Compliance

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Compliance bezieht sich auf die Einhaltung bestimmter Vorgaben unterschiedlicher Definition. Ein gutes Beziehungsverhältnis der beteiligten Parteien ist eine Grundvoraussetzung, damit eine positive Umsetzung im Alltag mit Auswirkungen auf das Verhalten und die Zukunft erfolgen kann. Die paternalistische Beziehung zwischen Arzt und Patient wird deswegen in modernen Curricula und Lehrbüchern durch neuzeitliche Verhaltensmethoden ersetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Compliance?

Ein positives Compliance-Verhalten basiert auf einer guten Arzt-Patienten-Beziehung. Innerhalb dieser wichtigen Beziehung sollte in einer Sprache, die der Patient verstehen kann, kommuniziert werden.
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In der Medizin wird der Begriff Compliance bezüglich dem kooperativen Verhalten der Patienten im Zusammenhang mit der verordneten Therapie benutzt. Somit kann er im medizinischen Bereich auch mit “Therapietreue“ definiert werden. Diese kommt besonders bei chronisch kranken Menschen bezüglich der Medikamenteneinnahme zum Tragen, aber auch bei der Einhaltung von verordneten Diäten oder der empfohlenen Veränderung von bestimmten Lebensweisen.

Unterteilt wird die Compliance in fünf Bereiche (Dimensionen):

  • Sozio-ökonomische Faktoren (Ausbildungsstand / Armut)
  • Patientenabhängige Faktoren (Vergesslichkeit / Wissen / Fähigkeit zur Selbstorganisation)
  • Krankheitsbedingte Faktoren (Symptome / gefühlter Nutzen / gleichzeitige Depression)
  • Therapiebedingte Faktoren (Nebenwirkungen / Komplexität der Verabreichung)
  • Gesundheitssystem- und therapeutenabhängige Faktoren (Kostenübernahme / Behandlungsmöglichkeiten / Kommunikation)

Patienten, die eine gute Compliance bescheinigt bekommen, befolgen konsequent die ärztlichen Ratschläge. Die Non-Compliance wird Patienten bescheinigt, die ärztliche Ratschläge und therapeutische Ratschläge nicht befolgen / einhalten.

Funktion & Aufgabe

Ein positives Compliance-Verhalten basiert auf einer guten Arzt-Patienten-Beziehung. Innerhalb dieser wichtigen Beziehung sollte in einer Sprache, die der Patient verstehen kann, kommuniziert werden. Leider wird auch heute noch die paternalistische Beziehung zwischen Arzt und Patient, die von ärztlicher Autorität getragen ist, von manchen Ärzten praktiziert. In der modernen Medizinerausbildung wird diesem Verhalten zugunsten einer offenen und verständlichen Sprache durch entsprechende Lehrbücher und Curricula entgegengewirkt.

Die verständliche Kommunikation zwischen Arzt und Patient, aber auch zwischen Therapeut oder Apotheker und Patient, enthält für ein optimiertes Compliance-Verhalten nicht nur Informationen zur Diagnose bzw. zur Grunderkrankung. Vielmehr geht es auch um Sinn und Zweck der verordneten Therapie und der verschriebenen Medikamente mit der Aussicht auf mehr Lebensqualität durch eine verbesserte Gesundheit. Zusätzlich wird mit einem offenen Verhältnis zum Patienten dessen Fähigkeit zur Selbstorganisation gefördert.

Ein weiterer großer Vorteil besteht darin, dass sich eventuell bestehende Risiken für ein Non-Compliance-Verhalten durch die Fachkräfte schnell erkennen lassen. Dazu gehören etwa Rezidive (Rückfall einer Krankheit) und Vergesslichkeitsanzeichen.

Ein gutes Beispiel ist die Medikamentenschachtel. Die Patienten behalten leichter den Überblick, fühlen sich nicht so leicht überfordert und fühlen sich als mitdenkender Mensch in die Behandlung einbezogen. Sie genießen das Gefühl, positiven Einfluss nehmen zu können. Und genau dies ist ein fast unschätzbarer Vorteil für ein Compliance-Verhalten der Patienten. Auch im Rahmen von therapeutischen Maßnahmen ist das Compliance-Verhalten geprägt von Offenheit.

Fragen wie „Warum muss ich das machen? Warum soll ich täglich zu dieser Therapie? Wie lange muss ich die Therapie durchführen?“ werden offen diskutiert und verständlich erläutert, sodass der Patient den Sinn und Zweck erkennt und sich aktiv einbindet.

Die verlässliche Einhaltung auch durch Menschen, die nicht mehr so differenziert mitdenken und sich nur bedingt strukturieren können, wird mit Hilfsmitteln im Rahmen einer funktionierenden Compliance umgesetzt. Dazu zählen vor allem:

  • Aufmerksamkeit der Ärzte und Pfleger
  • Ein ständiger Informationsaustausch
  • Angebote von Vereinfachungsmethoden wie (elektronische) Kalender, Tablettenboxen und

Compliance-Reminder-Systeme

  • Das Erlernen von Monitoringmethoden wie Selbstmessung von Blutdruck und Blutzucker oder Verabreichung von Insulin und eigenständige Gewichtskontrolle
  • MEMS (Tablettenentnahme elektronisch zu Hause gemessen)


Krankheiten & Beschwerden

Die Non-Compliance, das Nichteinhalten von ärztlichen Ratschlägen sowie die Nichterfüllung von therapeutisch erforderlichen Pflichten, wird in eine beabsichtigte und eine unbeabsichtigte Vorgehensweise unterteilt. Vorab sei angemerkt, dass die unbeabsichtigte Form weitaus verbreiteter ist und hauptsächlich in der Vergesslichkeit der Patienten begründet ist. Weitere Gründe für ein nicht konformes Verhalten zu ärztlichen Empfehlungen bestehen in:

  • Der Angst vor den Nebenwirkungen, die vielen zu massiv sind
  • Stress durch unterschiedliche Ursachen
  • Einer unbequemen Art der Medikamenteneinnahme
  • Zu hohen Kosten für Therapie und / oder Medikamente
  • Dem Nachlassen der Symptome (sich wieder gut fühlen)

Weitere Faktoren für ein ablehnendes Verhalten können sein:

  • Unzureichende Informationen zur eigenen Erkrankung
  • Fehlendes Verständnis bezüglich der Folgen
  • Unzureichendes Wissen über die Wirkung der verordneten Medikamente
  • Andere ethische Einstellungen (z. B. religiöses Verbot einer Bluttransfusion)

Auch Faktoren, die auf Einsichtigkeit der Patienten basieren, wie Reduzierung des Übergewichts, Einstellen des Tabakkonsums oder mehr Bewegung in den Alltag integrieren, sind Auslöser für ein Non-Compliance-Verhalten. Diesbezüglich fehlt es den Patienten häufig an Einsicht, dem Willen, Barrieren abzubauen und der Bereitschaft, Ratschläge von Fachleuten anzunehmen.

In Abhängigkeit zur Grunderkrankung kann es zu weiteren Krankheitssymptomen, einer geringeren Lebensqualität und einem erhöhten Sterberisiko kommen. Zwischen Mortalität (Sterberate) und zuverlässiger Medikamenteneinnahme von Statinen und Betablockern von Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten haben, konnte ein direkter Zusammenhang nachgewiesen werden. Weitere Krankheitssymptome und eine geringere Lebenserwartung sind zusammen mit unnötigen Behandlungen und einer oft nicht unerheblichen Kostensteigerung, auch durch zusätzliche Krankenhausaufenthalte, die Folge.

Quellen

  • Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007
  • Reuter, P.: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin 2004

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