Altersvergesslichkeit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Altersvergesslichkeit wird auch als leichte kognitive Störung bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Gedächtnisstörung in Form von einer verminderten Fähigkeit, sich länger auf eine Aufgabe zu konzentrieren oder sich Dinge zu merken.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Altersvergesslichkeit?

Bei Altersvergesslichkeit handelt es sich um eine Gedächtnisstörung in Form von einer verminderten Fähigkeit, sich länger auf eine Aufgabe zu konzentrieren oder sich Dinge zu merken.

In der Regel ist bei einer Altersvergesslichkeit der Wortschatz sowie das Sprachvermögen (siehe Sprachstörungen) nicht von dieser Gedächtnisstörung betroffen.

Jedoch ziehen sich häufig Betroffene aus ihrem sozialen Umfeld zurück und gehen vor allem stressigen und hektischen Situationen aus dem Weg. Von einer Demenz lässt sich die Altersvergesslichkeit sehr deutlich abgrenzen, da die Demenz mit sehr viel stärkeren Einschränkungen der Gehirnleistung zusammenhängt.

Zudem schreitet die Altersvergesslichkeit nicht wie bei der Demenz weiter fort, sondern stagniert auf einem gewissen Niveau.

Ursachen

Bis heute sind die genauen Ursachen für eine Altersvergesslichkeit nicht bekannt. Allerdings spielt der normale Alterungsprozess eine wichtige Rolle, da während des Alterns im Gehirn zahlreiche Veränderungen stattfinden, die die geistigen Fähigkeiten beeinträchtigen können.

So wird beispielsweise ab dem 40. Lebensjahr das Gehirn um ungefähr 10 bis 15 Prozent kleiner und die Verbindungen zwischen den Nervenzellen verändern sich. Aus diesem Grund verarbeiten Betroffene Informationen langsamer und haben zudem Schwierigkeiten beim Konzentrieren oder sich Dinge zu merken.

Zudem besteht auch die Möglichkeit, dass die Altersvergesslichkeit verschiedene Erkrankungen als Ursache haben. Hierzu zählen beispielsweise Gehirntumore, Gehirnblutungen oder Infektionskrankheiten, die sich auf das Gehirn ausbreiten, wie zum Beispiel Neuroborreliose. Ebenso können psychische Erkrankungen, wie beispielsweise Neurosen oder Depressionen als Ursache infrage kommen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Altersvergesslichkeit wird umgangssprachlich häufig mit der Senilität oder mit der Erkrankung Alzheimer gleich gesetzt. Dies ist falsch, denn bei allen drei genannten Erkrankungen handelt es sich um separate Krankheitsbilder mit unterschiedlichem Verlauf.

Die reine Altersvergesslichkeit ist medizinisch betrachtet keine Krankheit, sondern lediglich eine altersgemäße Entwicklung. So beginnt sie bei manchen Menschen bereits mit dem 50. Lebensjahr, gehäuft tritt sie allerdings zirka ab dem 70. Lebensjahr auf.

Ein sehr typisches Symptom ist, dass geistig rege ältere Menschen von Dingen und Erlebnissen berichten, und ihnen plötzlich Begriffe, Namen, Städte und Ähnliches nicht mehr einfallen. Dabei handelt es sich um Dinge, die früher noch erinnert wurden. So fehlt beispielsweise der Name eines bekannten Schauspielers, der Titel eines Buches, der Name einer Stadt. Diese Dinge fallen den Betroffenen zu einem späteren Zeitpunkt dann wieder ein, sie sind also nicht unwiderbringlich gelöscht.

Umgekehrt bezieht sich die Altersvergesslichkeit nicht auf Dinge oder Begriffe, die klar vor Augen stehen. Nennt man im Gespräch zum Beispiel den Namen eines Schauspielers, so wird sein Gesicht erinnert. Wird ein gelesenes Buch gezeigt oder sein Titel genannt, so weiß der Betroffene noch, dass er oder sie es gelesen hat. Die Altersvergesslichkeit befällt Menschen quer durch alle Schichten und wird von den meisten älteren Menschen als Bedrohung empfunden.

Verlauf

Eine leichte kognitive Störung im Zuge der Altersvergesslichkeit nimmt in der Regel einen harmlosen Verlauf. Allerdings kann es aber auch das Vorstadium einer Demenz sein. Dabei entwickelt sich in 10 bis 20 Prozent aller Fälle aus einer Altersvergesslichkeit ein ausgeprägtes Demenzsyndrom.

Nach neuen Untersuchungen sollen ungefähr 15 Prozent der Betroffenen innerhalb eines Jahres an einer Alzheimerdemenz erkranken. Aus diesem Grund ist eine Früherkennung sehr wichtig, um das Risiko einer weiteren Verschlechterung abschätzen zu können.

Der Übergang zwischen dem normalen Alterungsprozess zu einer Vergesslichkeit ist fließend. Aus diesem Grund sind leichte kognitive Störungen nur schwer einzugrenzen und genaue Zahlen von Erkrankungsfällen sind nicht bekannt. Allerdings gehen Schätzungen davon aus, dass ungefähr 5 bis 15 Prozent der Menschen über 60 Jahren unter entsprechenden Gedächtnisproblemen leiden.

Diagnose

In der Regel wird die Diagnose durch einen schleichenden Beginn der Altersvergesslichkeit erschwert. Oftmals werden Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen sowie Vergesslichkeit von den Betroffenen zunächst nicht bemerkt. Aus diesem Grund sind Befragungen von Familienmitgliedern und Freunden wichtig, da diese häufig früher die Symptome wahrnehmen als der Betroffene selbst.

Bei der Diagnosestellung ist vor allem die Abgrenzung zu anderen Krankheiten oder einer Demenz wichtig. Hierzu dienen entsprechende Untersuchungen, wie zum Beispiel der Mini-Mental-Status-Test sowie der Uhrentest. Da Müdigkeit, Nervosität oder seelische Belastungen die Ergebnisse dieser Tests verfälschen können, ist es sinnvoll, die Tests regelmäßig zu wiederholen.

Des Weiteren stehen zur Diagnosestellung biochemische Untersuchungen des Hirnwassers zur Verfügung. Auch bildgebende Verfahren, wie zum Beispiel Computertomographie, Elektroenzephalographie oder Doppler-Sonographie können bei der Diagnosestellung und um eine Demenz auszuschließen zum Einsatz kommen.

Komplikationen

Altersvergesslichkeit kann viele Formen annehmen. Ebenso vielfältig sind die möglichen Komplikationen. Abhängig von Ursache und Konstitution des Patienten, reduziert die Vergesslichkeit im Alter zunächst die Interaktionsfähigkeit, was auf lange Sicht zur Bildung von psychischen Erkrankungen führen kann. Zunächst verläuft eine Altersvergesslichkeit jedoch wesentlich milder als beispielsweise eine Demenz.

Typische Komplikationen sind etwa Konzentrationsstörungen und leichte Veränderungen in der Persönlichkeit. Betroffene werden im Verlauf oftmals aufbrausender und ungeduldiger, wodurch sich vor allem im Alltag verschiedene Probleme ergeben können. Aus einer anfänglichen Niedergeschlagenheit, da frühere Tätigkeiten nicht mehr wie zuvor wahrgenommen werden können, entwickeln sich später Depressionen und Angststörungen, aber auch ernste körperliche Beschwerden wie Inkontinenz oder Schluckbeschwerden.

Langfristig vermindert Altersvergesslichkeit die Fähigkeit zur Selbstversorgung und erhöht damit das Risiko für Unfälle (Stürze, Knochenbrüche) und Erkrankungen (zum Beispiel Unterernährung, Dehydration). Komplikationen können auch bei der Behandlung von Altersvergesslichkeit auftreten, wenn die verschriebenen Medikamente zu einer Verstärkung der Vergesslichkeit führen oder es durch Therapiemaßnahmen nicht zu einer nennenswerten Besserung der Beschwerden kommen. Selten entwickelt sich aus der Altersvergesslichkeit eine Demenz, welche in der Regel mit schweren Komplikationen verbunden ist.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Altersvergesslichkeit ist eine normale Erscheinung des Alterns. Die zunehmende Vergesslichkeit alt werdender Menschen erfordert daher meistens keinen Arztbesuch. Das gilt jedoch nur, solange die altersbedingte Vergesslichkeit sich im normalen Rahmen bewegt. Ein Arztbesuch ist erst dann notwendig, wenn die Betroffenen häufig verwirrt und orientierungslos wirken.

Der normalen Altersvergesslichkeit kann der Betroffene selbst mit gezielten Gedächtnisübungen und Konzentrationstraining entgegenwirken. Im Handel gibt es verschiedene Präparate auf Ginkgo-Basis, die gegen Altersvergesslichkeit wirksam sein sollen. Möglicherweise kann aber auch ein vom Arzt verordnetes Präparat die Durchblutung im Gehirn anregen.

Ein sicherheitshalber unternommener Arztbesuch kann ergeben, dass die Altersvergesslichkeit bereits das erste Anzeichen einer beginnenden Demenzerkrankung ist. Insofern ist es ratsam, darauf zu achten, ob die Altersvergesslichkeit schlimmer wird oder im normalen Rahmen bleibt. Typisch für eine demenzielle Erkrankung ist das Fortschreiten der Symptome. Bei einer normalen Altersvergesslichkeit bleiben die kognitiven Störungen hingegen im Rahmen.

Der hinzugezogene Neurologe kann über die Befragung der Angehörigen feststellen, wie weit die Altersvergesslichkeit bereits fortgeschritten ist. Er kann gegebenenfalls über bildgebende Verfahren und Tests ausschließen oder verifizieren, ob die Altersvergesslichkeit eine Vorstufe der Demenz ist. Ist sie es nicht, können die kognitiven Fähigkeiten durch Medikamente oder gezielte Übungen zumindest vorübergehend verbessert werden.

Behandlung & Therapie

Eine Therapie gegen Altersvergesslichkeit, die die Beschwerden verbessern kann, gibt es zurzeit noch nicht. Zwar existieren die Medikamente, die bei einer Demenz eingesetzt werden, jedoch liegen bezüglich einer Behandlung gegen Altersvergesslichkeit noch keine konkreten Forschungsergebnisse vor.

In der Regel werden hier Antidementiva sowie Acetylcholinesterase-Hemmer eingesetzt. Oftmals wird bei einer Altersvergesslichkeit das Ginkgo-Extrakt eingesetzt, aber auch hier ist nicht wissenschaftlich erwiesen, dass ein positiver Effekt auf die kognitiven Fähigkeiten stattfindet.

Des Weiteren können kognitive Trainingsprogramme im Rahmen einer Psychotherapie eingesetzt werden, um die Leistungen des Gedächtnisses kurzzeitig zu verbessern. Jedoch helfen diese nur, wenn die Betroffenen diese regelmäßig durchführen. Geistig leistungsfähiger können Betroffene auch durch körperliche Bewegungen an der frischen Luft werden, da die Durchblutung des Gehirns verbessert wird.

Aussicht & Prognose

Die Altersvergesslichkeit stellt ein gewöhnliches Symptom des höheren Alters dar und ist für den Betroffenen in der Regel nicht gefährlich. Allerdings kommt es durch diese Vergesslichkeit zu einer deutlichen Verringerung der Lebensqualität und weiterhin auch zu starken Einschränkungen im Alltag. In einigen Fällen sind die Betroffenen dabei auf die Hilfe anderer Menschen oder Pfleger angewiesen. Sie können durch die Altersvergesslichkeit auch eine Gefahr für sich selbst darstellen.

Es kommt weiterhin auch zu Störungen der Konzentration und der Koordination. Oft können sich die Patienten auch an ihren eigenen Wohnort nicht erinnern. Nicht selten kommt es durch die Altersvergesslichkeit auch zu einer starken Müdigkeit oder zu einer Nervosität. Die Betroffenen selbst stellen dabei ungewollt teils auch eine Belastung für ihre Kinder und Angehörigen dar. Ebenso kann es zu Veränderungen der Persönlichkeit kommen, sodass die Patienten aggressiv oder gereizt wirken. Das Risiko für Unfälle steigt deutlich an und eine Selbstversorgung ist in vielen Fällen für den Betroffenen nicht mehr möglich.

Eine direkte Behandlung der Altersvergesslichkeit ist nicht möglich. Mit Hilfe verschiedener Medikamente können die Beschwerden gegebenenfalls eingeschränkt werden.


Vorbeugung

Aufgrund des normalen Alterungsprozesses ist auch Vorbeugen gegen Altersvergesslichkeit nicht möglich. Allerdings sollten Betroffene auf ausreichend Bewegung achten, damit die Gehirnzellen mit genügend Sauerstoff versorgt werden. Zudem liefert eine gesunde Ernährung auch die nötigen Nährstoffe und Vitamine, die eine gute Gehirnleistung unterstützen. Ebenso kann mit regelmäßigen Denksportübungen das Gehirn trainiert werden.

Nachsorge

Eine Nachsorge soll unter anderem das Wiederauftreten einer Erkrankung verhindern. Dieses ist allerdings nach der Diagnose Altersvergesslichkeit nicht möglich. Derzeit existiert keine Therapie, die die typischen Symptome heilen kann. Die Folgen von erhältlichen Medikamenten sind bisher zu wenig bekannt. Allerdings lohnt der Gang zum Arzt.

Denn es besteht die Gefahr, dass sich die Altersvergesslichkeit zur Demenz weiterentwickelt. Dann wird aus leichten Konzentrationsschwierigkeiten eine Orientierungslosigkeit. Mediziner testen daher im Rahmen der Nachsorge die mentalen Fähigkeiten ihrer Patienten. Manchmal kommen auch bildgebende Verfahren wie CTs und Doppler- Sonographien zum Einsatz.

Des Weiteren zielt die Nachsorge darauf ab, dass Betroffene erlernen, wie sie trotz ihrer Vergesslichkeit im Alltag leben. Dieses gestaltet sich nicht immer einfach. Ärzte können dazu eine Psychotherapie anordnen. Kognitive Trainings versprechen eine Linderung der Symptome. Bewegungseinheiten sind in den Alltag zu integrieren, da das Gehirn dadurch ausreichend Sauerstoff erhält.

Auch die Veränderung des Charakters, der oft zu leichter Gereiztheit neigt, ist zu erörtern. Für den Erfolg der Nachsorge bei Altersvergesslichkeit ist es entscheidend Angehörige einzubinden. Denn sie nehmen meist als erstes die typischen Anzeichen wahr und stellen einen zentralen Ansprechpartner für Mediziner dar.

Das können Sie selbst tun

Altersvergesslichkeit ist allgemein bekannt und weit verbreitet, jedoch ist es schwierig, sie mit Medikamenten zu behandeln, da dadurch weit schlimmere Nebenwirkungen auftreten können. Meist wird mit Physio- oder Ergotherapie entgegengewirkt, es gibt jedoch auch zahlreiche Übungen und Tipps, um als Betroffener selbst die Symptome einzuschränken.

Der wohl wichtigste Handlungsansatz liegt bereits vor einer Erkrankung, nämlich in der Prävention. Betroffene sollten sich bewusst sein, dass sie von jeder Art der Vorbeugung profitieren.

In der Prävention sowie in der Behandlung spielt eine gesunde Lebensweise die wichtigste Rolle. Ausreichend Bewegung und eine nährstoffreiche Ernährung können schon dazu beitragen, die Hirnleistung zu verbessern. Stärkt man den Körper, so stärkt man gleichzeitig den Geist. Geeignete Nahrungsmittel für das Gehirn sind Vollkornprodukte, Nüsse, Obst und Gemüse. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist von großer Bedeutung.

Weiterhin kann man das Gehirn durch Denksport trainieren. Es hilft jedoch nicht viel, jeden Abend die gleiche Art von Kreuzworträtsel zu lösen. Der Kopf braucht immer neue Herausforderungen. Vor allem eignen sich Spiele in der Gruppe oder zumindest mit einem Partner, bei welchen Spontanität gefragt ist. Betroffene müssen sich aber auch darüber bewusst sein, dass es ganz normal ist, wenn die Hirnleistung im Alter abnimmt und dies kein Grund zum Verzweifeln ist.

Quellen

  • Förstl, H.: Demenzen in Theorie und Praxis. Springer, Berlin 2011
  • Haberstroh, J., Pantel, J.: Kommunikation bei Demenz. Springer, Berlin 2011
  • Wächtler, C. (Hrsg.): Demenzen – Frühzeitig erkennen, aktiv behandeln, Betroffene und Angehörige effektiv unterstützen. Thieme, Stuttgart 2002

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