Cholesterinester-Speicherkrankheit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Cholerstinester-Speicherkrankheit ist eine lysosomale Speicherkrankheit und angeborene Stoffwechselerkrankung mit genetischer Basis. Die Erkrankung ist erblich und hat eine genetische Mutation in den codierenden Genen für lysosomal saure Lipase zur Ursache. Die symptomatische Behandlung der Patienten erfolgt konservativ medikamentös oder durch enzymersatztherapeutische Schritte.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Cholesterinester-Speicherkrankheit?

Patienten mit Cholerestinester-Speicherkrankheit leiden an einem Enzymdefekt der lysosomal sauren Lipase. Dieser Defekt hat einen verminderten Abbau von Cholerestinester zur Folge.
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Die Gruppe der lysosomalen Speicherkrankheiten umfasst eine Reihe von angeborenen Erkrankungen, die auf eine unzulängliche oder fehlerhafte Aktivität der sogenannten Lysosomen zurückzuführen sind. Bei allen Krankheiten der Gruppe handelt es sich um Stoffwechselerkrankungen. Eine solche Erkrankung ist die Cholesterinester-Speicherkrankheit, die häufig als CESD abgekürzt wird.

Wie allen lysosomalen Speicherkrankheiten liegt auch der CESD eine mangelnde Aktivität von bestimmten Lysosomen zugrunde. Der Aktivitätsmangel bezieht sich bei dieser Erkrankung auf die lysosomal saure Lipase, die bei einem gesunden Menschen Cholesterinester und Triacylglycerid zum Abbau bringt. Die Cholerestinester-Speicherkrankheit ist eine extrem seltene Stoffwechselerkrankung und wird mit Erblichkeit assoziiert. Der Erbgang entspricht in diesem Zusammenhang dem autosomal-rezessiven Erbgang.

Die Erkrankung zählt zu den angeborenen Stoffwechselerkrankungen. Die Manifestation der ersten Symptome muss sich allerdings nicht unmittelbar nach der Geburt einstellen. Die primäre Ursache für die Erkrankung liegt in einer genetischen Mutation. Eine Erkrankung mit einer ähnlichen Genmutation ist die Wolman-Krankheit. Im Gegensatz zu dieser Erkrankung zeichnet sich die Cholesterinester-Speicherkrankheit durch einen wesentlich milderen Verlauf aus, da eine Restaktivität der lysosomal sauren Lipase erhalten bleibt und den Cholesterol-Ester-Abbau zumindest außerhalb der Leber bewerkstelligen kann.

Ursachen

Patienten mit Cholerestinester-Speicherkrankheit leiden an einem Enzymdefekt der lysosomal sauren Lipase. Dieser Defekt hat einen verminderten Abbau von Cholerestinester zur Folge. Daraus ergibt sich im Verlauf eine Anreicherung von Cholesterinester und den ebenso wenig abgebauten Triglyceriden. Das codierende Gen für saure Lipase liegt in der DNA auf Chromosom 10 im Genlocus q23.2 bis 23.3. Zehn Exons machen das Gen aus.

Die Ursache für die Choleretinester-Speicherkrankheit ist eine Nonsens- oder Missense-Mutation der beteiligten Exons. Auch Frameshifts oder das Überspringen bestimmter Exons kann ursächlich sein. Das mutierte Genprodukt zeigt verminderte Aktivität, sodass kaum Lipide des Lysosoms ins Zytoplasma vordringen können. So wird der Regelkreis zur Regulation intrazellulärer Cholesterol-Konzentrationen unterbrochen.

Eine intrazellulär niedrige Cholesterol-Konzentration entsteht und bringt die endogene Cholesterol-Synthese und die LDL-Rezeptoraktivität zu einer Hochregulierung. In einer Folge dessen nimmt das Lysosom endozytiertes Cholesterol auf. Durch endogene Synthese von Cholesterol sind die Zellen überladen und Lipidvakuolen bilden sich. Die Vakuolen führen zu einem Funktionsverlust der einzelnen Zellen, lösen Fibrosierungen aus und bedingen den Zelltod.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Cholerestinester-Speicherkrankheit zeichnet sich durch einen charakteristischen Komplex aus klinischen Symptomen aus. Besonders typische Auffälligkeiten sind Anomalien der Leber. Als Organ ist die Leber wesentlich am Cholsterinstoffwechsel beteiligt, was die bevorzugte Erstmanifestation der Erkrankung in der Leber erklärt. Bei Patienten mit der Cholerestinester-Speicherkrankheit manifestiert sich die Symptomatik in den meisten Fällen wesentlich später als bei Patienten der Wolman-Krankheit.

Bei letzteren manifestieren sich die ersten Symptome meist mehr oder weniger unmittelbar nach der Geburt. Patienten mit der Cholerestinester-Speicherkrankheit können dagegen lange Zeit asymptomatisch bleiben. Das Leitsymptom ist eine Hepatomegalie. Die Leber schwillt an und entwickelt sich im Verlauf der Einlagerungen zu einer Fettleber. Zusätzlich tritt in den meisten Fällen eine Hypercholesterinämie ein.

Diese Hypercholesterinämie entspricht einer Lipidstoffwechselstörung aufgrund von erhöhtem Cholesterinspiegel im Blut. Diese Symptome sind meist mit einer Hyperlipidämie und einer erniedrigten HDL-Konzentration vergesellschaftet. Neben der Schwellung der Leber und den Funktionseinbußen selbiger handelt es sich bei den meisten Symptomen um ausschließlich labordiagnostisch diagnostizierbare Symptome.

Diagnose

Zur Diagnostik der Cholerestinester-Speicherkrankheit ist eine laborchemische Blutanalyse erforderlich, die das veränderte Lipidmuster nachweise kann und auftretende Schaumzellen belegt. Zusätzlich kann im Rahmen der Diagnostik eine Leberbiopsie durchgeführt werden, die massiv lysosmale Akkumulationen zeigt.

Differentialdiagnostisch muss die Erkrankung im Rahmen der Diagnostik von anderen, lysosomalen Speicherkrankheiten abgegrenzt werden. In der Regel erfolgt diese Abgrenzung im Rahmen von enzymatischen Aktivitätstests. Die genetischen Untersuchen zur Identifikation der Mutation wird eher selten zur Abgrenzung verwendet.

Komplikationen

Bei der Cholesterinester-Speicherkrankheit kann es zu verschiedenen Beschwerden und Komplikationen kommen, die vor allem von der Ausprägung der Krankheit abhängen. In den meisten Fällen ist allerdings die Leber betroffen. Bei vielen Patienten treten schon nach der Geburt direkt erste Anzeichen der Cholesterinester-Speicherkrankheit auf, sodass zum Beispiel die Leber angeschwollen ist oder wenn sich diese im weiteren Verlauf zu einer sogenannten Fettleber entwickelt.

Meistens leiden die Patienten aufgrund der Schwellung auch an Schmerzen und einem Stechen. Die Diagnose ist in der Regel relativ einfach mit einem Bluttest möglich, sodass es nicht zu einer verzögerten Diagnose kommt. Leider ist eine kausale Therapie und Behandlung der Cholesterinester-Speicherkrankheit nicht möglich, sodass vor allem die Symptome eingeschränkt werden müssen.

Dabei wird eine verringerte Aufnahme des Cholesterins erreicht. Dabei ist der Patient allerdings sein gesamtes Leben lang auf die Einnahme von Medikamente angewiesen. Sonst kommt es durch die Cholesterinester-Speicherkrankheit zu keinen weiteren Beschwerden oder Komplikationen. Auch die Lebenserwartung wird bei einer Therapie nicht verringert. Der Alltag des Patienten wird durch die Krankheit nur selten eingeschränkt. Bei der Kinderplanung sollte allerdings die Wahrscheinlichkeit auf die Verehrung der Krankheit untersucht werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Cholesterinester-Speicherkrankheit wird in der Regel direkt nach der Geburt festgestellt. Typische Anzeichen, die auf die Erkrankung hindeuten und unbedingt abgeklärt und behandelt werden müssen, sind eine angeschwollene Leber und im weiteren Verlauf Anzeichen einer Fettleber. Wenn das Kind über stechende Schmerzen im Bereich der Leber klagt, sollte sofort der Kinderarzt aufgesucht werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn weitere Beschwerden hinzukommen, die auf die Cholesterinester-Speicherkrankheit hindeuten.

Bei schweren Komplikationen sollte in jedem Fall der ärztliche Notdienst kontaktiert werden. Zwar treten bei der Erkrankung selten lebensbedrohliche Beschwerden auf, allerdings kann sich unter Umständen eine chronische Lebererkrankung entwickeln. Deshalb sollte bei ersten Anzeichen der Cholesterinester-Speicherkrankheit mit einem Arzt gesprochen werden.

Sind bereits Fälle der Erkrankung in der Familie bekannt, ist eine sofortige Untersuchung nach der Geburt zu empfehlen. Unter Umständen kann die Krankheit auch vorgeburtlich festgestellt werden. Der Arzt wird dann mit den Eltern besprechen, welche weiteren Maßnahmen im Rahmen einer Behandlung in Frage kommen.

Behandlung & Therapie

Die Cholerestinester-Speicherkrankheit geht auf einen Gendefekt zurück. Daher stehen bislang keine ursächlichen Therapieschritte zur Behandlung der Patienten zur Verfügung. Eine ursächliche Therapie wäre ausschließlich im Rahmen von gentherapeutischen Ansätzen möglich. Gentherapie hat bislang allerdings nicht die klinische Phase erreicht. Daher gilt die Speicherkrankheit bis heute als unheilbar und wird ausschließlich symptomatisch behandelt. Die symptomatische Therapie hat eine verminderte Aufnahme von Cholesterin zum Fokus.

Zu diesem Zweck wird die intestinale Cholesterinresorption der Patienten konservativ medikamentös gehemmt. Zur Hemmung eignen sich Medikamente wie Colestyramin und Ezetimib. Zusätzlich erhalten die Patienten in der Regel Statine, die eine Hemmung der HMG-CoA-Reduktase zur Folge haben. In der jüngsten Vergangenheit haben sich zusätzlich neue Behandlungsoptionen etabliert, so vor allem Enzymersatztherapien.

Für Patienten der Cholerestinester-Speicherkrankheit spielt vor allem das Enzym Sebelipase alfa eine Rolle. Enzymersatztherapien mit diesem Enzym werden gegenwärtig in klinischen Studien verwendet und wurden von der European Medicines Agency im vergangenen Jahr freigegeben und positiv bewertet.

Aussicht & Prognose

Die Cholesterinester-Speicherkrankheit hat eine ungünstige Prognose. Die Erkrankung gilt als nicht heilbar und kann zu schwierigen Komplikationen führen. Die rezessiv vererbbare Krankheit wird von den Ärzten symptomatisch behandelt, da aus rechtlichen Gründen ein Eingriff in die Genetik des Menschen derzeit nicht gestattet ist.

Die Ausprägung der Erkrankung ist individuell und damit bei jedem Patienten unterschiedlich. Entsprechend gibt es auch keinen einheitlichen Behandlungsplan. Sobald die Leber beeinträchtigt ist, sinkt die Aussicht auf eine Besserung der Gesundheit erheblich. Eine Schwellung der Leber oder eine Fettleber kann zu weiteren Erkrankungen führen. Oftmals kommt es vermehrt zu Entzündungen oder einer Leberzirrhose. In diesem Stadium ist eine Linderung der Beschwerden nahezu unmöglich. Dem Erkrankten droht ein Leberversagen und damit ein vorzeitiges Ableben.

Patienten, deren Leber keine Schädigungen erleiden, haben einen deutlichen besseren gesundheitlichen Zustand. Solang sie sich an den Vorgaben der Ärzte orientieren und zusätzlich zu einer medikamentösen Behandlung die Aufnahme von cholesterinhaltigen Produkten vermeiden, erleben sie eine gute Lebensqualität trotz der Speicherkrankheit.

Da es sich bei der Behandlung um eine Langzeittherapie handelt, verschlechtert sich der Gesundheitszustand jedoch innerhalb kurzer Zeit, sobald es zu einem Absetzen der Arznei kommt. Ein ungesunder Lebenswandel hat ebenfalls sofort negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden des Patienten.


Vorbeugung

Die Cholerestinester-Speicherkrankheit ist eine genetisch bedingte Erkrankung. Da keine äußeren Faktoren als ursächliche Faktoren bekannt sind, lässt sich der Erkrankung bislang allenfalls und ausschließlich über eine genetische Beratung in der Phase der Familienplanung vorbeugen. Neumutationen sind allerdings auch damit nicht auszuschließen.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei der Cholesterinester-Speicherkrankheit in den meisten Fällen keine besonderen Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei ist der Patient in erster Linie auf eine schnelle Diagnose angewiesen, damit die Beschwerden richtig gelindert werden können, da es dabei auch nicht zu einer Selbstheilung kommen kann. Daher sollte der Betroffene schon bei den ersten Symptomen und Beschwerden einen Arzt kontaktieren, um eine weitere Verschlechterung der Beschwerden abzuwenden.

Da es sich dabei um eine genetisch bedingte Krankheit handelt, sollte im Falle eines Kinderwunsches immer eine genetische Untersuchung und Beratung durchgeführt werden, um ein erneutes Auftreten der Cholesterinester-Speicherkrankheit zu verhindern. In den meisten Fällen wird die Krankheit dabei durch die Einnahme von Medikamenten behandelt.

Der Betroffene sollte auf eine regelmäßige Einnahme und auch auf die richtige Dosierung achten, damit die Beschwerden dauerhaft gelindert werden. Bei Unklarheiten oder bei Fragen ist zuerst ein Arzt zu konsultieren. Viele Patienten sind durch die Cholesterinester-Speicherkrankheit auf die Hilfe und die Unterstützung durch Freunde und durch die eigene Familie angewiesen. Dabei kann auch der Kontakt zu anderen Betroffenen der Krankheit sehr sinnvoll sein.

Das können Sie selbst tun

Bei der Cholesterinester-Speicherkrankheit handelt es sich um eine genetisch bedingte Störung. Es gibt deshalb derzeit weder konventionelle, noch alternative Methoden, um die Krankheit ursächlich zu therapieren. Entsprechend stehen auch keine Selbsthilfemaßnahmen zur Verfügung, die das Leiden kausal bekämpfen.

Patienten können aber dennoch einen wichtigen Beitrag leisten, um das Fortschreiten der Krankheit und schwere Folgeschäden, insbesondere an der Leber, zu vermeiden. Von zentraler Bedeutung ist dabei eine cholesterinarme Ernährung. Patienten sollten sich über die speziellen Diätanforderungen der Cholesterinester-Speicherkrankheit umfassend und kompetent informieren lassen.

Der behandelnde Arzt ist hierbei nicht immer der bestmögliche Ansprechpartner, da Ernährungsfragen bei der Ausbildung von Ärzen nach wie vor kaum eine Rolle spielen. Betroffene sollten deshalb eine Ernährungsberaterin oder einen Ökotrophologen zuziehen.

Generell gilt, dass Cholesterin ausschließlich in Lebensmitteln tierischen Ursprungs enthalten ist. Eine Umstellung auf eine vegane Ernährung ist für die Betroffenen deshalb sinnvoll. In jedem Fall sollten tierische Lebensmittel, die besonders reich an Cholesterin sind, unbedingt gemieden werden.

Hierzu zählen insbesondere fettes Fleisch, Wurstwaren, Innereien, Eier, Butter, Sahne und Vollmilch. Eier werden dabei oft versteckt konsumiert. Den Patienten ist oft nicht bewusst, dass viele Teigwaren, insbesondere Nudeln und Gebäck, sowie Fertiggerichte und Mayonnaise große Mengen Eier und entsprechend hohe Mengen an Cholesterin enthalten.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Deschka, M.: Laborwerte A-Z. Kohlhammer, Stuttgart 2011
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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