Chondrokalzinose (Pseudogicht)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Pseudogicht ähnelt der Gicht hauptsächlich hinsichtlich der auftretenden Symptome. Führt die häufig zunächst symptomfrei bleibende Chondrokalzinose zu Beschwerden, so können diese in der Regel medikamentös kontrolliert werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Chondrokalzinose?

Eine Pseudogicht kann über Monate oder sogar Jahre ohne Beschwerden verlaufen. Die ersten Anzeichen äußern sich oft erst dann, wenn die Gelenkerkrankung schon sehr weit fortgeschritten ist.
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Die Chondrokalzinose (auch als Pseudogicht bezeichnet) ist eine Erkrankung der Gelenke. Im Rahmen der Chondrokalzinose kommt es meist zu einer Knorpelverkalkung im Bereich von Hüft-, Hand- oder Kniegelenken. Die Bezeichnung der Pseudogicht erhielt die Chondrokalzinose, weil sie zu ähnlichen Symptomen wie die Gicht führen kann; in der Regel sind diese Symptome allerdings schwächer ausgeprägt.

Im Gegensatz zur Gicht führt die Pseudogicht vor allem zu Beschwerden im Knie. In der Medizin wird unterschieden zwischen zwei Formen der Chondrokalzinose: Die sogenannte primäre Chondrokalzinose hat meist einen chronischen Verlauf und betrifft vermehrt Menschen in höherem Lebensalter.

Bei der sekundären Chondrokalzinose handelt es sich um eine Pseudogicht, die lediglich Symptom anderer Grunderkrankungen ist. Da die Chondrokalzinose häufig zunächst symptomfrei verläuft, ist deren Verbreitung weitgehend unklar.

Ursachen

Häufig sind die Ursachen unklar, die zu einer Chondrokalzinose führen. Kommt es bei der Pseudogicht zu Beschwerden, so werden diese meist verursacht durch Kristalle aus Kalziumpyrophosphat, die sich beispielsweise in den Knorpeln der Gelenke ablagern. Im Rahmen einer Pseudogicht können diese Kristalle den Knorpel angreifen oder zu Gelenkentzündungen führen.

In der Medizin werden verschiedene mögliche Ursachen diskutiert, die zu einer Chondrokalzinose führen können: So besteht etwa die Möglichkeit, dass vor allem die primäre Form der Chondrokalzinose erblich bedingt sein kann.

Die sekundäre Form der Pseudogicht kann möglicherweise begünstigt werden durch verschiedene vorliegende Stoffwechselerkrankungen. Zu diesen zählen etwa Überfunktionen der Nebenschilddrüsen, Unterfunktionen der Schilddrüse oder auch die Gicht. Außerdem können bereits bestehende Gelenkveränderungen die Entwicklung einer sekundären Chondrokalzinose provozieren.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Pseudogicht kann über Monate oder sogar Jahre ohne Beschwerden verlaufen. Die ersten Anzeichen äußern sich oft erst dann, wenn die Gelenkerkrankung schon sehr weit fortgeschritten ist. Zunächst ruft die Erkrankung typische Symptome wie plötzliche Schmerzen und eine Schwellung im betroffenen Gelenk hervor.

Betroffen sind vor allem die Hand- und Knie-Gelenke. Diese Pseudogichtanfälle verlaufen ähnlich wie ein akuter Gichtanfall: Es kommt zu Verkrampfungen, starken Schmerzreaktionen und oft auch zu Entzündungen in den Gelenken. Die Symptome klingen im Verlauf von vier Wochen wieder ab, können aber immer wieder auftreten.

Auch eine schubweise Zunahme der Beschwerden ist denkbar. Diese Schübe können mehrere Wochen bis Monate andauern und gehen oft in eine chronische Erkrankung über. Eine chronische Chondrokalzinose verursacht bleibende Schmerzen. Langfristig entwickelt sich eine Arthrose, die zu dem Gelenkverschluss beiträgt und sich im Verlauf der Erkrankung auf weitere Gelenke wie Schulter oder Hüfte ausbreiten kann.

Begleitend dazu treten Symptome wie Fieber oder ein allgemeines Krankheitsgefühl auf. Im Rahmen einer Pseudogicht kann es zudem zur Ablagerung von Kristallen an Sehnen, Bändern und Bandscheiben kommen. Dies ist unter anderem mit Bewegungseinschränkungen, Schmerzen und Lähmungserscheinungen verbunden.

Diagnose & Verlauf

Diagnostiziert werden kann eine Chondrokalzinose beispielsweise, indem das betroffene Gelenk mithilfe einer Röntgenuntersuchung betrachtet wird. Häufig können bei einer vorliegenden Chondrokalzinose auf den Röntgenbildern Verkalkungen des Gelenkknorpels entdeckt werden.

Eine weitere Diagnosemöglichkeit der Chondrokalzinose ist die Gelenkpunktion. Hierbei wird dem Gelenk Gelenkflüssigkeit entnommen. Liegt eine Pseudogicht vor, enthält diese Gelenkflüssigkeit in der Regel mikroskopisch kleine Kalziumpyrophosphatkristalle.

Häufig verläuft die Chondrokalzinose zunächst beschwerdefrei. Kommt es bei einem Betroffenen im Laufe der Zeit zu Beschwerden, so können diese meist rasch durch eine entsprechende Medikamentengabe gelindert werden. In einigen Fällen nimmt die Chondrokalzinose aber auch einen chronischen (längerfristigen) Verlauf: Hier kann eine Gelenksarthrose (ein Verschleiß der Gelenke) die Gelenke angreifen, was zu Funktionsstörungen und Schmerzen betroffener Gelenke führen kann.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es bei der Chondrokalzinose zu einer verspäteten Diagnose, da es zum Anfang der Erkrankung noch keine aussagekräftigen Symptome gibt. Diese treten in der Regel erst im weiteren Verlauf der Chondrokalzinose auf. Es kommt zu Entzündungen an den Gelenken und den Knien, wobei auch Knieschmerzen auftreten.

Die Knie sind oft angeschwollen, wodurch sich eine Bewegungseinschränkung ergibt. Nicht selten ist der Patient dabei auf Gehhilfen angewiesen. Neben den Schmerzen kommt es ebenfalls zu einem starken Fieber. Die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen können beim Patienten zu psychischen Beschwerden und Depressionen führen und werden in der Regel bei einem Psychologen behandelt.

Die Behandlung selbst findet meistens mit Hilfe von Medikamenten statt und kann die Chondrokalzinose relativ gut stoppen. Ebenso sind verschiedene Therapien und Behandlungen mit Kälte und Wärme möglich, um die Symptome zu lindern. In schwerwiegenden Fällen ist ein operativer Eingriff notwendig.

Neben der Chondrokalzinose kommt es oft zu Stoffwechselerkrankungen, die ebenfalls verschiedene Komplikationen aufweisen können. Die Lebenserwartung wird durch die Krankheit in den meisten Fällen nicht beeinflusst. In der Regel wirkt sich eine gesunde Lebensweise ebenfalls positiv auf den Krankheitsverlauf aus und verhindert weitere Komplikationen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei plötzlichen Schmerzen und Schwellungen in einem Gelenk ist in jedem Fall ärztlicher Rat gefragt. Auch wiederholt auftretende Gelenkentzündungen oder chronische Gelenkschmerzen sind medizinisch abzuklären, da wahrscheinlich ein ernstes Grundleiden vorliegt. Der Arzt kann feststellen, ob es sich dabei um die Chondrokalzinose handelt und dem Erkrankten eine geeignete Behandlung vorschlagen. Wird die Pseudogicht nicht therapiert, können weitere Komplikationen auftreten.

Warnzeichen dafür, dass die Erkrankung möglicherweise bereits weiter fortgeschritten ist, sind zunehmende Bewegungseinschränkungen der Sehnen, Bänder und Bandscheiben. Wer diese Beschwerden im Zusammenhang mit hohem Fieber verspürt, sollte einen Arzt konsultieren. Weitere Ansprechpartner sind Internisten und Rheumatologen.

Sollte es aufgrund der Beschwerden zu einer Bettlägerigkeit oder ernsten Kreislaufbeschwerden gekommen sein, wird am besten der Notarzt gerufen. Anschließend ist ein längerer Krankenhausaufenthalt – mindestens ein bis zwei Wochen – angezeigt. Da die Chondrokalzinose in Schüben verläuft und somit immer wieder auftreten kann, muss außerdem regelmäßig ein Arzt aufgesucht werden, der den Verlauf der Erkrankung überwacht.

Behandlung & Therapie

Zur Behandlung akuter Beschwerden im Zusammenhang mit einer Chondrokalzinose werden häufig Antirheumatika eingesetzt; das sind Arzneimittel, die Wirkungen entfalten gegen entzündliche Prozesse, Schmerzen und Fieber. Oftmals kann eine akute Attacke der Chondrokalzinose mithilfe dieser Medikamente gestoppt werden.

Kommt es im Rahmen der akuten Pseudogicht zu einer Flüssigkeitsansammlung im Kniegelenk, so kann diese Flüssigkeit etwa mithilfe einer Hohlnadel durch einen Facharzt entfernt werden. Gleichzeitig können bei medizinischer Notwendigkeit kortisonhaltige Präparate in die Gelenkhöhlen gespritzt werden.

Unterstützend kann sich zur Behandlung einer Chondrokalzinose in ihrer akuten Phase auch die Anwendung von Kältebehandlungen auswirken. Liegt eine chronische Form der Pseudogicht vor, so kann ein Behandlungsbaustein etwa die Anwendung von Wärmebehandlungen sein. Gelegentlich kann eine chronisch verlaufende Pseudogicht chirurgische Eingriffe notwendig werden lassen. Ziel einer solchen Operation kann etwa sein, Menisken (eine Knorpelsubstanz) im Knie zu entfernen, die durch die Chondrokalzinose angegriffen wurden.

Liegt eine sekundäre Form der Pseudogicht vor, zu der etwa Gelenkveränderungen oder Stoffwechselerkrankungen beigetragen haben, so beinhaltet eine sinnvolle Therapie der Chondrokalzinose in der Regel auch die Behandlung dieser zugrunde liegenden Störungen.

Aussicht & Prognose

Anfänglich ist die Chondrokalzinose beschwerdefrei und es gibt keinen Anlass zur Besorgnis. Der Patient bemerkt durch die Erkrankung keine Beeinträchtigungen in seinem Alltag. Die Aussicht der Erkrankung ist letztlich abhängig vom künftigen Krankheitsverlauf.

Treten im weiteren Verlauf Beschwerden auf, so sind diese medikamentös gut behandelbar. Die Prognose der Chondrokalzinose ist in dieser Phase und Ausprägung als günstig einzustufen. Die Symptome bilden sich mit einer ärztlichen Versorgung schnell und unproblematisch zurück. Die meisten Patienten erleiden daher keine weiteren Schäden oder dauerhafte Beeinträchtigungen.

Die Prognose ändert sich, wenn die Chondrokalzinose in einen chronischen Verlauf übergeht. Da es bei diesem Krankheitsverlauf zu einer Arthrose kommen kann, ist die Prognose ungünstig. Der Behandlungsplan ist umfangreicher und die Beschwerden reduzieren sich bei der Gabe von Arzneien nicht mehr so stark. Bei einigen Patienten stellen sich dauerhafte Schäden ein, die zu bleibenden Störungen der Motorik führen. Einschränkungen der Bewegungen und Beschwerden der Gelenke treten auf.

Im Normalfall hat die Chondrokalzinose jedoch eine gute Aussicht auf Linderung und keinen weiteren Krankheitsfortschritt. Die Beschwerden verschwinden innerhalb von 10 Tage nach Behandlungsbeginn. Je früher eine medizinische Versorgung stattfindet, desto besser ist der Heilungsverlauf. Ohne eine Behandlung steigt das Risiko der beschriebenen chronischen Entwicklung.

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Vorbeugung

Einer Chondrokalzinose vorzubeugen ist nur eingeschränkt möglich. Um das Risiko einer sekundären Chondrokalzinose zu senken, kann es sinnvoll sein, Stoffwechselerkrankungen oder Gelenksveränderungen frühzeitig behandeln zu lassen, die in ihrem Verlauf zu einer Pseudogicht führen können. Diskutiert wird ein allgemein risikosenkender Einfluss einer gesunden und ausgewogenen Ernährung.

Nachsorge

Die Chondrokalzinose oder Pseudogicht lässt sich nach einer erfolgreichen Therapie durch eine gezielte Nachbehandlung günstig beeinflussen. Unter anderem ist es sinnvoll, bei Übergewicht abzunehmen. Dadurch verringert sich die Belastung der betroffenen Gelenke. Ein gesundes Maß von körperlichen Aktivitäten hilft dabei ebenso wie eine gesunde Ernährungsweise.

Auch physikalische Maßnahmen helfen dabei, die Gelenkfunktionen zu erhalten und die Schmerzen zu lindern. Nach einer operativen Behandlung der Erkrankung verschreibt der Arzt Schmerzmedikamente und eine Therapie, welche das Abschwellen der Gelenke fördert. Anschließend folgt ein genau abgestuftes Bewegungsprogramm, das dazu dient, die Muskulatur aufzubauen.

Auch die Koordination und die Regeneration sind wichtige Elemente der Nachsorge. Bei dem Muskeltraining geht es darum, das Gelenk gleichförmig zu bewegen. Dadurch erhält der Knorpel samt Ersatzgewebe die nötige Nährstoffzufuhr. Gleichzeitig darf der wieder aufgebaute Knorpel nicht überlastet werden. Um das richtige Maß zu finden, ist die Betreuung durch einen Physio- oder Sporttherapeuten sinnvoll.

So führt die Rehabilitationsphase im Laufe der Zeit zu dem gewünschten Erfolg. Wenn die Patienten die Übungen im Griff haben, können sie diese auch alleine durchführen. So funktioniert die Nachsorge gleichzeitig als Vorbeugung gegen erneute Beschwerden.

Das können Sie selbst tun

Patienten, die an Pseudogicht erkranken, haben anfänglich keine schweren Beschwerden. Dennoch sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden, da die Störung umso erfolgreicher behandelt werden kann, je früher mit der Therapie begonnen wird. Nehmen die Betroffenen zu spät medizinische Hilfe in Anspruch, kann die Krankheit schnell chronisch werden, was die Zerstörung des betroffenen Gelenks zur Folge haben kann.

Die Patienten können die ärztliche Therapie durch geeignete Selbsthilfemaßnahmen unterstützen. Eine gezielte Physiotherapie kann die Mechanik der betroffenen Gelenke aufrechterhalten oder verbessern. Solche Maßnahmen sollten allerdings nur durchgeführt werden, während der Patient nicht an einem akuten Anfall leidet.

Ist die Chondrokalzinose akut, reagieren viele Patienten positiv auf Wärme. Hilfreich sind warme Vollbäder, wobei es aber oftmals auch ausreicht, nur die betroffenen Glieder in warmes Wasser zu tauchen oder mit einer Kompresse zu erwärmen. Auch Bestrahlungen mit Rotlicht haben einen wohltuenden Effekt.

Gegen die Schmerzen und entzündlichen Prozesse wird meist Acetylsalicylsäure verordnet. In minder schweren Fällen oder ergänzend zu den allopathischen Medikamenten können Patienten auch Präparate auf Weidenrinde-Basis einsetzen. Weidenrinde wird mit heißem Wasser aufgegossen und als Tee getrunken. In Apotheken und Reformhäusern sind auch Tabletten auf Basis von Weidenrinde-Extrakt erhältlich. Darüber hinaus beinhalten naturheilkundliche Behandlungsansätze eine Ernährungsumstellung, hin zu einer pflanzenbasierten Diät.

Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Freyschmidt, J.: Skeletterkrankungen. Springer, Berlin 2008
  • Miehle, W., Fehr, K., Schattenkirchner, M., Tillmann, K. (Hrsg.): Rheumatologie in Praxis und Klinik. Thieme, Stuttgart 2000

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