Ozaena

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Ozaena handelt es sich um eine Krankheit, die die Schleimhaut der Nase betrifft. Der Krankheitsbegriff leitet sich von den griechischen Wörtern für ‚stinken‘ und ‚schlecht riechender Nasenpolyp‘ ab. Die Erkrankung wird mitunter auch ‚Rhinitis atrophicans cum foetore‘ genannt. In der Umgangssprache ist die Ozaena auch als Stinknase bekannt. Die Ozaena kommt relativ selten vor.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Ozaena?

Verschiedene Symptome und Beschwerden charakterisieren das Krankheitsbild der Ozaena. Das Leitsymptom der Krankheit besteht in einem starken, übelriechenden Geruch, der von der erkrankten Nase ausgeht.
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Bei der Ozaena ist die Nasenschleimhaut von krankhaften Veränderungen betroffen. Die Krankheit kommt mit sehr geringer Prävalenz in der Durchschnittsbevölkerung vor. Die medizinische Wissenschaft unterscheidet in erster Linie zwei verschiedene Formen der Ozaena. Dabei handelt es sich um die primäre und die sekundäre Ozaena.

An der primären Ozaena erkranken die betroffenen Personen aktuellen Vermutungen zufolge durch genetische Ursachen. Bei dieser Form der Erkrankung der Nasenschleimhaut besteht keine Assoziation zu anderen Krankheiten. Die sekundäre Form der Ozaena entwickelt sich vor allem im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen oder diversen äußerlichen Faktoren, etwa als Folge eines chirurgischen Eingriffs.

Typisch für beide Formen der Ozaena ist der Rückgang von Gewebe im Bereich der Schleimhaut der Nase. Dieses Phänomen wird mit medizinischem Fachterminus als Atrophie bezeichnet. In der Folge dieses Verlusts an Schleimhautgewebe bildet sich eine Lebensgrundlage für bakterielle Erreger. Diese siedeln sich zunehmend in der Nase an und führen zu einem starken unangenehmen Geruch. Aus diesem Grund trägt die Ozaena den umgangssprachlichen Namen Stinknase.

Ursachen

Die exakten Entstehungsgründe der Ozaena sind bisher noch überwiegend unerforscht. Diese Ungewissheit bezüglich der Ursachen bezieht sich insbesondere auf die primäre Form der Ozaena. In diesem Fall gehen Ärzte allerdings davon aus, dass eine erbliche Komponente an der Entstehung der Krankheit beteiligt ist. An dieser Art der Ozaena leiden in erster Linie weibliche Patienten ab der pubertären Phase.

Darüber hinaus zeigen Beobachtungen, dass die Krankheit in bestimmten Familien gehäuft auftritt. Bei der sekundären Form der Ozaena sind die Ursachen für die Entstehung der Erkrankung besser erforscht. Hier sind in erster Linie externe Faktoren verantwortlich, die zu einem Rückgang der Nasenschleimhaut führen. Auch vergrößerte Nebenhöhlen der Nase kommen als Entstehungsfaktoren in Frage.

Weitere äußerliche Einflüsse der sekundären Ozaena bestehen zum Beispiel in Schädigungen der Nebenhöhlen oder der Nase, Tumoren im Bereich der Nase sowie chirurgischen Eingriffen in der Nasengegend. Weitere Risikofaktoren stellen die intensive Nutzung von Nasensprays mit einer schwellungslindernden Wirkung sowie Anomalien in der Anatomie der Nasenscheidewand dar.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Verschiedene Symptome und Beschwerden charakterisieren das Krankheitsbild der Ozaena. Das Leitsymptom der Krankheit besteht in einem starken, übelriechenden Geruch, der von der erkrankten Nase ausgeht. Der Geruch bildet sich in der Folge des Verlusts von Schleimhautgewebe im Inneren der Nase.

Denn dadurch sind spezielle Arten von Bakterien in der Lage, sich in der Nase auszubreiten. Durch diese bakteriellen Erreger entsteht ein schleimiger Belag in der Nase. Der Belag verströmt den charakteristischen Geruch der Ozaena, der faulig riecht. Nicht nur die Schleimhäute, sondern auch die Schleimdrüsen sind vom Rückgang der Schleimhaut in der Nase betroffen.

Dadurch entwickelt sich eine fortschreitende Austrocknung des Innenbereichs der Nase. Zudem entsteht eine typische Borke, die in der Regel gelblich bis schwarz gefärbt ist. Die Borke wirkt sich unter Umständen negativ auf die Atmung durch die Nase aus. Löst sich die Borke im Inneren der Nase ab, kommt es häufig vermehrt zu Blutungen.

Darüber hinaus sind auch die Geruchsnerven durch den Rückgang des Gewebes beeinträchtigt. Dadurch verschlechtert sich in zahlreichen Fällen der Geruchssinn der erkrankten Patienten. Zudem ist mitunter auch der Geschmackssinn reduziert. Durch den verschlechterten Geruchssinn sind die betroffenen Personen nicht in der Lage, den übelriechenden Gestank aus der Nase zu realisieren.

Weitere potentielle Beschwerden der Ozaena bestehen in Schmerzen der Nase und des Kopfes sowie Eiterbildungen. Bei besonders schweren Krankheitsverläufen kommt es zu Rückbildungen des knöchernen Anteils der Nasenmuschel.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose der Ozaena übernimmt in der Regel ein Hals-Nasen-Ohren-Spezialist. Der Patient legt zuerst seine Hauptbeschwerden sowie die Umstände deren Entstehung dar. Danach untersucht der behandelnde Facharzt den betroffenen Patienten körperlich. Der Arzt analysiert zum Beispiel den Zustand der Schleimhaut der Nase durch ein Rhinoskop.

Dabei zeigen sich unter anderem die typischen Borken und weitere Auffälligkeiten. Außerdem fertigt der Arzt in der Regel einen Abstrich von der Schleimhaut der Nase an. Dadurch sind die vorliegenden bakteriellen Erreger genau identifizierbar, sodass eine gezielte Therapie möglich ist. Ein wichtiges Kriterium zur Diagnose der Ozaena stellt der charakteristische Geruch dar, anhand dessen der Arzt die Krankheit üblicherweise rasch erkennt.

Komplikationen

Bei dieser Krankheit leiden die Betroffenen an einem sehr üblen und unangenehmen Geruch, der in der Regel aus der Nase ausgeht. Dabei kann dieser Geruch auch mit Hilfe von häufigem Waschen und Putzen der Nase nicht entfernt werden. In vielen Fällen kommt es aufgrunddessen zu Minderwertigkeitskomplexen oder zu einem deutlich verringerten Selbstwertgefühl des Patienten.

Die Betroffenen schämen sich sehr oft für die Beschwerde und es kommt zu sozialen Schwierigkeiten. Bei Kindern kann Ozaena zu Beschwerden führen, die Mobbing oder Hänseleien nach sich ziehen. Sollte die Krankheit nicht behandelt werden, so werden die Geruchsnerven in der Nase irreversibel zerstört, sodass diese auch nach einer Behandlung nicht wiederhergestellt werden können.

Auch Schmerzen an der Nase oder im Kopf treten krankheitsbedingt auf und verringern die Lebensqualität des Patienten erheblich. Die Krankheit kann leider nicht vollständig geheilt werden. Die Beschwerden selbst können allerdings mit Hilfe von Sprays gelindert werden. Besondere Komplikationen treten dabei in der Regel nicht auf. Die Lebenserwartung des Patienten wird von der Krankheit ebenfalls nicht negativ beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Ozaena ruft zunächst keine größeren Beschwerden hervor. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn die Nase ungewöhnlich trocken ist oder der typische Geruch bemerkt wird. Auch die gelblichgrünen oder schwarzen Verfärbungen sollten rasch abgeklärt werden. Der HNO-Arzt kann die Erkrankung anhand der charakteristischen Ausströmungen diagnostizieren und weitere Maßnahmen ergreifen.

Durch die Entfernung der Krusten und des Eiters können die Symptome gelindert werden. Die ursächliche Fehlbildung der knöchernen Nasenstruktur muss der Arzt operativ behandeln. Wenn die genannten Krankheitszeichen während der weiblichen Pubertät auftreten, handelt es sich womöglich um Ozaena.

Auch Verletzungen der Nase, Tumoren im Nasenraum sowie Fehlbildungen können die Rhinitis atrophicans cum foetore auslösen. Wer nach einer Operation im Bereich der Nase oder nach dem übermäßigen Einsatz von Nasensprays ungewöhnliche Gerüche aus der Nase absondert, sollte den zuständigen Arzt informieren. Zuständig ist ein Facharzt für Hals-Nalsen-Ohren-Heilkunde oder ein Spezialist für Knochenerkrankungen.

Da die üblicherweise verordneten Vitamin- und Zink-Präparate verschiedene Nebenwirkungen hervorrufen können, sollte eine enge Rücksprache mit dem Arzt stattfinden. Wenn die verordneten Mittel keine Wirkung zeigen oder die Beschwerden wiederholt auftreten, ist womöglich ein chirurgischer Eingriff notwendig. Hierfür muss ein Fachzentrum für HNO aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Die primäre Ozaena ist oft nicht vollständig heilbar. Die Patienten können jedoch Maßnahmen zur Linderung und Verbesserung der Beschwerden anwenden, die auch bei der sekundären Ozaena zum Einsatz kommen. Besonders wichtig ist die stetige Befeuchtung der Schleimhaut der Nase. Zu diesem Zweck trinken die Personen viel Wasser, nutzen ölige Nasentropfen und spezielle Nasenduschen.


Aussicht & Prognose

Die Prognose der Stinknase fällt oft unterschiedlich aus. So lässt sie sich in den meisten Fällen nicht vollständig heilen. Es stehen jedoch einige Möglichkeiten zur Verfügung, die Symptome sowie den unangenehmen Geruch in der Nase deutlich zu vermindern.

Weil die Ozaena in erster Linie durch eine ausgetrocknete Nasenschleimhaut entsteht und deren Schutzfunktion deswegen verloren geht, ist es wichtig, die Nase feucht zu halten. Gelingt das konsequente Feuchthalten der Nasenschleimhaut, fällt die Prognose der Stinknase meist günstiger aus. Besonders in den Wintermonaten muss der Patient trockene Räume meiden. Außerdem lässt sich das Raumklima durch Wasserskalen auf den Heizungen verbessern. Positiv wirkt sich zudem die ausreichende Zufuhr an Flüssigkeit aus. Das heißt, dass die betroffene Person wenigstens zwei Liter Wasser oder andere ungesüßte Getränke zu sich nimmt, um den Verlauf des Leidens günstig zu beeinflussen.

Mithilfe von speziellen Nasensalben, die in der Apotheke angeboten werden, lässt sich das Milieu der Nasenschleimhaut ebenfalls feucht halten. Zur Unterstützung dienen außerdem Inhalationslösungen mit Kochsalz. Ebenfalls positiv für die Prognose sind regelmäßig stattfindende professionelle Nasenreinigungen bei einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Des Weiteren sollten Borken in der Nasenhöhle regelmäßig aufgeweicht und abgelöst werden.

Hält der Patient diese Maßnahmen konsequent ein, lassen sich die Symptome der Ozaena gut beherrschen, sodass ihr Voranschreiten effektiv aufgehalten wird.

Vorbeugung

Eine Prävention der primären Ozaena ist schwierig, während sich der sekundären Ozaena durch Vermeidung der Risikofaktoren teilweise vorbeugen lässt.

Nachsorge

Bei der Ozaena stehen dem Betroffenen meist nur wenige Maßnahmen einer direkten Nachsorge zur Verfügung. Bei dieser Krankheit ist in aller erster Linie eine sehr frühzeitige Diagnose notwendig, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder Beschwerden kommt. Da es bei der Ozaena nicht zu einer vollständigen Heilung kommen kann, liegt der Fokus der Nachsorge eher auf dem Lindern der Begleitsymptome.

Dies beinhaltet zumeist die Einnahme von Medikamenten. Dabei sollten die genauen Anweisungen des Arztes beachtet werden. Mitunter kann es hilfreich sein, sich professionelle, mentale Unterstützung zu holen, da die Erkrankung oft mit vielerlei Schamgefühlen einhergeht. Das Gefühl, unangenehm zu riechen, kann bei Betroffenen zu einem geminderten Selbstbewusstsein führen. Um den Geruch anhaltend zu mindern, sollten besondere Hygiene-Maßnahmen eingehalten werden.

Das können Sie selbst tun

Eine Ozaena, welche im Volksmund auch als „Stinknase“ bezeichnet wird, ist nur äußerst schwierig zu behandeln. Oftmals kann es zu keiner vollständigen Heilung kommen, insbesondere bei einer primären Ozaena, wenn sie also genetisch bedingt ist. Bei der Behandlung steht hauptsächlich die Reduzierung der vorherrschenden Symptome im Vordergrund. Den meisten Betroffenen ist vor allem der unangenehme Geruch zuwider, weshalb sie Möglichkeiten im Alltag suchen, um diesen entsprechend los zu werden.

Am wichtigsten ist es, dass die Patienten versuchen, die Nasenschleimhaut feucht zu halten. Eine regelmäßige und ausreichende Flüssigkeitsversorgung sowie die intensive Pflege der Nase sind dabei entscheidend. Besonders in den kälteren Monaten des Jahres ist es für die Betroffenen schlimm, da trockene Heizungsluft oder Klimaanlagen die Situation noch verschlimmern. Deshalb sollten Patienten trockene Raumluft unbedingt meiden und die Luft bewusst befeuchten. Dies gelingt mit speziellen Maßnahmen, wie beispielsweise feuchte Tücher im Raum aufzuhängen, Wasser in Schalen auf den Heizkörper zu stellen, regelmäßig zu lüften oder Luftbefeuchter am Heizkörper befestigen.

Zudem sollten Betroffene mindestens zwei bis drei Liter Wasser am Tag trinken. Auch regelmäßige Nasenduschen mit Salzwasser helfen dabei, die Lebensqualität trotz Ozaena wiederherzustellen. Dadurch wird die Nasenschleimhaut ausreichend befeuchtet und die Verkrustungen können sich leichter lösen. Auch durch die Einnahme von Zink bzw. Vitamin A und Vitamin E kann sich das Krankheitsbild positiv verändern.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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