Blutzuckerwerte
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Zucker in der Form von Glukose übernimmt im Organismus eine zentrale Funktion, wenn es darum geht, Energie zu liefern. Durch eine Regulierung des Blutzuckers (Blutzuckerwerte) über spezielle Mechanismen bleibt dieser in einem gesunden Normbereich.
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Was sind Blutzuckerwerte?
Hinter dem medizinischen Fachbegriff Blutzucker steckt die mengenmäßige Ermittlung der Konzentration des im Blut gelösten Zuckers, der Glukose.
Eine Messung des Blutzuckers erfolgt über die Entnahme von Blut. Die Höhe des Gehaltes an Blutzucker im Blut hat einen wesentlichen Einfluss auf das Wohlbefinden eines Menschen und auf einzelne Erkrankungen. Aus diesem Grund wird die Bestimmung der Höhe des sogenannten Blutzuckerspiegels als diagnostisch verlässliches Hilfsmittel angesehen.
Der Blutzucker schwankt unter dem Einfluss verschiedener Faktoren auch bei einer gesunden Person. Dieser Zustand ist normal und wird beispielsweise im Rahmen eines sogenannten Nüchternblutzuckers morgens erfasst.
Blutzuckerwerte messen (gesunde & kranke Blutzuckerwerte)
Der Blutzucker wird von einzelnen Stoffwechselorganen wie der Leber freigesetzt und wird zudem benötigt, um einen Verbrauch auszugleichen, der durch Muskelarbeit entsteht.
Der Blutzuckerspiegel hängt untrennbar mit zwei Hormonen zusammen, die im Wechselspiel miteinander stehen. Das Hormon Insulin aus den Langerhans´schen Drüsen der Bauchspeicheldrüse trägt zur Senkung der Blutzuckerkonzentration bei. Der Gegenpart, das Glucagon, wirkt blutzuckersteigernd.
Bei der labortechnischen Messung des Blutzuckerspiegels werden spezifische chemische Reaktionen herbeigeführt, die sowohl eine qualitative als auch eine quantitative Feststellung des Blutzuckers ermöglichen. Üblicherweise werden heutzutage die elektronischen Messgeräte in wachsendem Umfang eingesetzt.
Die Normalwerte bei einem Patienten, dem morgens nüchtern der Blutzucker gemessen wird, bewegen sich zwischen 60 bis 120 mg/dl. In einer Einheit in mmol/l wäre dies ein Blutzucker Normalwert von 3,4 bis 6,2.
Funktion, Wirkung & Aufgaben
Der im Blut enthaltene Blutzucker oder Traubenzucker ist nach der Einnahme von zucker- oder stärkehaltigen Nahrungsmitteln oder Getränken entstanden. Die Bestandteile sind in ihre kleinsten Bausteine gespalten worden. Diese werden in Form von Blutzucker nunmehr zu den "Verbrennungsorten" transportiert, in denen die Verstoffwechslung oder Glykolyse stattfindet.
Diesen Vorgängen entspringt die Energie des Blutzuckers. Der Blutzucker versorgt alle energiebedürftigen Organe. In diesem Bezug wird der Blutzucker auch in das Gehirn überführt. Recht viel Blutzucker benötigen die Muskeln, wenn diese durch ihre Bewegungen Energie benötigen.
Wird dem Organismus zu wenig Blutzucker zur Verfügung gestellt, beeinträchtigt dies zunächst die Denk- und Konzentrationsfähigkeit. Im weiteren Verlauf fühlen sich die Betroffenen müde, kraftlos und matt. Schon binnen kurzer Zeit bemerkt der Organismus, dass die Energiezufuhr fehlt. Kommt es zu einer dauerhaften Unterversorgung beim Blutzucker, werden die körpereigenen Energiespeicher angegriffen. Der Blutzucker wirkt zudem bei der Einlagerung dieser langfristig benötigten "Fettpölsterchen" mit.
Die Regulierung des Blutzuckers verläuft unwillkürlich, sodass bei einer ausreichenden Zuführung von Nahrung immer genügend Traubenzucker zur Verfügung steht. Dieser Effekt kann durch die Aufnahme von Lebensmitteln mit einem hohen glykämischen Index unterstützt werden.
Wofür braucht der Körper Blutzucker?
Blutzucker, oder Glukose, ist die primäre Energiequelle für die Zellen des menschlichen Körpers. Glukose wird aus den Kohlenhydraten in der Nahrung gewonnen und über das Blut zu den Zellen transportiert, wo sie in Energie umgewandelt wird. Diese Energie ist notwendig für eine Vielzahl von Körperfunktionen, darunter Bewegung, Atmung, Verdauung und die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur. Besonders das Gehirn, das rund 20% des täglichen Energiebedarfs des Körpers verbraucht, ist auf eine kontinuierliche Zufuhr von Glukose angewiesen, da es sie nicht in nennenswerten Mengen speichern kann.
Neben dem Gehirn benötigen auch die Muskeln Glukose, insbesondere während körperlicher Aktivität. Wenn der Körper keinen sofortigen Bedarf an Energie hat, wird überschüssige Glukose in der Leber und den Muskeln als Glykogen gespeichert. Bei Bedarf, beispielsweise zwischen den Mahlzeiten oder während körperlicher Anstrengung, wird Glykogen wieder in Glukose umgewandelt und ins Blut abgegeben, um den Energiebedarf zu decken.
Die Regulation des Blutzuckerspiegels erfolgt hauptsächlich durch die Hormone Insulin und Glukagon, die in der Bauchspeicheldrüse produziert werden. Insulin senkt den Blutzuckerspiegel, indem es die Aufnahme von Glukose in die Zellen fördert, während Glukagon den Blutzuckerspiegel erhöht, indem es die Freisetzung von Glukose aus den Glykogenspeichern anregt.
Wie hoch sind normale Referenzwerte
Die Referenzwerte für den Blutzucker im menschlichen Körper variieren je nach Zeitpunkt der Messung, insbesondere in Bezug auf Nahrungsaufnahme. Der Nüchternblutzucker, also der Blutzuckerspiegel nach mindestens acht Stunden ohne Nahrungsaufnahme, liegt bei gesunden Erwachsenen normalerweise zwischen 70 und 100 Milligramm pro Deziliter (mg/dL) oder 3,9 bis 5,6 Millimol pro Liter (mmol/L).
Zwei Stunden nach einer Mahlzeit, im sogenannten postprandialen Zustand, sollte der Blutzuckerspiegel bei gesunden Personen unter 140 mg/dL (7,8 mmol/L) liegen. Werte zwischen 140 und 199 mg/dL (7,8 bis 11,0 mmol/L) deuten auf eine gestörte Glukosetoleranz hin, auch als Prädiabetes bekannt, während Werte über 200 mg/dL (11,1 mmol/L) auf Diabetes mellitus hinweisen können.
Für eine langfristige Überwachung des Blutzuckerspiegels wird der HbA1c-Wert genutzt, der den durchschnittlichen Blutzucker der letzten zwei bis drei Monate widerspiegelt. Der normale HbA1c-Wert liegt bei 4 bis 5,6 Prozent. Ein Wert von 5,7 bis 6,4 Prozent deutet auf ein erhöhtes Risiko für Diabetes hin, während Werte von 6,5 Prozent oder höher auf Diabetes hindeuten.
Diese Referenzwerte sind wichtig, um den Blutzuckerspiegel im gesunden Bereich zu halten und das Risiko von Komplikationen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nervenschäden oder Nierenerkrankungen zu minimieren.
Kann zu viel Blutzucker schaden?
Zu viel Blutzucker im menschlichen Körper, ein Zustand, der als Hyperglykämie bekannt ist, kann erheblichen Schaden anrichten, insbesondere wenn er über einen längeren Zeitraum unbehandelt bleibt. Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel ist typisch für Diabetes mellitus und kann zu schweren gesundheitlichen Komplikationen führen.
Ein Hauptproblem bei chronisch erhöhtem Blutzucker ist die Schädigung der Blutgefäße. Über längere Zeit hinweg kann hoher Blutzucker die Arterienwände schädigen, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht. Zudem kann er die kleinen Blutgefäße in den Nieren und Augen schädigen, was zu Nierenversagen und Sehverlust (diabetische Retinopathie) führen kann.
Auch die Nerven werden durch hohen Blutzucker in Mitleidenschaft gezogen, was zu diabetischer Neuropathie führen kann. Diese Nervenschäden äußern sich häufig durch Taubheit, Kribbeln oder Schmerzen, besonders in den Händen und Füßen. In schweren Fällen können sie das Risiko für Fußgeschwüre und Amputationen erhöhen.
Hoher Blutzucker schwächt zudem das Immunsystem, was die Anfälligkeit für Infektionen erhöht und die Heilung von Wunden verzögert. Diese Kombination von Faktoren macht es entscheidend, den Blutzuckerspiegel im gesunden Bereich zu halten, um langfristige Schäden und Komplikationen zu vermeiden.
Krankheiten
Die Höhe des Blutzuckers unterliegt sowohl äußeren als auch inneren Einflüssen. In Folge von ungünstigen Konstellationen können Menschen durch ihren Blutzucker erkranken.
Je nachdem, ob die Normalwerte bei einem Nüchternblutzucker oder bei einem Glukosetoleranztest nicht den gesunden Limits entsprechen, kann von einer Über- oder Unterzuckerung gesprochen werden. Die klassische Erkrankung durch einen stetig erhöhten Blutzucker ist der Diabetes mellitus oder die Zuckerkrankheit. Anormale gesteigerte Werte beim Blutzucker treten ebenfalls beim sogenannten Cushing-Syndrom als Hyperglykämie auf.
Ganz entgegengesetzt erniedrigt sind die Resultate beim Blutzucker, wenn sich Volumenzunahmen von Gewebsbereichen in der Bauchspeicheldrüse vollziehen, die mit einer Funktionserhöhung der Insulin bildenden Drüsen einhergehen. Es kommt in Folge dessen zur Unterzuckerung. Durch eine Insuffizienz der Nebennieren und der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) kann die Insulinausschüttung so stark sein, dass der Blutzucker massiv absinkt. Dies gilt ebenso für eine Hepatitis, eine Vergiftung durch Alkohol oder durch eine unzureichende Aufnahme von Zucker durch Lebensmittel.
Nehmen Patienten oder Patientinnen eine zu hohe Dosis an Medikamenten ein, die den Blutzucker bei einem Diabetes mellitus senken sollen, kann eine starke Unterzuckerung oder Hypoglykämie auftreten.
Tipps für eine optimale Blutzuckerwerte
Optimale Blutzuckerwerte sind entscheidend für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden. Sie helfen, das Risiko für Diabetes und seine Komplikationen zu reduzieren und tragen zu einem stabilen Energiehaushalt bei. Hier sind zehn Tipps, um den Blutzucker im gesunden Bereich zu halten:
1. Ausgewogene Ernährung: Eine Ernährung, die reich an Ballaststoffen, Vollkornprodukten, Gemüse, Obst und magerem Eiweiß ist, hilft, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Vermeiden Sie stark verarbeitete Lebensmittel und zuckerhaltige Snacks, da diese schnelle Blutzuckerspitzen verursachen können.
2. Regelmäßige Mahlzeiten: Halten Sie sich an einen regelmäßigen Essensplan mit drei Hauptmahlzeiten und gesunden Zwischenmahlzeiten. Dies hilft, den Blutzuckerspiegel konstant zu halten und verhindert plötzliche Anstiege oder Abfälle.
3. Portionenkontrolle: Übermäßiges Essen kann den Blutzuckerspiegel in die Höhe treiben. Achten Sie darauf, Ihre Portionen zu kontrollieren und essen Sie nicht mehr, als Ihr Körper benötigt. Verwenden Sie kleinere Teller, um übermäßiges Essen zu vermeiden.
4. Begrenzung von Zucker und einfachen Kohlenhydraten: Zucker und einfache Kohlenhydrate, wie sie in Süßigkeiten, Weißbrot und Limonaden vorkommen, erhöhen den Blutzuckerspiegel schnell. Tauschen Sie diese gegen komplexe Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten, die langsamer verdaut werden und den Blutzucker stabil halten.
5. Regelmäßige körperliche Aktivität: Bewegung hilft, den Blutzucker zu senken, indem sie die Muskeln anregt, Glukose zur Energiegewinnung zu nutzen. Regelmäßige Aktivitäten wie Gehen, Radfahren oder Schwimmen können dazu beitragen, den Blutzuckerspiegel langfristig zu kontrollieren.
6. Ausreichend Wasser trinken: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr unterstützt die Nieren dabei, überschüssigen Zucker aus dem Blut auszuscheiden. Wasser ist die beste Wahl, um den Blutzucker stabil zu halten, während zuckerhaltige Getränke vermieden werden sollten.
7. Stressmanagement: Stress kann den Blutzuckerspiegel erhöhen, da der Körper in Stresssituationen mehr Glukose produziert. Techniken wie Meditation, Yoga, Atemübungen oder regelmäßige Entspannungsphasen können helfen, Stress abzubauen und den Blutzucker zu regulieren.
8. Ausreichend Schlaf: Schlafmangel kann die Insulinsensitivität verringern und den Blutzuckerspiegel erhöhen. Achten Sie auf ausreichend Schlaf (idealerweise 7-9 Stunden pro Nacht), um den Blutzucker im Gleichgewicht zu halten.
9. Regelmäßige Blutzuckerkontrollen: Wenn Sie das Risiko für Diabetes haben oder bereits diagnostiziert wurden, sollten Sie regelmäßig Ihren Blutzucker messen. Dies hilft, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und die Behandlung anzupassen, um den Blutzucker stabil zu halten.
10. Vermeidung von übermäßigem Alkoholkonsum: Alkohol kann den Blutzuckerspiegel stark beeinflussen, indem er zunächst den Blutzucker erhöht und dann zu einem drastischen Abfall führt. Trinken Sie Alkohol nur in Maßen und niemals auf nüchternen Magen, um Blutzuckerschwankungen zu vermeiden.
Diese Tipps helfen dabei, den Blutzucker auf einem optimalen Niveau zu halten und die allgemeine Gesundheit zu fördern. Indem Sie diese einfachen Maßnahmen in Ihren Alltag integrieren, können Sie dazu beitragen, das Risiko für Blutzuckerspitzen und die damit verbundenen gesundheitlichen Komplikationen zu minimieren.
Quellen
- Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
- Clark, D.P.: Molecular Biology: Das Original mit Übersetzungshilfen. Spektrum Akademischer Verlag., Heidelberg 2006
- Hallbach, J.: Klinische Chemie und Hämatologie. Biomedizinische Analytik für MTLA und Studium. Thieme, Stuttgart 2019