Aminophenazon

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Wirkstoffe Aminophenazon

Dem Wirkstoff Aminophenazon kommt ein fiebersenkender und schmerzlindernder Effekt zu. Das Analgetikum ist aufgrund seiner Nebenwirkungen jedoch umstritten. In einigen europäischen Ländern wird es auf dem freien Markt daher nicht mehr vertrieben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Aminophenazon?

Dem Wirkstoff Aminophenazon kommt ein fiebersenkender und schmerzlindernder Effekt zu.

Vor rund 120 Jahren begann die medizinische Forschung damit, aus dem Grundstoff Phenazon das Aminophenazon zu gewinnen. Es handelt sich hierbei um ein weißes Pulver. Dessen Löslichkeit in Wasser ist sehr hoch. Um das Jahr 1900 herum kamen die ersten Medikamente mit dem Inhaltsstoff Aminophenazon zur Anwendung.

Aufgrund der intensiven Reduktion bei der Gewinnung besaßen diese eine stark beruhigende Wirkung. Schmerzen wurden gedämpft, das Fieber gesenkt, der gesamte Organismus konnte entspannt werden. Ihm kam somit vor größeren Eingriffen eine gewisse Relevanz zu. Oftmals wurde das Mittel zur Beruhigung der Patienten verabreicht.

Größer war die Bedeutung aber in der Nachsorge von Krankheiten und Wunden. Entzündungen jedweder Art ließen sich damit lindern. Auch weitere Symptome wurden mit dem Aminophenazon vergleichsweise schnell behoben. Nebenwirkungen traten nicht auf – diese stellen sich jedoch bei langfristigem Gebrauch ein.

Pharmakologische Wirkung

Das Aminophenazon wird beinahe ausnahmslos oral eingenommen. Es kann hierbei also die Form von Tabletten und Kapseln besitzen, ebenso aber in einer Flüssigkeit gelöst werden. Auf diese Weise gelangt der Wirkstoff in den Blutkreislauf sowie in die einzelnen Gewebezellen.

Dort ist er fähig, eine Bindung mit den unterschiedlichen – insgesamt lassen sich mehr als 100 von ihnen nachweisen – Plasmaproteinen herzustellen. An diesen Proteinen würden sich ohne Verabreichung des Medikaments bestimmte chemische Prozesse vollziehen. Sie wiederum können die Basis für den Transport von Schmerzen und sonstigen Empfindungen durch das Nervensystem in das Gehirn darstellen. Durch die Blockade der Proteine wird eine Wahrnehmung der Beschwerden aber reduziert.

Der Patient wird in einen ruhigen Zustand versetzt. Ebenso sind die Plasmaproteine an der Entstehung akuter sowie chronischer Entzündungen beteiligt. Durch den Zugriff des Aminophenazons wird folglich auch diese Gefahr gesenkt. Dadurch können sich im weiteren Verlauf gleichermaßen Wundmale nicht ausbreiten. Zudem wird dem auftretenden Fieber vorgebeugt.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Die Einsatzmöglichkeiten des Aminophenazons waren und sind vielfältig gesteckt. Das Mittel wird bei Krankheiten angewandt, die mit Fieber, Schmerzen und Entzündungen verbunden sind. Durch die beruhigende Wirkung kam es stets auch im Rahmen von Schlaf- und Narkosemitteln in kleinen Dosierungen unterstützend zum Gebrauch.

Dank des schnell eintretenden Effekts und die hohe Resorbierbarkeit im Körper erlangte das Mittel eine nicht unerhebliche Bedeutung. Positiv gestaltete es sich ebenso, dass der Wirkstoff weitgehend ohne spontan auftretende Nebenwirkungen auszukommen schien. Die Verwendung gestaltete sich folglich bis in die 1960er und 1970er Jahre recht hoch. Erst eine Mitte der 70er Jahre veröffentlichte Studie gab einen konkreten Hinweis auf die langfristigen Begleiterscheinungen.

Diese konnten einen stark gesundheitsgefährdenden bis tödlichen Charakter besitzen. Das Aminophenazon rückte damit vermehrt aus dem Fokus der medizinischen Anwendung. In einigen europäischen Ländern lässt es sich heute als Bestandteil frei erwerblicher Medikamente nicht mehr finden. Es wird somit ausnahmslos durch Ärzte verabreicht – und selbst das nur in sehr geringen und jederzeit vertretbaren Dosierungen.


Verabreichung & Dosierung

Aminophenazon, auch bekannt als Aminopyrin, ist ein nicht mehr häufig verwendetes Schmerzmittel und Fiebersenker, das aufgrund seiner Nebenwirkungen und Risiken in vielen Ländern vom Markt genommen wurde. Wenn Aminophenazon in einem spezifischen klinischen Kontext oder Land immer noch verwendet wird, gibt es wichtige Richtlinien für die Verabreichung und Dosierung, die beachtet werden müssen.

Verabreichung: Aminophenazon wurde typischerweise oral in Tablettenform verabreicht. Es ist wichtig, dass das Medikament mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen wird, um die Absorption zu fördern und die Magen-Darm-Verträglichkeit zu verbessern.

Dosierung: Die genaue Dosierung von Aminophenazon sollte immer von einem Arzt festgelegt werden, basierend auf dem Alter, Gewicht und den gesundheitlichen Bedingungen des Patienten sowie der Schwere der Symptome. Üblicherweise wurde eine Einzeldosis für Erwachsene im Bereich von 200 bis 600 mg angegeben, nicht öfter als drei- bis viermal täglich. Bei Kindern sollte eine deutlich niedrigere Dosierung angewandt werden, abgestimmt auf das Körpergewicht und unter strenger ärztlicher Aufsicht.

Vorsichtsmaßnahmen und Überwachung: Aufgrund seiner potenziellen Nebenwirkungen, einschließlich Blutbildveränderungen und schwerer allergischer Reaktionen, sollte die Anwendung von Aminophenazon sorgfältig überwacht werden. Regelmäßige Bluttests können notwendig sein, um frühzeitig Anzeichen von Nebenwirkungen zu erkennen.

Kontraindikationen: Aminophenazon ist kontraindiziert bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, bestehenden Blutbildstörungen oder bei Patienten, die andere Medikamente einnehmen, die das Risiko von Wechselwirkungen erhöhen könnten.

In Anbetracht der Risiken und der Verfügbarkeit sichererer Alternativen wird die Verwendung von Aminophenazon in vielen medizinischen Richtlinien nicht mehr empfohlen. Es ist wichtig, dass Ärzte und Patienten sich der Risiken bewusst sind und gegebenenfalls sicherere und wirksamere Behandlungsalternativen in Betracht ziehen.

Risiken & Nebenwirkungen

Hauptsächlich besitzt das Aminophenazon zwei gravierende Nebenwirkungen. Die erste liegt in der langfristigen Reduktion der im Blut befindlichen Granulozyten. Diese gehören der Gruppe der weißen Blutkörperchen an und sind insofern an einem starken Immunsystem beteiligt.

Die Verringerung derselben führt also zu einer Schwäche des Körpers, sich gegen innere und äußere Einflüsse zur Wehr zu setzen. Der zweite Effekt wird in einer starken Förderung von krebserregenden Zellen gesehen. Bei einer unverhältnismäßig hohen Zahl an Konsumenten ließen sich Metastasen nachweisen. Dies war auch bei Patienten der Fall, die das Aminophenazon nur in geringem Umfang eingenommen hatten.

Die Nebenwirkungen des Medikaments sind somit sehr intensiv und in der Anwendung durch Laien nicht vertretbar. In der Langzeitwirkung scheint das Präparat somit eher schädigend denn helfend in den Organismus einzugreifen.

Kontraindikationen

Aminophenazon, einst weit verbreitet als Analgetikum und Antipyretikum, ist heute in vielen Ländern aufgrund seiner schweren Nebenwirkungen und Sicherheitsbedenken nicht mehr im Gebrauch. Bei der Anwendung von Aminophenazon sind mehrere typische Kontraindikationen zu beachten:

Überempfindlichkeit: Personen mit bekannter Überempfindlichkeit gegen Aminophenazon oder verwandte Substanzen wie Phenazon sollten dieses Medikament nicht verwenden, da es zu schweren allergischen Reaktionen führen kann.

Blutbildveränderungen: Aminophenazon ist kontraindiziert bei Patienten mit hämatologischen Störungen wie Agranulozytose, einer ernsten Erkrankung, die durch einen starken Abfall der weißen Blutzellen gekennzeichnet ist. Das Medikament wurde mit einer erhöhten Gefahr der Entwicklung solcher Blutbildveränderungen in Verbindung gebracht.

Schwere Leber- und Nierenerkrankungen: Patienten mit signifikanten Leber- oder Nierenfunktionsstörungen sollten Aminophenazon meiden, da ihre Körper das Medikament nicht effektiv metabolisieren und ausscheiden können, was zu einer Anhäufung und potenziell toxischen Wirkungen führen könnte.

Schwangerschaft und Stillzeit: Die Sicherheit von Aminophenazon während der Schwangerschaft und Stillzeit ist nicht ausreichend belegt. Aufgrund potenzieller Risiken für den Fötus oder das Neugeborene wird von einer Anwendung abgeraten.

Gleichzeitige Einnahme bestimmter anderer Medikamente: Aminophenazon kann Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben, insbesondere solchen, die ebenfalls das Blutbild beeinflussen oder die Leberfunktion belasten. Die gleichzeitige Anwendung mit anderen potenziell hepatotoxischen oder hämatotoxischen Wirkstoffen sollte vermieden werden.

Diese Kontraindikationen unterstreichen die Wichtigkeit einer sorgfältigen Patientenauswahl und Überwachung bei der Verwendung von Aminophenazon, sofern es noch in bestimmten klinischen Situationen oder Ländern verwendet wird. In der modernen medizinischen Praxis sind jedoch in der Regel sicherere und effektivere Alternativen verfügbar.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Aminophenazon, ein Schmerzmittel, das heute aufgrund seiner potenziellen Nebenwirkungen und Sicherheitsrisiken in vielen Ländern nicht mehr verwendet wird, kann verschiedene Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben. Hier sind einige der relevanten Interaktionen:

Wechselwirkungen mit anderen Schmerzmitteln: Die Kombination von Aminophenazon mit anderen nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAIDs) oder anderen Schmerzmitteln kann das Risiko für Magen-Darm-Probleme, wie Geschwüre und Blutungen, sowie Nierenprobleme erhöhen.

Blutverdünnende Medikamente: Aminophenazon kann die Wirkung von Antikoagulantien wie Warfarin verstärken, was das Blutungsrisiko erhöht. Dies erfordert eine sorgfältige Überwachung der Blutgerinnungsparameter.

Medikamente, die das Knochenmark beeinflussen: Aminophenazon kann das Risiko für Blutbildveränderungen erhöhen, insbesondere in Kombination mit anderen Medikamenten, die das Knochenmark unterdrücken oder die Bildung von Blutzellen beeinträchtigen, wie bestimmte Chemotherapeutika.

Leberenzym-induzierende Medikamente: Arzneimittel, die Leberenzyme induzieren, können die Metabolisierung von Aminophenazon beschleunigen, was zu einer verminderten Wirksamkeit oder einer Veränderung seiner Toxizität führen kann.

Alkohol: Die gleichzeitige Aufnahme von Alkohol kann die hepatotoxischen Effekte von Aminophenazon verstärken, was das Risiko für Leberschäden erhöht.

Es ist wichtig, dass Ärzte und Patienten sich der möglichen Wechselwirkungen bewusst sind und die Anwendung von Aminophenazon, falls noch zulässig, sorgfältig überwachen. Generell wird die Verwendung dieses Medikaments aufgrund der Verfügbarkeit sichererer und effektiverer Alternativen in der modernen Medizin nicht empfohlen. Jegliche Anwendung sollte unter strenger medizinischer Aufsicht erfolgen, um potenzielle Risiken zu minimieren.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Aminophenazon aufgrund seiner Nebenwirkungen oder Kontraindikationen nicht vertragen wird, gibt es mehrere alternative Wirkstoffe und Behandlungsmethoden, die zur Schmerzlinderung und Fieberreduktion verwendet werden können. Diese Alternativen sind in der Regel sicherer und werden von Patienten besser vertragen:

Paracetamol (Acetaminophen): Dies ist ein häufig verwendetes Schmerzmittel und Fiebersenker, das für seine gute Verträglichkeit bekannt ist. Paracetamol ist eine sichere Wahl für die meisten Patienten, einschließlich Schwangeren, jedoch sollte die empfohlene Dosis nicht überschritten werden, um Leberschäden zu vermeiden.

Ibuprofen: Als nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAID) wirkt Ibuprofen entzündungshemmend, schmerzlindernd und fiebersenkend. Es ist für eine Vielzahl von Schmerzzuständen geeignet, von Kopfschmerzen bis hin zu Gelenkschmerzen. Ibuprofen sollte bei Patienten mit Magen-Darm-Problemen oder Nierenfunktionsstörungen mit Vorsicht verwendet werden.

Naproxen: Ein weiteres NSAID, das ähnliche Eigenschaften wie Ibuprofen aufweist, jedoch mit einer längeren Wirkdauer, was weniger häufige Dosierungen ermöglicht. Es eignet sich besonders für die Behandlung von Zuständen mit anhaltenden Schmerzen.

Aspirin: Aspirin kann zur Schmerzlinderung und zur Fieberreduktion eingesetzt werden, hat jedoch auch blutverdünnende Eigenschaften. Es ist nicht für Kinder unter 12 Jahren empfohlen und sollte bei Personen mit erhöhtem Blutungsrisiko oder Magengeschwüren vermieden werden.

Diphenhydramin: Für leichte bis moderate Schmerzen, insbesondere wenn diese mit Schlafstörungen verbunden sind, kann Diphenhydramin aufgrund seiner sedierenden Eigenschaften eine Alternative sein.

Diese Alternativen sollten immer unter Berücksichtigung individueller Gesundheitszustände und unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden, um sicherzustellen, dass sie sicher und effektiv sind. Bei der Auswahl eines alternativen Schmerzmittels ist es wichtig, die spezifischen Bedürfnisse und möglichen Risiken jedes Patienten zu berücksichtigen.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

Das könnte Sie auch interessieren