Fischgräte verschluckt

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. Juni 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Fischgräte verschluckt

Wenn jemand eine Fischgräte verschluckt hat, ist das in der Regel kein großes Problem. In den meisten Fällen gelangt die Gräte durch die Speiseröhre komplikationslos in den Magen und wird dort aufgelöst. In sehr seltenen Fällen kann sie sich jedoch in der Speiseröhre festsetzen und dann gesundheitliche Probleme verursachen.

Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet eine verschluckte Fischgräte?

Meist treten beim Verschlucken von Fischgräten keine Beschwerden auf, selbst wenn sie sich in die Schleimhaut der Speiseröhre bohrt. Je nachdem, wo sich die Gräte festsetzt, kann es aber auch zu unangenehmen Symptomen wie Schmerzen, unangenehmes stechendes Gefühl im Rachen mit ständigem Würgereiz oder gar Atembeschwerden kommen.
© djama – stock.adobe.com

Beim Essen passiert es zuweilen, dass Speisereste in die Luftröhre gelangen, wenn der Kehlkopfdeckel beim Schluckvorgang nicht richtig schließt. Es entsteht ein Hustenreiz, der die Fremdkörper wieder aus der Luftröhre entfernen soll. Eine ganz andere Situation stellt sich dar, wenn jemand eine Fischgräte verschluckt. Fischgräten gehören zum Skelett von Knochenfischen.

Es sind nadelartige Bindegewebsverknöcherungen, die keine Verbindung zur Wirbelsäule des Fisches haben. Bei Fischmahlzeiten befinden sie sich häufig im Essen und können unbemerkt verschluckt werden. Es gibt jedoch kaum Fälle, bei denen Fischgräten in die Luftröhre gelangen. Meist werden sie unbemerkt durch die Speiseröhre mit dem Speisebrei in den Magen transportiert.

Allerdings besitzen Fischgräten Spitzen, mit denen sie sich in die Schleimhaut des Rachens oder der Speiseröhre bohren können. Das passiert aber nur in seltenen Fällen. Auch dann bleibt es noch weitgehend undramatisch, da sich die Gräten nach einer gewissen Zeit durch Verdauungsprozesse auflösen. Nur in sehr seltenen Fällen kommt es zum Notfall, der auch lebensgefährlich werden kann.

Ursachen

Wenn vor dem Verzehr von Fischmahlzeiten die Fischgräten nicht vollständig entfernt werden, kann es zuweilen passieren, dass sie verschluckt werden. Besonders bei größeren Happen, die nicht lange genug gekaut werden, kommt es regelmäßig auch zum Verschlucken von Fischgräten. In der Regel bleibt das unbemerkt, weil die Gräte innerhalb des Speisebreis schnell durch die Speiseröhre transportiert wird.

Wenn sie jedoch im Rachen oder in der Speiseröhre Kontakt mit der Schleimhaut bekommt, kann es durchaus passieren, dass sie sich dort einbohrt. Oft setzt sich die Gräte dann fest und kann nicht mehr weiter befördert werden. Dann kommt es häufig zu leichten Beschwerden mit einem unangenehmen Gefühl im Hals, welches mit einem ständigen Würgereiz verbunden ist.

Innerhalb weniger Stunden löst sich die Gräte dann doch oft wieder oder wird gar durch Verdauungsprozesse in der Schleimhaut ganz aufgelöst. Wenn sie aber länger stecken bleibt, versucht der Körper durch Anregung des Immunsystems an dieser Stelle den Fremdkörper zu entfernen.

Es entwickeln sich Entzündungsreaktionen, die bei weiterem hartnäckigen Steckenbleiben der Gräte das betroffene Gewebe beschädigen oder gar zerstören. Im Extremfall bilden sich Narben und Verwachsungen zwischen verschiedenen Organen, die es der Gräte außerdem ermöglichen können, im Körper zu wandern und lebensgefährliche Notsituationen zu erzeugen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Meist treten beim Verschlucken von Fischgräten keine Beschwerden auf, selbst wenn sie sich in die Schleimhaut der Speiseröhre bohrt. Je nachdem, wo sich die Gräte festsetzt, kann es aber auch zu unangenehmen Symptomen wie Schmerzen, unangenehmes stechendes Gefühl im Rachen mit ständigem Würgereiz oder gar Atembeschwerden kommen.

Luftnot tritt besonders dann auf, wenn sie sich im Kehlkopfdeckel festsetzt. Es bilden sich Schwellungen in diesem Bereich, die zu Atemproblemen führen. Auch wenn sich die Gräte bereits wieder gelöst hat, kann es noch einige Tage während des Essens zu Schmerzen in der Speiseröhre kommen, bis die lokale Wunde abgeheilt ist.

In einigen sehr seltenen Fällen treten jedoch Komplikationen auf, wenn sich die Fischgräte gar nicht löst oder gar im Körper wandert. Speiseröhre, Magen oder auch der Darm können durchstochen werden. Dabei kommt es in seltenen Fällen zu Blut spucken, Teerstühlen und Atemnot. Schmerzen beim Schlucken und allgemeine Halsschmerzen treten dann sowieso auf.

Bei Fortschreiten der Entzündung kann sich auch Fieber entwickeln. In einem Einzelfall wurden sogar Abszesse in der Leber gefunden, die auf eine wandernde Fischgräte zurückgeführt werden konnte. In diesem Fall gelangte die Fischgräte bis in den Zwölffingerdarm, setzte sich dort fest und führte schließlich zu Verwachsungen von Teilen des Bauchfells mit Leber und Gallenblase.

Diagnose

Wenn nach einer Fischmahlzeit die oben benannten Symptome auftreten, kann sehr schnell die Verdachtsdiagnose gestellt werden, dass es sich um eine verschluckte Fischgräte handelt. Die genaue Lokalisierung der Gräte kann durch Laryngoskopie, Röntgenaufnahmen und CT-Untersuchungen erfolgen.

Komplikationen

Eine verschluckte Fischgräte führt nur in sehr wenigen Fällen zu Komplikationen und weiteren Problemen. Vor allem bei kleinen Fischgräten werden diese einfach in den Magen transportiert und lösen sich dort durch die Magensäure auf. Danach kommt es zu keinen weiteren Beschwerden oder Komplikationen. In seltenen Fällen oder bei großen Fischgräten kann diese in der Speiseröhre feststecken und damit zu Problemen führen.

Meistens tritt beim Patienten dabei ein stechender Schmerz in der Speiseröhre oder im Hals auf, welcher auch zu Atembeschwerden oder sogar zu einer Atemnot führen. Lebensgefährlich ist die Festsetzung der Fischgräte im Kehlkopf, da der Betroffene dadurch ersticken kann. Hierbei sollte ein Arzt aufgesucht werden, falls der Patient die Fischgräte nicht alleine schlucken oder aus dem Mundraum entnehmen kann.

In der Regel treten auch nach dem Vorfall noch einige Tage lang Schmerzen am Kehlkopf und am Hals auf. Die Fischgräte kann auch die Magenwand durchstoßen, wobei es zu Blutungen kommt. Hierdurch können sich Entzündungen und Fieber entwickeln. Allerdings sind diese Vorfälle sehr selten. Eine Behandlung findet in der Regel nicht statt.

Der Arzt kann die Fischgräte mit einer Pinzette entfernen, sodass es zu keinen weiteren Beschwerden kommt. Falls die Fischgräte nicht direkt erreicht werden kann, ist möglicherweise ein operativer Eingriff notwendig.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn jemand eine feine Fischgräte verschluckt, ist das kein Grund, einen Arzt zu konsultieren. In den meisten Fällen helfen Selbsthilfemaßnahmen wie das Essen eines Stückchen Brots oder einer Kartoffel. Doch eine größere Fischgräte, die sich im Hals querstellt, kann zu unangenehmen Beschwerden führen. In der Regel löst sie sich nach dem Verzehr von Kartoffelstückchen oder Brot wieder. Sie wird dann verdaut.

Eine verschluckte und in der Speiseröhre festsitzende Fischgräte kann Würge- oder Hustenreiz, Schmerzen und Entzündungen auslösen. In diesem Fall ist ein Arztbesuch zu erwägen. Entzündungssymptome sind eine natürliche Abwehrreaktion des Organismus. Dieser erkennt die Fischgräte als Fremdkörper. Er versucht, sie zu entfernen. Gelingt das nicht, kann die festsitzende Fischgräte offene Wunden verursachen. Sie könnte dadurch in den Organismus gelangen.

Manchmal verursacht eine feststeckende Fischgräte Vernarbungen oder Verwachsungen im umliegenden Gewebe. Außerdem kann es bei ungünstigem Verlauf zu Schwellungen in der Speiseröhre kommen. Sitzt die Gräte in der Luftröhre oder im Kehlkopfdeckel fest, kann das Atemnot verursachen. Nur in sehr seltenen Fällen kann die verschluckte Fischgräte so schwere Komplikationen verursachen, dass sie beim Wandern im Körper Verletzungen an Organen verursacht.

Wandernde Fischgräten können zu Teerstühlen, Atemnot oder Abszessen an Organen führen. Lebensgefahr besteht, wenn die verschluckte Fischgräte im Kehlkopf steckt.

Behandlung & Therapie

In der Regel müssen bei einer verschluckten Fischgräte keine besonderen Maßnahmen getroffen werden. Meist löst sie sich von alleine wieder und gelangt in den Magen, wo sie dann vollständig verdaut wird. Des Weiteren kann sich die Gräte auch durch Verdauungsprozesse in der Schleimhaut der Speiseröhre auflösen. Manchmal ist es möglich, sie mit etwas Brot und Wasser zu lösen.

Sollte die Fischgräte im oberen Teil des Rachens stecken, könnte sie der Betroffene selber mit einer Pinzette entfernen. Nur wenn sie in tieferen Regionen der Speiseröhre feststeckt und sich nicht mehr von alleine löst, sollte ein Arzt konsultiert werden. Auch der Arzt wird zunächst versuchen, leicht erreichbare festsitzende Fischgräten mit einer Pinzette zu entfernen. In seltenen Fällen ist jedoch auch eine Operation notwendig.

Aussicht & Prognose

Wenn jemand einen kleine Fischgräte verschluckt, ist die Prognose meistens gut. Kleine Gräten werden mit dem Speisebrei weitertransportiert oder ausgehustet. Nur selten stecken sie in der Speiseröhre fest. Bei sichtbaren Gräten kann jemand unter den Anwesenden versuchen, den Fremdkörper mit einer Pinzette zu entfernen.

Manchmal sitzt die verschluckte Gräte tiefer im Rachen oder der Speiseröhre fest. Um diese aufzulösen, können kleine Schlucke unverdünnter Zitronensaft eingenommen werden. Die Zitronensäure löst die feine Fischgrätenspitze auf. Danach kann diese leichter mit einem Stück Brot oder einer gekochten Kartoffel weiterbefördert werden.

Der Besuch beim HNO-Arzt empfiehlt sich, wenn der Hustenreiz keinen Grätenauswurf bewirkt und auch alle anderen Versuche der Grätenentfernung scheitern. Verschluckte Fischgräten können durch Röntgengeräte nicht sichtbar gemacht werden. Um den Würgereflex auszuschalten und die verschluckte Fischgräte mit geeigneten Geräten entfernen zu können, nimmt der HNO-Arzt eine Spraybetäubung des Rachens vor.

Nur selten können HNO-Ärzte die festsitzende Gräte weder lokalisieren noch entfernen. Auch wenn die störenden Beschwerden irgendwann nachlassen, sollte eine größere Fischgräte immer entfernt werden. Sie kann sonst einwachsen und Entzündungen hervorrufen. Kritisch zu sehen ist eine in die Speiseröhrenwand hineingebohrte Gräte. Diese kann zu Infektionen oder in schweren Fällen zu lebensbedrohlichen Abszessen führen. Notfalls ist eine Spiegelung bei einem Magen-Darm-Spezialisten anzudenken.


Vorbeugung

Um das Verschlucken einer Fischgräte zu verhindern, sollten Fischgerichte vor dem Verzehr möglichst weitgehend von Gräten befreit werden. Des Weiteren wird längeres Kauen empfohlen, um mögliche Gräten vor dem Runterschlucken der Speise zu erfühlen und zu entfernen.

Nachsorge

In den meisten Fällen ist keine Nachsorge bei einer verschluckten Fischgräte nötig, da kleine, komplett verschluckte Gräten folgenlos im Magen aufgelöst werden. Behandlung und Nachsorge erübrigen sich.

Eine Nachsorge ist nur dann in Betracht zu ziehen, wenn die verschluckte Gräte zu Schäden geführt hat. Kam es etwa zu Blutungen und Schwellungen, sollte der entsprechende Bereich ärztlich begutachtet werden. Gegebenenfalls wird nach dem (chirurgischen) Entfernen der Gräte ein Antibiotikum verabreicht, um Infektionen vorzubeugen. Die Verletzungen können mit Sprays und Medikamenten beim Abheilen unterstützt werden.

Wurde operiert, um etwa eine Gräte aus der Luftröhre zu entfernen, müssen die Operationsnarben genau so nachbehandelt werden wie andere Narben auch. Eine regelmäßige Kontrolle über einen Zeitraum von ein paar Wochen ist angebracht, aber nicht immer notwendig.

Kommt es weiterhin zu Schmerzen oder Schwellungen an der Stelle, an welcher die Gräte sich festgesetzt hatte, sollte bei einem HNO-Arzt eine Kontrolluntersuchung erfolgen. Gegebenenfalls muss entzündetes oder beschädigtes Gewebe noch einmal behandelt werden.

Es passiert selten, dass eine verschluckte Fischgräte dazu führt, dass Arztbesuche über einen längere Zeitraum notwendig werden. Lediglich tiefe Perforationen und erfolgte Entzündungen können dies bedingen.

Das können Sie selbst tun

Wurde eine Fischgräte verschluckt, sind in den meisten Fällen keine Maßnahmen nötig. Die Magensäure wird, insofern die Fischgräte in den Magen gelangt, diese auflösen und verdaulich machen.

Fürchten Betroffene das Auftreten von seltenen Komplikationen in diesem Zusammenhang (Perforation des Magens usw.), können sie die Magensäureproduktion aktiv anregen, sodass die Fischgräte besser verdaut wird. Hierfür kann beispielsweise Ingwer gegessen werden. Die Aufnahme von Bitterstoffen wirkt sich ebenfalls positiv auf die Bildung von Magensäure aus.

Zudem sollte das Essen einfach fortgeführt werden, wobei in kleinen Bissen zu schlucken ist. Dadurch wird eine maximale Durchmischung des Nahrungsbreis erreicht, was mit einer gründlicheren Verdauung - und damit mit einer besseren Auflösung der Fischgräte - einhergeht.

Sitzt die Gräte nach dem Verschlucken hingegen spürbar im Hals, sollte sie, nach einem Versuch des Abhustens, mittels Aufnahme von Brot und Wasser weiter nach unten befördert werden. Sitzt sie weit genug oben, kann sie auch mit einer Pinzette entnommen werden. Zudem hilft es oftmals, zu warten.

Menschen, die eine Fischgräte verschluckt haben und keine akuten Symptome (Schmerzen, Atemnot) zeigen und dennoch in Panik verfallen, sollten zudem beruhigt und zum Trinken von Wasser animiert werden. Gleiches gilt bei Kindern.

Video: Fischgräte verschluckt

Quellen

  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

Das könnte Sie auch interessieren