Diabetisches Koma
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Diabetiker sollten besonders sorgfältig auf ihren Blutzuckerspiegel achten und ihre Insulindosis entsprechend ihrer Mahlzeiten und Aktivitäten anpassen. Bei einer Entgleisung des Stoffwechsels kann es zum diabetischen Koma kommen.
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Was ist das diabetisches Koma?
Ein diabetisches Koma kann bei Patienten auftreten, die unter Diabetes mellitus leiden. Nach einer Entgleisung des Stoffwechsels verlieren sie das Bewusstsein und fallen ins Koma. Dieser Zustand ist eine Notfallsituation, die zwingender Behandlung bedarf.
Bleibt ein Patient mit dem auch als Coma diabeticum bezeichneten Zustand unbehandelt, kann dies zum Tod führen. Es gibt eine Reihe von Anzeichen, auf die der Patient möglichst frühzeitig reagieren sollte, um ein diabetisches Koma zu vermeiden. Diese sind unter anderem Appetitlosigkeit und Erbrechen, aber auch ein vermehrtes Durstgefühl bei gleichzeitigem Anstieg der ausgeschiedenen Urinmenge.
Allgemeine Schwäche, eine erhöhte Atemfrequenz und die Anzeichen einer beginnenden Austrocknung des Körpers zählen ebenfalls zu den Warnzeichen des diabetischen Komas.
Ursachen
Die Ursachen des diabetischen Komas sind verschieden. Es handelt sich dabei jedoch immer um eine Problematik, die auf den zugrunde liegenden Diabetes mellitus zurückzuführen ist. Ein Koma wird entweder durch eine Unterzuckerung oder durch ein Übermaß an Zucker ausgelöst.
Bei der auch als schwere Hypoglykämie bezeichneten Unterzuckerung können die Zellen im Gehirn sowie die roten Blutkörperchen nicht mehr auf genügend Glukose zurückgreifen. Diese Form tritt vor allem bei Diabetikern vom Typ 1 auf, wenn deren Insulindosis zu hoch war oder sie unzureichend gegessen haben. Die diabetische Ketoazidose ist eine weitere Ursache eines Komas und kann bereits vor ihrem Eintritt am Atem des Betroffenen wahrgenommen werden. Dieser riecht stark nach Aceton.
In der Folge kommt es zu einer Übersäuerung des Blutes, die unbehandelt im Koma mündet. Bei Diabetikern vom Typ 2 kommt es häufiger zu hohen Glukosewerten, die zum hyperosmolarem Koma führen können. Der Körper scheidet zu viel an Flüssigkeit aus und trocknet langfristig aus. Unbehandelt führt ein dauerhaftes Zuviel an Zucker ebenfalls zum diabetischen Koma.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Bei einem diabetischen Koma kommt es zu schwerwiegenden Beschwerden, die sich sehr negativ auf die Gesundheit des Betroffenen auswirken. Aus diesem Grund muss diese Erkrankung unbedingt durch einen Arzt behandelt werden. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an einem sehr starken und vor allem unangenehmen Mundgeruch. Aus dem Mund des Patienten riecht es dabei nach faulen Äpfeln.
Ebenso steigt der Durst des Patienten, sodass dieser auch häufiger die Toilette aufsuchen muss. Es kommt daher auch nachts zu einem erhöhten Harndrang und dadurch eventuell zu Schlafbeschwerden und zu einer Gereiztheit des Patienten. Weiterhin kann diese Krankheit auch zu einer dauerhaften Übelkeit und Abgeschlagenheit führen, sodass die Betroffenen nicht mehr aktiv am Alltag teilnehmen können.
Häufig kommt es dabei auch zu Erbrechen und zu starken Bauchschmerzen. Auch das Herz wird von der Krankheit negativ beeinträchtigt, sodass es zu einem niedrigen Blutdruck kommen kann. Dadurch leiden einige Patienten an Störungen des Bewusstseins und weiterhin an einem Bewusstseinsverlust. Die Muskeln des Betroffenen sind deutlich geschwächt, sodass es im Alltag zu starken Einschränkungen kommen kann. Wird die Erkrankung nicht behandelt, so kann sie auch die Lebenserwartung des Patienten verringern.
Diagnose
Die Diagnose des diabetischen Komas erfolgt meist durch den herbeigerufenen Notarzt. Ist der Patient aufmerksam, kann er unter Umständen bereits anhand der Warnzeichen erkennen, dass sein Stoffwechsel entgleist und bereits entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen. Bei der schweren Hypoglykämie ist dies die sofortige Zufuhr von Zucker wie etwa Traubenzucker.
Der Arzt wird in jedem Fall zunächst den Blutzuckerspiegel messen, um festzustellen ob eine Unter- oder Überzuckerung besteht. Außerdem werden verschiedene Blutwerte analysiert um festzustellen, um welche Art des diabetischen Komas es sich handelt.
Komplikationen
Durch das dialektische Koma kommt es zu unterschiedlichen Beschwerden und Komplikationen, die den Alltag des Betroffenen extrem einschränken können. In den meisten Fällen tritt ein unangenehmer Mundgeruch auf, welcher sich nicht durch das Putzen der Zähne oder durch die Verwendung von Mundspülungen vermeiden lässt. Ebenso leidet der Patient an einem häufigen Wasserlassen, welches durch den erhöhten Durst auftritt.
Es kommt zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl und auch zu Fieber. Durch die auftretende Müdigkeit sind viele Aktivitäten im Alltag eingeschränkt und nicht mehr möglich. Die Müdigkeit kann dabei nicht durch Schlaf ausgeglichen werden. Oft kommt es auch zu einem Muskelschwund und zu Schmerzen in der Bauchregion. Die Lebensqualität des Patienten wird durch das dialektische Koma extrem verringert.
Weiterhin kann es im schlimmsten Falle zu einer Bewusstlosigkeit kommen. Im Laufe der Behandlung erhält der Patient in der Regel Infusionen und Medikamente, die die Symptome lindern. Es wird in der Regel auch ein Notarzt verständigt und der Betroffene muss für einige Tage im Krankenhaus bleiben. Falls der Diabetes weiterhin richtig behandelt wird, kommt es nicht zu weiteren Komplikationen oder Beschwerden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei Patienten, die an Diabetes mellitus leiden, kann es zu einer Entgleisung des Stoffwechsels kommen, die mit Bewusstseinsstörungen bis hin zur völligen Bewusstlosigkeit einhergeht. Oftmals ist eine falsche Insulin-Dosierung die Ursache. Diabetisches Koma kann darüber hinaus Personen betreffen, die nicht wissen, dass sie Zuckerkrank sind und sich deshalb nicht in Behandlung befinden.
Sobald sich das diabetische Koma manifestiert ist der Betroffene selbst meist handlungsunfähig und darauf angewiesen, dass sein Umfeld richtig reagiert. Ein diabetische Koma ist ein medizinischer Notfall. Die Ersthelfer müssen unverzüglich einen Rettungswagen rufen, damit der Patient schnellst möglich ins nächste Krankenhaus gebracht werden kann. Ist der Patient bewusstlos, sollte er bis zum Eintreffen der Rettungskräfte in die stabile Seitenlage gebracht werden. Insulin dürfen die Ersthelfer aber auf keinen Fall eigenmächtig verabreichen.
Personen, die wissen, dass sie an Diabetes mellitus leiden, sollten es gar nicht so weit kommen lassen und bereits bei den ersten Anzeichen einer akuten Stoffwechselstörung einen Arzt konsultieren. Ein diabetische Koma kündigt sich in der Regel durch eine Reihe von Symptomen an. Typisch sind zum Beispiel fauliger Atem, großer Durst, wie er sonst nur nach stark salzhaltigen oder sehr scharfen Mahlzeiten auftritt, oder häufiger Harndrang. Diabetiker, die solche Anzeichen bei sich wahrnehmen, sollten stets zeitnah zum Arzt gehen.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung des diabetischen Komas wird in aller Regel vom Notarzt sowie später vom Internisten durchgeführt. Bei der schweren Hypoglykämie muss sofort Glukose zugeführt werden.
Dies geschieht meist über eine Infusion oder über eine sogenannte Notfallinjektion, die der Patient zu diesem Zweck bei sich trägt. Ist der Betroffene noch in der Lage, etwas zu sich zu nehmen, hilft auch die Gabe von Traubenzucker gegen die Symptome der Unterzuckerung. Bei dieser Art des diabetischen Komas kann bereits ein Angehöriger noch vor dem Eintreffen des Notarztes die erforderlichen Maßnahmen ergreifen.
Beim ketoazidonischen Koma wird zunächst Insulin zugeführt und anschießend die Übersäuerung des Blutes über Infusionen mit Elektrolyten ausgeglichen. Auch beim hyperosmolaren Koma ist es neben der Gabe von Insulin wichtig, dem Patienten zusätzlich Flüssigkeit über eine Infusion zuzuführen, um einer weiteren Austrocknung entgegenzuwirken.
Sowohl beim ketoazidonischen als auch beim hyperosmolaren Koma ist die Anwesenheit eines Arztes zur Ersthilfe zwingend erforderlich, da es bei diesen Arten des diabetischen Komas keine Notfallmaßnahmen gibt, die medizinische Laien ergreifen könnten.
Aussicht & Prognose
Das diabetische Koma ist eine Notfallsituation. Die Prognose richtet sich nach dem Zeitpunkt der medizinischen Versorgung sowie der Dauer des Komas. In schweren Fällen kommt es zum Ableben des Patienten. Ungefähr 10% der Betroffenen erleben eine vollständige Bewusstlosigkeit. Bei 20% werden keine Störungen des Bewusstseins wahrgenommen. Die restlichen 70% der Patienten sind wach, haben aber ein eingeschränktes oder getrübtes Bewusstsein.
Die Prognose verschlechtert sich, wenn ein Flüssigkeitsmangel, eine Übersäuerung, ein hoher Verlust von Elektrolyten sowie ein anhaltend hoher Blutzuckerspiegel vorliegen. Das diabetische Koma entwickelt sich über mehrere Tage. In dieser steigt kommt es allmählich zur Zunahme aller Symptome, bis sie letztlich zu einem Zusammenbruch führen. Es besteht die Gefahr einer Dehydration, da sich über mehrere Tage ein Appetitverlust zeigt und die Patienten zu wenig Flüssigkeit aufnehmen.
Sobald das diabetische Koma voll ausgeprägt ist, muss unverzüglich gehandelt werden, damit das Überleben des Patienten gesichert ist. Kann innerhalb von 4-8 Stunden ein deutlicher Abfall der Blutzuckerwerte erreicht werden, hat der Patient eine günstige Prognose. Der Flüssigkeitsmangel sollte langsam innerhalb von 48 Stunden ausgeglichen werden, um keine Überforderung des Organismus auszulösen. Die Aussicht auf eine Heilung ist stets individuell zu prüfen. Tritt ein Nierenversagen ein, verschlechtert sich die Prognose.
Vorbeugung
Zur Vorbeugung eines diabetischen Komas sollten Diabetiker sehr aufmerksam ihren Blutzuckerspiegel überwachen und ihre tägliche Insulindosis an ihre Mahlzeiten und Aktivitäten anpassen. Zudem ist es wichtig, bei Veränderungen des Befindens an die Warnzeichen für ein diabetisches Koma zu denken und sofortige Gegenmaßnahmen zu ergreifen, einen Arzt aufzusuchen oder den Notdienst zu rufen.
Nachsorge
Ein Diabetisches Koma ist eine mögliche akute Folgeerkrankung des Diabetes mellitus. In diesem Fall sollte der Patient nach Behandlung mit Insulin und Flüssigkeit noch einige Zeit beobachtet werden, ob die Umstellung auf einen niedrigeren Spiegel des Zuckers im Blut gut vertragen wird und der Patient stabil bleibt. Allgemein sollte der Patient auch über ein erneutes Vorkommen des diabetischen Komas aufgeklärt werden und dementsprechend mit Medikamenten versorgt werden, um in einem Akutfall vorbereitet zu sein.
Auch sollten Angehörige über die Krankheit aufgeklärt werden, um ein erneutes Auftreten des Diabetischen Komas zu erkennen und bei Nichtansprechen des Patienten handeln zu können. Des Weiteren sollte der Patient bei Erstdiagnose der Diabetes gut eingestellt werden und über die Verwendung der Medikamente geschult werden. Auch über die regelmäßigen Nachsorgetermine sollte der Patient aufgeklärt werden.
Dazu gehören zum Beispiel jährliche Kontrollen beim Augenarzt, der mit Hilfe der Fundoskopie Veränderungen am Augenhintergrund, der Netzhaut, erkennen kann, um so einer möglichen Erblindung durch den Diabetes mellitus vorzubeugen. Ebenso sollte der Patient öfter seinen Fuß vom Hausarzt inspizieren lassen, da ein Diabetischer Fuß keine seltene Komplikation eines uneingestellten Diabetes mellitus ist. Ebenso sind Nachsorgen durch den Nephrologen oder durch den Neurologen notwendig, da der Diabetes auch in diesen Organen schädigend sein kann.
Das können Sie selbst tun
Eine Anpassung des Verhaltens im Alltag bei an Diabetes erkrankten Personen trägt wesentlich dazu bei, einem diabetischen Koma vorzubeugen. Es entsteht aus einer Stoffwechselentgleisung aufgrund einer Überzuckerung, die mangels Insulin oder aufgrund einer Insulinresistenz der Körperzellen nicht abgebaut werden kann. Es ist daher besonders wichtig, dass eine starke Überzuckerung – der Auslösefaktor für das diabetische Koma - unter allen Umständen vermieden wird.
Das diabetische Koma ist ein unmittelbar lebensbedrohlicher Zustand, der einer akuten Notsituation entspricht und einer klinischen Behandlung bedarf. Neben einer guten Einstellung und Kontrolle des Blutzuckers und des Harnazetons empfiehlt es sich, auf bestimmte Warnzeichen des Körpers zu achten, die unmittelbar vor Beginn des Komas auftreten. Falls sich zu den üblichen Symptomen wie starkes Durstgefühl, Harndrang und ungewöhnliche Müdigkeit weitere Anzeichen wie Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen hinzugesellen, die auch fehlinterpretiert werden können, gilt höchste Alarmstufe.
Wenn eben möglich, kann zur Kontrolle der Blutzucker gemessen werden. Falls ein Wert von über 250 Milligramm pro Deziliter angezeigt wird, besteht unmittelbarer Handlungsbedarf. Zur Abwendung der lebensbedrohlichen Situation muss eine Notversorgung in einer Klinik durchführt werden. Aufgrund der Übersäuerung kommt es zu einer Anreicherung der Atemluft mit Azeton, das einen an faulende Äpfel erinnernden Geruch verströmt.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Usadel, K.-H., Wahl, P.: Diabetologie und Stoffwechsel. In: Bob, A. u. K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009