Chylothorax

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Brustraum wird als Chylothorax bezeichnet. Die Lymphflüssigkeit sammelt sich zwischen der Lunge und der Brustwand an. Dies geschieht in Folge nach verschiedenen anderen Erkrankungen und löst Atembeschwerden aus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Chylothorax?

Durch die angestaute Lymphflüssigkeit kommt es zu Problemen bei der Atmung des Patienten. Bei Erwachsenen treten etwa ab einem Flüssigkeitsvolumen von zwei Litern deutliche Beschwerden auf.
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Ein Chylothorax ist keine eigenständige Erkrankung. Es tritt eher selten auf. Es handelt sich um eine Folgeerscheinung nach einer Verletzung des Brustmilchganges. Zu den Ursachen der Beschädigung zählen in aller Regel Unfallverletzungen, ärztliche Eingriffe oder Tumore der Lymphgefäße. Darüber hinaus kann das Chylothorax auch nach einem Geburtstrauma entstehen.

Das Chylothorax gilt als eine Sonderform des Pleuraergusses. Hierbei wird das Lymphgefäss, der Ductus thoracicus, beschädigt und erleidet eine oder mehrere Leckagen. Diese Verletzung des sogenannten Brustmilchganges führt dazu, dass der Rückfluss der Lymphflüssigkeit in das Blutsystem nicht mehr möglich ist. Als Folge staut sich die Flüssigkeit im Bereich der Pleurahöhle unvermindert an.

Als Pleurahöhle wird die spaltförmige Körperhöhle zwischen den beiden Blättern des Brustfells bezeichnet. Bei der Lymphflüssigkeit handelt es sich um Chylus, einer fetthaltigen Lymphe aus dem Verdauungstrakt des Menschen. Unter normalen Umständen fließt sie selbständig über den Ductus thoracicus in das venöse Blut. Das Chylothorax führt zu einer Dyspnoe. Dies sind Atembeschwerden durch eine Atemnot oder Kurzatmigkeit.

Ursachen

Die Ursachen des Chylothorax sind vielfältig. Am häufigsten tritt es bei Krebserkrankungen auf. Dies kann durch einen bösartigen Tumor der Lymphgefäße oder die operative Verlegung des Ductus thoracicus infolge eines Tumors geschehen. Desweiteren kann ein Chylothorax durch Verletzungen bei einer Operation hervorgerufen werden.

Während eines chirurgischen Eingriffes wie beispielsweise an der Speiseröhre, dem Brustkorb, dem Mediastinum, der Aorta oder dem Herzen können ungewollte Beschädigungen entstehen. Das Mediastinum ist ein Geweberaum in der Brusthöhle. Auch Schläuche einer Brustkorb-Drainage oder die Verlegung eines zentralen Venenkatheters können beim Patienten eine Beschädigung des Brustmilchganges hervorrufen.

Das Chylothorax kann darüber hinaus plötzlich als Spontanruptur am Ductus thoracicus auftreten. Weiterhin können Traumata, wie zum Beispiel ein stumpfes Thoraxtrauma die Ursache für die Beschädigung sein. In einigen Fällen wurde das Chylothorax bei Patienten diagnostiziert, die an dem Gorham-Stout-Syndrom erkrankt sind.

Tritt der Pleuraerguss in den ersten Lebenstagen auf, handelt es sich zumeist um Missbildungen des Ductus thoracicus oder ein Trauma durch die Geburt. In seltenen Fällen können Leberzirrhose oder die Infektions- und Wurmerkrankungen Filariose zu einem Chylothorax führen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Durch die angestaute Lymphflüssigkeit kommt es zu Problemen bei der Atmung des Patienten. Bei Erwachsenen treten etwa ab einem Flüssigkeitsvolumen von zwei Litern deutliche Beschwerden auf. Husten und Brustschmerzen gelten als die ersten Anzeichen. Durch den Anstieg der Flüssigkeit werden die Lunge und das Mediastinum verdrängt.

Zu den Symptomen des Chylothorax zählen Indikatoren wie Atemnot und eine erhöhte Herzfrequenz. Gleichzeitig kann es zu Ateminsuffizienz und einer gesteigerten Atemfrequenz kommen. Zusätzlich werden beim Patienten verminderte oder fehlende Atemgeräusche festgestellt. Ein Test durch Durchführung und Ermittlung des Klopfschalls führt an der betreffenden Stelle zu einer Dämpfung.

Durch den Lymphverlust kommt es insgesamt zu einer Verringerung der Lymphozytenzahl im Blut. Bei Säuglingen ist darauf zu achten, dass sie bei einem Chylothorax nicht mehr mit Muttermilch ernährt werden. Grund hierfür ist, dass sich die fetthaltige Lymphflüssigkeit in der Brusthöhle ansammelt und die fetthaltige Muttermilch diesen Vorgang zusätzlich verstärkt.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose eines Chylothorax erfolgt auf verschiedenen Wegen. Klinisch werden die Atem- und Lungengeräusche beobachtet und gemessen. Darüber hinaus wird die Körperoberfläche abgeklopft. Beim Röntgen des Brustkorbes ist ein Schatten in der Pleurahöhle zu erkennen. Insbesondere in den tieferen Schichten des Brustkorbes ist das der Fall.

Die Lymphflüssigkeit kann mittels einer Punktion abgenommen und im Labor auf ihre Bestandteile untersucht werden. Die Flüssigkeit ist milchig trüb und steril. Ein erhöhter Fettgehalt sowie ein hoher Proteinanteil werden gemessen. Da der Körper die Ansammlung der Lymphflüssigkeit bei einem Chylothorax nicht von selbst abtransportieren kann, kommt es zu einer stetigen Verschlechterung der Atmung. Eine spontane Rückbildung findet nicht statt und ein ärztlicher Eingriff findet statt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Atembeschwerden sowie Husten und Brustschmerzen auftreten, sollte grundsätzlich ein Arzt aufgesucht werden. Diese Beschwerden weisen zwar nicht immer auf einen Chylothorax hin, abgeklärt werden müssen sie aber in jedem Fall. Sollte ein konkreter Verdacht auf das Leiden bestehen, wird am besten direkt ein Facharzt für Lymphologie konsultiert. Bei Ängsten oder Panikattacken sollte die nächstgelegene Klinik aufgesucht werden. Eltern, die bei ihrem Kind eine Chylothorax oder ein anderes Leiden vermuten, sollten mit dem Kinderarzt sprechen.

Da die Erkrankung bei Säuglingen besonders schwer verlaufen kann, ist eine ärztliche Abklärung und Behandlung unbedingt erforderlich. Auch Patienten nach einer Krebserkrankung oder einer Operation an der Speiseröhre, dem Brustkorb, der Aorta oder dem Herzen sind besonders gefährdet. Sollten die genannten Warnzeichen kurz nach einem chirurgischen Eingriff oder einem überwundenen Tumorleiden auftreten, ist der zuständige Arzt zu informieren. Ein Chylothorax muss immer im Krankenhaus behandelt werden. Betroffenen wird empfohlen, sich nach der Therapie regelmäßig untersuchen zu lassen, um etwaige Komplikationen auszuschließen.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es beim Chylothorax zu Atembeschwerden. Diese können mitunter zum Tod führen. Allerdings sind die möglichen Komplikationen und weiteren Beschwerden stark von der Ursache der Erkrankung abhängig. Oft kommt es zu starken Schmerzen in der Brust oder zu Husten. Der Husten kann in einigen Fällen auch blutig sein.

Die Patienten leiden dabei an Atemnot wodurch sich bei vielen Betroffenen auch eine Panikattacke einstellen kann. Dadurch erhöht sich die Herzfrequenz, die schlimmstenfalls in eine Ateminsuffizienz münden kann. Oft kommt es auch zu krankhaften oder zu fehlenden Atemgeräuschen. Falls der Chylothorax nicht behandelt wird, kommt es in der Regel zum Tod, wobei viele Patienten auch an den Folgen der Erkrankung versterben.

Die Sterberate ist dabei vor allem bei kleinen Kindern und Säuglingen erhöht. Die Behandlung selbst zielt auf eine Verringerung des Lyhphstromes ab. Allerdings kann auch ein operativer Eingriff notwendig sein, wenn sich die Symptome nicht bessern. Falls es beim Eingriff zu keinen Fehlern kommt, treten in der Regel keine weiteren Komplikationen auf. Bei einer frühzeitigen und richtigen Behandlung wird auch die Lebenserwartung nicht verändert.

Behandlung & Therapie

Die ärztliche Behandlung eines Chylothorax ist unerlässlich. Da unbehandelte Patienten an einem Chylothorax sterben können, handelt es sich zudem um eine sehr ernstzunehmende Erkrankung. Etwa 50 Prozent der Erkrankten sterben an den Folgen der Komplikationen. Bei Säuglingen liegt die Rate deutlich höher.

Die Form der Therapie gestaltet sich abhängig von der Ursache des Chylothorax. Es gibt keine einheitliche Behandlungsform. In der Regel wird eine spezielle Diät verordnet, um die Möglichkeit der Fettansammlungen zu reduzieren. Sofern möglich wird der Brustkorb insgesamt entlastet und der Verlauf der Ansammlung beobachtet.

Eine gezielte Verringerung des Lymphstromes kann zu einer Verschließung des Lymphlecks führen. Auf diesem Weg kann der Chylothorax ohne weitere Maßnahmen ausheilen. Tritt jedoch keine Regeneration ein, folgt nach ungefähr ein bis zwei Wochen ein operativer Eingriff. Eine Operation erfolgt auch bei einer deutlichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes.

Hierbei wird der Ductus thoracicus repariert und die Lecks werden durch nähen wieder verschlossen. Ein weiteres Austreten der Lymphflüssigkeit wird dadurch unterbunden und es kann vom Körper wieder selbstständig in das Blutsystem geleitet werden.

Aussicht & Prognose

Wird der Chylothorax rechtzeitig erkannt und diagnostiziert besteht bei einer sofortigen Behandlung eine gute Prognose. Da der Chylothorax zumeist eine Sekundärerscheinung als Folge einer anderen Erkrankung darstellt, befindet sich der Patient oftmals bereits in einer stationären oder ambulanten Behandlung. Daher ist eine gute Voraussetzung gegeben, dass der Chylothorax bereits kurz nach seinem Eintreten entdeckt und kompetent behandelt wird.

Zudem ist die Mitarbeit des Patienten am Genesungsprozess mitentscheidend für den Heilungserfolg. Innerhalb der Behandlung kommt es bei vielen Patienten zu einer speziellen Diät, die eingehalten werden muss. Gelingt dies nicht, verschlechtern sich die Heilungschancen. Maßgeblich ist zusätzlich der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten. Da zur Behandlung des Chylothorax oftmals ein operativer Eingriff vonnöten ist, benötigt der Patient körperliche Ressourcen, um alle Strapazen gut überwinden zu können.

Insgesamt vermindern sich die Aussichten auf eine Heilung erheblich, sobald erste Komplikationen eingetreten sind. Ungefähr die Hälfte aller Patienten versterben aufgrund weiterer Folgeerkrankungen. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Sterberate zusätzlich deutlich erhöht. Bei bereits geheilten Patienten kann es aufgrund der Erlebnisse zudem zu einer psychischen Störung kommen. Angststörung, Persönlichkeitsstörung, Verhaltensprobleme oder eine Panik führen zu jahrelangen Beeinträchtigungen und schmälern die Lebensqualität des Patienten trotz körperlicher Verbesserungen erheblich.


Vorbeugung

Vorbeugende Maßnahmen können bei einem Chylothorax nicht getroffen werden, da es sich um eine Folgeerkrankung handelt.

Das können Sie selbst tun

Die Erkrankung gibt dem Betroffenen wenig Handlungsspielraum, um selbst eine Linderung oder Heilung der Beschwerden zu bewirken. Dennoch hat er die Möglichkeit, den Heilungsprozess zu fördern und bei einer guten Selbstwahrnehmung rechtzeitig Veränderungen an den Arzt weiterzuleiten.

Sobald der Betroffene das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt oder er ungewöhnlich wenig Luft zur Verfügung hat, sollte er auf sich selbst vertrauen und sich ärztliche Hilfe holen. Bei allen körperlichen Bewegungen ist darauf zu achten, dass keine Überanstrengung und Atemknappheit erfolgt. Insbesondere das Treiben von intensiven Sportarten oder eine anstrengende körperliche Aktivität sollten vermieden werden. Darüber hinaus sind körperliche Betätigungen bei heißen Außentemperaturen zu reduzieren.

Für ein Leben mit der Erkrankung ist es für den Betroffenen hilfreich, wenn er ein stabiles soziales Umfeld hat. Des weiteren ist ein starkes Immunsystem im Heilungsprozess notwendig. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung, die Einhaltung des Idealgewichts und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben unter Berücksichtigung der vorhandenen Möglichkeiten sind wichtig.

Dies fördert das Wohlbefinden und darüber hinaus stärkt es die psychische Gesundheit. Selbsthilfegruppen oder Gespräche mit anderen Erkrankten können ebenfalls helfen, um Tipps und Hinweise zu erhalten, wie ein Leben mit der Diagnose optimiert und zuversichtlich erfolgen kann.

Quellen

  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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