Adipositaschirurgie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Adipositaschirurgie ist ein Teilgebiet der Viszeralchirurgie und umfasst sämtliche anerkannte Maßnahmen zur Bekämpfung von krankhaftem Übergewicht, worunter sowohl das Magenband, als auch der Schlauchmagen, der Magenbypass und die biliopankreatische Diversion mit Duodenalswitch fallen.
Voraussetzung für einen adipositaschirurgischen Eingriff ist neben einem Body-Mass-Index über 40 vor allem die erfolglose Ausschöpfung von konservativen Methoden zur Gewichtsreduktion, aber auch Begleiterkrankungen und Altersparameter müssen in Betracht gezogen werden. Die Beratung der Patienten erfolgt in speziell dazu zertifizierten Institutionen, wobei auch nach der Operation eine kompetente Betreuung erforderlich ist, da der Patient zum Beispiel seine Ernährung umstellen muss, um von der chirurgischen Veränderung seines Magen-Darm-Trakts dauerhaft profitieren zu können.
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Was ist die Adipositaschirurgie?
Unter dem Begriff der Adipositaschirurgie oder auch bariatrischen Chirurgie werden alle operativen Eingriffe zur Bekämpfung von krankhaftem Übergewicht zusammengefasst. Als Spezialgebiet der Viszeralchirurgie beschäftigt sich die Adipositaschirurgie insbesondere mit dem Magen-Darm-Trakt. Im Zuge eines adipositaschirurgischen Eingriffs wird so durch die operative Veränderungen des Magen-Darm-Trakts Übergewicht entgegengewirkt.
Damit ist die Adipositaschrirurgie die invasivste Methode zur Gewichtsreduktion und hilft zugleich bei der Minimierung des Risikos für Folgeerkrankungen. Die vier anerkannten Standardverfahren dieser Chirurgierichtung sind das Magenband, die biliopankreatische Diversion mit Duodenalswitch, der Magenbypass und der Schlauchmagen. Während Magenband, Magenbypass und Schlauchmagen aus sich heraus die maximale Nahrungszufuhr begrenzen, beschränkt die biliopankreatische Diversion mit Duodenalswitch die maximale Aufnahme von bestimmten Inhaltsstoffen der Nahrung.
Funktion, Wirkung & Ziele
Der Magendurchmesser wird dabei im Eingangsbereich eingeengt, indem der Arzt im Zuge einer laparoskopischen Operation ein Silikonband an den Magenfundus anlegt und einen Zugang vor dem Brustbein oder in der Bauchwand herstellt. Beim Magenbypass wird dagegen ein miniaturisierter Magen eingesetzt, der vom Arzt mit einer Schlinge des Dünndarms in Verbindung gesetzt wird. Ein anderer Abschnitt des Dünndarms fängt fortan die Verdauungssäfte auf. Bei einer biliopankreatische Diversion mit Duodenalswitch verhindert wiederum ein Pförtnermechanismus im Magen die Sturzentleerung von Zucker und damit den Blutzuckeranstieg.
Bei diesem Eingriff wird der Duodenalstumpf abgeriegelt, wobei der Arzt den Zwölffingerdarm mit dem Ileum verbindet. Die vierte und letzte als Standardverfahren anerkannte Methode der Adipositaschirurgie ist der Schlauchmagen. Dieser Eingriff zählt letztlich zu den Gastroplastiken und ist als erster Schritt der sogenannten Zwei-Schritt-Methode bekannt geworden. Dabei reseziert der Arzt den Magen entlang der Kurvatur, was einen schlauchartigen Magenrest zurückbleiben lässt, der ein deutlich geringeres Volumen aufweist als der eigentliche Magen. Den abgetrennten Teil des Magens nimmt der Arzt vollständig heraus.
Die Nähte werden in der Regel laparoskopisch vorgenommen. Nach dieser chirurgischen Veränderung des Magens zum Schlauchmagen stellt sich die erste Gewichtsreduktion ein, wobei der Patient zwei Jahre nach dem Eingriff durch eine biliopankreatische Diversion nach Scopinaro bei der Annäherung des letztendlichen Zielgewichts unterstützt wird. Der eigentliche Weg der Nahrungspassage wird bei dieser Methode nicht abgeändert, wobei auch endoskopische Verfahren im Schlauchmagen im Bereich des Möglichen liegen.
Da Magenbänder nach gewisser Zeit entfernt werden, um das Infektionsrisiko und die Verrutschungsgefahr gering zu halten, kombinieren Adipositaschirurgen den Magenbandeingriff auf lange Sicht häufig mit dem Schlauchmagen. Das heißt, dass bei einer Operation zur Entfernung eines Magenbandes oft gleichzeitig ein Schlauchmagen angelegt wird. Welches adipositachirurgische Verfahren im Einzelfall zum Einsatz kommt, hängt von den persönlichen Zielen und Wünschen des Patienten sowie der Form des Übergewichts ab.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Zu den Voraussetzungen für einen adiositaschirurgischen Eingriff zählt ein Body-Mass-Index über 40 oder ein BMI über 35 kombiniert mit Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus oder arterieller Hypertonie. Die krankhafte Form des Übergewichts muss außerdem seit mindestens drei Jahren bestehen und der Patient sollte ein biologisches Alter zwischen 18 und 65 Jahren aufweisen. Konservative Methoden wie ein multimodales Therapieprogramm mit Ernährungsberatung und Bewegungstraining müssen vorab gänzlich ausgeschöpft worden sein.
Außerdem darf der Patient weder tiefgreifende Psychosen, noch Suchtproblematiken mitbringen. Die tatsächlichen Risiken des Eingriffs hängen stark mit der gewählten Methode und der eigenen Konstitution zusammen. Da Übergewicht das Narkose- und Operationsrisiko aber generell negativ beeinflusst, werden die Eingriffe heutzutage, soweit möglich, laparoskopisch oder in Form der NOTES- beziehungsweise SILS-Technik durchgeführt. Damit ist die aktuelle Adipositaschirurgie mit deutlich weniger Komplikationen verbunden, als noch vor einigen Jahren.
Die Verfahren dieser Chirurgierichtung verändern neben dem Gewicht auch den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten zum Positiven, da krankhaftes Übergewicht immer mit Negativeffekten für den allgemeinen Gesundheitszustand verbunden ist. Allerdings erfordert jeder adipositaschirurgische Eingriff im Nachhinein eine konsequente Umstellung der Ernährung. Im Standardkatalog der Krankenkassen sind adipositachirurgische Eingriffe bislang nicht enthalten. Trotzdem übernehmen die Kassen im Einzelfall die anfallenden Kosten, wenn der Patient die Kostenübernahme mit guter Begründung beantragt.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Kasper, H., Burghardt, W.: Ernährungsmedizin und Diätetik. Urban & Fischer, München 2009
- Suter, P.M.: Checkliste Ernährung. Thieme, Stuttgart 2008