Elektroglottographie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Elektroglottographie ist ein nicht-invasives Verfahren der Kehlkopf-Stimmlippen-Diagnostik, das insbesondere zur Kontrolle von Behandlungserfolgen bei einer Kehlkopf-Stimmlippen-Therapie verwendet wird.

Die zwei oberflächlich auf den Schildknorpelflügeln angebrachten Elektroden ermitteln dabei die veränderten Elektroimpendanzen bei vibrierenden Stimmlippen und stellen den Gebrauch der Stimme grafisch in einem so genannten Elektroglottogramm dar. Bei der Auswertung dieses Elektroglottogramms wird die aufgezeichnete Lx-Wellenform der Stimmlippenvibration auf Abnormalitäten, wie unvollständige Vibrationen überprüft, was den Arzt dazu befähigt, Dysphonien und Stimmbildungsstörungen näher einzuordnen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Elektroglottographie?

Der HNO-Arzt nutzt die Elektroglottographie zur Diagnostik der Kehlkopf-Stimmlippen. Hierzu bekommt der Patient, nach einer Untersuchung, zwei Elektroden auf die Schildknorpelflügel angebracht und so kann der Gebrauch der Stimme grafisch dargestellt werden.

Die Elektroglottographie stellt den Vibrationszyklus der Stimmlippen und des Kehlkopfes bei normalem und gestörtem Sprechen und Singen mittels eines Laryngographen dar. Das Verfahren ist ein nicht-invasives Messverfahren, das vorwiegend über zwei oberflächlich angebrachte Elektroden funktioniert. Es lässt sich daher auch als EGG bezeichnen und registriert insbesondere veränderte Elektroimpedanzen der vibrierenden Stimmlippen.

Die Aufzeichnungen des Laryngographen werden als Elektroglottogramme bezeichnet und geben Informationen über die Qualität und Quantität der Stimmlippenvibration. So wird letztlich der linguistische Gebrauch der Stimme veranschaulicht. Ursprünglich wurde die Elektroglottographie für Hörstörungen entworfen. Das Verfahren ist mittlerweile aber auch klinisch instrumental für die visuelle Feedback-Therapie. Fabre hatte schon 1957 die Grundlagen des Messverfahrens beschrieben. Nach dieser ersten Idee wurde die Elektroglottographie abgewandelt und verfeinert, bis sie dem heute gängigen Bild entsprach.

Funktion, Wirkung & Ziele

Angewandt wird die Elektroglottographie vor allem zur Kontrolle von Kehlkopf-Stimmlippen-Behandlungen oder Stimmtherapien. Insbesondere die Therapieerfolge bei organischen Störungen der Stimme lassen sich mit dem Verfahren nahezu ideal auswerten. Zuweilen findet die Elektroglottographie außerdem in der Kehlkopf-Stimmlippen-Diagnostik Anwendung. So lässt sich über das EEG-Verfahren zum Beispiel die Dysphonie-Diagnostik vornehmen.

Auf den Flügeln des Schildknorpels werden vorbereitend zur Messung zwei Elektroden in symmetrischer Anordnung angebracht. Beim Sprechen, Singen oder Lautsingen nimmt der Laryngograph schließlich eine Messung des Wechselstromwiderstands zwischen diesen beiden Elektroden vor. Das Gerät hält seine Messungen in Form einer Lx-Wellenform fest, wobei Lx für das aufgezeichnete Laryngogramm steht. Die Wellenform bewegt sich bei zunehmendem Verschluss der Stimmlippen in einem positiven Bereich. Jede Spitze der Welle markiert einen maximalen Kontakt der beiden Stimmlippen.

Die Wellenhauptkante gibt unterdes Informationen über den Beginn jeder Schließphase. Über die Öffnungsweite der Stimmritze liefert das Elektroglottogramm dagegen keine definitiven Informationen. Horizontale Öffnungs- und Schließbewegungen der Kehlkopfstimmlippen von und zu der Mittellinie lassen sich dagegen gut beobachten und sind daher die Hauptkomponente in der Wellenform des Laryngographen.

Die vertikalen Bestandteile des Vibrationszyklus lassen sich allerdings kaum beschreiben. Die aufgezeichnete Wellenform wird nach der Messung medizinisch bewertet. Abnormale Wellenformen treten bei physikalischen Abnormitäten auf und lassen den Arzt so eine medizinisch bedingte Stimmstörung vermuten.

Eine solche Störung kann sich zum Beispiel in durchweg irregulären oder auch teilweise unvollständigen Vibrationen äußern. Schon kürzere Abschnitte solcher gestörten Vibrationen können ein Hinweis auf Stimmstörungen sein. Am deutlichsten lassen sich irreguläre Vibrationen als Hinweis auf Stimmstörungen an Haupt-Tonhöhenänderungen und an der Artikulation velarer Konsonanten nachvollziehen. Abnorme Erscheinungen können sich im Elektroglottogramm neben dissymmetrischen Stimmlippenvibrationen aber auch über luftstromaerodynamische Störungen äußern.

Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Da es sich bei der Elektroglottographie um ein nicht-invasives Verfahren handelt, ist die Anwendung für den Patienten mit keinerlei Nebenwirkungen oder Risiken verbunden. Ein stationärer Aufenthalt ist zur Durchführung nicht erforderlich. Auch neben der Elektroglottographie gibt es Verfahren zur Kehlkopf-Stimmlippen-Diagnostik. Ob also eine Elektroglottographie oder doch eine alternatives Verfahren angezeigt sind, entscheidet der behandelnde Arzt daher für den Einzelfall.

Eines der bekanntesten Alternativverfahren ist die klassische indirekte Laryngoskopie. Bei diesem visuellen Verfahren führt der Arzt einen Spiegel oder ein Lupenendoskop in den Rachen ein. Bei starkem Würgereflex ist unter Umständen eine Lokalanästhesie der Rachenwand angezeigt. Verglichen mit diesem Verfahren ist die Elektroglottographie deutlich angenehmer und einfacher für den Patienten, aber auch den Mediziner. Beim Alternativverfahren der direkten Laryngoskopie führt der Arzt wiederum ein Stützlaryngoskop und ein Endoskop ein, das zusätzlich meist mit einem Mikroskop verbunden ist.

So lässt sich die Schleimhaut des Kehlkopfes betrachten. Auch Veränderungen und Auflagerungen lassen sich auf diese Weise sichtbar machen. Bei der Diagnose von Lähmungen sowie Karzinomen oder anderen Veränderungen dieser Art, macht dieses Verfahren unter Umständen mehr Sinn, als die reine Elektroglottographie. Ein drittes Alternativverfahren bietet sich mit der so genannten Laryngostroboskopie, bei der kurze Lichtblitze erzeugt und durch ein Kehlkopf-Mikrofon mit den Schwingungen der Stimmlippen synchronisiert werden. Anschließend verändert der Arzt die Frequenz der Blitze und visualisiert damit unter Umständen einen verlangsamten Schwingungsablauf.

Wie auch die Elektroglottographie macht dieses Verfahren nicht die vertikale Komponente der Schwingungen sichtbar, sondern konzentriert sich auf die Stimmlippenoberfläche. Die Elektroglottographie hat allen genannten Methoden etwas voraus, denn das nicht-invasive Verfahren erfordert weder komplexe Auswertungen von akustischen Signalen während des Sprechens, noch zwingt es den Arzt zu einem Eingreifen in den Vorgang des Sprechens an sich. Aus diesen Gründen findet die Elektroglottographie bei der Kehlkopf-Stimmlippen-Diagnostik trotz der potenziellen Alternativverfahren besonders gerne Verwendung. Bei tumorösen Veränderungen wird das Verfahren unter Umständen aber mit der direkten Laryngoskopie kombiniert.


Typische & häufige Kehlkopferkrankungen

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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