Makrohämaturie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einer Makrohämaturie versteht man die Anwesenheit von Blut im Urin, welches makroskopisch, d.h mit bloßem Auge sichtbar ist. Im Gegensatz dazu steht die Mikrohämaturie. Bei dieser kann das Blut nur unter einem Mikroskop, oder weiteren diagnostischen Verfahren festgestellt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Makrohämaturie?

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Die Hämaturie bezeichnet die Präsenz von roten Blutkörperchen, d.h von Blut im Urin und die Makrohämaturie eine Rotfärbung des Urins, die mit bloßem Auge erkennbar ist. Die Blutung kann zudem mit Schmerzen verbunden sein, muss aber nicht.

Dennoch sollte in beiden Fällen ein Arzt schnellstmöglich aufgesucht werden, da es ungewöhnlich und meist pathologisch ist. Entzündungen, Harnsteine, Tumore sowie eine Vermischung des Menstruationsblutes können mögliche Ursachen sein.

Die Hämaturien werden nach der Blutungsquelle unterteilt und können glomerulärer und postglomerulärer Herkunft sein. Bei der Makrohämaturie handelt es sich meist um eine postglomeruläre Hämaturie, daher sind die roten Blutkörperchen in ihrer Struktur und Form weniger geschädigt.

Ursachen

Eine Makrohämaturie kann viele Ursachen haben. Sie kann in etwa durch Menstruationsblut, körperlicher Belastung, sexueller Aktivität, viraler Krankheiten, Trauma, oder einer Infektion verursacht werden. Infektionen, oder Nierensteine der Harnwege, d.h der Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase und Harnröhre führen oft zu Blut im Urin. Weitere ernsthafte Ursachen der Makrohämaturie sind Tumore der Niere, oder der Blase, sowie Entzündungen der Nieren, des Harnrohres, der Blase, oder der Prostata des Mannes.

Auch die genetisch bedingte polyzystische Nierenerkrankung kann ausschlaggebend sein. Diese ist durch viele traubenförmige, mit Flüssigkeit gefüllte Zysten gekennzeichnet, die Nieren im Laufe der Zeit größer machen und das Nierengewebe zerstören. Eine Blutgerinnungsstörung, wie in etwa die Hämophilie, oder eine Sichelzellanämie können ebenfalls der Auslöser einer Makrohämaturie sein.

Eine Sichelzellanämie ist eine erbliche Erkrankung, bei der die Erythrozyten eine abnormale, halbmondförmige Form haben und weniger Sauerstoff zu den Geweben des Körpers transportieren können. Oft verstopfen sie die kleinen Blutgefäße, stören den gesunden Blutfluss und führen zu Blutungen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Makrohämaturie äußert sich in erster Linie durch die sichtbare Rot- oder Braunfärbung des Urins. Des Weiteren können Blutrückstände oder Blutgerinnsel im Urin sichtbar sein. Die Erkrankung kann schmerzlos auftreten, in einigen Fällen ruft sie beim Wasserlassen starke, meist brennende Schmerzen hervor. Die betroffenen Personen müssen übermäßig häufig Wasser lassen.

In welcher Ausprägung diese Symptome auftreten, hängt von der Art der Erkrankung ab. Die initiale Makrohämaturie äußert sich dadurch, dass kleine Blutbeimengungen im Urin bemerkt werden, die meist nur zu Beginn des Wasserlassens auftreten. Bei der terminalen Makrohämaturie treten die Blutrückstände am Ende der Miktion auf. Die totale Makrohämaturie ist mit sichtbaren Blutbeimengungen im Urin verbunden, die während des gesamten Wasserlassens auftreten.

Die Symptome werden normalerweise bei jedem Urinieren bemerkt, können allerdings stark variieren. Äußerlich kann die Krankheit, abgesehen von dem Blut im Urin, nicht festgestellt werden. Allerdings kann sich im Verlauf der Erkrankung ein zunehmendes Krankheitsgefühl einstellen, welches durch Blässe und Schweißausbrüche gekennzeichnet ist. Begleitend dazu können Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung und Sodbrennen auftreten. Zudem kann sich ein leichtes Fieber einstellen, das oft mit Schüttelfrost und Müdigkeit einhergeht.

Diagnose & Verlauf

Eine Makrohämaturie kann mit Hilfe von vielen Untersuchungen diagnostiziert werden. Bei einer Urinanalyse wird eine Urinprobe untersucht. Die Urinprobe wird in einem speziellen Behälter gesammelt und in das Labor des Krankenhauses zur Analyse geschickt. Der Krankenpfleger, oder die Krankenpflegerin kann vorab anhand eines U-Sticks testen, ob es sich tatsächlich um Blut handelt.

Der nächste Schritt ist, die Ursache für die Makrohämaturie zu diagnostizieren. Hierfür führt der Arzt zunächst eine ordentliche Anamnese durch. Wenn diese einen Grund vermuten lässt, müssen dementsprechend Untersuchen durchgeführt werden. Eine Infektion, Nierenerkrankungen und Tumore müssen ausgeschlossen werden.

Die Anwesenheit von weissen Blutkörperchen signalisieren eine Harnwegsinfektion. Missgestaltete und verklumpte Erythrozyten, sowie große Mengen an Proteinen, auch Proteinurie genannt können ein Hinweis auf eine Nierenerkrankung sein. Der Urin kann auch auf die Gegenwart von Krebszellen untersucht werden.

Ein Bluttest kann das Vorhandensein von einem hohen Gehalt an Kreatinin feststellen. Dies ist ein normaler Abfallprodukt des Muskelabbaus und kann ein Indiz für eine Nierenerkrankung darstellen. Auch eine Biopsie des Nierengewebes kann hilfreich sein. Anschließend wird das entnommene Gewebe von einem Pathologen nach Krankheiten untersucht. Eine Zystoskopie wird wiederum verwendet, um die Harnröhre und die Harnblasse nach möglichen pathologisch makroskopischen Gewebsveränderungen zu überprüfen. Massen und Zysten können auch mit einem Ultraschall, oder einer Computertomographie gesichtet werden. Wird die Ursache für die Makrohämaturie diagnostiziert, müssen dementsprechend Behandlungsmethoden eingeleitet werden.

Komplikationen

In erster Linie leiden die Betroffenen durch die Makrohämaturie an einem blutigen Urin. Bei vielen Menschen kann Blut im Urin zu einer Panikattacke oder weiterhin zu Schweißausbrüchen führen und damit die Lebensqualität erheblich verringern. In der Regel hängt der weitere Verlauf der Krankheit stark von der Ursache des Makrohämaturie ab, sodass eine allgemeine Voraussage dieser Erkrankung in der Regel nicht möglich ist.

Bei einem Harnblasenkrebs kann es auch zu einer verringerten Lebenserwartung des Patienten kommen, falls sich der Tumor schon in andere Regionen des Körpers ausgebreitet hat. Weiterhin kann auch eine Infektion der Harnwege für die Makrohämaturie verantwortlich sein, wobei die Betroffenen allerdings auch Schmerzen beim Wasserlassen leiden. Nicht selten führen die Schmerzen beim Wasserlassen zu psychischen Beschwerden oder zu anderen depressiven Verstimmungen.

In vielen Fällen kann die Makrohämaturie schon mit Hilfe von Antibiotika behandelt werden. Komplikationen treten dabei nicht auf. Bei einer erfolgreichen Behandlung wird auch die Lebenserwartung des Betroffenen nicht eingeschränkt. Weiterhin muss bei einer Krebserkrankung der Krebs entfernt werden. Ob es dabei zu einem positiven Verlauf der Krankheit oder zu einer Verringerung der Lebenserwartung kommt, kann im Allgemeinen nicht vorausgesagt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Kommt es nach der Verrichtung schwerer körperlicher Arbeiten oder intensiven sportlichen Aktivitäten zu der Bildung von Blut im Urin, kann es sich um ein einmaliges Ereignis handeln. Bei einer Überbelastung des Organismus besteht die Möglichkeit, dass Blutgefäße platzen und ausgetretenes Blut über den Urin ausgeschieden wird. Stellt sich bereits innerhalb weniger Stunden eine Verbesserung ein, wird kein Arzt benötigt. Ein Arztbesuch muss erfolgen, wenn das Blut im Urin über mehrere Tage oder wiederholt beim Toilettengang wahrgenommen wird. Bei einer Zunahme des Blutanteils besteht ebenfalls Handlungsbedarf.

Bei zusätzlichen Beschwerden im Unterleib, Schwellungen oder einem Druckgefühl in der Nähe der Blase oder des Darms sollte ein Arzt die Symptome abklären. Veränderungen der ausgeschiedenen Menge an Urin ist ein weiteres Signal einer vorhandenen Unstimmigkeit. Nimmt die Urinmenge trotz konstanter Flüssigkeitszufuhr ab, wird ein Arzt benötigt. Die Ursache der Beobachtung muss untersucht und behandelt werden. Bei einem erhöhten Blutdruck, Störungen des Herzrhythmus oder brennenden Schmerzen beim Wasserlassen sollte ein Arztbesuch erfolgen. Müdigkeit und Schüttelfrost sind Warnhinweise des Organismus für eine bestehende gesundheitliche Beeinträchtigung. Treten sie in Verbindung mit Erbrechen, Übelkeit oder Durchfall auf, ist ein Arzt aufzusuchen. Leidet der Betroffene unter einem Krankheitsgefühl oder einer Abnahme seiner Leistungsfähigkeit, sollte er einen Arzt konsultieren.

Behandlung & Therapie

Eine Makrohämaturie wird entsprechend der diagnostizierten Ursache behandelt. Wenn keine ernsthafte Erkrankung diese verursacht, ist auch keine Behandlung notwendig. Eine, durch eine Infektion verursachte Hämaturie, wird mit Hilfe eines Antibiotikums geheilt.

Nach sechs Wochen sollte eine Urinanalyse wiederholt werden. Nierensteine werden oft selbstständig vom Urin ausgeschieden. Hierbei ist es wichtig viel zu trinken, damit diese ausgespült werden. Sind diese allerdings zu groß, muss eine Steinzertrümmerung durch Stoßwellen angewendet werden. Wie ein Tumor therapiert wird, bestimmt das Stadium dieses. Kleine und frühere Tumoren der Blase werden mit einer kleinen Operation entfernt. Der Eingriff erfolgt über die Harnröhre mit einem Endoskop.

Anschließend wird das entnommene Gewebe in die Pathologie, zu weiteren mikroskopischen Untersuchungen weitergegeben. Ist der Tumor größer, muss die gesamte Harnblase entnommen und ein Ersatz dieser hergestellt werden. Eine Makrohämaturie hat demnach viele Behandlungsmethoden.

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Aussicht & Prognose

Da es keine eigenständige Erkrankung ist, hängt die Linderung der Beschwerden von der Heilbarkeit der Primärerkrankung ab. Bei einigen Betroffenen handelt es sich um Blut, welches naturbedingt während der Menstruation bei Frauen austritt. Eine Spontanheilung ist damit zu erwarten, sobald die Blutungszeit abgeschlossen ist. Darüber hinaus kann es bei sexuellen Aktivitäten zu Verletzungen der Gefäße im Unterleib kommen. Auch hier ist innerhalb kurzer Zeit eine Spontanheilung zu erwarten.

Basieren die Blutungen jedoch auf das Vorhandensein von Fremdkörpern im Organismus, wird eine ärztliche Versorgung benötigt. Bei Nierensteinen muss eine Entfernung der Fremdkörper initiiert werden, damit eine Genesung erfolgen kann. Bei einer Entzündung im Bereich der Nieren ist ebenfalls eine medizinische Versorgung nötig. Durch die Gabe von Medikamenten werden die Krankheitserreger abgetötet sowie an einer Vermehrung gehindert. Leidet der Betroffene unter einer Störung der Blutgerinnung, kann sich bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf ein lebensbedrohlicher Zustand entwickeln.

Ohne eine medizinische Versorgung ist mit einer weiteren Zunahme der Beschwerden zu rechnen. Daher ist grundsätzlich bei einer Makrohämaturie die Abklärung der Ursache wichtig für die Stellung der Aussicht auf eine Heilung. Insbesondere anhaltende oder zunehmende Blutungen deuten auf eine ernstzunehmende Grunderkrankung hin.

Vorbeugung

Eine Makrohämaturie lässt sich schwer vorbeugen. Da diese viele unterschiedliche Ursachen hat, können lediglich die entsprechenden Ursachen vorgebeugt werden. Eine Infektion der Harnwege, kann mit Hilfe einer zureichenden Wasserzufuhr und einer ausgewogenen Ernährung vorgebeugt werden. Ebenso die Bildung von Nierensteinen. Ein Blasentumor kann nicht immer vorgebeugt werden. Das Rauchen von Nikotin ist jedoch oft eine Ursache der Entstehung eines Tumors.

Nachsorge

Nach der eigentlichen Behandlung der Makrohämaturie benötigen die Betroffenen eine andauernde Betreuung. Neben regelmäßigen medizinischen Untersuchungen und der Inanspruchnahme weiterer Therapien gehört auch eine Umstellung des Lebensstils zur Nachsorge. Die Betroffenen müssen nun versuchen, die gewohnte Lebensqualität aufbauen. Mitunter kann es helfen, eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen.

Je nach Art der Krebserkrankung müssen außerdem Ernährungsberater, Sportgruppen und weitere Instanzen konsultiert werden. Der Nachsorgeplan wird gemeinsam mit dem Arzt erstellt und orientiert sich an den Beschwerden, dem generellen Krankheitsverlauf und der Prognose. In der ersten Phase, wenn Patienten noch die Folgen der Erkrankung und Behandlung verarbeiten, ist die Nachsorge besonders wichtig. Entscheidend ist, die Patienten so lange zu unterstützen, bis eine Remission erreicht wurde.

Die Makrohämaturie kann zu verschiedenen Beschwerden und Komplikationen führen, wenn sie nicht richtig oder auch nicht rechtzeitig behandelt wird. Viele Betroffene leiden auch an Depressionen oder an anderen psychischen Verstimmungen, die sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken können. Sie leiden weiterhin an einer starken Müdigkeit und an einer Abgeschlagenheit und können nicht mehr aktiv am Alltag teilnehmen. Dabei hängt der weitere Verlauf der Krankheit sehr stark vom genauen Zeitpunkt der Diagnose ab, sodass darüber keine allgemeine Voraussage getroffen werden kann.

Das können Sie selbst tun

Eine Makrohämaturie kann die unterschiedlichsten Ursachen haben. Auch wenn sie vom Patienten selbst diagnostiziert oder zumindest vermutet werden kann, so ist von einer Selbsttherapie dringend abzuraten. Manche Ursachen der Makrohämaturie lassen sich unter ärztlicher Aufsicht gut behandeln und auch heilen, andere dagegen können eine lebensbedrohliche Erkrankung als Ursache haben. Ein Patient, der eine Makrohämaturie an sich selbst feststellt oder vermutet, sollte also dringend einen Arzt aufsuchen.

Liegt eine konkrete Diagnose der Ursachen und der zugrundeliegenden Erkrankung vor, so wird der Arzt für den Patienten einen Therapieplan erstellen und diesen mit ihm besprechen. Nun kann der Patient viel zu seiner Genesung beitragen, indem er sich an den aufgestellten Therapieplan hält und den Empfehlungen seines Arztes folgt. Je nach diagnostizierter Ursache sind unterschiedliche Therapieansätze notwendig. Manche Therapien erfordern eine Operation, andere die regelmäßige Einnahme von Tabletten.

Oftmals schließen sich Diätpläne oder sogar eine komplette Umstellung der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten in einem zweiten Schritt an. Jeder Patient kann hier einen großen Beitrag zu seinem eigenen Wohlbefinden leisten, indem er den Therapieansatz versteht und sich konsequent um die Einhaltung der Vorgaben bemüht. Dazu gehört auch, eventuelle Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen.

Quellen

  • Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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