Entropium (Einwärtskehrung des Augenlids)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Entropium ist der medizinische Begriff für eine Einwärtskehrung des Augenlids. Sie hat zur Folge, dass die Wimpern stetig auf dem Auge schleifen. Meist ist von dem Entropium das Unterlid betroffen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Entropium?

Eine Einwärtskehrung des Augenlids führt zu verschiedenen unangenehmen Beschwerden an den Augen des Betroffenen. In der Regel kann diese Erkrankung allerdings gut behandelt werden, sodass es dabei nicht zu besonderen Komplikationen oder zu schwerwiegenden Beschwerden kommt.
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Bei einem Entropium handelt es sich um eine Lidfehlstellung. Das Augenlid ist einwärts gekehrt. Aufgrund dieser Einwärtskehrung des Lids schleifen die Wimpern stets auf der Hornhaut sowie auf der Bindehaut. Die erworbene oder angeborene Erkrankung kann in die vier unterschiedlichen Formen altersbedingtes Entropium, Narbenentropium, angeborenes Entropium und Lidkrampf unterteilt werden.

Die typischen Symptome sind eine nach innen gewendete Lidkante sowie die reibenden Augenwimpern. Das stetige Scheuern ruft weitere Begleiterscheinungen hervor wie gerötete und vereinzelnd teilweise eitrig-schleimig verklebte Augen. Dadurch kneifen die Betroffenen häufig die Augen zu, was die Reizung und die daraus resultierenden Beschwerden verstärkt.

Besteht das Entropium über eine längere Zeit, kann es zu Vernarbungen, Geschwüren und Entzündungen kommen, welche wiederum die Sehschärfe des kranken Auges negativ beeinflussen.

Ursachen

Die Ursachen für ein Entropium sind vielfältig. Meist besteht ein Missverhältnis bei der Zugkraft von unterschiedlichen Augenlidmuskeln. Dieses gestörte Verhältnis tritt vor allem mit zunehmendem Alter auf.

Auch Narben auf der Bindehaut des Lids können ein Entropium verursachen. In diesem Fall geht die Erkrankung häufig mit einer bakteriellen Augenentzündung einher. Neben den erworbenen Gründen für diese Einwärtskehrung des Lids gibt es auch angeborene Lidfehlstellungen. Dies tritt meist auf, wenn das Auge des Säuglings zu klein ist oder der Aufhängeapparat am Unterlid nicht hinreichend entwickelt ist.

Auch ein sogenannter Lidkrampf kann diese Erkrankung am Auge hervorrufen. In diesem Fall sind die lidnahen Fasern des ringförmigen Lidmuskels andauernd zusammengezogen. Dieser Zustand verursacht ein temporäres Entropium oder kann ein bereits bestehendes Entropium noch verstärken.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Einwärtskehrung des Augenlids führt zu verschiedenen unangenehmen Beschwerden an den Augen des Betroffenen. In der Regel kann diese Erkrankung allerdings gut behandelt werden, sodass es dabei nicht zu besonderen Komplikationen oder zu schwerwiegenden Beschwerden kommt. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an einer Lidkante, die nach Innen geknickt ist.

Dabei kommt es zu einem dauerhaften Fremdkörpergefühl im Auge, welches sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Patienten auswirken kann. Ebenso treten in das Auge verstärkt Wimpern ein, sodass es zu Schmerzen oder zu einem tränenden Auge kommen kann. Auch ein Juckreiz tritt dabei auf und kann daher zu geröteten Augen führen.

Sollte die Einwärtskehrung des Augenlids nicht behandelt werden, so können die Beschwerden das Auge dauerhaft schädigen, sodass es zu verschiedenen Sehbeschwerden oder sogar zu Sehstörungen kommen kann. In einigen Fällen ist eine Behandlung dieser Beschwerde gar nicht notwendig, da es sehr häufig zu einer Selbstheilung kommt. Weiterhin kann sich die Einwärtskehrung des Augenlids auch negativ auf die Ästhetik des Betroffenen auswirken.

Dies kann eventuell zu Depressionen oder zu verschiedenen anderen psychischen Verstimmungen führen. Die Lebenserwartung des Betroffenen wird durch die Einwärtskehrung des Augenlids allerdings nicht negativ beeinflusst.

Diagnose

Die auffällige Stellung des Augenlids ermöglicht meist eine sehr schnelle Diagnose eines Entropiums. Die Kante des erkrankten Lids ist nach innen gedreht, sodass die Wimpern ständig auf das Auge reiben.

Neben der simplen Blickdiagnose kann eine sogenannte Spaltlampe zur Diagnose verwendet werden. Dieses Instrument ermöglicht dem Augenarzt, das Ausmaß der Einwärtskehrung auf das Auge zu bestimmen. Konnte der behandelnde Arzt die Erkrankung in einem frühen Stadium erkennen, ist ein günstiger Verlauf wahrscheinlich.

Ist die Ursache angeboren, bildet sich die Fehlstellung häufig von selbst zurück. Ist die Einwärtskehrung stärker ausgeprägt oder bereits chronisch, kann sie mit konsequenten Behandlungsmethoden dauerhaft korrigiert werden. Selten tritt die Fehlstellung nach einem operativen Eingriff erneut auf. Wird das Entropium nicht behandelt, kann die Sehkraft beeinträchtigt werden oder das betroffene Auge erblinden.

Komplikationen

In den meisten Fällen leidet der Patient aufgrund der Einwärtskehrung des Augenlids an einem unangenehmen Fremdkörpergefühl am Auge. Dieses Fremdkörpergefühl führt oft dazu, dass der Betroffene mit den Fingern in die Augen greift und diese reibt. Dadurch können sich Infektionen und Entzündungen ausbilden, was zu Folgeschäden und anderen Krankheiten folgen kann.

Ebenso sind die Augen gerötet und können auch tränen. Die Symptome schränken die Lebensqualität ein und der Patient kann sich in vielen Fällen nicht mehr konzentrieren. Auch das Ausführen von unterschiedlichen Arbeiten und Tätigkeiten ist dadurch nicht mehr ohne Weiteres möglich. Eine frühzeitige Behandlung ist möglich, da die Diagnose relativ einfach und unkompliziert verläuft.

Der weitere Verlauf der Einwärtskehrung des Augenlids hängt dabei auch stark von der Ursache des Symptoms ab. In den meisten Fällen ist kein operativer Eingriff notwendig. Falls es sich um eine schwerwiegende Entzündung handeln sollte, ist allerdings ein operativer Eingriff notwendig. Ebenso ist der Patient auf Augentropfen oder Salben angewiesen, um die Behandlung zu unterstützen. Die Lebenserwartung wird durch die Einwärtskehrung des Augenlids nicht verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn die Lidkante nach innen gekehrt ist, handelt es sich wahrscheinlich um ein Entropium. Ein Arztbesuch ist erforderlich, wenn sich die auffällige Stellung des Augenlids nach spätestens ein bis zwei Tagen nicht zurückgebildet hat. Sollten andere Symptome hinzukommen und die Bindehaut beispielsweise stark gereizt sein, muss noch am selben Tag ein Fachmann konsultiert werden. Selbiges gilt, wenn die Erkrankung mit einer bakteriellen Augenentzündung einhergeht oder eine ernste Ursache zugrunde liegt.

Ein Entropium, das nach einem Lidkrampf auftritt, muss sofort untersucht und behandelt werden, denn andernfalls können sich weitere Komplikationen einstellen. Auch mit angeborenen oder chronischen Fehlstellungen sollte zum Ophthalmologen gegangen werden. Bei starken Beschwerden wird am besten das nächstgelegene Krankenhaus oder eine Fachklinik für Augenheilkunde aufgesucht.

Mit Kindern, älteren Menschen und Kranken sollte aufgrund möglicher Folgesymptome auf jeden Fall sofort die Augenarztpraxis besucht werden. Je nachdem, wie schwer das Entropium ausfällt, ist im Anschluss eine länger andauernde ärztliche Überwachung erforderlich.

Behandlung & Therapie

Die Behandlungsmethode bei einem Entropium hängt entscheidend von dem Ausmaß der Fehlstellung des Augenlids ab. Ferner ist die Ursache für die Einwärtskehrung maßgebend. Handelt es sich um ein leichtes Entropium, welches zum Beispiel durch eine Entzündung entstanden ist, reicht als Therapieform häufig bereits ein am Unterlid angebrachter Heftpflasterstreifen aus.

Alternativ kann das Augenlid mit einer Schöpfer-Naht fixiert werden. Ist die Einwärtskehrung stärker oder chronisch ausgeprägt, kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein. Dabei wird das Augenlid verkürzt und überschüssige Muskelanteile entfernt. Sollte sich trotz diverser Behandlungen der Zustand des kranken Auges nicht verbessern, kann sich eine therapeutische Kontaktlinse als hilfreich erweisen. Die künstliche Linse hält die Wimpern von der Hornhaut fern und verhindert so, dass die Augen stark gereizt werden.

Um die möglichen Veränderungen der Hornhaut durch eine Einwärtskehrung des Lids zu therapieren, ist unter Umständen ein Auftragen von Augensalben notwendig. Ist die Fehlstellung angeboren, ist meist keine besondere Therapie nötig. Die Wimpern bei Säuglingen sind noch sehr weich, sodass keine Schäden an der Hornhaut zu erwarten sind. Häufig geht das angeborene Entropium innerhalb der ersten zwei Lebensjahre ohne Behandlung zurück.

Aussicht & Prognose

Im Alter kann es zu einem Entropium, einer Einwärtskehrung des Augenlids kommen. Dieses Phänomen kann aber auch angeboren sein. Es bildet sich in diesem Fall oft von alleine zurück. Anders ist es bei einem Entropium, das später entstanden ist. Hier muss unter Lokalanästhesie oft operiert werden. Das Problem dabei ist, dass der Operationserfolg nur dann länger anhalten kann, wenn frühzeitig behandelt wurde. So können Entropium-Rezidive oft verhindert werden.

Häufig kommt es einige Zeit nach einer an sich erfolgreichen Operation zum Rückfall. Die Einwärtskehrung des Augenlides stellt sich erneut ein. Das verursacht erhebliche Beschwerden. Ein Rezidiv verschlechtert die Aussichten, dauerhafte Linderung der Beschwerden zu erfahren. Nur bei angeborenen Einwärtskehrungen des Augenlids und bei frühzeitiger Operation ist die Prognose gut.

Der Grund für die schlechtere Prognose ist in der Operation selbst zu suchen. Die Entropium-Operation ist relativ aufwändig. Sie beinhaltet eine horizontal vorgenommene Kürzung des betroffenen Lides. Dafür müssen Teile der Lidhaut und der sie bewegenden Muskulatur unterhalb des Auges entfernt werden. Diese Operation hilft zwar gegen die Einwärtskehrung des Augenlides. Sie schwächt aber zugleich den ringförmigen Schließmuskel, durch dem das Lid das Auge schützt. Aus diesem Grund verschlechtert sich die Prognose bei einem Rückfall. Eine erneute Operation schwächt den Schließmuskel weiter.

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Vorbeugung

Vorbeugemaßnahmen gibt es für ein Entropium bzw. eine Einwärtskehrung des Augenlids nicht. Es kann lediglich versucht werden, Infektionen und Verletzungen der Augen zu vermeiden. Die daraus entstehenden Narben könnten sonst im Anschluss zu einem Narbenentropium führen. Da ein Entropium auch angeboren sein kann, sind die Vorbeugemaßnahmen somit stark eingeschränkt.

Nachsorge

Bei einer Einwärtskehrung des Augenlids stehen dem Betroffenen in den meisten Fällen keine besonderen Möglichkeiten der Nachsorge zur Verfügung. Dabei ist der Betroffene in allererster Linie auf die medizinische Behandlung dieser Beschwerde angewiesen, um weitere Komplikationen zu verhindern. Da es nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen kann, ist in der Regel auch eine sofortige und schnelle Behandlung sinnvoll, um weitere Beschwerden zu vermeiden.

Je früher dabei bei einer Einwärtskehrung des Augenlids ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist meist auch die weitere Prognose dieser Erkrankung. In den meisten Fällen richtet sich die genaue Art der Behandlung nach den genauen Beschwerden und nach ihrer Ausprägung. Dabei sind in einigen Fällen auch operative Eingriffe notwendig, um diese Beschwerden zu lindern. Nach einem solchen operativen Eingriff sollte sich der Betroffene immer ausruhen und seinen Körper schonen.

Von Anstrengungen oder anderen stressigen und unnötigen Betätigungen ist dabei auf jeden Fall abzusehen. In einigen Fällen können auch Salben hilfreich sein, wobei die Betroffenen auf das regelmäßige Auftragen achten sollten. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch diese Krankheit in den meisten Fällen nicht verringert. Weiterhin kann auch das Tragen von Kontaktlinsen hilfreich sein, um die Beschwerden einzuschränken.

Das können Sie selbst tun

Selbsthilfemaßnahmen bei dieser Lidfehlstellung sind beschränkt möglich und sollten in Absprache mit dem behandelnden Arzt umgesetzt werden.

Bei geröteten Augen gilt es für Betroffene auf die Nutzung von kosmetischen Artikeln in der Augenregion zu verzichten. Besteht das Bedürfnis, dass der optische Makel der Fehlstellung mit natürlichen Hilfsmitteln verborgen werden soll, ist es ratsam, Brillen mit Fensterglas zu verwenden. Auf ausreichend Tränenflüssigkeit ist zu achten. Sollten die Augen zu trocken sein sind Augentropfen anzuwenden.

Jucken und Scheuern des Auges sollten grundsätzlich vermieten werden. Krankheitserreger können sonst über die offenen Stellen in den Organismus gelangen und weitere Erkrankungen auslösen.

Für einen guten emotionalen und seelischen Umgang mit der Erkrankung benötigt der Betroffene häufig Maßnahmen zu Stärkung des Selbstwertgefühls. Situationen können erschaffen werden, in denen Erfolgserlebnisse aufgebaut werden. Der Patient sollte sich auf seine Stärken konzentrieren, damit das Entropium nicht zum Lebensmittelpunkt wird.

Zusätzlich helfen ein offener Umgang mit der Erkrankung und dessen Beschwerden. Bei einem offensiven Auftreten wird die Fehlstellung von Außenstehenden weniger bemerkt. Für die innere Gelassenheit und den Stressabbau im Alltag helfen zusätzlich Entspannungstechniken.

Quellen

  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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