Empty Nose Syndrome
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Empty Nose Syndrome
Das Empty Nose Syndrome stellt einen postoperativen Zustand dar, bei welchem die Nasenmuscheln zu stark verkleinert oder ganz entfernt wurden. Damit kann die Funktion der Nasenmuschel, die in der Anfeuchtung der Einatemluft besteht, nicht mehr ausreichend wahrgenommen werden. Es kommt trotz vergrößerter Nasenhöhle zu einer Behinderung der Nasenatmung.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist das Empty Nose Syndrom?
Das Empty Nose Syndrome ist das sogenannte Syndrom der leeren Nase. Es handelt sich um einen krankhaften Zustand, der nach einer Verkleinerung oder gar Entfernung der Nasenmuscheln entsteht. Trotz vergrößerter Nasenhöhlen entsteht das Gefühl einer verstopften Nase. Grund dafür ist die verloren gegangene Fähigkeit der Nase, die Einatemluft anzufeuchten.
Die Luft bleibt trocken. Es bilden sich Krusten in der Nase, die auch Ausgangspunkt für Infektionen sein können. Beim Menschen gibt es drei Nasenmuscheln, die sich in obere, mittlere und untere Nasenmuscheln einteilen lassen. Zwischen den einzelnen Nasenmuscheln befinden sich wiederum die Nasengänge, die für verschiedene Funktionen zuständig sind.
Der obere Nasengang ist zwischen der oberen und der mittleren Nasenmuschel lokalisiert. Er enthält das Riechorgan und wird daher auch als Riechgang bezeichnet. Der zwischen mittlerer und unterer Nasenmuschel befindliche Nasengang ist als Sinusgang bekannt und endet in den Nasennebenhöhlen.
Als eigentlicher Luftweg dient der untere Nasengang, der zwischen unterer Nasenmuschel und dem Gaumen zu finden ist. Er ist für die Nasenatmung verantwortlich und dient der Anfeuchtung der Atemluft. Außerdem enthalten die Nasenmuscheln Drucksensoren, die dem Gehirn den Zustand der Nasenatmung signalisieren.
Wenn die Nasenmuscheln im Rahmen einer Operation verkleinert oder gar ganz entfernt werden, wird die Meldung an das Gehirn, das Geruchs- und Geschmacksempfinden sowie wie bereits erwähnt die Befeuchtung der Atemluft beeinträchtigt. Daraus resultieren sowohl physische als auch psychische Symptomatiken.
Ursachen
Ursache des Empty Nose Syndrome ist immer eine vorangegangene unsachgemäße Nasenmuschelverkleinerung. Solche chirurgischen Eingriffe müssen durchgeführt werden, wenn es zu einer chronischen Vergrößerung der Nasenmuscheln kommt. Vergrößerte Nasenmuscheln behindern die Luftpassage durch die Nase.
Gründe für die Vergrößerung können allergische Reaktionen, Einatmung von Stäuben, Rauch oder Reizstoffen, hormonelle Störungen, Nasenscheidewandverkrümmungen oder ständige Anwendung von Nasentropfen mit abschwellender Wirkung sein. Bei der Operation wird der Nasengang erweitert, damit die Nasenatmung wieder ungehindert funktionieren kann.
Allerdings wurde nach diesen Eingriffen häufig beobachtet, dass die Nasenatmung trotzdem behindert war. Aufgrund der leeren Nasenhöhle kommt es zu turbulenten Strömungen in der Nase und damit zu Strömungswiderständen, die zur Verringerung des Lufttransportes durch die Nase führen. Aus diesem Grund entsteht das Gefühl der verstopften Nase.
Des Weiteren werden durch die veränderten aerodynamischen Prozesse die oberen Teile der Nase weniger belüftet, was zur Beeinträchtigung des Geruchssinnes führt. Die Nasenschleimhaut zieht sich zusammen und produziert viel weniger Schleim, sodass eingeatmete Schadstoffe nicht mehr entfernt werden und sich daher in den Nasenhöhlen anreichern können.
Durch die trockene Luft bilden sich Krusten in der Nasenhöhle, die Angriffsziele von Bakterien werden. Es kann sich ein schmieriger Belag in der Nase bilden, der zur sogenannten Stinknase (Ozaena) führt. Von der Stinknase gehen unangenehme süßlich faulige Gerüche aus.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Insgesamt zeichnet sich ein Empty Nose Syndrome durch vielfältige physische und psychische Symptome aus. Es besteht das subjektive Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen, obwohl das objektiv nicht den Tatsachen entspricht. Die eingeatmete Luft erscheint kalt und trocken.
Des Weiteren wird zu wenig oder in manchen Fällen auch zu viel Schleim produziert. Die Nase kann ständig tropfen, während in der hinteren Nasenhöhle dicker Schleim in den Rachenraum gelangt. Typisch ist eine Krustenbildung in der Nase. Der Geruchssinn ist stark eingeschränkt. Häufig kommt es zu Schmerzen und Druck in den Nasennebenhöhlen, wobei eine Nasennebenhöhlenentzündung nicht diagnostiziert werden kann.
Die behinderte Nasenatmung beeinträchtigt oft den Schlaf. Durch die bakterielle Besiedlung der Verkrustungen strömt häufig ein süßlich fauliger Geruch aus Nase und Mund. Zu den Symptomen gehören auch Kopfschmerzen oder teilweise Nasenbluten. Aufgrund dieser Beeinträchtigungen können sich sekundär auch psychische Symptome wie Depressionen, Angstgefühle, Konzentrationsstörungen, Nervosität, ständige Müdigkeit, und Erschöpfungszustände entwickeln.
Diagnose
Das Empty Nose Syndrome wird anhand der Symptome diagnostiziert, die nach einer operativen Nasenmuschelverkleinerung auftreten.
Komplikationen
Beim Empty Nose Syndrome kommt es zu einer starken Behinderung der Atmung durch die Nase, da die Nasenmuscheln komplett entfernt oder stark verkleinert wurden. In der Regel kann der Patient immer noch die selbe Menge an Luft durch die Nase einatmen, wie auch vor dem operativen Eingriff.
Allerdings kann bei Betroffenen der Eindruck entstehen, dass die Luftmenge zu niedrig sei und dass der Betroffene nicht genügend Luft erhält. Durch die fehlenden Nasenmuscheln kommt es auch zum Gefühl, dass die Luft kalt und trocken sei. Dabei klagen die Betroffenen oft über eine dauerhaft laufende Nase und über eine Krustenbildung um die Nase herum. Es kann auch zu einer Nasennebenhöhlenentzündung kommen.
Durch das Gefühl, zu wenig Luft zu erhalten, kommt es in vielen Fällen zu Schlafstörungen und zu Kopfschmerzen. Auch ein plötzliches Nasenbluten kann auftreten. Durch die Symptome wird der Patient in seinem Alltag stark eingeschränkt und die Lebensqualität erheblich verringert. Es kann auch zu Depressionen und zu Angstzuständen kommen.
Einige Patienten klagen dabei auch über eine Nervosität. Die Behandlung selbst erfolgt mit Hilfe von Sprays, die die Symptome lindern können. Um das Empty Nose Syndrome allerdings dauerhaft zu bekämpfen, ist ein operativer Eingriff notwendig. Dabei kommt es zu keinen Komplikationen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Das Empty Nose Syndrom bedarf auf jeden Fall einer ärztlichen Abklärung und Behandlung. Atembeschwerden, Störungen der Schleimproduktion und ein stark eingeschränkter Geruchssinn sind typische Beschwerden, die untersucht werden müssen. Wird im Zuge dessen ein ENS festgestellt, ist eine rasche Behandlung erforderlich. Meist wird ein operativer Eingriff durchgeführt, der mit einem mehrtägigen Krankenhausaufenthalt verbunden ist. Nach dem Ende der Behandlung ist eine engmaschige Überwachung notwendig, denn nur so können Komplikationen ausgeschlossen werden.
Wenn Beschwerden wie eine dauerhaft laufende Nase, Krustenbildung oder eine Nasennebenhöhlenentzündung auftreten, sollte das nächstgelegene Krankenhaus aufgesucht werden. Auch mit plötzlich auftretendem Nasenbluten, starken Kopfschmerzen und Schlafstörungen wird am besten sofort medizinischer Rat ersucht. Sollten Depressionen oder Angstzustände auftreten, kann in Rücksprache mit dem Hausarzt ein Therapeut eingeschaltet werden.
Am Empty Nose Syndrom erkranken vor allem Menschen, die an einer Allergie leiden, berufsbedingt viel Staub, Rauch oder andere Reizstoffe einatmen oder eine Nasenscheidewandverkrümmung aufweisen. Auch hormonelle Störungen sowie die regelmäßige Anwendung von Nasentropfen können Auslöser sein. Risikopatienten sollten mit genannten Symptomen unbedingt einen Allgemeinmediziner aufsuchen.
Behandlung & Therapie
Therapeutisch stehen zwei Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. So werden sowohl nichtoperative als auch operative Therapiemethoden angewendet. Die nichtoperativen Behandlungsmethoden zielen auf eine symptomatische Therapie ab. Dauerhaften Heilungserfolg verspricht jedoch nur die chirurgische Korrektur der Nasenmuscheln.
Zu den nichtoperativen Methoden zählen tägliche Nasenspülungen, Anwendung von Meerwasser-Nasensprays, viel Trinken, Nutzung von Luft- und Raumbefeuchtern, Anwendung von Schleimlösern, Aufenthalt in Gegenden mit Meeresklima, Meiden von schädlichen Umwelteinflüssen, Aufbau einer besseren Bakterienflora in der Nase durch spezielle Nasentropfen wie Symbioflor 1.
Auch Schlafmasken mit Luftbefeuchter kommen zur Anwendung. Bei der operativen Behandlung werden die fehlenden Nasenmuscheln durch entsprechende Implantate ersetzt. Diese Implantate werden unter anderem aus körpereigenen Knochen- und Knorpelfragmenten oder aus künstlichen Materialien aufgebaut. Als künstliches Material kann Hydroxylapatitzement, Alloderm oder Silikon verwendet werden.
Aussicht & Prognose
Leider bestehen bislang beim Empty Nose Symptom kaum Aussicht auf Heilung. Das bei vorherigen Operationen zerstörte respiratorische Epithel kann nicht ersetzt werden. Derzeit ist es nur möglich, durch einen erneuten Eingriff, die Atmung durch die Nase wieder zu erleichtern. Doch auch eine weitere Operation birgt das große Risiko, noch weiter die Schleimhäute zu reizen. Außerdem operieren viele Ärzte nur bei sehr gravierenden Atemeinschränkungen beim Empty Nose Symptom, da sie keine weiteren Narben verursachen möchten.
Betroffene können lediglich ihre Symptome, wie trockene Schleimhäute, Schwierigkeiten bei der Atmung und unter anderem Juckreiz, lindern. Hierbei können pflegende Salzwasser Nasensprays helfen. Aber auch warme Nasenduschen und Salben helfen dabei, die trockenen Schleimhäute kurzfristig wieder zu befeuchten. Insbesondere in der Winterzeit, mit trockener Heizungsluft, müssen Betroffene auch mehrmals täglich ihre Pflegeroutinen durchführen. Um die Atmung durch die Nase zu erleichtern, sind besondere Inhalationen mit Salben von Nutzen.
Ohne eine Therapie der stark beanspruchten Schleimhäute der Nase, kann es beim Empty Nose Symptom zu feinen Rissen kommen. Diese können mit anfangs nur sehr leichten, später auch stärkeren Nasenbluten verbunden sein. Durch die aufgeraute und rissige Schleimhaut der Nase können nun Krankheitserreger eindringen, wodurch die Risiken für eine chronische Rhinosinusitis und andere Erkrankungen der Nasenschleimhäute sehr groß sind.
Vorbeugung
Vor einer geplanten Nasenmuschelverkleinerung sollte geprüft werden, ob es auch andere Möglichkeiten der Behandlung gibt. Aber selbst bei einer notwendigen operativen Verkleinerung der Nasenmuscheln bestehen Möglichkeiten, ein Empty Nose Syndrome zu verhindern. Das geschieht unter anderem durch die Anwendung einer minimalinvasiven Nasen- und Nasennebenhöhlenchirurgie, die durch den Einsatz modernster Technologien unterstützt wird.
Nachsorge
Das Empty Nose Syndrome wird im Allgemeinen nicht als Erkrankung, sondern als eine Befindlichkeitsstörung infolge einer operativen Verkleinerung der Nasenmuschel angesehen. Die konventionelle Therapie trachtet nach einer künstlichen Befeuchtung der Nase, die sich nach Aussage der Betroffenen ausgetrocknet anfühlt. Die Trockenheit führt beim Empty Nose Syndrome oft zu Atemproblemen und anderen Beschwerden.
In der postoperativen Nachsorge des Empty Nose Syndromes können die Patienten sehr viel für sich selbst tun. Sie sollten sich möglichst oft am Meer aufhalten, wo das salzhaltige Aerosol am Wasserrand die Nase befeuchtet. Die tägliche Spülung der Nase oder Inhalationen mit Salzwasser sind ebenfalls hilfreich, besonders in der Heizperiode.
Gegen abschwellende Nasensprays ist vieles zu sagen. Eine bessere Alternative stellen beim Empty Nose Syndrome natürliche Salzwasser-Nasensprays dar. Außerdem können Salben mit Depanthenol und spezielle Nasenöle benutzt werden, um der gefühlten Trockenheit entgegenzuwirken. Diese Mittel befeuchten das Naseninnere ebenfalls für längere Zeit.
Dass die Betroffene zwei bis drei Liter Wasser am Tag trinken, schützt die ausgetrocknet wirkende Nasenschleimhaut beim Empty Nose Syndrome vor dem tatsächlichen Austrocknen. In der Heizperiode können Luftbefeuchter hinzugezogen werden, damit die Raumluft niemals unter das erträgliche Maß sinkt. Welcher Grad von Luftfeuchtigkeit nicht zu Schimmelbelastungen führt und als angenehm empfunden wird, ist individuell verschieden.
Das können Sie selbst tun
Beim Empty Nose Syndrome ist die Nasenmuschel, in der Regel aufgrund eines operativen Eingriffs, nicht mehr in der Lage, die durch die Nase eingeatmete Luft richtig anzufeuchten. Das Syndrom tritt oftmals nach einer Schönheitsoperation auf, kann aber auch die Folge medizinisch notwendiger Korrekturen im Nasenbereich sein.
Die beste Selbsthilfemaßnahme besteht in der Vorbeugung. Bei Schönheitsoperationen sollte der Patient sich umfassend über mögliche Risiken aufklären lassen und abwägen, ob er Langzeitschäden wie das Empty Nose Syndrome in Kauf nehmen möchte. Bei medizinisch gebotenen Eingriffen können zunächst andere Therapieformen versucht werden.
Ist eine Operation unumgänglich, sollte sich der Patientn unbedingt einen erfahrenen Spezialisten suchen, der im Stande ist, einen minimalinvasiven Eingriff mit modernsten laser- oder radiofrequenzchirurgischen Techniken durchzuführen. Diese Operationstechniken erhalten die Funktionstüchtigkeit der Nasenmuschel. Bei der Suche nach einem qualifizierten Operateur helfen die Ärztekammern und die Krankenkassen.
Sofern es bereits zu einem Empty Nose Syndrome gekommen ist, kann der Patient eine Reihe von Selbsthilfemaßnahmen ergreifen, um die Symptome zu lindern. Der dauerhafte Aufenthalt in trockener Luft ist unbedingt zu vermeiden. In Arbeitsräumen sollte ein Luftbefeuchter installiert oder zumindest regelmäßig gelüftet werden. Nachts hilft es, bei geöffnetem Fenster zu schlafen oder einen Luftbefeuchter im Schlafzimmer aufzustellen. Auch Nasenspülungen mit Salzwasser und die Verwendung von Meerwasser-Nasensprays können die Symptome bessern.
Quellen
- Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
- Henne-Bruns, D., Barth, H.: Duale Reihe Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2012
- Probst, R., Grevers, G., Iro, H.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008