Chorionkarzinom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Chorionkarzinom wird ein bösartiger Tumor im Trophoblastengewebe bezeichnet. Dieser führt zu rasch voranschreitenden Metastasen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Chorionkarzinom?

Im Falle einer Blasenmole wächst der Bauch rasch an. So fällt die Gebärmutter bei mehr als zwei Dritteln aller betroffenen Frauen größer aus als es dem Gestationsalter entspricht.
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In der Medizin trägt ein Chorionkarzinom auch die Bezeichnungen Chorionepitheliom, Trophoblasttumor oder Zottenkrebs. Gemeint ist damit ein aus anaplastischen Trophoblastenzellen bestehender infiltrativ wachsender bösartiger Tumor am Mutterkuchen (Plazenta). Er zeigt sich überwiegend bei Frauen im gebärfähigen Alter und ist oftmals die Folge einer Blasenmole (Mola hydatiosa).

Dabei steht der lateinische Begriff Mole für die Fehlentwicklung eines Embryos. In manchen Fällen tritt der Tumor zudem nach Eileiterschwangerschaften, normalen Schwangerschaften oder Fehlgeburten auf. Weil das Chorionkarzinom als überaus aggressiver Tumor gilt, kommt es schon bald zur Ausprägung von schnell wachsenden Tochtergeschwülsten (Metastasen). Eine selten vorkommende Variante stellt das nicht-gestationsbedingte Chorionkarzinom am Eierstock (Ovar) dar. Dieser Keimzelltumor zeigt sich oftmals bereits im Kindes- oder Jugendalter.

In Europa und den USA liegt das Verhältnis zwischen Geburten und einem Chorionkarzinom bei ungefähr 1:45.000. Nicht selten zeigt sich das Chorionepitheliom nach der ersten Schwangerschaft bei Frauen, die älter als 30 Jahre sind. Gelegentlich ist ein Chorionkarzinom auch beim männlichen Geschlecht zu verzeichnen, wo es im Hoden auftritt.

Ursachen

Oftmals ist ein Chorionkarzinom die Folge einer Blasenmole. So trat bei rund 50 Prozent aller betroffenen Frauen im Vorfeld des Tumors eine Blasenmole auf. Weitere 25 Prozent erlitten eine Fehlgeburt. Bei den restlichen 25 Prozent verlief die Schwangerschaft normal.

Eine Blasenmole zeigt sich nur selten. Sie wird in den meisten Fällen durch eine fehlerhafte Eizellenbefruchtung hervorgerufen, nach der dann keine Erbsubstanz mehr vorhanden ist. Dadurch kommt es zur Degeneration der Plazentazotten in hunderte Bläschen, was auch die Bezeichnung Blasenmole erklärt. Weil sich keine ausreichende Ernährung der kleinen Fruchtblase mehr gewährleisten lässt, hat dies ihr Zugrundegehen zur Folge.

Bei der Blasenmole handelt es sich um eine gutartige Trophoblastenerkrankung, die durch die Schwangerschaft bedingt ist. Dabei kommt es zum Befruchten einer DNA-losen Eizelle durch zwei Spermien, wodurch jedoch kein embryonales Gewebe, sondern nur Trophoblastgewebe entsteht. Ebenso ist eine Entwicklung aus embryonalem Gewebe und Trophoblastgewebe möglich, was als inkomplette Blasenmole bezeichnet wird.

Rund zwei bis drei Prozent aller Blasenmolen haben eine bösartige Wucherung zur Folge, aus der das Chorionkarzinom hervorgeht. Dabei schwankt die Wahrscheinlichkeit einer Entartung zwischen 2 und 17 Prozent. Als weitere denkbare Ursache für den Zottenkrebs kommt eine verstärkte Immuntoleranz gegen Antigene des Vaters infrage.

Ein typisches Merkmal des Chorionkarzinoms stellt eine übermäßige Herstellung des Peptidhormons Beta-hCG (humanes Choriongonadotropin) dar. Aus diesem Grund werden nach erfolgreicher Behandlung des Tumors die im Blut vorkommenden Beta-hCG-Werte regelmäßig überprüft.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Im Falle einer Blasenmole wächst der Bauch rasch an. So fällt die Gebärmutter bei mehr als zwei Dritteln aller betroffenen Frauen größer aus als es dem Gestationsalter entspricht. Ab der 11. Schwangerschaftswoche treten außerdem Blutungen auf. Des Weiteren sind wehenartige Schmerzen sowie das Abgehen von schaumig-blasiger Flüssigkeit zu verzeichnen.

Hauptsymptome des Chorionkarzinoms bilden vaginale Blutungen, die unabhängig vom Menstruationszyklus vorkommen. Treten bereits Metastasen auf, haben dieses ebenfalls verschiedene Beschwerden zur Folge. Je nach Grad des Tumorwachstums sowie dem Auftreten von Tochtergeschwülsten gilt es, zwischen mehreren Stadien zu differenzieren.

Dazu gehören das nicht-metastasierende Chorionkarzinom, eine destruierende Blasenmole, ein metastasierendes Chorionepitheliom mit Low Risk sowie ein metastasierendes Chorionepitheliom mit High Risk. Von High Risk ist die Rede, wenn Metastasen im zentralen Nervensystem, in der Leber, Lunge oder dem Becken auftreten.

Diagnose & Verlauf

Bei Verdacht auf eine Blasenmole muss eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Dabei wird die Gebärmutter der Schwangeren vom Arzt abgetastet. Ein typisches Merkmal ist, dass das Organ zu groß für das jeweilige Schwangerschaftsstadium ausfällt. Im Rahmen einer Sonographie (Ultraschalluntersuchung) zeigt sich anstelle des Herzschlags des Embryos ein verschneites Bild.

Wichtig zur Diagnose eines Chorionkarzinoms sind außerdem labortechnische Untersuchungen. So lassen sich mit ihnen erhöhte Beta-hCG-Werte feststellen. Als weiterer möglicher Hinweis auf den Tumor gilt eine erhöhte Konzentration des Alpha-1-Fetoproteins (AFP), bei dem es sich um ein Glykoprotein handelt, das sich ausschließlich in der Schwangerschaft bildet.

Die Kombination aus zu großer Gebärmutter, Ultraschall-Schneegestöber und stark erhöhtem Beta-hCG-Wert im Harn oder Blut der Frau stellen sichere Hinweise auf das Vorliegen eines Trophoblasttumors dar. Das Chorionkarzinom gehört zu den aggressivsten Tumoren. Ohne eine rasche Behandlung drohen Blutungen und hämatogene Metastasen in der Scheide, Leber, Niere, Lunge und Gehirn. Grundsätzlich gilt die Prognose des Chorionepithelioms jedoch als günstig, selbst wenn bereits eine Metastasierung besteht.

Komplikationen

Ein Chorionkarzinom kann eine Reihe schwerer Komplikationen hervorrufen. Zunächst besteht die Gefahr, dass der Tumor Metastasen in Scheide, Niere, Leber, Lunge und Gehirn streut. Dadurch kann es im weiteren Verlauf zu lebensbedrohlichen Blutungen, Nervenstörungen, Druckschmerzen und weiteren Komplikationen kommen.

Wird ein Blutgefäß zusammengedrückt, kann es zum Absterben von Gewebe, Verstopfung, einem Gallerückstau oder einer Gelbsucht kommen. Entsprechende Symptome gehen mit verschiedenen Folgesymptomen einher und können mitunter zu bleibenden Organschäden und zum Tod des Patienten führen. Streut das Chorionkarzinom bis in das Gehirn aus, kann es zu irreversiblen Gehirnschäden kommen.

Generell erhöht ein bösartiger Tumor im Trophoblastengewebe das Risiko von Durchblutungsstörungen und Thrombose. Streut der Tumor in den Magen-Darm-Trakt, können noch weitere lokale Komplikationen hinzukommen. So besteht das Risiko, dass eine Metastase die Darmwand durchbricht oder eine Entzündung des Bauchfells hervorruft.

Eine typische Komplikation sind auch Fisteln, die vor allem im Bereich der Harnblase und der Gebärmutter entstehen und zu Infektionen und Entzündungen führen können. Bei der Behandlung selbst sind schwere Komplikationen unwahrscheinlich. Risiken gehen hier etwa von der Chemotherapie selbst als auch von den Nebenwirkungen der eingesetzten Arzneimittel aus.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da ein Chorionkarzinom in der Regel relativ schnell zur Ausbildung von Metastasen führt, sollte dieser Tumor schon sehr früh diagnostiziert und behandelt werden. Damit kann die Lebenserwartung des Betroffenen deutlich erhöht werden. In der Regel ist der Arzt dann aufzusuchen, wenn das Bauchvolumen des Patienten deutlich zunimmt, ohne dass besondere Veränderungen im Alltag stattgefunden haben. Auch Blutungen während der Schwangerschaft können dabei auf das Chorionkarzinom hindeuten und sollten auf jeden Fall untersucht werden.

Diese treten dabei auch außerhalb des Menstruationszyklus auf. Falls das Chorionkarzinom erst spät erkannt wird, kann dieses auch an anderen Regionen des Körpers zu Beschwerden führen, falls sich die Metastasen ausgebreitet haben. Aus diesem Grund sind regelmäßige Untersuchungen während der Schwangerschaft enorm wichtig.

Die Diagnose und Behandlung dieser Krankheit wird in der Regel durch einen Frauenarzt durchgeführt. Die Entfernung des Tumors und die Chemotherapie bedarf allerdings eines stationären Aufenthaltes in einem Krankenhaus. Ob es dabei zu einer vollständigen Heilung kommt, kann nicht universell vorausgesagt werden.

Behandlung & Therapie

Behandelt wird ein Chorionkarzinom zunächst operativ durch das Ausschaben der Gebärmutter. Mitunter kann nach vier bis sechs Wochen eine weitere Ausschabung (Kürettage) erforderlich sein, um sicherzustellen, dass keine erkrankten Gewebereste zurückbleiben. Nächster Therapieschritt ist eine Chemotherapie, in deren Verlauf Methotrexat verabreicht wird.

Bei einer Blasenmole hat Methotrexat die Eigenschaft, den Inhalt der Gebärmutter abzustoßen. Im Falle eines Chorionepithelioms spricht der Tumor gut auf den Wirkstoff an. Eine Heilung ist sogar noch im frühen Stadium der Metastasenbildung möglich. In späteren Schwangerschaften gilt das Risiko, dass sich weitere Blasenmolen entwickeln, als gering. Eine wichtige Rolle bei der Therapie spielt auch die Nachsorge. So ist eine regelmäßige Kontrolle des hCG-Spiegels erforderlich.

Aussicht & Prognose

Bei einer frühzeitigen Diagnose und einem schnellen Behandlungsbeginn hat das Chorionkarzinom eine gute Heilungsaussicht. Die Behandlung erfolgt bei Frauen über eine Ausschabung der Gebärmutter und bei Männern über einen operativen Eingriff. Je nach Ausprägung und Schweregrad des Chorionkarzinoms, sowie anschließender Nachsorge ist der Patient meist innerhalb weniger Wochen beschwerdefrei und vollständig geheilt.

Das Chorionkarzinom hat jedoch bei Männern und Frauen durch das starke Wachstum einen sehr raschen Krankheitsverlauf. Es kommt ohne eine medizinische Behandlung innerhalb kurzer Zeit zu einer Entstehung weiterer Metastasen im Organismus. Diese können zu einem Befall der Nieren, Leber, Lunge oder dem Gehirn führen. In diesen Fällen sinkt die Heilungschance deutlich ab und die Prognose verschlechtert sich erheblich. Unbehandelt besteht für den Betroffenen bei einem Chorionkarzinom daher eine Lebensgefahr und die Erkrankung nimmt einen tödlichen Verlauf.

Bei bestehenden Schwangerschaften kommt es in 25% der Fälle durch das Chorionkarzinom zum Eintreten einer Fehlgeburt. Das Risiko des Ausbrechens eines erneuten Chorionkarzinoms bei einer weiteren Schwangerschaft ist sehr gering. Dennoch besteht durch eine erlebte Fehlgeburt eine erhöhte Gefahr für das Erscheinen von Folgeerkrankungen. Psychische Störungen sind durch den Verlust des ungeborenen Kindes möglich. Die Vulnerabilität für eine Depression, Angst- oder Sexualstörung ist daher durch die Erkrankung erhöht.


Vorbeugung

Vorbeugende Maßnahmen gegen ein Chorionkarzinom sind nicht bekannt. Im Falle einer Blasenmole sollte unbedingt eine ärztliche Kontrolle erfolgen.

Nachsorge

Nach erfolgreicher Therapie des Chorionkarzinoms muss die Betroffene die angesetzten Nachsorgeuntersuchungen strikt einhalten. In jedem Fall muss auf die Empfängnisverhütung geachtet werden, da im ersten Jahr die Gefahr einer Perforation der Plazenta besteht und gleichzeitig das Risiko einer Fehlgeburt erhöht ist.

Bei metastasierten Tumoren erfolgen im ersten Jahr monatlich HCG-Kontrollen. Zusätzlich sollten alle vier Monate vaginale Untersuchungen, sowie nach etwa einem halben Jahr eine CT-Untersuchung des Thorax erfolgen. Letztere dient dem Ausschluss eventuell vorhandener Lungenmetastasen.

Bleibt der HCG-Wert nach diesem Jahr negativ, sind in den nächsten zwei Jahren weitere HCG-Kontrollen nur noch im Rahmen der vaginalen Untersuchung und somit alle vier Monate erforderlich. Ebenso darf die Patientin in Absprache mit dem behandelnden Arzt eine Schwangerschaft in Erwägung ziehen.

Treten nach dieser Zeit keine erhöhten HCG-Werte auf, genügen für weitere zwei Jahre halbjährliche Kontrollen, um ein Rezidiv auszuschließen. Betroffene, deren Werte auch 5 Jahre nach Krankheitsbeginn stabil sind, wird empfohlen für weitere 5 Jahre jährlich eine Kontrolle durchführen zu lassen.

Sofern ein nicht-metastasierten Tumor vorlag, entscheidet dessen Lage über die weitere Nachsorge. Allgemein wird hier jedoch keine Bildgebung benötigt und die HCG-Kontrollen erfolgen in größeren Abständen. Unter Umständen darf die Patienten auch bereits nach sechs Monaten eine Schwangerschaft in Erwägung ziehen.

Das können Sie selbst tun

Ein Chorionkarzinom wird zunächst operativ behandelt. Nach dem Eingriff muss sich die Patientin für einige Tage bis Wochen schonen. Sollten weiterhin Beschwerden auftreten, ist ein Arztbesuch angezeigt. Der Mediziner muss nach spätestens vier bis sechs Wochen eine umfassende körperliche Untersuchung vornehmen, um einen komplikationslosen Heilungsverlauf zu gewährleisten.

Sollten sich bereits Metastasen gebildet haben, ist eine Chemotherapie angezeigt. Den Betroffenen empfiehlt sich ein Gespräch mit einem Facharzt, da eine Chemotherapie immer mit gewissen Risiken verbunden ist. Begleitend dazu müssen Vorkehrungsmaßnahmen für den Behandlungsbeginn getroffen werden. Oft muss die Ernährung umgestellt werden, außerdem ist eine weitere ärztliche Untersuchung notwendig. Während der Therapie sollte der Körper und insbesondere das Immunsystem nicht zusätzlich belastet werden. Die Betroffenen dürfen moderaten Sport treiben, sollten allerdings auch ausreichend Ruhephasen in den Alltag einbauen.

Nach der Behandlung besteht oft ein Appetitmangel. Darum muss die Ernährung umgestellt und eventuell um Nahrungsergänzungsmittel ergänzt werden. Oft helfen ätherische Öle den Appetit anzuregen. Nachdem das Chorionkarzinom entfernt wurde, sollte die Patientin noch einmal mit dem Gynäkologen sprechen. In einer umfassenden Untersuchung muss abgeklärt werden, ob die Erkrankung eine Unfruchtbarkeit oder andere gesundheitliche Probleme hervorgerufen hat, die behandelt werden müssen.

Quellen

  • Böcker, W. et al.: Pathologie. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2008
  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006

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