Eklampsie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Eklampsie handelt es sich um die schwerste Form einer Schwangerschaftsvergiftung. Es kommt bei der Schwangeren unter Umständen zu Krampfanfällen, bei denen die Patientin sogar ins Koma fallen kann. Bevor es zur Eklampsie kommt, besteht in der Regel eine Präeklampsie. Diese äußert sich meist durch einen erhöhten Blutdruck sowie eine gesteigerte Ausscheidung von Eiweiß durch die Nieren.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Eklampsie?

Die Eklampsie tritt meist im letzten Schwangerschaftsdrittel auf, seltener direkt bei der Geburt oder auch nach der Geburt. Die Erkrankung ist schwerwiegend, deshalb müssen Patientinnen intensivmedizinisch beobachtet und behandelt werden.
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Die Eklampsie ist eine schwere Erkrankung in der Schwangerschaft, die oft von Krampfanfällen begleitet ist. Diese Anfälle sind ähnlich wie epileptische Anfälle. Bei etwa 5 Prozent aller Schwangerschaften tritt eine Präeklampsie auf, deren Folge die Eklampsie ist.

Ein zu hoher Eiweißgehalt im Urin (Proteinurie) sowie erhöhter Blutdruck sind die ersten Anzeichen der Präeklampsie. Die eigentliche Eklampsie kann bereits ab der 20. Schwangerschaftswoche auftreten und bis 6 Wochen nach der Entbindung bestehen bleiben. Bleibende Schäden bei der Mutter können jedoch ausgeschlossen werden.

Ursachen

Leidet eine Schwangere Patientin unter einer Eklampsie, kommt es zu einer mangelnden Durchblutung der Plazenta. Grund dafür ist, dass sich die Blutgefäße nicht groß genug ausbilden können. Für die Versorgung des Kindes mit Nährstoffen und Sauerstoffen ist jedoch eine gute Durchblutung der Plazenta von großer Bedeutung. In Folge dessen steigt der Blutdruck der Mutter, wodurch die Versorgung des Kindes verbessert wird.

In diesem Zusammenhang werden von der Plazenta außerdem Signalstoffe ausgesendet, durch welche die Nieren und somit auch die Ausscheidung von Eiweiß verändert werden. Die genauen Ursachen für die Störung in der Entwicklung der Blutgefäße der Plazenta sind nicht sicher geklärt.

Dennoch sind in der Medizin zumindest bestimmte Faktoren, die an der Erhöhung des Risikos für eine Erkrankung an Eklampsie verantwortlich sind, bekannt. Eine Eklampsie tritt so vorrangig bei Erstgebärenden sowie bei jungen Schwangeren unter 20 Jahren auf. Auch Übergewicht, Diabetes sowie eine Neigung zur Thrombosebildung bei Schwangeren sind Risikofaktoren. Ein erhöhtes Risiko haben ebenfalls Frauen, deren Mütter bereits an Eklampsie erkrankt waren.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Eklampsie tritt meist im letzten Schwangerschaftsdrittel auf, seltener direkt bei der Geburt oder auch nach der Geburt. Die Erkrankung ist schwerwiegend, deshalb müssen Patientinnen intensivmedizinisch beobachtet und behandelt werden. Der Eklampsie geht meist die so genannte Präeklampsie voran. Erste Anzeichen sind starke Wassereinlagerungen, Eiweißausscheidungen über den Urin und ein sehr hoher Blutdruck.

Diese Symptome können jedoch auch andere Ursachen haben, daher ist eine medizinische Abklärung dringend notwendig. Sucht die Patientin rechtzeitig den Arzt oder noch besser gleich das Krankenhaus auf, so kann eine sichere Diagnostik erfolgen. Ursachen der Eklampsie können auch in starkem Übergewicht der Mutter liegen.

Eine Eklampsie ist durch schwere Krampfanfälle geprägt, die denen einer Epilepsie stark ähneln. Während der Krampfanfälle kann ein Bewusstseinsverlust oder eine Bewusstseinstrübung eintreten. Vorboten sind starke Kopfschmerzen, ein Flimmern vor den Augen sowie unterschiedliche neurologische Ausfälle, Schwindel bis zum Erbrechen, Störungen des Sehvermögens. Während der Eklampsie kann es sogar zu komatösen Zuständen kommen.

Bei vorliegenden Risikofaktoren ist es ratsam, eine präventive Überwachung mit dem Arzt zu vereinbaren sowie regelmäßige Kontrolluntersuchungen. Neben der Fettleibigkeit zählt die Mehrlingsschwangerschaft zu den größten Risiken, meist tritt die Eklampsie bei Erstgebärenden auf. Es gibt jedoch auch Ausnahmen, deshalb sollten mögliche Beschwerden in jedem Fall ernst genommen werden.

Diagnose & Verlauf

Wichtig ist es, bereits eine Präeklampsie frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, um eine Eklampsie zu vermeiden. Deshalb wird bei allen Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft der Blutdruck der Patientin gemessen. Zusätzlich erfolgt ein Test des Urins auf den Gehalt von Eiweiß.

Sobald der Verdacht auf eine Präeklampsie besteht, sind weitere Messungen des Blutdrucks notwendig. Um Nierenwerte, Leberwerte, Anzahl der Blutplättchen sowie die Faktoren der Blutgerinnung zu bestimmen, erfolgt zusätzlich eine Entnahme von Blut. Mit Hilfe eines farbcodierten Ultraschalls wird außerdem die Durchblutung der Plazenta bestimmt und der Zustand des Kindes regelmäßig kontrolliert.

Bei der Diagnosestellung wird weiterhin eine Anamnese erstellt. Zu den typischen Symptomen einer Präeklampsie gehören neben Bluthochdruck und Proteinurie auch Wassereinlagerungen (Ödeme) an meist untypischen Stellen wie Händen und Gesicht. Eine plötzliche Zunahme des Gewichts kann ein erstes Anzeichen für Ödeme sein. Viele Patientinnen leiden außerdem unter Sehstörungen, Kopfschmerzen und so genannten Doppelbildern sowie Übelkeit. Oft ist die Leber ebenfalls beteiligt, wenn die Präeklampsie sehr schnell beginnt.

Ein Anzeichen dafür sind Übelkeit und starke Bauchschmerzen auf der rechten Seite. Es kann dabei auch zu einer zum Teil dramatischen Verschlechterung des Gesundheitszustands der werdenden Mutter kommen. Der Verlauf einer Eklampsie ist immer abhängig von der frühzeitigen Feststellung und Behandlung der Präeklampsie. Komplikationen wie Wachstumsstörungen, Ablösung der Plazenta und im schlimmsten Fall sogar der Tod des Ungeborenen können als Komplikationen einer Eklampsie auftreten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn eine plötzliche deutliche Gewichtszunahme bemerkt wird, die mit zunehmenden Kopfschmerzen und Übelkeit verbunden ist, liegt unter Umständen eine Präeklampsie vor. Es empfiehlt sich, sofort einen Arzt zu konsultieren. Spätestens, wenn Anzeichen einer Eklampsie – hoher Blutdruck, Ödeme an den Händen und im Gesicht, Sehstörungen und andere – hinzukommen, muss dies medizinisch abgeklärt werden. Gefährdet sind vor allem Schwangere mit starkem Übergewicht, einem höheren Lebensalter (über 35 Jahre) oder familiären Veranlagungen.

Frauen, die zu diesen Risikogruppen zählen, sollten Sehstörungen, Kopfschmerzen im Stirn- und Schläfenbereich sowie andere typische Symptome rasch abklären lassen. Auch Anzeichen eines Krampfanfall und Herz-Kreislauf-Beschwerden werden am besten mit dem Frauenarzt angesprochen. Sollte sich plötzlich ein schweres Krankheitsgefühl einstellen, muss sofort der Arzt benachrichtigt werden.

Bei rechtsseitigen Bauchschmerzen und Durchfall ist womöglich die Leber betroffen – ein deutliches Warnzeichen für eine Eklampsie. Um weitere Komplikationen auszuschließen, muss die Erkrankung in jedem Fall abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden. In schweren Fällen ist hierzu ein Krankenhausaufenthalt erforderlich.

Behandlung & Therapie

Eine Eklampsie wird generell durch eine Schwangerschaft verursacht, weshalb die Behandlung auch prinzipiell mit der Beendigung der Schwangerschaft einhergeht. Der tatsächliche Zeitpunkt der Entbindung wird dabei jedoch immer vom Gesundheitszustand der werdenden Mutter sowie der Schwangerschaftswoche abhängig gemacht.

Liegt lediglich eine leichte Präeklampsie vor, erfolgt eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus. Dort erhält die Patientin eiweißreiche Kost und muss das Bett hüten und dabei auf der linken Seite liegen. Es erfolgt zudem eine regelmäßige Kontrolle der Zustände von Mutter und Kind.

Tritt die Eklampsie vor der 34. Schwangerschaftswoche auf, wird durch die Gabe von Cortisol die Lungenreifung des Kindes beschleunigt. Ab vollendeter 36. Schwangerschaftswoche kommt es zur Einleitung der Geburt. Leidet die werdende Mutter an einer schweren Präeklampsie, erhält sie Beruhigungsmittel sowie Magnesiumsulfat zur Vorbeugung von Krampfanfällen. Weiterhin erfolgt eine medikamentöse Blutdrucksenkung. Es wird in diesem Fall versucht, die Geburt möglichst bis zur 36. Schwangerschaftswoche hinauszuzögern, sofern es der Gesundheitszustand der Mutter erlaubt.

Kommt es während einer Eklampsie zu einem Krampfanfall, wird dieser mit Beruhigungsmitteln beendet und es erfolgt die Einleitung der Geburt. Noch nach der Geburt muss die Mutter strengstens überwacht werden, denn auch dann kann es noch zu Krampfanfällen kommen. Folgeschäden der Eklampsie sind bei einer entsprechenden Behandlung der Mutter zwar nicht zu befürchten, in einer weiteren Schwangerschaft besteht jedoch ein erhöhtes Risiko.

Aussicht & Prognose

Früher kam das Auftreten einer Eklampsie bei schwangeren Frauen einem Todesurteil gleich. Heute ist die Prognose etwas günstiger. Ein frühes Auftreten der Eklampsie-Vorstufe in der ersten Zeit der Schwangerschaft verschlechtert die Prognose. Der Verlauf der sogenannten Präeklampsie ist dann dramatischer. Unbehandelt führt die Präeklampsie zur Eklampsie, die mit Krampfanfällen einhergeht. Diese bedeuten auch heute Lebensgefahr für Mutter und Kind.

Die Prognose der Eklampsie wird durch bessere Aufklärung der werdenden Mütter und Schwangerschaftsuntersuchungen verbessert. Schon bei den ersten Anzeichen einer Schwangerschafts-Präeklampsie bemühen sich die Mediziner, die Prognose durch geeignete Maßnahmen zu verbessern. Der damit einhergehende Bluthochdruck gefährdet bei längerer Fortdauer das Kind. Kommt es durch eine Präeklampsie zu Gefäßschäden an der Plazenta, geraten die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Kindes in Gefahr.

Die Überlebens-Prognose für das Ungeborene verschlechtert sich, wenn der Blutdruck zu schnell abgesenkt wird. Je früher in der Schwangerschaft eine Präeklampsie auftritt, desto gefährdeter ist das Ungeborene. Bei späterem Auftreten der Präeklampsie sind die Chancen für das Kind besser. Eine 50:50 Chance hat das Ungeborene, wenn es zu schweren Verlaufsformen des sogenannten HELLP-Syndroms kommt. Es handelt sich um eine Komplikation der Präeklampsie. Diese tritt bei 4 bis 12 % der schwangeren Frauen auf, die an einer schweren Präeklampsie leiden.


Vorbeugung

Die Vorbeugung einer Eklampsie besteht aufgrund der ungenauen Ursachen vor allem in der frühzeitigen Erkennung und Behandlung einer Präeklampsie. Lebensbedrohliche Komplikationen für Mutter und Kind können so verhindert werden. Die beste Vorbeugung einer Eklampsie ist vor allem die Einhaltung aller Termine zur Schwangerschaftsvorsorge bei Frauenarzt und/ oder Hebamme.

Nachsorge

Bei der Eklampsie stehen dem Betroffenen in den meisten Fällen nur sehr wenige oder gar keine Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei steht im Vordergrund der Erkrankung eine sehr frühzeitige Diagnose und die anschließende Behandlung, damit es nicht zu weiteren Kompilationen oder sogar zum Tod des Betroffenen kommt. Daher sollte schon bei den ersten Anzeichen der Eklampsie ein Arzt aufgesucht werden, damit die Krankheit schnellstmöglich durch einen Mediziner behandelt werden kann.

Eine Selbstheilung kann dabei nicht eintreten. In den meisten Fällen sind die Betroffenen bei dieser Krankheit auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen, die die Beschwerden lindern sollen. Dabei sollten immer die Anweisungen des Arztes bezüglich der Dosierung beachtet werden. Es empfiehlt sich auch ein stationärer Aufenthalt in einem Krankenhaus, um die Werte der werdenden Mutter richtig zu überwachen und Unstimmigkeiten sofort zu erkennen.

Falls die Eklampsie schon früh erkannt und behandelt wird, kann sie relativ gut eingeschränkt werden, sodass es zu keinen weiteren Schäden beim Kind und bei der Mutter kommt. Viele Frauen sind dabei auch auf die Hilfe und die Unterstützung durch den Partner und durch die eigene Familie angewiesen, damit es nicht zu psychischen Verstimmungen oder zu Depressionen kommt.

Das können Sie selbst tun

Bei der Eklampsie handelt es sich um einen medizinischen Notfall, der meist nach der 30. Schwangerschaftswoche, während oder kurz nach der Geburt eintritt. Betroffene Frauen sind in akuter Lebensgefahr und müssen unbedingt sofort den Notarzt oder, sofern sie sich bereits oder noch in der Klinik befinden, das Pflegepersonal verständigen.

Die wichtigste Maßnahme zur Selbsthilfe besteht darin, bereits die Vorstufe der Eklampsie, die sogenannte Präeklampsie, als solche zu erkennen und behandeln zu lassen. Anzeichen für eine Präeklampsie sind neben Bluthochdruck vor allem Wasseransammlungen im Gewebe, Übelkeit, ständiger Brechreiz, der nicht nur am Morgen auftritt, Schwindel, Augenflimmern und andere Sehstörungen oder Verwirrtheit. Wandelt sich die Präeklampsie zur Eklampsie kommen meist noch starke Kopfschmerzen und Krampfanfälle hinzu.

Frauen, die solche Symptome während der Schwangerschaft bemerken, sollten unbedingt unverzüglich ihre Gynäkologin aufsuchen. Darüber hinaus sollten schwangere Frauen alle empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen durchführen lassen, da so eine beginnende Präeklampsie zeitnah entdeckt und behandelt werden kann, bevor sie lebensgefährlich wird. Besonders wichtig sind diese Vorsorgeuntersuchungen für Risikopatientinnen. Dazu zählen Frauen unter 18 oder über 35 Jahren, Frauen die an starkem Übergewicht leiden sowie Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft an hohem Blutdruck gelitten haben.

Schwangere, bei denen ein erhöhtes Risiko für eine Eklampsie besteht, sollten ihre Geburtsklinik sorgfältig auswählen und darauf achten, dass auch tatsächlich stets unverzüglich ein Arzt zur Verfügung steht. Von einer Hausgeburt ist in diesen Fällen unbedingt Abstand zu nehmen.

Quellen

  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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