Failed back surgery syndrome (Postdisektomie-Syndrom)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Wer an Rückenschmerzen leidet, die durch einen Bandscheibenvorfall oder anderen Veränderungen der Wirbelsäule ausgelöst werden, muss sehr sorgfältig überdenken, ob eine Operation die erhoffte Linderung erreichen kann. Entscheidend ist es, nicht zu früh zu operieren, denn ein großer Teil der Operationen führt nicht zum gewünschten Ergebnis. Ein Failed back surgery syndrome ist dann die Folge.
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Was ist das Failed back surgery syndrome?
Als Failed back surgery syndrome (auch Postdisektomie-Syndrom oder Postnukleotomoie-Syndrom) werden Schmerzen und auch Beschwerden nach einer Operation an der Bandscheibe oder der Wirbelsäule bezeichnet.
Die Verwendung des englischen Begriffes geht hier von der fehlgeschlagenen Operation des Rückens aus, ebenso gebräuchlich sind jedoch die lateinischen Begriffe. Grundsätzlich stellt das Failed back surgery syndrome eine Komplikation dar, die bei etwa 30 bis 50 Prozent der Patienten auftritt. Dabei können sich die Schmerzen direkt nach der Operation zunächst bessern, um anschließend erneut aufzuflammen.
Manchmal kann es auch zu einer deutlichen Verstärkung der Schmerzen kommen. Diese können ebenfalls in die Beine oder auch die Leistenregion ausstrahlen und eine Einschränkung der Beweglichkeit der Patienten verursachen. Es gibt auch Patienten, die sofort nach der Operation weiterhin an Rückenschmerzen leiden und die durch die Behandlung keinerlei Besserung erfahren und sofort vom Failed back surgery syndrome betroffen sind.
Ursachen
Die Ursachen für ein Failed back surgery syndrome können sehr vielfältig sein. Generell kann die Entscheidung für eine OP vom Patienten zu früh getroffen worden sein, ohne mögliche Behandlungserfolge anderer Anwendungen abzuwarten.
Eine weitere Ursache für das Failed back surgery syndrome kann die unvollständige Entfernung der der ausgetretenen Bandscheibenstücke sein. Eine Überlastung der Wirbelsäule nach erfolgter Operation kann ebenfalls ursächlich sein. Dabei treten die Schmerzen vornehmlich ober- und unterhalb der operierten Wirbelsegmente auf.
Unerwünschte Narbenbildung oder Entzündungsreaktionen im Operationsgebiet führen ebenso zum Failed back surgery syndrome wie auch eine möglicherweise auftretende Instabilität der gesamten Wirbelsäule.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Wenn bei einer Bandscheibenoperation nicht die genauen Ursachen der Schmerzen beseitigt werden, kann es zum sogenannten "Failed back surgery syndrome" oder Postdisektomie-Syndrom kommen. Bei diesem Syndrom bleiben die bereits vor dem chirurgischen Eingriff vorhandenen Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in ein Bein entweder erhalten oder flammen kurz nach der Operation wieder auf.
Des Weiteren können sich die Schmerzen als Operationsfolge sogar noch verstärken und zusätzlich in die Leisten oder die Beine ausstrahlen. Überall in der Wirbelsäule ist das Auftreten von Schmerzen möglich. Diese werden je nach Ursache als brennend, elektrisierend, ziehend, dumpf oder örtlich drückend empfunden. Durch die Mitbeteiligung des Nervensystems treten zusätzlich auch oft noch Kribbeln, nächtliche Wadenkrämpfe oder ein unangenehmes Kältegefühl auf.
Besonders beim Vornüberbeugen kommt es häufig zu unerträglichen Schmerzen. Des Weiteren kann das "Failed back surgery syndrome" auch zu Spätfolgen führen. Diese äußern sich unter anderem in einer Instabilität der Wirbelsäule, verstärkter Bildung von Bindegewebe in der Nähe des Rückenmarks, Verwachsungen der Spinnengewebshaut des Rückenmarks oder in einem wiederholten Bandscheibenvorfall.
Eine völlige Schmerzfreiheit ist auch durch intensive medikamentöse und physikalische Therapien nicht mehr zu erreichen. Bei der physikalischen Therapie soll die Wirbelsäule langfristig stabilisiert werden. Die medikamentösen Therapien haben beruhigende Wirkung auf das Nervensystem. Allerdings sind die Nervenreizungen chronisch, sodass nur langwierige und komplexe Behandlungsmethoden schrittweise zur Schmerzreduzierung und damit zur Verbesserung der Lebensqualität führen.
Diagnose & Verlauf
Das Failed back surgery syndrome kann mit bildgebenden Verfahren diagnostiziert werden. Dazu zählen die MRT (Magnetresonanztomografie) sowie die CT (Computertomografie). Jedoch sollten die Ergebnisse dieser Untersuchungsmethoden hinsichtlich des Failed back surgery syndrome hinsichtlich einer Nachoperation vorsichtig bewertet werden, da vorher noch andere Behandlungsmöglichkeiten ausprobiert werden sollten.
Die Entwicklung der Schmerzen beim Failed back surgery syndrome nimmt häufig einen chronischen Verlauf. Das Hauptaugenmerk sollte dann auf eine angemessene Schmerztherapie gerichtet sein. Auch die Unterstützung eines Psychologen kann helfen, mit dem Dauerschmerz des Failed back surgery syndrome umzugehen.
Komplikationen
Bei vielen Operationen tritt das sogenannte Failed back surgery syndrome auf, welches zu erheblichen Beschwerden und Komplikationen im Alltag des Patienten führen kann. In der Regel kommt es dabei zu extrem starken Schmerzen im Rücken. Diese Schmerzen sind vor allem stechend und können sich dabei auch in andere Regionen des Körpers ausbreiten und dort Schmerzen oder unangenehme Gefühle verursachen.
Nicht selten kommt es beim Failed back surgery syndrome auch zu Gefühlsstörungen und Sensibilitätsstörungen am gesamten Körper. Es tritt auch eine Muskelschwäche auf und der Betroffene fühlt sich müde und abgeschlagen. Weiterhin treten auch Lähmungen auf, die in der Regel zu Bewegungseinschränkungen und im Allgemeinen zu starken Einschränkungen im Alltag des Patienten führen. Nicht selten führen diese Beschwerden auch zu Depressionen oder zu weiteren psychischen Verstimmungen.
Bei der Behandlung selbst kommt es nicht zu weiteren Komplikationen. Diese findet vor allem durch verschiedene Therapien statt und kann die Beschwerden lindern. Allerdings ist nicht in jedem Fall ein positiver Krankheitsverlauf möglich, sodass auch nicht alle Schmerzen vollständig eingeschränkt werden können. Sollten die Schmerzen durch das Failed back surgery syndrome auch nachts auftreten, so können diese zu Schlafstörungen führen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Das Failed back surgery syndrome muss in jedem Fall von einem Arzt untersucht werden. Bei dieser Erkrankung kommt es in der Regel nicht zu einer Selbstheilung und in den meisten Fällen leider zu einer Verschlechterung der Beschwerden. Aus diesem Grund kann eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Krankheit weitere Komplikationen verhindern. Der Arzt ist dann aufzusuchen, wenn es zu starken Schmerzen im Rücken kommt. Diese Schmerzen sind häufig stechend und breiten sich dabei auch in die benachbarten Regionen aus. Es kommt auch zu Gefühlsstörungen oder zu Lähmungen.
Auch eine mögliche Muskelschwäche kann auf die Erkrankung hindeuten und sollte von einem Arzt untersucht werden. Die Diagnose und Behandlung des Failed back surgery syndrome kann durch einen Orthopäden oder durch einen Physiotherapeuten erfolgen. In vielen Fällen können die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen dadurch deutlich verringert werden. Allerdings sind viele Betroffene auch auf eine psychologische Behandlung angewiesen.
Bei akuten Notfällen oder sehr starken Schmerzen kann auch ein Krankenhaus aufgesucht werden. Dort können die Schmerzen mit Hilfe von Betäubungsmitteln direkt gelindert werden. Schmerzmittel sollten allerdings nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, um den Magen nicht zu beschädigen und um nicht in ene Abhängigkeit zu geraten.
Behandlung & Therapie
Bei der Behandlung des Failed back surgery syndrome geht es hauptsächlich darum, die vorhandenen Schmerzen zu lindern und die Bewegungseinschränkungen dadurch zu minimieren. Bei den Behandlungsmöglichkeiten stehen physiotherapeutische Anwendungen an erster Stelle. Dazu zählen vor allem Krankengymnastik und die Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS).
Bei der Krankengymnastik unter Anleitung eines Therapeuten sollen zunächst die Muskeln des Rückens gekräftigt werden. Zudem lernt der vom Failed back surgery syndrome betroffene Patient Übungen, die ihm helfen sollen, Fehlhaltungen und dadurch entstehende Fehlbelastungen des Rückens im Alltag zu vermeiden. Die Elektrostimulation (TENS) kann vom Patienten ganz einfach zu Hause weitergeführt werden. Das Gerät erzeugt einen ungefährlichen Strom, der Muskeln und Nerven stimuliert und dadurch Schmerzen lindert.
Die Wärme- und Kältetherapie dient ebenfalls der Linderung von Schmerzen durch das Failed back surgery syndrome. Dieses Verfahren kann auch vor der Krankengymnastik erfolgen, da es die Muskeln optimal auf Behandlung vorbereitet. Über Entspannungstechniken wie dem autogenen Training ist es Patienten möglich, besser mit den Schmerzen des Failed back surgery syndroms umgehen zu lernen.
Akupunkturbehandlungen helfen ebenfalls bei der Schmerzbekämpfung. Ganz wesentlich ist jedoch auch die ausreichende Gabe von Schmerzmitteln sowie gegebenenfalls auch muskelentspannenden Medikamenten. Eine zeitweise Linderung der Schmerzen bei Failed back surgery syndrome kann auch durch die örtliche Injektion von Betäubungsmitteln an bestimmten Schmerzpunkten durch den Arzt erreicht werden.
Aussicht & Prognose
Beim Failed back surgery syndrome kann in der Regel keine allgemeine Aussage über die weitere Aussicht und die Prognose der Erkrankung gegeben werden, da diese meist von den genauen Beschwerden abhängen. Sollte das Failed back surgery syndrome jedoch nicht behandelt werden, so kommt es in der Regel nicht zu einer Besserung der Beschwerden und zu erheblichen Einschränkungen im Leben und im Alltag des Patienten.
Der Betroffene ist auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen und kann seinen Alltag meist nicht mehr alleine meistern. In der Regel können einige Beschwerden des Syndroms mit Hilfe von Krankengymnastik und durch eine Physiotherapie gelindert werden. Viele der Übungen können dabei auch im eigenen Zuhause durchgeführt werden, um die Heilung zu beschleunigen und voranzutreiben.
Der Patient ist jedoch beim Failed back surgery syndrome weiterhin auf die Einnahme von Schmerzmitteln und Betäubungsmitteln angewiesen, da die Schmerzen meist sehr stark sind. Häufig ist auch eine weitere Operation notwendig, um die Beschwerden dauerhaft zu lindern und das Leben des Patienten zu erleichtern. Ebenfalls können Behandlungen mit Hilfe von Elektrostimulation die Beschwerden lindern, wobei eine vollständige Heilung meist nicht erreicht werden kann.
Vorbeugung
Die Vorbeugung des Failed back surgery syndrome ist sehr wichtig. Es sollten zunächst alle konventionellen Behandlungsmöglichkeiten von Rückenschmerzen ausgeschöpft werden sowie die Schmerzen gezielt mit Medikamenten zu lindern. Eine Operation sollte nur angestrebt werden, wenn alle genannten Maßnahmen nicht zum Erfolg führen und die Schmerzen unerträglich sind. Letztendlich gilt es zu bedenken, dass in etwa die Hälfte aller Rückenoperationen ein Failed back surgery syndrome zum Ergebnis haben.
Nachsorge
Die Möglichkeiten der Nachsorge erweisen sich beim Failed back surgery syndrome in den meisten Fällen als relativ schwierig. Dabei kann auch nicht immer eine vollständige Heilung dieser Erkrankung erreicht werden, wobei der weitere Verlauf sehr stark von den genauen Beschwerden und ihrer Ausprägung abhängt. In der Regel ist die Lebenserwartung des Betroffenen durch das Failed back surgery syndrome nicht eingeschränkt.
Die Behandlung des Syndroms erfolgt dabei meist durch eine Physiotherapie oder durch verschiedene Massagen aus der Krankengymnastik. Dabei können einige der Übungen aus der Krankengymnastik und auch aus der Physiotherapie auch im eigenen Zuhause durchgeführt werden, um die Beweglichkeit des Körpers wieder zu erhöhen und die Beschwerden zu lindern. Bei der Einnahme von Schmerzmitteln sollte der Betroffene immer auf die Höchstdosis achten und nicht zu viele Schmerzmittel über einen längeren Zeitraum einnehmen.
Bei Unklarheiten sollte ein Arzt aufgesucht werden, um weitere Komplikationen und Wechselwirkungen zu verhindern. Ebenfalls sollte beim Failed back surgery syndrome Stress vermieden werden. Der Betroffene kann dabei verschiedene Techniken zur Entspannung einsetzen, um die Beschwerden zu lindern, wobei auch einige Möglichkeiten der Selbsthilfe zur Verfügung stehen, um die Beschwerden einzuschränken.
Das können Sie selbst tun
Zur Verbesserung des Wohlbefindens sollte der Betroffene seine Bewegungsabläufe kontrollieren und Veränderungen einleiten. Einseitige Belastungen, Überbeanspruchungen und starke körperliche Anspannungen sind zu vermeiden. Durch das regelmäßige Treiben von Sport und einer ergonomischen Sitzhaltung können Beschwerden reduziert werden.
Das Eigengewicht sollte sich grundsätzlich nach den Vorgaben des BMI im Normalbereich befinden. Übergewicht ist zu vermeiden, da es Komplikationen und starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt. Die Ernährung sollte vitaminreich und ausgewogen sein. Ungesunde Nahrungsmittel, der Genuss von Nikotin oder Alkohol schaden dem Patienten und sind zu unterlassen. Die Einnahme von starren Körperhaltungen ist ebenfalls nicht ratsam.
Ausgleichende Bewegungen des gesamten Körpers sind wichtig. Dabei ist darauf zu achten, dass Nerven sowie Gefäße nicht eingeklemmt werden. Auf das Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen ist grundsätzlich zu verzichten. Sie erhöhen die allgemeine Unfallgefahr und führen zu Veränderungen der natürlichen Bewegungsabläufe.
Im Alltag ist auf eine gesunde Körperhaltung beim heben, tragen oder festhalten von Gegenständen zu achten. Insbesondere schwere Gegenstände sollten nicht ohne eine Hilfe bewegt werden. Plötzliche Drehbewegungen oder ruckartige Bewegungen sind zu unterlassen, da sie häufig sofortige Beschwerden auslösen. Hilfreich sind hingegen eine ausreichende Wärmezufuhr des Rückens und eine gerade Körperhaltung, die zu einer Stabilisierung des natürlichen Körperbaus einträgt.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015