Benigne Prostatahyperplasie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die benigne Prostatahyperplasie stellt im eigentlichen Sinne noch kein Problem dar, so lange die davon betroffenen Männer keinerlei Probleme beim Wasserlassen haben. Erst wenn die Prostata, aufgrund der gutartigen Zellvermehrung, einen zu großen Abflusswiderstand für die Harnblase darstellt und es infolgedessen zu Problemen beim Wasserlassen kommt, kann der Druck auf der Harnblase zu einem echten Leidensdruck für die Patienten werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die benigne Prostatahyperplasie?

Die benigne Prostatahyperplasie ruft selbst keine Symptome hervor. Diese entstehen ausschließlich durch die Verdrängungsprozesse aufgrund der Prostatavergrößerung.
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Die benigne Prostatahyperplasie bezeichnet die gutartige Vergrößerung der Vorsteherdrüse infolge einer Zellvermehrung beim Mann, die weit verbreitet ist und vor allem ältere Männer betrifft.

Statistisch gesehen lässt sich sagen, dass mit fortschreitendem Lebensalter auch die Wahrscheinlichkeit für eine Vergrößerung der Prostata steigt. In der Gruppe der Männer ab 65 Jahren weisen 65 Prozent eine vergrößerte Prostata auf und bei den Männern ab 90 Jahren sind es gar 90 Prozent.

Das größte Problem bei einer bestehenden benignen Prostatahyperplasie ist in der Regel die sogenannte Miktionsstörung, ein Problem beim Wasserlassen, die bei einer stark vergrößerten Prostata sogar zu einem Harnverhalt führen kann, einer völligen Unfähigkeit die Blase zu entleeren.

Ursachen

Noch ist heute nicht eindeutig geklärt, was genau die Ursachen für eine benigne Prostatahyperplasie sind, jedoch gibt es Hinweise, die darauf hindeuten, dass altersbedingte Veränderungen im männlichen Hormonhaushalt ursächlich verantwortlich sind für die Zellzunahme.

In der Diskussion steht die Verschiebung des Verhältnisses von männlichen und weiblichen Hormonen mit zunehmendem Alter. Durch die Abnahme des Testosteronspiegels und einem konstant gleichbleibendem Östrogenspiegel entsteht im Laufe des Jahre ein Übergewicht an Östrogen, was zu einer Ausbremsung des natürlichen Absterbens von Prostatazellen führen könnte.

Die Wucherung von Drüsengewebe könnte verursacht sein durch eine erhöhte Konzentration des Steroidhormons Dihydrotestosteron (DHT), welches aus Testosteron mit Hilfe eines bestimmten Enzyms, der 5-alpha-Reduktase, synthetisiert wird. Abgesehen vom DHT kommen aber noch zahlreiche weitere Wachstumsfaktoren als Ursache für die benigne Prostatahyperplasie in Betracht.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die benigne Prostatahyperplasie ruft selbst keine Symptome hervor. Diese entstehen ausschließlich durch die Verdrängungsprozesse aufgrund der Prostatavergrößerung. Inwieweit die bestehenden Symptome medizinische Bedeutung haben, ergibt sich aus dem aktuellen Stadium der Erkrankung.

Im Stadium I treten zunächst häufig nächtlicher Harndrang und erschwertes Wasserlassen auf. Beim Wasserlassen kommt es zu Entleerungsstörungen und Reizbeschwerden. Der Harnstrahl ist abgeschwächt. Es dauert länger, bis die Blase wieder leer ist.

Die Reizbeschwerden äußern sich durch Schmerzen beim Wasserlassen und häufigen Harndrang. Allerdings bleibt in diesem Stadium noch kein Restharn in der Blase zurück. Ein Krankheitswert besteht zwar noch nicht, aber die Lebensqualität ist bereits oft eingeschränkt. Im Stadium II kommt es bereits zur Restharnbildung mit mehr als 50 Milliliter Harn.

Das Wasserlassen beginnt verspätet und wird dauernd unterbrochen. Im dritten Stadium läuft die Blase über. Durch Blasensteine kann es sogar zu einem Harnstau kommen, der zu einer Stauungsniere führt. Der Harnstau ist ein medizinischer Notfall, der einer sofortigen Behandlung bedarf. Bei längerem Bestehen versagen die Nieren. Im Blasenausgangsbereich stauen sich die Venen.

Sie können zerreißen und eine Makrohämaturie (Blut im Urin) hervorrufen. Es kommt weiterhin zur Begünstigung von Harnwegsinfektionen. Bei längeren Harnentleerungsstörungen entsteht die sogenannte Balkenblase durch Verstärkung der Blasenmuskulatur. Da die Blase nicht mehr vollständig kontraktionsfähig ist, entwickelt sich dann eine Harninkontinenz.

Diagnose & Verlauf

Um die Diagnose einer benignen Prostatahyperplasie stellen zu können ist zunächst eine digitale Untersuchung der Prostata angezeigt. „Digital“ steht in diesem Zusammenhang für das lateinische Wort „digitus“, was übersetzt „Finger“ bedeutet. Die Abtastuntersuchung der Prostata wird vom Mastdarm aus mit Hilfe des Fingers vorgenommen. Anschließend wird oftmals eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, wobei das Ultraschallgerät ebenfalls über das Rektum an die Prostata herangeführt wird.

Vor allem die Harnwege und die Einengung derselben sind bei der benignen Prostatahyperplasie von Interesse, denn ein Übermaß an Restharn in der Blase kann Ursache für Infektionen der Harnblase und auch der Nieren sein. Mit Hilfe der Uroflowmetrie, einer Methode, bei welcher der Patient in einen speziellen Trichter mit einer Messvorrichtung uriniert, kann beim Wasserlassen der Urinabfluss per Zeiteinheit gemessen werden. Ist der Wert zu gering, deutet dies auf eine Harnflussbehinderung hin, da die vergrößerte Prostata die Harnblase zum einen einengt und zum anderen einen erhöhten Abflusswiderstand darstellt.

Bei einer nachweislich vergrößerten Prostata wird mittels einer Blutuntersuchung neben einigen anderen Markern auch der Tumormarker bestimmt, um eine bösartige Veränderung der Vorsteherdrüse auszuschließen. Ist dieser jedoch erhöht, sollte der Prostata eine Gewebeprobe entnommen werden, die im Allgemeinen recht einfach, ähnlich der Ultraschalluntersuchung des Organs, entnommen werden kann.

Ist die Zellzunahme gutartiger Natur, so kann im späteren Verlauf dennoch eine Operation angezeigt sein, falls das Organ auf eine medikamentöse Therapie nicht anspricht oder durch die Raumforderung der Prostata ein Harnverhalt droht.

Komplikationen

Eine benigne Prostatahyperplasie kann verschiedene Komplikationen mit sich ziehen. Durch die vergrößerte Prostata bleibt stets ein gewisser Restharn in der Blase und Harnröhre zurück. Dadurch ist die Entzündungsgefahr groß und es entstehen Harnwegsinfekte. Die Erreger können sich im schlimmsten Falle in den Blutstrom ausbreiten und den gesamten Körper angreifen.

Es kommt zur Urosepsis, die unbehandelt in über 50 Prozent der Fälle zum Tode führt. Des Weiteren wird auch die Entstehung von Harnsteinen begünstigt. Dadurch kommt es zum Harnaufstau bis zur Niere und diese kann sich ebenfalls infolgedessen entzünden. Es kann zu einem Nierenversagen (Niereninsuffizienz) kommen, welches die Lebensqualität stark beeinträchtigt.

Die Niere kann ihren Funktionen nicht mehr nachkommen und harnpflichtige Substanzen werden nicht mehr ausgeschieden. Dies kann zu einer Vergiftung des Blutes führen (Urämie), was in ein Koma und schließlich auch Tod enden kann. Auch der Flüssigkeits- und Salzhaushalt wird durcheinander geworfen. Es entstehen Ödeme und der Betroffene leidet unter Bluthochdruck (Hypertonie).

Daneben fehlen die in der Niere produzierten Hormone, der Körper erleidet eine Störung der Blutbildung und damit einer Anämie. Durch die benigne Prostatahyperplasie kann es auch zu einer balkenartigen Verdickung (Hypertrophie) der Harnblasenwand kommen, eine Balkenblase ist die Folge. Dies verstärkt nochmals das Risiko für Harnwegsinfekt und einem Harnaufstau mit darauf folgendem Nierenversagen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Benigne Prostatahyperplasie ist, wie es die Bezeichnung "Benigne" bereits aussagt, eine im Kern gutartige Erkrankung, die allerdings bei Verdacht den Gang zum Arzt zur Folge haben sollte, um Krebstumore der Prostata auszuschließen. Danach sind Arztbesuche oft erst nicht notwendig, da die Hyperplasie in der Regel sehr langsam voranschreitet und die typischen Symptome wie erschwerte Blasenentleerung durch Verengung des Harnstrahls nur langsam deutlicher zum Vorschein treten.

Auch nach einer gesicherten Erstdiagnose ist es durchaus möglich, bis zum nächsten Arztbesuch oder einer eventuellen Operation eine längere Zeit verstreichen zu lassen, wenn sich die Symptomatik noch in einem vertretbaren Bereich hält und die Lebensqualität des Betroffenen nicht spürbar eingeschränkt ist.

Ein Arztbesuch sollte allerdings dann anstehen, wenn deutliche Einschränkungen beim Wasserlassen auftreten. Ist die Benigne Prostatahyperplasie in diesem Stadium, ist über eine operative Behandlung nachzudenken, um das Risiko zu vermeiden, dass im Harnwegssystem verbliebener Resturin Infektionen durch Bakterien begünstigen kann. Auch bei neuen oder starken Beschwerden sollte der Hausarzt beziehungsweise behandelnde Urologe aufgesucht werden.

Solche Anzeichen sind zum Beispiel Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen, Blut im Urin sowie ein Druckgefühl oder Schmerz im Unterleib oder Rücken, wobei die Verbindung mit Fieber und einem allgemeinen Erkrankungsgefühl besonders ernstzunehmen ist. Zudem ist ein Arztbesuch sinnvoll, wenn ein Patient mit Benigner Prostatahyperplasie unter Impotenz leidet.

Behandlung & Therapie

Eine vergrößerte Prostata allein ist aus medizinischer Sicht noch kein Grund für eine Therapie. Erst wenn es infolge der Vergrößerung zu Miktionsstörungen kommt, welche die Lebensqualität des Patienten einschränken, sind therapeutische Maßnahmen angezeigt.

Zunächst kann versucht werden mit Hilfe pflanzlicher Präparate eine Besserung der Symptome zu erreichen. Oftmals Verwendung finden hier Produkte mit Sägepalmen- oder Kürbisextrakt, sowie Roggenpollen und Kiefer- oder Fichtenextrakte.

Ist die Vergrößerung schon zu weit fortgeschritten, können sogenannte Alpha-Rezeptorenblocker zum Einsatz gebracht werden. Diese Medikamente führen zu einer Entspannung der Prostata, was den Abflusswiderstand verringert und den Harnfluss erleichtert. Zum einen bleibt dadurch weniger Restharn in der Harnblase zurück, was den Risikofaktor von Infektionen verringert und zum anderen führt die verbesserte Urinausscheidung auch zu einer Abnahme der Frequenz des Wasserlassens.

Des Weiteren stehen 5-alpha-Reduktase-Hemmer zur Verfügung. Diese sind in der Lage das Organ um bis zu 30 Prozent schrumpfen zu lassen. Allerdings muss während der Einnahme des Medikaments mit vorübergehenden Erektionsstörungen gerechnet werden.

Natürlich besteht auch die Möglichkeit eines operativen Eingriffs mittels eines Skalpells oder auch der modernen Laserchirurgie, der bei einem drohenden Harnverhalt, nicht nur wegen des Risikos eines Nierenversagens, unumgänglich ist.

Aussicht & Prognose

Die Heilungsaussichten einer benigne Prostatahyperplasie orientiert sich an der Schwere der Erkrankung. Bei vielen Patienten werden keine weiteren gesundheitlichen Beschwerden im Alltag festgestellt, so dass es weder zu einer Behandlung noch zu einer Beeinträchtigung der Lebensführung kommt.

Vergrößert sich die Prostata weiter, kommt es zu Störungen der Sexualität und des Wasserlassens. Patienten werden in dieser Phase der Erkrankung zumeist mit natürlichen Hilfsmitteln unterstützt. Eine medikamentöse Behandlung kann ebenfalls in Anspruch genommen werden. Die Naturheilmittel haben sich bisher jedoch als bewährter durchgesetzt. Sie haben eine gute Wirkung und sind frei von Nebenwirkungen. Eine Heilung der benigne Prostatahyperplasie findet trotz der Therapie nicht statt. Die Linderung der Folgeerscheinungen wird in einem erheblichen Maß erreicht und genügt häufig aus.

In schweren Fällen ist das Wachstum der Prostata nicht mehr zu stoppen. Ein operativer Eingriff ist notwendig, um den Organismus nicht weiter zu schädigen oder die Gesundheit zu gefährden. Durch ihn findet eine Verminderung der Beschwerden statt. Am häufigsten sind ältere Männer von der Erkrankung betroffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie unter weiteren Krankheiten leiden ist bei Menschen in einem Alter über 60 Jahre sehr groß. Das verschlechtert trotz der Operation die Aussichten auf eine Beschwerdefreiheit und erhöht das Risiko von möglichen Komplikationen.


Vorbeugung

Um einer benignen Prostatahyperplasie vorzubeugen, können, aufgrund der Tatsache, dass die genauen Ursachen noch nicht bekannt sind, nur allgemeine Hinweise für eine gesunde Lebensweise gegeben werden. Gesunde Kost, wenig Alkohol und er Verzicht auf Tabakprodukte, gehören ebenso dazu, wie Sport in ausreichendem Maße.

Ab dem 50-sten Lebensjahr ist einer jährlichen Vorsorgeuntersuchung der Prostata anzuraten. Zwar kann der benignen Prostatahyperplasie damit nicht vorgebeugt werden, dafür aber können bösartige Veränderungen des Organs frühzeitig erkannt werden.

Das können Sie selbst tun

Hat sich die Prostata noch nicht sehr stark vergrößert und sind die Beschwerden nur leicht, werden auf dem Markt natürliche Substanzen zur Unterstützung der Prostatafunktion angeboten. Allerdings wurde eine positive Wirkung von Kürbissamen und Co. auf die Prostata bislang nicht nachgewiesen. Einzige Ausnahme können getrocknete Sägepalmfrüchte darstellen, die in Form von Kapseln eingenommen werden. Wichtig für die gesunde Funktion der Prostata ist ein ausreichend hoher Testosteronspiegel.

Dafür genügt eine ausgewogene Ernährung mit vielen Aminosäuren (insbesondere enthalten in Thunfisch, Quark, Eiern, Haferflocken und Nüssen) und genügend Schlaf. Auch haben wissenschaftliche Studien bestätigt, dass häufige Ejakulationen die Prostatafunktion verbessern. Genügend Bewegung und ein normales Körpergewicht tragen ebenfalls zu einer gesunden Prostata bei.

Nach einer Prostataoperation sind scharfe Speisen, Kohlensäure, Zigaretten und Alkohol zu vermeiden, da diese den Harn „saurer“ machen und so beim Fließen durch die Wunde, die Heilung verzögern können. Alkoholabstinenz verbessert die Intensität des Harnstrahls, so dass von einer negativen Wirkung eines hohen Alkoholkonsums auf die Prostata generell auszugehen ist.

Quellen

  • Haag, P., Harnhart, N., Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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