Arachnoidea mater
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter der Arachnoidea mater (lat. für Spinnwebshaut) wird ein Bestandteil der Hirnhaut verstanden. Das menschliche Gehirn besitzt drei Hirnhäute, von denen die Spinnwebshaut die mittlere darstellt. Der Name rührt von ihren an Spinnweben erinnernden, dünnen und weißen Kollagenfasern.
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Was ist die Arachnoidea mater?
Als Bestandteil der Hirnhaut stellt die Arachnoidea mater definitorisch einen Teil der Leptomeninx encephali (griech. für weiche Hirnhaut) dar. Ihre Kurzbezeichnung lautet Arachnoidea und es handelt sich grundsätzlich um die zwischen der Dura mater encephali (harte Hirnhaut) und der Pia mater encephali (weiche Hirnhaut) gelegenen mittleren Hirnhaut.
Hierbei liegt die Dura mater außen, während die Arachnoidea unmittelbar anliegt. Am weitesten innen liegt die Pia mater. Zwischen Arachnoidea mater und Pia mater liegt der Spatium subarachnoideum (Subarachnoidalraum). Die beiden innen liegenden Hirnhäute, Arachnoidea mater und Pia mater, werden auch als weiche Hirnhaut oder Leptomeninx zusammengefasst.
Anatomie & Aufbau
Die Arachnoidea mater wird intern wiederum in zwei Bestandteile unterschieden, die eine unterschiedliche Lage aufweisen. Die Arachnoidea mater encephali ist die das Gehirn umgebende Variante der Arachnoidea. Sie ist ebenso unter dem Namen Arachnoidea mater cranialis bekannt. Hingegen wird die das Rückenmark umgebende Variante gemäß der lateinischen Bezeichnung für das Rückenmark Arachnoidea mater spinalis genannt (lat. spinalis: das Rückenmark betreffend). Hierbei folgt die Arachnoidea mater cranialis folgt der Gehirnkontur, wobei sie jedoch nicht in die Furchen (Sulci) des Gehirns hineinreicht.
Der unter der Arachnoidea mater gelegene Subarachnoidalraum gehört zum äußeren Liquorraum und ist mit Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) gefüllt. Gegenüberliegend zeigt die Arachnoidea mater Ausstülpungen in die Hirnsinus (venöse Blutleiter) der Dura mater hinein. Dies geschieht durch die Arachnoidalzotten (kleine Aussackungen), mit deren Unterstützung der Liquor resorbiert wird. Die Arachnoidea überzieht das Gehirn als relativ glatte Schicht und zieht, ähnlich wie die Dura mater, nicht durch die Hirnfurchen.
Funktion & Aufgaben
Der Arachnoidea fallen im Wesentlichen zwei für die Funktionsfähigkeit des menschlichen Gehirnes unabdingbare Funktionen zu. Eine zentrale Aufgabe der Arachnoidea mater findet sich in der Blutversorgung des Gehirns. An dieser ist die Spinngewebshaut durch eine Vielzahl kleinerer Blutgefäße beteiligt. Überdies kommt ihr die wichtige Aufgabe des Austausches zwischen Liquor (Hirnflüssigkeit) und dem Blut zu.
Über die Arachnoidalzotten wird Liquor aufgenommen und diese Hirnflüssigkeit im weiteren Verlauf weitergegeben an die ableitenden Blutgefäße. Die feinen Ausstülpungen reichen durch den inneren Bereich der Dura mater bis in die Sinusvenen. Die Resorption des Liquor aus dem Subarachnoidalraum wird unterstützt vom Plexus choroideus (ein Adergeflecht im Ventrikel des Gehirns) im inneren Liquorraum. Durch diesen wird fortwährend neues Nervenwasser generiert. Hierdurch wird eine Zirkulation und ständige Erneuerung des Liquors gewährleistet. Die an der Dura mater anliegende obere Schicht bildet hierbei die Blut-Hirn-Schranke.
Wichtig sind im Gehirn zudem die so genannten tight junctions. Sie stellen besonders eng verwobene Zellverbindungen dar. Sie schaffen eine Schranke, durch die der Übertritt von Blutbestandteilen in das Nervenwasser verhindert wird. Da einige Blutbestandteile eine toxische Wirkung auf das Nervengewebe haben können ist diese Blut-Liquor-Schranke besonders wichtig. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass auch zahlreiche Medikamente diese Schranke nicht überwinden können. Um Wirksamkeit im Gehirn zu zeigen, bedarf es daher eines molekularen Umbaus der Medikamente.
Krankheiten
Einige Varianten der Meningitis führen zu lebensgefährlichen Komplikationen. Zu Meningitis führende Infektionen können bakteriell oder viral bedingt sein, wobei speziell bakteriell bedingte Varianten schnell gefährlich werden können. Symptome umfassen Nackensteifigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Fieberschübe und auch neurologische Auffälligkeiten oder Ausfälle. Eine besonders problematische Variante ist die Meningokokken-Meningitis, in deren Zusammenhang etwa ein Drittel eine Sepsis (Blutvergiftung) entwickelt. Im Falle von Verletzungen in den verschiedenen Hirnhäuten kommt es meist zu Blutungen.
So verursachen Schädel-Hirn-Traumata oft Epiduralblutungen (Blutungen in dem Bereich der Dura mater). Problematisch an Hirnblutungen sind die sich in freien Intervallen zeigenden Symptome, durch welche Betroffene sich oft in falscher Sicherheit wähnen. Nach kurzer Bewusstlosigkeitsphase geht es Patienten subjektiv oft besser, bevor jedoch ein weiterer Bewusstseinsverlust auftreten kann. In dessen Folge verstirbt etwa ein Drittel der Betroffenen an den Folgen der Blutung. Im speziellen Zusammenhang mit der Arachnoidea mater sind Subarachnoidalblutungen (Blutungen im Raum zwischen Arachnoidea mater und Pia mater oder Spatium subarachnoideum) gefährlich.
Als Ursachen für eine solche Blutung finden sich oftmals Aneurysmen, das heißt Rupturen von Gefäßaussackungen. Dies betrifft in diesem Fall Gefäße der Arachnoidea mater oder der Pia mater. Symptomatisch für eine solche Ruptur sind starke Kopfschmerzen, Anstieg des Hirndrucks bei Abstieg des Blutdrucks sowie Bewusstseinsstörungen und Erbrechen. Hirnblutungen im Subarachnoidalraum werden nur von etwa einem Drittel der Betroffenen ohne Folgeschäden überstanden. Ein Drittel der Patienten erreicht die Notfallversorgung nicht mehr rechtzeitig, während das zweite Drittel im Krankenhaus verstirbt oder schwere Behinderungen erleidet.
Quellen
- Fritsch, H., Kühnel, W.: Taschenatlas der Anatomie. Bd. 2: Innere Organe. Thieme, Stuttgart 2018
- Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
- Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012