Chronische Transplantatnephropathie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer chronischen Transplantatnephropathie handelt es sich um eine Störung, die in zahlreichen Fällen nach einer Transplantation der Niere auftritt. Die Erkrankung wird auch mit der Kurzform CTN bezeichnet und resultiert oftmals in einem Verlust der Nierenfunktion des transplantierten Organs.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine chronische Transplantatnephropathie?

Im Rahmen der Erkrankung nimmt die Filterleistung der transplantierten Niere kontinuierlich ab. Dieser Prozess der Verschlechterung erstreckt sich über einen Zeitraum von einigen Monaten bis hin zu mehreren Jahren.
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Die chronische Transplantatnephropathie kommt vergleichsweise häufig im Rahmen von Transplantationen der Niere vor. Bei Biopsien zeigt sich, dass zwischen 40 und 60 Prozent der Patienten zwei Jahre nach der Organtransplantation Anzeichen der Erkrankung aufweisen. Das Phänomen tritt in zahlreichen Fällen auch dann auf, wenn das transplantierte Organ vom Organismus der Person sehr gut angenommen wird.

Bei der chronischen Transplantatnephropathie handelt es sich um den wichtigsten Grund für eine erneute Dialysenotwendigkeit bei Personen, die ein Spenderorgan erhalten haben. Darüber hinaus stellt die chronische Transplantatnephropathie in den Industriestaaten eine häufige Ursache für ein endgültiges Versagen der Nierenfunktion dar.

Ursachen

Die Ursachen für die Entstehung der chronischen Transplantatnephropathie sind sehr komplex und aktuell noch nicht abschließend erforscht. Bisher sind verschiedene Entstehungsgründe der Krankheit bekannt, die miteinander in Beziehung stehen. Die Hauptursachen sind dabei die Immunerkennung, entzündliche Vorgänge sowie Stress durch organische Verletzungen.

Die Krankheitsentstehung spielt sich in einem Spektrum zwischen diesen drei Faktoren ab. Besonders relevant für die Ausbildung der chronischen Transplantatnephropathie sind sogenannte Calcineurin-Inhibitoren. Diese sind vor allem für solche Prozesse der Krankheitsgenese bedeutsam, die nicht mit der Immunerkennung zusammenhängen. Mögliche Einflüsse in diesem Bereich sind zum Beispiel eine Proteinurie sowie diverse Infekte.

Außerdem spielen die Qualität der Spenderniere sowie deren Alter eine wesentliche Rolle. Weitere begünstigende Faktoren bestehen in erhöhtem Blutdruck, ischämischen Läsionen der Niere durch die Transplantation und Zigarettenkonsum. Die chronische Transplantatnephropathie zeigt sich öfter bei transplantieren Nieren, die von toten anstatt von lebenden Spendern entnommen werden. Allerdings sind das Fortschreiten der Krankheit sowie deren Symptome bei beiden Ursprüngen nahezu identisch.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die chronische Transplantatnephropathie macht sich durch eine Reihe von typischen Krankheitsanzeichen bemerkbar. Im Rahmen der Erkrankung nimmt die Filterleistung der transplantierten Niere kontinuierlich ab. Dieser Prozess der Verschlechterung erstreckt sich über einen Zeitraum von einigen Monaten bis hin zu mehreren Jahren.

Als Folge des abnehmenden und schließlich versagenden Filtervermögens der Niere ergibt sich ein endgültiger und vollständiger Verlust der Nierenfunktion. Dieses Nierenversagen betrifft nicht nur das transplantierte Organ selbst, sondern auch die zwei eigenen Nieren des erkrankten Patienten.

Diagnose & Verlauf

Eine chronische Transplantatnephropathie ist von verschiedenen Fachärzten diagnostizierbar. Im überwiegenden Teil der Fälle nimmt jedoch ein Arzt die Diagnose der Krankheit vor, der auch an der Transplantation der Niere beteiligt war beziehungsweise der für die Nachkontrolle zuständig ist. Eine chronische Transplantatnephropathie wird in vielen Fällen bei den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen entdeckt, der sich Patienten mit einer Spenderniere unterziehen.

Dabei spielen insbesondere Blutuntersuchungen der erkrankten Personen eine wichtige Rolle. Das Blut wird labortechnisch analysiert, wobei spezielle Marker überprüft werden. Im Fall der chronischen Transplantatnephropathie finden sich dabei in der Regel bereits Hinweise auf das Vorliegen und Fortschreiten der Krankheit.

Darüber hinaus bestehen weitere Optionen zur Untersuchung und Diagnose der chronischen Transplantatnephropathie. Im Rahmen einer Biopsie wird Gewebe aus dem Organ entnommen und im Labor untersucht. Dabei stellen Ärzte eine chronische Beeinträchtigung der Funktion der Niere fest. Charakteristische Krankheitsanzeichen bestehen zum Beispiel in einem pathologisch vergrößerten Bindegewebe sowie Schäden an den Körperchen und Kanälchen des Organs.

In der Folge von entzündlichen Vorgängen nimmt die Dicke der Wände der Blutgefäße zu. Dadurch verengt sich das sogenannte Lumen. Jedoch ist im Rahmen der Diagnosestellung die exakte Ursache der abnehmenden Filterleistung der Niere oft nicht identifizierbar. Neben einer chronischen Transplantatnephropathie kommt auch eine durch das Immunsystem verursachte Abstoßung des Spenderorgans als Auslöser für die Beschwerden in Betracht.

Komplikationen

Bei der Transplantatnephropathie kommt es in der Regel zu relativ schwerwiegenden Komplikationen, da die transplantierte Niere nicht richtig im Körper funktioniert. Es treten dabei verschiedene Beschwerden und Komplikationen auf, die meistens eindeutig auf eine Niereninsuffizienz zeigen. Allerdings kann die Leistung der Niere auch erst im Laufe der Jahre abnehmen und nicht direkt am Anfang zu Beschwerden führen.

Durch das vollständige Versagen der Niere kann es ohne Behandlung im schlimmsten Falle auch zum Tode kommen. Der Betroffene ist dann auf eine Dialyse angewiesen. In den meisten Fällen wird die Transplantatnephropathie zuerst mit Hilfe von Medikamenten behandelt. Dabei kann allerdings kein positiver Krankheitsverlauf gratiniert werden.

Ob die Nierenfunktion erhalten werden kann, hängt auch stark vom körperlichen Zustand des Patienten ab. In der Regel wirkt sich eine gesunde Lebensweise ebenfalls positiv auf die Transplantatnephropathie aus und kann diese einschränken oder verhindern. Auch Übergewicht muss dabei reduziert werden. Eine kausale Behandlung der Transplantatnephropathie ist leider nicht möglich. Falls die Behandlung keinen Erfolg bringt, ist der Betroffene auf eine Dialyse angewiesen. Dadurch verringert sich ebenfalls die Lebenserwartung.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

In den meisten Fällen tritt diese Beschwerde dann auf, wenn der Betroffene sich noch im Krankenhaus befindet. Aus diesem Grund kann die Diagnose und Behandlung sofort eingeleitet werden. Eine ärztliche Untersuchung muss dann durchgeführt werden, wenn die Niere des Betroffenen nicht funktioniert. Der Funktionsverlust muss dabei nicht sofort eintreten, sondern kann sich über mehrere Monate oder Jahre erstrecken. Aus diesem Grund ist der Patient auf regelmäßige Untersuchungen nach der Transplantation angewiesen, um weitere Komplikationen zu vermeiden.

Da dadurch auch die eigene Niere geschädigt werden kann, muss auch diese Niere überprüft werden. In der Regel kann bei dieser Krankheit ein Internist oder der behandelnde Arzt bei der Nierentransplantation kontaktiert werden. Die Behandlung erfolgt dann durch die Einnahme von Medikamenten. Allerdings ist der Betroffene weiterhin auf ein Spenderorgan angewiesen. Bei möglichen psychischen Beschwerden oder Depressionen sollte ein Psychologe aufgesucht werden. Möglicherweise ist durch die Erkrankung auch die Lebenserwartung des Betroffenen deutlich verringert.

Behandlung & Therapie

Zur Therapie der Krankheit verordnet der behandelnde Arzt verschiedene Heilmaßnahmen. Die chronische Transplantatnephropathie wird in erster Linie medikamentös behandelt. Zusätzlich ist der Patient angehalten, seine Lebensweise positiv zu verändern. Zunächst erhalten die betroffenen Personen immunsuppressive Wirkstoffe, die nicht den Effekt von Calcineurin-Inhibitoren zeigen.

Auf diese Weise verzögert sich das Fortschreiten der chronischen Transplantatnephropathie unter Umständen. Grundsätzlich existiert jedoch bisher keine spezifische Behandlung der chronischen Transplantatnephropathie. Stattdessen liegt es in der Verantwortung der Patienten, bestimmte Risikofaktoren im eigenen Lebensstil zu verringern.

Übergewicht ist nach Möglichkeit zu reduzieren, zudem ist das Rauchen aufzugeben. Der Blutdruck befindet sich im Idealfall in einem niedrigen bis optimalen Bereich. Bestimmte ACE-Hemmer wirken sich mitunter förderlich auf die Ausscheidung von Eiweißen aus. Die Einnahme dieser Wirkstoffe wird den Patienten zur begleitenden Behandlung der chronischen Transplantatnephropathie verordnet.

Derzeit laufen medizinische Forschungsstudien zur gezielten Vorbeugung und Behandlung der chronischen Transplantatnephropathie. Denn dadurch verringert sich auch die Wartezeit von Dialysepatienten auf eine Spenderniere.

Aussicht & Prognose

Die Prognose der chronischen Transplantatnephropathie ist sehr individuell zu bewerten, sie wird jedoch in vielen Fällen als ungünstig eingestuft. Obgleich die Zahl der betroffenen Patienten in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgegangen ist, führt die Transplantatnephropathie bei den Erkrankten zu einer starken Verschlechterung des Gesundheitszustandes oder im ungünstigsten Fall zum Ableben des Patienten.

Die Aussicht auf eine Heilung ist bei Patienten mit einer Spenderniere von einem lebenden Menschen höher als die eines bereits verstorbenen Spenders. Wichtig für die Genesung sind zusätzlich psychische Faktoren. Das gegenwärtige Stresserleben des Patienten oder mögliche psychische Beeinträchtigungen haben einen erheblichen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Erkrankung.

Befindet sich der Patient in einem emotionalen Gleichgewicht, verbessert sich seine Prognose. Mit einem gesunden Lebensstil und einer stabilen Psyche verringern sich häufig die vorhandenen Beschwerden. Schafft der Patient es nicht, die Risikofaktoren zu reduzieren, kommt es meist zu einer weiteren Verschlechterung. Die Spenderniere kann im schlimmsten Fall abgestoßen werden oder es kommt zu einem Organversagen. Damit sieht sich der Patient erneut einer Lebensgefahr ausgesetzt.

Da Patienten mit einer Spenderniere in der Vergangenheit viele Herausforderungen bewältigen mussten, fehlt ihnen bei Komplikationen der Spenderniere häufig der notwendige Optimismus zur Bewältigung der chronischen Transplantatnephropathie.


Vorbeugung

Eine effektive Vorbeugung der chronischen Transplantatnephropathie von Seiten der Patienten ist nur bedingt möglich. Dabei leistet ein möglichst gesunder Lebensstil einen wichtigen Beitrag, um das Risiko einer chronischen Transplantatnephropathie zu verringern. Doch auch bei Personen ohne Übergewicht und Tabakkonsum ist eine chronische Transplantatnephropathie möglich.

Nachsorge

Die chronische Transplantatnephropathie tritt als Folge einer implantierten Spenderniere auf. Sie zeitigt einen vorzeitigen Ausfall des implantierten Organs und muss umgehend behandelt werden. Der regelmäßige Arztbesuch ist bei Patienten mit Implantaten daher zwingend. Ohne eine medizinische Nachsorge und beständige Überwachung kann keine Niere verpflanzt werden.

Problematisch war früher die hohe Zahl der Patienten, bei denen ein Nierentransplantierter schon nach zwei Jahren eine chronische Transplantatnephropathie entwickelte. Bei bis zu 60 Prozent der Implantierten wurde diese Diagnose mittels einer Biopsie gestellt. Das bedeutete meistens, dass der nierenkranke Patient erneut dialysepflichtig wurde.

Die Beschwerdelage erforderte eine regelmäßige medizinische Betreuung, damit der möglichst lange Erhalt der Spenderniere gewährleistet war. Alles, was in diesem Sinne medizinisch getan wird, gehört zur Nachsorge. Zum Teil waren die verabreichten klassischen Immunsuppressiva verantwortlich für die Entwicklung der chronischen Transplantatnephropathie.

Der Grund ist ihre Toxizität, die vor allem auf die Nieren schädigend wirkt. Die behandelnden Mediziner verordnen daher heutzutage oft ein anderes Immunsuppressivum, das weniger nierentoxisch ist. Dadurch konnten die Zahlen der Betroffenen mit chronischer Transplantatnephropathie gesenkt werden.

Da eine Transplantation der Niere ein schwerer Eingriff in den Körper ist, müssen die Nachsorgemaßnahmen entsprechend umfangreich ausfallen. Das transplantierte Entgiftungsorgan kann ansonsten binnen weniger Jahre seine Aufgaben nicht mehr erfüllen.

Das können Sie selbst tun

Da die chronische Transplantatnephropathie eine Nebenwirkung eines operativen Eingriffs ist, hat der Betroffene selbst nur wenige Möglichkeiten der Selbsthilfe. Dennoch kann er insgesamt für den Erhalt seiner Lebensfreude und Lebensqualität Einfluss nehmen, um eine Besserung seines Wohlbefindens zu erreichen.

Die Erkrankung tritt bei einer Nierentransplantation recht häufig auf. Dies gibt dem Betroffenen die Möglichkeit, sich mit anderen Erkrankten auszutauschen und deren Erfahrungen für sich zu nutzen. Für den Heilungsprozess ist es stets hilfreich, wenn ein gesunder Lebensstil gelebt wird. Dazu gehören ein möglichst geregelter Tagesablauf, eine gute Schlafhygiene sowie eine gesunde Ernährung. Das Immunsystem sollte gestärkt werden, damit der Organismus Krankheitserregern gegenüber nicht anfällig wird. Übergewicht ist ebenso zu vermeiden wie der Genuss von Nikotin, Alkohol oder anderen Drogen. Das Wissen um die eigenen körperlichen Grenzen hilft, um rechtzeitig Ruhephasen einlegen zu können.

Ein stabiles soziales Umfeld und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben sind ebenfalls wichtig, um die Lebensqualität zu fördern. Die psychische Gesundheit sollte mit Freizeitaktivitäten, einer optimistischen Lebenseinstellung und zuversichtlichen Gedanken gefördert werden. Mentale Entspannungstechniken können dabei helfen, den Geist zu stärken und den Humor nicht zu verlieren. Es hilft, Ängste offen anzusprechen und sofern notwendig, auch eine therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
  • Steffen, H.-M. et al.: Internistische Differenzialdiagnostik. Schattauer, Stuttgart 2008

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