Facettensyndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Beim sogenannten Facettensyndrom (häufig auch Facettengelenksyndrom) handelt es sich um eine schmerzhafte Erkrankung der Gelenke, die sich zwischen den einzelnen Wirbelkörpern befinden. Die Erkrankung gilt als eine der häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen und wird mit Bandscheibenvorfällen in Verbindung gebracht. Auslöser des Syndroms ist meist ein zu geringer Abstand zwischen den einzelnen Wirbelkörpern, was als Abnutzungserscheinung gilt.
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Was ist das Facettensyndrom?
Bei einem Facettensyndrom handelt es sich um eine Erkrankung der Gelenke, die sich zwischen den einzelnen Wirbelkörpern der menschlichen Wirbelsäule befinden. Die Krankheit wird deshalb auch als Facettengelenksyndrom oder Wirbelgelenkarthrose bezeichnet.
Die Begriffe werden synonym verwendet. Bei allen gängigen Terminologien handelt es sich jedoch um Sammelbegriffe. Das bedeutet, dass Symptome, die auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sind, unter der Bezeichnung Facettensyndrom zusammengefasst werden. Der Krankheitsverlauf ist dementsprechend nicht immer identisch.
Ursachen
Ein Facettensyndrom kann verschiedene Ursachen haben. In den meisten Fällen kommt es aufgrund von Abnutzungserscheinungen zu einer Verringerung des Abstandes zwischen den Wirbelkörpern. Das verursacht die starken Schmerzen. In der Fachwelt wird dann von degenerativen Schäden der Wirbelgelenken gesprochen. In Betracht zu ziehen sind aber auch Schäden an den Bandscheiben.
Denn auch dies kann zur Ausbildung eines Facettensyndroms führen. Schließlich stehen die Facettengelenke und die Bandscheibe aufgrund ihrer gleichartigen Funktion in einer engen Wechselbeziehung zueinander. Hieraus folgt, dass Schäden der Bandscheiben oft zu Schäden der Facettengelenke führen und umgekehrt.
Eine weitere Ursache für die Ausbildung eines Facettensyndroms kann eine Entzündung der Gelenke (Arthritis) sein. Darüber hinaus zählen auch Zysten und Ganglien (Wucherung des Bindegewebes) zu den potenziellen Verursachern einer Wirbelgelenkarthrose. Das gilt vor allem dann, wenn diese sich in der Nähe der Wirbelgelenke bilden.
In der Literatur wird zudem berichtet, dass eine Spinalkanalstenose zum Entstehen eines Facettengelenksyndroms führen kann. Von einer Spinalkanalstenose wird gesprochen, wenn sich der Rückenmarkskanal verengt. In diesen Fällen kann es auch zum Einklemmen von Nerven oder unmittelbaren Gelenkschäden kommen.
Außerdem können Tumore und die Belastungen einer Geburt zu einer Fehlstellung der Wirbelsäule führen, sodass auch hierin eine Ursache für die Ausbildung eines Facettensyndroms gesehen werden muss. Das ist jedoch selten.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein Facettensyndrom äußert sich in erster Linie durch auffallenden Schmerz. Patienten beschreiben diesen als dumpf. Häufig ist es nicht möglich, eine exakte Lokalisierung durchzuführen. Einige sprechen aber auch von bohrendem Schmerz.
Charakteristisch ist, dass die Schmerzintensität über den Tag hinweg variiert. Meist ist eine Zunahme mit Voranschreiten des Tages zu verzeichnen. Das wird durch die Belastung der Wirbelsäule, die durch den aufrechten Gang entsteht, erklärt. Da die Wirbelsäule in der Nacht ruht, kann sie sich am Morgen auch steif anfühlen. Neben den Rückenschmerzen leiden die Betroffenen eines Facettensyndroms in der Regel an Hüftbeschwerden.
Gelegentlich kann es auch zusätzlich zu Beinkrämpfen kommen. Das liegt daran, dass der Rückenschmerz eine ausstrahlende Wirkung entfaltet. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Wirbelsäule stark beansprucht wird. Aufgrund der Schmerzen kommt es bei vielen Betroffenen zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Alltags.
Diagnose
Die Diagnose des Facettensyndroms kann durch den Hausarzt oder einen Orthopäden erfolgen. Meist wird die Erstdiagnose des Allgemeinmediziners im Nachgang durch den Facharzt bestätigt. Ein Arzt diagnostiziert das Syndrom zunächst anhand eines standardisierten Schmerzfragebogens.
Dieser ermittelt Art, Dauer, Häufigkeit und Intensität des Rückenschmerzes. Ergibt sich hieraus ein Verdacht, so folgen weitere Untersuchungen. Als erstes wird üblicherweise ein Röntgenbild aus zwei unterschiedlichen Richtungen angefertigt. Hierdurch können unter anderem. Tumore als Ursache ausgeschlossen werden.
Üblich ist es auch, eine Ultraschalluntersuchung durchzuführen. Hierdurch lässt sich eine Strahlenbelastung vermeiden. Eine exakte Untersuchung des Rückenmarkraums, wie sie zum Stellen einer bestandskräftigen Diagnose notwendig ist, kann allerdings nur durch eine Computertomographie (CT) beziehungsweise eine Magnetresonanztomographie (MRT) erfolgen.
Komplikationen
Beim Facettensyndrom kommt es in den meisten Fällen zu starken Rückenschmerzen. Diese treten vor allem bei körperlicher Belastung oder bei sportlichen Tätigkeiten auf und können den Alltag des Patienten stark einschränken. Der Schmerz kann häufig nicht direkt lokalisiert werden, wird aber als stechend empfunden.
Patienten leiden nicht selten an Hüftbeschwerden und voranschreitenden Schmerzen, die sich im Laufe der Zeit verstärken. Diese Komplikationen erschweren den Alltag, sodass eine schmerzfreie Bewegung nicht mehr möglich ist. Durch die starken Schmerzen können auch Depressionen und weitere psychische Beschwerden ausgelöst werden.
Eine Behandlung sollte frühzeitig stattfinden, um auf operative Eingriffe zu verzichten. Dabei wird vor allem eine Physiotherapie oder eine Schmerztherapie eingesetzt. Medikamente zur Schmerzlinderung können ebenfalls eingenommen werden, wobei diese auf lange Sicht den Magen beschädigen können.
Die Therapien führen nicht in jedem Fall zum Erfolg, können das Facettensyndrom allerdings stark einschränken. Da operative Eingriffe bei Schäden am Gelenk in den meisten Fällen nicht möglich sind, werden diese nur bei Problemen mit den Nerven eingesetzt. Komplikationen treten nur dann auf, wenn Nerven eingeklemmt oder anderweitig beschädigt werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Das Facettensyndrom bedarf einer medizinischen Untersuchung und Behandlung. Unbehandelt kann das Syndrom zu verschiedenen Einschränkungen in der Bewegung und damit zu einer deutlich verringerten Lebensqualität des Patienten führen. Die Betroffenen sollten einen Arzt dann aufsuchen, wenn es im Bereich der Hüften zu einem starken Schmerz kommt. Der Schmerz selbst ist bohrend und kann in vielen Fällen nicht sehr genau lokalisiert werden. Häufig treten die Schmerzen über den gesamten Tag auf und schränken den Alltag des Betroffenen erheblich ein.
Auch steife Gelenke nach dem Aufstehen können auf das Facettensyndrom hindeuten. Weiterhin stellen auch andere Hüftbeschwerden ein Symptom dieser Erkrankung dar. Die Schmerzen können in andere Regionen ausstrahlen, sodass es auch im Rücken zu starken Schmerzen kommen kann. Die Untersuchung und Behandlung des Facettensyndroms erfolgt in den meisten Fällen durch einen Orthopäden oder durch verschiedene Therapien.
Dadurch können die meisten Beschwerden eingeschränkt werden. Da das Syndrom allerdings auch zu psychischen Beschwerden führen kann, sollte parallel eine psychologische Behandlung durchgeführt werden. Schmerzen können mit Hilfe von Schmerzmitteln eingeschränkt werden, wobei diese nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden sollten.
Behandlung & Therapie
Wird das Facettensyndrom in einem frühen Stadium diagnostiziert, kommt eine Behandlung auf konservativem Wege (das heißt ohne Operation) in Betracht. Diese Behandlungsform erfolgt vorwiegend durch passive Bewegung, wie sie durch Physiotherapie erreicht werden kann. Ergänzend kommen zudem Krankengymnastik und Massagen zum Einsatz.
Sofern möglich, erfolgt eine gezielte Stärkung des Rückens durch Muskelaufbau. Hierdurch wird die Wirbelsäule entlastet, was die Schmerzen reduziert. Eine konservative Therapie geht in der Regel mit einer medikamentösen Behandlung einher. Die Patienten erhalten Präparate zur Schmerzstillung sowie zur Vermeidung von Entzündungen (zum Beispiel Paracetamol).
In ganz besonders schwerwiegenden Fällen kommen auch Opioide zum Einsatz. Das ist jedoch die Ausnahme. Schwere Fälle werden hingegen chirurgisch behandelt. Hierzu stehen eine Reihe minimalinvasiver Verfahren zur Verfügung. Ziel ist es, die schmerzleitenden Nervenbahnen zu behandeln.
Der Chirurg injiziert hierzu in regelmäßigen ein Schmerzmittel. Aufwendige Operationen stellen bei der Behandlung des Facettensyndroms die Ausnahme dar. Jedoch wird auch hier nur auf die Nerven abgezielt, weil eine Verbesserung der Gelenkschäden üblicherweise nicht möglich ist.
Aussicht & Prognose
Die Prognose bei einem vorliegenden Facettensyndrom kann sehr unterschiedlich ausfallen. So ist sie unter anderem vom Lebensstil des Betroffenen, vom sonstigen Verschleiß seiner Wirbelsäule und von Therapiemaßnahmen abhängig.
Wird dem Facettensyndrom schnell mit einer Physiotherapie begegnet, stehen die Chancen auf Linderung gut. Die aufgebauten Muskelpartien können die Wirbelgelenke entlasten und entsprechend dem weiteren Verschleiß vorbeugen. Dies gelingt aber nur bei konsequenter Durchführung des empfohlenen Trainings. Zudem sollte der Betroffene Handlungen vermeiden, die seine Wirbelsäule falsch oder zu stark belasten. Dennoch ist festzuhalten, dass Unfälle oder einzelne Handlungen noch immer zu einer Verschlechterung des Leidens führen können.
Weitere Methoden zur Schmerzbehandlung lindern zumeist nur übergangsweise das Leiden. Zudem ist ohne invasive Eingriffe keine ursächliche Besserung des Leidens zu erwarten. Wird hingegen ein operatives Verfahren gewählt (Facettendenervierung; Gelenkversteifung), so ist die Prognose gut. Schmerzen können ganz oder teilweise verschwinden, bis es entweder zu einem erneuten Vorfall in den Gelenken kommt oder sich die Nerven wieder regeneriert haben. Ist dies der Fall, kann der minimal invasive Eingriff gut wiederholt werden.
Die Prognose ist bei richtigem Training zur Entlastung bei einem gesunden Körpergewicht insgesamt gut. Zudem sind die meisten Fälle eines Facettensyndroms dank der Schmerztherapien und Operationen gut behandelbar.
Vorbeugung
Ein Facettensyndrom lässt sich gezielt nur schwer vorbeugen. Allerdings gilt ein muskulöser Rücken als gutes Mittel, um Schädigungen der Wirbelsäule zu vermeiden. Die Stärkung der Rückenmuskulatur kann deshalb als geeignete Präventionsmaßnahme gelten.
Nachsorge
In der Regel sind die Maßnahmen einer Nachsorge beim Facettensyndrom sehr stark eingeschränkt. Da es sich dabei um eine weitgehend unerforschte Krankheit handelt, bei welcher auch nicht immer eine vollständige Heilung möglich ist, sind diese Möglichkeiten stark reduziert. Aus diesem Grund steht beim Facettensyndrom im Vordergrund die frühzeitige Erkennung und Behandlung der Erkrankung, damit es nicht zu weiteren Komplikationen und Beschwerden kommt.
Eine Selbstheilung kann dabei bei dieser Krankheit nicht eintreten, sodass der Betroffene in der Regel immer auf eine medizinische Behandlung angewiesen ist. Die Behandlung des Facettensyndroms erfolgt dabei in den meisten Fällen durch Maßnahmen einer Physiotherapie oder einer Krankengymnastik. Ob die Therapie dabei zu einem Erfolg führt, kann leidet nicht im Allgemeinen vorausgesagt werden.
In vielen Fällen können die Betroffenen jedoch die Übungen aus dieser Therapie auch im eigenen Zuhause selbst wiederholen, wodurch die Heilung eventuell beschleunigt wird. In vielen Fällen sind die Patienten auch auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen, wobei auf eine richtige Dosierung zu achten. Bei Unklarheiten oder in Zweifelsfällen sollte dabei immer ein Arzt kontaktiert werden. Auch die psychologische Unterstützung durch Freunde und Familie ist beim Facettensyndrom sehr wichtig, damit es nicht zu Depressionen kommt.
Das können Sie selbst tun
Da der Gelenkknorpel maßgeblich über eine gute Durchblutung ernährt und erhalten bleibt, bieten sich dem Betroffenen viele Möglichkeiten zur Selbsthilfe.
Bewegung fördert die Durchblutung und damit die Heilung. Mithilfe einfacher Bewegungsübungen in Eigeninitiative kann dem Facettensyndrom entgegengetreten werden. Alle Übungen sollten mit möglichst wenig Körpergewicht durchgeführt werden. Hierbei erweist es sich als äußerst sinnvoll die Gymnastik im Wasser auszuüben, da das eigene Körpergewicht maximal minimiert wird. Bei den Übungen ist darauf zu achten, dass sie leicht und frei von Schmerzen durchführbar sind. Zeigen sich Beschwerden, ist die Übung zu unterbrechen.
Die Halswirbelsäule ist sehr beweglich sowie filigran und sollte daher nur vorsichtig mobilisiert werden. In Sitzposition wird bei geradem Rücken das Kinn zur Brust geneigt und dann abwechselnd sanft zu beiden Seiten geführt. Weiter kann der Kopf vorsichtig nach links und rechts zu den Schultern geneigt werden.
Die Brustwirbelsäule ist verhältnismäßig unbeweglich und erlaubt Rotation und Seitenneigung. Diese können gezielt trainiert werden, indem beide Arme ausgebreitet und anschließend über dem Kopf zusammengeführt werden. Weiter können die Hände ineinander gelegt und die Arme im großen Bogen, wie beim Golfschlag, über den Kopf gehoben werden.
Die Lendenwirbelsäule kann mit Gymnastikbällen bestens gelockert und gestärkt werden. Hierzu wird das Becken in Sitzposition gekippt, rotiert und über die Sitzhöcker gerollt.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Bob, A., Bob, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016