmerzfrei machen. Gleichzeitig lernt der Patient, die Narbe als Teil seines Körpers anzusehen und sie zu akzeptieren.
Sind die Wulstnarben subjektiv kosmetisch sehr störend, kann eine psychotherapeutische Intervention helfen, besser mit ihr zurecht zu kommen. Wenn die Narben auch objektiv entstellend sind, hilft der regelmäßige Besuch einer Selbsthilfegruppe. Die behandelnden Ärzte können entsprechende Adressen anbieten.
Quellen
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Sterry, W., Paus, R.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Sterry, W. (Hrsg.): Kurzlehrbuch Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2011