Pleurahöhle
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Pleurahöhle wird der Spalt zwischen dem inneren und dem äußeren Blatt des Brustfells (Pleura) bezeichnet. Die Pleurahöhle ist mit Flüssigkeit gefüllt, damit die beiden Pleurablätter nicht aneinander reiben. Bei vermehrter Flüssigkeitsansammlung in der Pleurahöhle wird die Atmung behindert.
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Was ist die Pleurahöhle?
Die Pleurahöhle heißt in der medizinischen Fachsprache Cavitas pleuralis oder Cavum pleurae. Da die Pleurahöhle eher klein ist, wird sie auch Pleuraspalt genannt. Sie liegt zwischen dem Wandblatt und dem Lungenblatt des Brustfells. Innerhalb des Pleuraspaltes befinden sich physiologischerweise etwa fünf bis maximal zehn Milliliter Flüssigkeit.
Anatomie & Aufbau
Die Pleurakuppeln liegen der Lungenkuppel an. Das Rippenfell überzieht die Innenseiten der Rippen. Die Pars mediastinalis des Rippenfells liegt im Bereich des Bindegewebes des Mittelfellraums und die Pars diaphragmatica befindet sich an der Zwerchfelloberseite.
Die Pleura besteht aus zwei Blättern, der Pleura visceralis und der Pleura parietalis. Das viszerale Blatt ist das innere Blatt des Brustfells. Das parietale Blatt zeigt nach außen. Im Bereich des Lungenhilus, geht das innere Blatt in das äußere Blatt über. Der Lungenhilus ist der Ort, an dem Blutgefäße, Nerven, Lymphgefäße und Bronchien in die Lunge eintreten. Zwischen dem parietalen und dem viszeralen Blatt der Pleura liegt die Pleurahöhle. Es handelt sich dabei vielmehr um einen sehr schmalen Spalt als um eine Höhle. Der Spalt wird durch wenige Milliliter Flüssigkeit ausgefüllt. Die Flüssigkeit ist serös, das heißt, dass sie eine ähnliche Zusammensetzung wie das Blutserum aufweist.
Funktion & Aufgaben
Die Flüssigkeit innerhalb der Pleurahöhle reduziert die Reibung zwischen den beiden Blättern des Brustfells. Die beiden Blätter sind aufeinander verschieblich, können sich aber nicht voneinander lösen. Dies lässt sich mit zwei Glasscheiben vergleichen, zwischen denen sich wenige Milliliter Wasser befinden. Durch den Wasserfilm auf dem Glas können die Glasscheiben aufeinander hin und her geschoben werden.
Die Adhäsionskräfte verhindern aber, dass sich die beiden Scheiben voneinander lösen lassen. Da das äußere Blatt der Pleura dem Brustraum anhaftet, das innere Blatt mit der Lunge verbunden ist und die beiden Blätter wiederum durch den Flüssigkeitsfilm aneinander haften, verhindert der Pleuraspalt einen Kollaps der Lunge.
Als gleitende Verschiebeschicht ist die Pleura mit der Pleurahöhle zudem Voraussetzung für die Beweglichkeit der Lunge. Zugleich hilft sie bei der Einatmung einen Sog herzustellen, sodass die Atemluft einströmen kann. Wenn der Brustkorb sich bei der Einatmung ausdehnt, so folgt das äußere Blatt der Pleura. Durch den Pleuraspalt sind die beiden Blätter verbunden, sodass das innere Pleurablatt der Bewegung folgen muss. Da dieses Blatt mit der Lunge verbunden ist, dehnt sich auch die Lunge aus. Es entsteht ein Unterdruck und die Atemluft strömt ein.
Die Druckdifferenz zwischen Pleurahöhle und der Außenluft beträgt bei der Einatmung -800 Pascal. Bei der Ausatmung verkleinert sich die Druckdifferenz auf -500 Pascal. Erfolgt die Ausatmung sehr forciert, so kann innerhalb der Pleura für kurze Zeit der Druck sogar positive Werte annehmen.
Krankheiten
Die Flüssigkeit kann blutig, eitrig oder trüb sein. Pleuraergüsse treten im Rahmen von Infektionserkrankungen wie der Tuberkulose oder der Pneumonie auf, können durch eine Herz- oder Niereninsuffizienz bedingt oder Folge einer Krebserkrankung sein. Auch nach Traumata oder im Verlauf von Autoimmunerkrankungen kann sich ein Pleuraerguss entwickeln. Kleinere Ergüsse bis zu einem halben Liter Flüssigkeit werden häufig nicht einmal bemerkt. Kardinalsymptom bei größeren Flüssigkeitsansammlungen ist Atemnot. Die Lunge kann sich aufgrund der Flüssigkeit im Pleuraspalt nicht mehr richtig ausdehnen, folglich strömt nicht mehr ausreichend Atemluft in die Gefäße der Lunge ein.
Bei kleineren Ergüssen zeigt sich die Atemnot nur bei körperlicher Anstrengung. Größere Ergüsse machen sich auch im Ruhezustand bemerkbar. Zusätzlich zur Atemnot kann es zu Hustenreiz oder atemabhängigen Brustschmerzen kommen.
Sammelt sich statt Flüssigkeit Eiter in der Pleurahöhle, spricht man von einem Pleuraempyem. Häufigste Ursache des Pleuraempyems ist eine Pleuritis, also eine Entzündung des Rippenfells. Denkbar ist aber auch eine hämatogene Streuung von Erregern sowie eine Infektion nach einem Trauma oder nach einer Perforation der Speiseröhre. In der Regel wird die Erkrankung durch Streptokokken, Staphylokokken, Escherichia coli oder Pseudomonas aeruginosa verursacht. Trotz der Eiteransammlung kann die Symptomatik des Pleuraempyems gering sein. Typisch sind uncharakteristische Symptome wie Fieber, Husten und Nachtschweiß.
Gelangt Luft in den Pleuraspalt, so hat dies oft lebensbedrohliche Konsequenzen. Bei einem Pneumothorax tritt Luft in den Pleuraspalt ein. Dadurch verlieren die beiden Pleurablätter ihre Adhäsionskraft und die Lunge kollabiert komplett oder in Teilen. Je nach Ausmaß des Kollapses reichen die Symptome von Hustenreiz bis hin zu lebensbedrohlicher Atemnot. Die Haut färbt sich blau, eventuell kommt es zu Schmerzen oder Druckgefühl im Bereich des Brustkorbs.
Quellen
- Lippert, H. et al: Anatomie. Text und Atlas. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
- Schünke, M., et al.: PROMETHEUS Innere Organe. LernAtlas Anatomie. Thieme, Stuttgart 2018