Bartflechte (Usnea)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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In der Naturheilkunde ist die Bartflechte schon seit langem bekannt. Vor mehr als 4000 Jahren nutzen die alten Ägypter sie zur Behandlung verschiedener Erkrankungen. Auch im europäischen Raum setzt man sie schon seit etwa 1000 Jahren erfolgreich ein. Sie ist eines der wirksamsten natürlichen Antibiotika.

Vorkommen & Anbau der Bartflechte

Es gibt kaum eine Infektion, die nicht mit Bartflechten Präparaten behandelt werden kann.
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Die Bartflechte (Usnea barbata) gehört zur Familie der Flechten (Parmeliaceae) und wird auch Baummoos und Altmänner-Bart genannt. Die gräulich bis grünlich-gelblich aussehende Heilpflanze wächst hängend und Strauch ähnlich an der Rinde von Nadel und Laubbäumen. Bei ihr handelt es sich um eine Lebensgemeinschaft zwischen einer Chlorophyten Alge und einem Ascomyceten Pilz. Die Bartflechte wird je nach Umwelt-Bedingungen zehn cm bis einen Meter lang.

In reiner Hochgebirgsluft (Alpenwälder) wird sie länger als in Schwefel belasteter Luft im Flachland. Bartflechten benötigen ein saures Milieu und entstehen deshalb nur an Bäumen mit saurer Rinde. Sie bevorzugen kühlere Regionen mit einer hohen Luftfeuchtigkeit und häufigen Niederschlägen. Mitunter wachsen sie sogar auf Steinen (Anden-Gebiet). An den Enden der Faden ähnlichen Strukturen bilden sie halbrunde oder Stift förmige Auswüchse. Beim auseinander Ziehen löst sich die Rinde und gibt das weißliche Mark frei.

Wirkung & Anwendung

Bartflechte enthält die hochwirksame Usninsäure, Gerbstoffe und Vitamin C und wird innerlich und äußerlich angewendet. Zur Herstellung von Naturheilmitteln kommt das ganze Kraut zum Einsatz. Es wird getrocknet und zu Tee, Tinktur, Extrakt, Lutsch-Pastillen und Ur-Tinktur verarbeitet. Die Kosmetik-Industrie nutzt den Altmänner-Bart wegen seiner konservierenden Wirkung in diversen Produkten. Außerdem eignen sich Bartflechten-Präparate zur äußerlichen Anwendung als Umschläge und Wundauflage.

Als natürliches Deodorant auf die Achselhöhlen aufgetragen, wirkt Bartflechte Geruchshemmend. Ins Badewasser geschüttet, dient sie der Behandlung von Hauterkrankungen. Nimmt der Anwender Lutsch-Pastillen mit Bartflechten Dick-Extrakt zu sich, legen sich die Bitterstoffe wie ein Schutzfilm auf die Mund und Rachen-Schleimhaut, sodass die Hals oder Mandelentzündung wirkungsvoll behandelt wird. Die anti-bakterielle Wirkung der Bartflechte zeigt sich vor allem bei Infektionen durch Streptokokken, Staphylokokken, Tuberkelbakterien und grampositive (sich im Gram Verfahren dunkelblau färbende) Bakterien.

Wegen seiner anti-mikrobiellen Eigenschaften wird das Natur-Produkt außerdem gegen Fadenpilze und Fußpilz eingesetzt. Zur äußerlichen und innerlichen Anwendung eignet sich Tinktur, die Usninsäure enthält. Diese inzwischen auch synthetisch herstellbare Flechten-Säure ist der Hauptwirkstoff des Naturheilmittels. Der Extrakt enthält 40 bis 50 Prozent Alkohol. Bartflechten Präparate sind sehr gut verträglich.

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit Medikamenten sind bisher nicht bekannt. Nutzer mit einem Alkoholproblem und trockene Alkoholiker sollten sie jedoch nicht anwenden, da die meisten Bartflechten-Produkte mit hochprozentigem Alkohol versetzt sind. Dasselbe gilt für Menschen mit Leber-Erkrankungen und Kinder unter zwölf Jahren. Schwangere und Stillende sollten vor der Einnahme ihren Arzt konsultieren.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Es gibt kaum eine Infektion, die nicht mit Bartflechten Präparaten behandelt werden kann. Als Tee verwendet, hilft das getrocknete und zerkleinerte Kraut gegen Husten und Heiserkeit. Lutsch-Pastillen sorgen ebenfalls dafür, dass der durch Erkältung oder grippalen Infekt raue Hals schnell wieder heilt und die in der Rachen-Schleimhaut befindlichen Bakterien und Viren abgetötet werden.

Die anti-entzündliche und Immunsystem stärkende Wirkung des heilsamen Krauts wird noch zusätzlich durch das in der Flechte enthaltene Vitamin C effizient unterstützt. Äußerlich aufgetragen, desinfiziert es die offene Wunde, fördert den Wund-Heilungsprozess und die Bildung neuen Gewebes. Dabei wirkt die Usninsäure ebenfalls mit dem Vitamin C zusammen. Außerdem verhindert es Wundbrand, der durch das Eindringen von Erregern in die offene Hautstelle verursacht wird. Auf diese Weise behandelten schon die Ureinwohner Amerikas ihre verletzten Krieger.

Mithilfe der Bartflechten Tinktur werden Abszesse und Furunkel geheilt. Als Tee konsumiert, hilft das Naturheilmittel bei Magen- und Darmerkrankungen und Problemen mit der Gallenblase. In Form einer Trinkkur über einen längeren Zeitraum angewandt, kann der Patient seinen Körper gründlich von im Körperfett gespeicherten Toxinen reinigen. Schwermetalle, Abbau-Produkte von Genussmitteln, in Nahrungsmitteln enthaltene Pestizide und andere schädliche Substanzen werden ausgeleitet und helfen so, die Gesundheit des Patienten zu verbessern.

Hautschäden, die durch zu viel UV-Licht verursacht wurden (Sonnenbrand), können ebenfalls mit einem Bartflechten Bad oder einem Umschlag mit Tinktur geheilt werden. Gegen Akne und unreine Haut sowie durch aufgekratzte Pickel verursachte Hautentzündungen ist das alte Naturheilmittel ebenfalls sehr wirksam einzusetzen. Dazu trägt der Patient 3-mal täglich 4 bis 5 ml der Tinktur auf die betreffende Stelle auf. Bei großflächigen Verletzungen hilft auch eine sterile Mullbinde, die mit etwas Tinktur benetzt und auf die Wunde gelegt wird.

Da Usninsäure trotz ihrer stark anti-septischen Wirkung ausgesprochen sanft zur Haut ist, muss der Anwender die Tinktur nicht erst mit Wasser verdünnen. Die Homöopathie setzt Usnea barbata als Ur-Tinktur ein. Sie ist in Flaschen von 10, 20, 30, 50, 100 und 125 ml Inhalt erhältlich. Bei akuten Beschwerden nimmt der Patient alle halbe Stunde oder stündlich 5 Tropfen der Ur-Tinktur ein und lässt sie einige Zeit im Mund wirken. Anwendungen dieser Art sollten jedoch nicht länger als eine Woche erfolgen, es sei denn, der Natur-Heilpraktiker befürwortet eine noch längere Therapie. Ansonsten wird die Ur-Tinktur eine halbe Stunde vor oder nach den Mahlzeiten eventuell auch mit etwas Wasser eingenommen.


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