Eichelentzündung (Vorhautentzündung)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Eichelentzündung wird medizinisch Balanitis genannt. Es handelt sich um eine Erkrankung des männlichen Gliedes, die sich auch auf die Vorhaut ausdehnen kann. Dann spricht der Arzt von einer Balanoposthitis, also einer Vorhautentzündung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Eichelentzündung (Vorhautentzündung)?

Eine Eichelentzündung äußert sich in erster Linie durch die auffällige Rötung der Eichelhaut. Oft ist auch das innere Blatt der Vorhaut gerötet.
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Die Eichelentzündung ist eine entzündliche Hauterkrankung der Eichel am Penis. Oft ist auch die Vorhaut betroffen. Manchmal kommt es zu eitrigen Absonderungen rund um die geschwollene Eichel.

Die Ursachen können verschieden sein, sie sind auch vom Alter des Betroffenen abhängig. Eine Eichelentzündung kann chronisch werden. Dann verhärtet sich die Vorhaut, es kommt zu einer Vorhautverengung, die ebenfalls chronisch verlaufen kann.

Eine Eichelentzündung kann sowohl bei jungen als auch erwachsenen Männern vorkommen.

Ursachen

Je nach Alter können die Ursachen für eine Eichelentzündung oder Vorhautentzündung sehr unterschiedlich sein.

Bei Jungen vor der Pubertät tritt eine Eichelentzündung bei etwa jedem 20. Jungen auf. Hier findet man gehäuft Vorhautverengungen oder -verklebungen. Die Entzündung ist oft infektiös.

Bei jüngeren geschlechtsreifen Männern kommt die Eichelentzündung seltener vor als bei Kindern, oft ist eine sexuelle Aktivität die Ursache. Die Eichelentzündung kann sowohl infektiös als auch nicht infektiös sein.

Bei älteren Männern ist die Balanitis selten infektiös. Die eigene mangelnde Körperhygiene ist hierbei oft die Ursache. Bei sehr betagten Männern kann die dünner werdende Haut und Gewebeaufweichung zu einer Eichelentzündung führen.

Schließlich tritt eine Eichelentzündung aber auch infolge anderer Krankheiten auf. Diabetiker zum Beispiel haben ein erhöhtes Risiko zu einer infektiösen Eichelentzündung. Schließlich führt der Kontakt mit Frauen, die an Scheidenpilz leiden, ebenfalls gehäuft zu einer Balanitis.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Eichelentzündung äußert sich in erster Linie durch die auffällige Rötung der Eichelhaut. Oft ist auch das innere Blatt der Vorhaut gerötet. Die betroffenen Hautstellen können nässen und abschuppen. Meist kommen Juckreiz, Brennen und eine gesteigerte Berührungsempfindlichkeit hinzu.

In Einzelfällen bilden sich Geschwüre im Bereich der Vorhaut, die mit starken Schmerzen und einem erhöhten Risiko für Entzündungen verbunden sind. Weitere Symptome hängen von der Form der Eichelentzündung ab. Die Balanitis simplex macht sich durch unscharf begrenzte Rötungen mit Knötchen und trockener Schuppung bemerkbar. Meist entstehen die Hautveränderungen ganz plötzlich und verändern sich innerhalb kurzer Zeit.

Diese Form kann bei Männern jeder Altersgruppe auftreten. Anders die Balanitis plasmacellularis, die meist ab dem 60. Lebensjahr entsteht. Bei dieser Form stellen sich mehrere scharf begrenzte Rötungen ein, die anhand ihrer ungewöhnlichen Form zu erkennen sind.

Sie sind meist nässend, glänzend lackartig und entwickeln sich in einigen Fällen zu oberflächlichen Hautdefekten, die besonders empfindlich auf Druck und andere äußere Reize reagieren. Innerhalb der Flecken können feine, punktförmige Einblutungen bemerkt werden. Die Balantatis plasmacellularis nimmt typischerweise einen chronischen Verlauf und kann Monate oder Jahre unverändert bestehen bleiben.

Diagnose & Verlauf

Der Arzt stellt eine Eichelentzündung anhand mikrobiologischer Untersuchungen fest. Dazu untersucht er den Urin des Patienten und macht einen Abstrich der Eichel. Natürlich gehört zur Diagnose auch die Befragung des Patienten.

Da die Eichelenzündung verschiedene Ursachen haben kann, muss der Arzt diese zunächst feststellen, denn nur dann ist eine wirkungsvolle Therapie möglich. Die Eichelentzündung zeigt sich in einer Rötung und Schwellung der Eichel. Der Patient hat ein brennendes Gefühl an der Eichel und klagt über Juckreiz.

Nässende, wässrige oder eitrige Absonderungen können auftreten. Auch Bläschenbildung ist möglich.

Bei weiter fortschreitender und unbehandelter Entzündung kann Fieber hinzukommen. Auch Schmerzen beim Wasserlassen sind möglich.

Die Eichelentzündung kann sich über die Harnröhre bis zu den Nieren ausbreiten und zu Blasen-, Harnwegs- und Prostataentzündungen führen. Schließlich kann es auch zu einer Sepsis kommen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Juckreiz, Brennen und Rötungen an der Eichel liegt womöglich eine Eichelentzündung zugrunde. Ein Arztbesuch empfiehlt sich, wenn die Beschwerden nach spätestens einer Woche nicht von selbst zurückgehen oder weitere Symptome hinzukommen.

Insbesondere Geschwüre und nässende Hautdefekte müssen umgehend abgeklärt werden. Ebenso Ausfluss und weißliche Beläge auf der Eichel. Sollte es zu Verklebungen kommen, liegt womöglich die Hauterkrankung Lichen sclerosus zugrunde – ein sofortiger Arztbesuch ist anzuraten, um die drohende Vorhautverengung zu vermeiden.

Patienten, die sich in der Vergangenheit mit Herpes-Viren, Chlamydien, Pilzen oder Parasiten infiziert haben, sind besonders anfällig für eine Eichelentzündung. Auch Menschen mit einer Kontaktallergie, Allergien oder bestehenden Haut- Autoimmunerkrankungen (z.B. Schuppenflechte, Knötchen, Diabetes mellitus oder HIV) sind gefährdet und sollten bei genannten Symptomen zügig einen Arzt zurate ziehen.

Spätestens, wenn Komplikationen auftreten und sich beispielsweise eine Nebenhodenentzündung entwickelt, muss mit einem Arzt gesprochen werden. Andernfalls kann sich die Entzündung weiter ausbreiten und im schlimmsten Fall eine Blutvergiftung hervorrufen.

Behandlung & Therapie

Wird eine Eichelentzündung konsequent behandelt, hat sie einen positiven Verlauf und heilt meist komplikationslos aus. Ziel ist es, die Symptome und die Entzündung zu behandeln.

Die Behandlung ist zunächst einmal eine lokale Therapie. Sobald der Erreger durch den Abstrich und/oder die Urinuntersuchung feststeht, erfolgt die Behandlung mit entsprechender antibiotikahaltiger Salbe oder mit einer Creme, die Pilze abtötet.

Ist keine Infektion die Ursache der Balanitis, dann kann die Entzündung mit kortisonhaltiger Salbe behandelt werden. Zur Linderung des Juckreizes können Kamillenbäder nützlich sein.

Wird die Eichelentzündung chronisch, sollte der Patient über eine Beschneidung nachdenken. Allerdings ist eine Beschneidung bei Jungen unter drei Jahren kontraindiziert, da bis zu diesem Alter eine Beschneidung anscheinend das Entzündungsrisiko signifikant erhöht.

Zur Behandlung von erwachsenen Patienten gehört unbedingt auch, dass der Geschlechtspartner des Patienten sich ebenfalls untersuchen lässt.

Schließlich sollte der Arzt bei unklaren Befunden zur Differentialdiagnose auch Gewebeproben entnehmen und zur histologischen Untersuchung einreichen, um eine mögliche Krebsvorstufe frühzeitig zu erkennen.

Aussicht & Prognose

Eine Eichelentzündung hat im Falle einer Behandlung eine sehr gute Prognose. Dauer und Leidensdruck der Krankheit hängen dabei von der Ursache der Entzündung und vom Immunsystem des Betroffenen ab. Sind Bakterien oder Pilze ausschlaggebend, können entsprechende Medikamente binnen Tagen und Wochen Linderung verschaffen.

Das angegriffene Gewebe der Eichel und Vorhaut lässt sich mit entzündungshemmenden Salben und beruhigenden Bädern gut behandeln. In den seltensten Fällen sind bleibende Gewebeschäden zu befürchten. Es kommt gelegentlich zur Ausbildung unempfindlicherer Stellen und zu einer erworbenen Phimose aufgrund einer Infektion von Vorhaut und Eichel. Hat die Entzündung eine andere Ursache, beispielsweise eine ungenügende Hygiene oder eine Verletzung der Eichel oder Vorhaut, lassen sich ebenfalls mit Schonung und Salben gute Ergebnisse erzielen.

Eine unbehandelte Eichelentzündung mit bakteriellem Auslöser beherbergt hingegen das Risiko, dass die Infektion sich weiter ausbreitet. Sie kann die Blase, die Prostata und die Nieren erreichen und im schlimmsten Falle zu einer Sepsis führen. Eine solche kann unbehandelt tödlich enden. Dies kann aber nur auftreten, wenn ein bakterieller Infekt am Penis über längere Zeit unbehandelt bleibt.

Pilzinfektionen bergen ein ähnliches Risiko der Verschleppung. In ganz seltenen Fällen bilden sich Geschwüre und Vorstufen von Krebs aufgrund der Balanitis. Wird hier nicht ärztlich interveniert, drohen der Ausbruch von Krebs und ein dauerhafter Verlust von Gewebe am Glied. Insgesamt senkt eine Beschneidung das Risiko für das Auftreten einer weiteren Balanitis.


Vorbeugung

Zunächst einmal ist eine richtige Körperhygiene wichtig für die Vorbeugung einer Eichelentzündung. Richtige Genitalhygiene bedeutet aber nicht, dass die Reinigung der Vorhaut übertrieben werden sollte.

Normales, aber regelmäßiges Waschen der Eichel ohne Seife und Shampoo mit Zurückziehen der Vorhaut und Entfernung des Smegmas sollten zur normalen Körperhygiene eines Mannes gehören.

Auch Kamillenbäder und Spülungen mit Kochsalzlösungen gehören zur Vorbeugung einer Eichelentzündung.

Kondome beim Geschlechtsverkehr mindern ebenfalls das Risiko einer Eichelentzündung. Vor allem, wenn es zu einer Erkrankung gekommen ist, sollte ein Kondom beim Geschlechtsverkehr absolut ein Muss sein, um den Intimpartner nicht mit anzustecken.

Das können Sie selbst tun

Eine Balanitis sollte von einem Facharzt behandelt werden. Nach Ermittlung des Erregers kann eine gezielte Behandlung durch eine antibiotische oder antimykotische Salbe erfolgen. Ist eine Vorhautverengung ursächlich für erneut auftretende Entzündungen, sollten sich Betroffene bzw. die Eltern betroffener Kinder über einen chirurgischen Eingriff informieren.

Empfohlen werden Kamillebäder oder Solebäder. Anschließend kann der Penis mit Olivenöl betupft werden. Dieses pflegt die entzündete Vorhaut. Nach jedem Wasserlassen sollte der Penis zudem mit Wasser gereinigt werden, damit keine Urinreste auf der Vorhaut verbleiben. Weiterhin können Betroffene überprüfen, ob womöglich eine Allergie gegen bestimmte Stoffe – wie Latex in Kondomen – für die Entzündung verantwortlich sind und sollten diese zukünftig meiden.

Die Naturheilkunde empfiehlt Basenbäder zum Ausgleich des Säure-Basen-Haushaltes sowie die Unterstützung der Darmflora durch Probiotika, da eine Entzündung stets im Zusammenhang mit einem geschwächten Immunsystem steht. Weiterhin können die Mittel: Arnica (abschwellend), Calcium floratum (wirkt stärkend), Hepar sulfuris (ausleitend) und Tuja (Hauterkrankungen) unterstützend wirken.

Wichtig auch nach Abklingen der Symptome ist eine gründliche Intimhygiene. Die regelmäßige Reinigung des Penis mit Wasser – auf Seife und Shampoo sollte verzichtet werden – ist ausreichend. Bei immer wiederkehrenden Infektionen sollte auch der Geschlechtspartner eine Untersuchung vornehmen lassen, um auszuschließen, dass über den Geschlechtsverkehr immer wieder Erreger übertragen werden. Präventiv empfiehlt sich die Verwendung von Kondomen, vor allem bei wechselnden Intimpartnern.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014
  • Schmelz, H.U., Sparwasser, C., Weidner, W.: Facharztwissen Urologie. Springer, Berlin 2010

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