Foster-Kennedy-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Foster-Kennedy-Syndrom zeichnet sich durch eine Kombination aus erhöhtem Hirndruck und komprimiertem Sehnerv aus. Häufig geht die Erkrankung auf Neubildungen zurück, vor allem im Frontallappen des Gehirns. Die ursächliche Behandlung zielt deshalb in erster Linie auf die Entfernung des Tumors ab.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Foster-Kennedy-Syndrom?

Die Anzeichen des Foster-Kennedy-Syndroms löst vor allem der erhöhte Hirndruck aus. Steigt er an, manifestieren sich zunächst Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, die Betroffene häufig zunächst mit akuten Magen-Darm-Beschwerden verwechseln.
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Beim Foster-Kennedy-Syndrom handelt es sich um eine Krankheit, die durch zwei Merkmale gekennzeichnet ist: Erhöhter Hirndruck und Kompression eines Sehnervs. Als Hirndruck bezeichnet die Medizin den Druck, der im Gehirn vorherrscht. Er bezieht sowohl den Druck der Blutgefäße als auch den Druck der Flüssigkeit im Gewebe ein.

Bei einem gesunden Menschen beträgt der Hirndruck zwischen 5 und 15 mmHg. Robert Foster Kennedy beschrieb die Krankheit erstmals 1911. Der Neurologe lebte sowohl in Irland als auch in den USA und nutzte als einer der ersten Ärzte die Elektrokrampftherapie bei psychotischen Patienten. Er bemühte sich darüber hinaus, Kriegsneurosen zu erklären und wurde 1940 zum Präsidenten der „American Neurological Association“.

Ursachen

Für die Entstehung des Foster-Kennedy-Snydroms ist ein Tumor im Gehirn verantwortlich. Die Neubildung sitzt dabei an der Basis des Frontallappens, der den vorderen (frontalen) Bereich des Großhirns bildet. Der Frontallappen steuert Bewegungen und kontrolliert kognitive Prozesse. Er beeinflusst darüber hinaus auch höhere psychische Fähigkeiten wie soziales Verhalten, Kreativität, Selbstkontrolle und Handlungsplanung.

Die Neubildung selbst schädigt den Körper beim Foster-Kennedy-Syndrom indirekt; die Symptome entstehen dadurch, dass der Tumor wächst und infolgedessen mehr Raum benötigt. Er drückt auf den Sehnerv, der auf der gleichen Seite liegt wie der Tumor. Die Raumforderung presst den Sehnerv zusammen, was die Nährstoffversorgung unterbricht. Daraufhin atrophiert er, das heißt er verkümmert.

Die Medizin bezeichnet dieses Symptom als ipsilaterale (auf der gleichen Seite liegende) Optikusatrophie. Gleichzeitig bildet sich auf der anderen Seite (kontralateral) eine Stauungspapille. Dabei handelt es sich um ein Ödem, das sich an der Stelle bildet, an dem der Sehnerv die Netzhaut berührt. Der wachsende Tumor sorgt auch dafür, dass der Hirndruck steigt: Er verändert das Verhältnis von Volumen und Masse im Schädel.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Anzeichen des Foster-Kennedy-Syndroms löst vor allem der erhöhte Hirndruck aus. Steigt er an, manifestieren sich zunächst Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, die Betroffene häufig zunächst mit akuten Magen-Darm-Beschwerden verwechseln. Dazu kommen potenziell Vigilanzstörungen, Kopfschmerzen, Müdigkeit und quantitative Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma. Eventuell verlangsamt sich der Herzschlag.

Die Medizin spricht von einer Bradykardie, wenn die Frequenz bei einem Erwachsenen auf weniger als 60 Herzschläge pro Minute sinkt. Gleichzeitig kann der Blutdruck steigen. Bradykardie und hoher Blutdruck gehen auf den sogenannten Cushing-Reflex zurück. Der steigende Hirndruck beeinträchtigt die Durchblutung des Gehirns. Dieser Zustand ist für den menschlichen Körper kritisch, da die Nerven- und Ganglienzellen nicht mehr genügend Sauerstoff und andere Nährstoffe erhalten.

Wenn die Zellen zu lange unterversorgt sind, sterben sie schließlich ab. Sie können sich nicht regenerieren. Um das zu vermeiden, greift der Cushing-Reflex: Er lässt den Blutdruck steigen, um das Verhältnis von Blut- und Hirndruck auszugleichen. Der Blutdruck kann dabei Spitzenwerte von 300 mmHg (systolisch) erreichen.

Er zeigt sich möglicherweise in Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Schlafstörungen, kann jedoch auch ohne Symptome auftreten. Da das Foster-Kennedy-Syndrom auch die Sehnerven beeinträchtigt, leiden Betroffene darüber hinaus häufig an Sehstörungen.

Diagnose

Die Diagnostik erfolgt, indem Ärzte die beiden Kardinalsymptome des Foster-Kennedy-Syndroms feststellen. Eine Messsonde im Gewebe kann den Hirndruck messen. Allerdings ist diese Messung relativ anfällig für Fehler, da der Hirndruck in den einzelnen Bereichen des Gewebes stark schwanken kann. Im Verhältnis dazu fällt die Untersuchung des Sehnervs leichter. Optische Verfahren sind in der Lage, seinen Zustand zu enthüllen.

Eine ausführliche Anamnese hilft bei der Diagnostik des Foster-Kennedy-Syndroms ebenso wie die Diagnostik der einzelnen Symptome. Bildgebende Verfahren wie CT oder MRT können den Tumor sichtbar machen. Je nach Art der Neubildung und den individuellen Bedingungen ist eine Heilung möglich, wenn es gelingt, den Tumor vollständig zu entfernen.

Komplikationen

In der Regel kommt es beim Foster-Kennedy-Syndrom zu Komplikationen wie zum Beispiel Erbrechen, Kopfschmerzen oder Übelkeit wie sie bei etlichen Krankheitsbildern üblich sind. Aus diesem Grund wird das Foster-Kennedy-Syndrom nicht direkt identifiziert. Der Betroffene leidet oft an Magenschmerzen oder an Symptomen eines Magen-Darm-Infektes.

Auch eine Müdigkeit tritt ein, die mit Schlaf selten kompensiert werden kann. Falls das Foster-Kennedy-Syndrom voranschreitet und nicht behandelt wird, manifestieren sich Bewusstseinsstörungen. Diese können im schlimmsten Fall den Herzschlag verlangsamen und zu einem komatösen Zustand führen. Das Gehirn wird durch das Syndrom nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt, weswegen bestimmte Nerven geschädigt werden können und im schlimmsten Falle absterben.

Dabei kann es zu Behinderungen oder zu geistlichen Beeinträchtigungen des Patienten kommen. Oft kommt es auch zu Sehstörungen und Schlafstörungen. In vielen Fällen kann der Tumor entfernt werden, sodass das Foster-Kennedy-Syndrom komplett behandelt werden kann.

Falls es zum Koma gekommen ist, wird der Patient in der Regel am Leben erhalten und mit Medikamenten versorgt. Die Lebenserwartung nimmt aufgrund des Foster-Kennedy-Syndroms stark ab. Falls sich der Tumor schon im Körper ausgebreitet hat, kann das Syndrom nicht mehr behandelt werden und führt zum Tod.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da es sich beim Foster-Kennedy-Syndrom um das Auftreten eines Tumors handelt, ist dabei immer eine ärztliche Behandlung und Untersuchung notwendig. Dadurch kann der frühzeitige Tod des Betroffenen vermieden werden. Ein Arzt sollte dann aufgesucht werden, wenn der Betroffene ohne einen besonderen Grund an dauerhaftem Erbrechen und an einer Übelkeit leidet.

Auch starke Kopfschmerzen, eine dauerhafte Müdigkeit und Beschwerden im Bereich des Magens und des Darms können auf das Foster-Kennedy-Syndrom hindeuten und müssen immer untersucht werden. Weiterhin können Betroffene auch das Bewusstsein verlieren und leiden oft an einem langsamen Herzschlag.

Gleichzeitig zeigt sich auch ein hoher Blutdruck. Sollte dieser über einen längeren Zeitraum hoch bleiben, so ist ebenso ein Besuch beim Arzt zu empfehlen. Ebenso zählen Sehstörungen, Schlafstörungen oder starker Schwindel zu den Symptomen des Foster-Kennedy-Syndroms.

Die Diagnose und Behandlung des Syndroms erfolgt in der Regel in einem Krankenhaus. Je früher der Tumor entdeckt wird und entfernt werden kann, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für einen positiven Krankheitsverlauf. Da das Syndrom beim Patienten und bei seinen Angehörigen zu psychischen Beschwerden führen kann, ist zusätzlich eine Behandlung beim Psychologen ratsam.

Behandlung & Therapie

Die Therapie des Foster-Kennedy-Syndroms hängt von verschiedenen Faktoren ab. Grundsätzlich müssen Ärzte im Einzelfall abwägen, welche Behandlungsform oder welche Kombination von Therapien am sinnvollsten ist. Beispielsweise spielen die Größe des Tumors, seine Lokalisation und sein Verhalten eine große Rolle. Nutzen und Risiken der einzelnen Behandlungsmöglichkeiten variieren stark zwischen verschiedenen Individuen.

Chirurgen können die Neubildung entfernen, wenn keine Kontraindikation vorliegt und der Tumor gut erreichbar ist. Eine entsprechende Operation trennt das kranke Gewebe so sorgfältig wie möglich heraus, ohne gesundes Hirngewebe ebenfalls zu entfernen. Eine andere Option stellt die Bestrahlung dar. Wenn die entsprechenden Voraussetzungen gegeben sind, ist möglicherweise auch eine Kombination der beiden Therapieformen sinnvoll. Des Weiteren behandeln Ärzte die einzelnen Symptome, die im Rahmen des Foster-Kennedy-Syndroms auftreten.

Eine besondere Herausforderung sind dabei quantitative Bewusstseinsstörungen; Patienten, die im Koma liegen, müssen intensiv versorgt werden. Doch auch weniger schwere Bewusstseinsstörungen können es erforderlich machen, dass Betroffene auf Hilfe von anderen Personen angewiesen sind – beispielsweise bei der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten.

Aussicht & Prognose

Das Foster-Kennedy-Syndrom ist eine Folge eines Tumors im Gehirn des Menschen. Da es sich um keine ursächliche Erkrankung handelt, ist die Prognose des Syndroms von der Behandelbarkeit des zugrunde liegenden Tumors abhängig. Ohne die Inanspruchnahme einer medizinischen Versorgung kommt es zum weiteren Wachstum des Hirntumors. Darüber hinaus können sich die Krebszellen über die Blutbahn des Menschen weiter im Organismus ausbreiten und zu einer Ausbreitung der Krebserkrankung führen. Das vorzeitige Ableben des Betroffenen ist letztlich die Folge.

Bildet sich der Hirntumor an einer ungünstigen Position oder ist das Stadium der Krebserkrankung bereits sehr fortgeschritten, kann oftmals keine ausreichende medizinische Versorgung mehr gewährleistet werden. Der Fokus der Therapie liegt bei diesen Patienten in einer Schmerzlinderung.

Wird der Hirntumor frühzeitig erkannt und behandelt, gibt es eine Aussicht auf eine Heilung. Der Tumor wird in einem operativen Eingriff entfernt. Im Anschluss findet eine Krebstherapie statt, damit es zu keiner Neubildung der Krebszellen kommt. Verläuft die Behandlung ohne Komplikationen, kann eine Genesung eintreten. Dennoch ist mit Folgeerscheinungen und einem längeren Heilungsweg zu rechnen. Bei vielen Patienten bleiben lebenslange Beeinträchtigungen vorhanden. Darüber hinaus kann es trotz aller Bemühungen jederzeit zu einer Wiederkehr des Hirntumors und damit zum Foster-Kennedy-Syndrom kommen.


Vorbeugung

Eine direkte Vorbeugung des Foster-Kennedy-Syndroms existiert nicht. Die frühzeitige Erkennung der Krankheit kann schwerere Komplikationen vermeiden. Hat sich der Tumor bereits sehr stark ausgedehnt, erschwert das unter Umständen seine Entfernung oder macht sie sogar unmöglich.

Nachsorge

Die Nachsorge beim Foster-Kennedy-Syndrom hängt davon ab, ob der verursachende Tumor behandelt und erfolgreich entfernt werden kann. Falls das wegen des späten Entdeckungs-Zeitpunktes oder einer Metastasierung nicht der Fall ist, drohen Erblindung und Tod. In der Nachsorge kann nur noch versucht werden, die verbleibenden Lebenstage möglichst schmerzfrei und ohne Leiden zu gestalten.

Kann der auslösende Tumor jedoch erfolgreich bestrahlt, mit Chemotherapie behandelt und anschließend operiert werden, sieht die Nachsorge beim Foster-Kennedy-Syndrom anders aus. Es muss in der Nachsorgephase dafür gesorgt werden, dass der komprimierte Sehnerv sich erholen kann und der Hirndruck abgebaut wird. Außerdem kann die Operation des raumgreifenden Tumors schwere Nachwirkungen hinterlassen. Inwieweit diese reparabel sind, hängt vom Einzelfall ab.

Problematisch ist, dass der auslösende Tumor wegen der schleichend einsetzenden Symptomatik oft erst in einem späteren Stadium entdeckt wird. Die Symptome des Foster-Kennedy-Syndroms scheinen zunächst auf andere Erkrankungen hinzuweisen. Diese werden oft nicht als gefährlich angesehen. Das verzögert meist den ersten Arztbesuch.

Ist der Tumor als Ursache des Foster-Kennedy-Syndroms ausfindig gemacht, ist die Behandlung oftmals erfolgreich. Es können sich jedoch bereits Metastasen gebildet haben. Die Schädigungen am Sehnerv und im Gehirn können irreparabel sein. In diesem Fall können die Nachsorge-Erfolge nicht so durchschlagend sein, wie bei einer frühzeitigen Entdeckung.

Das können Sie selbst tun

In der Regel sind die Möglichkeiten der Selbsthilfe beim Foster-Kennedy-Syndrom relativ stark eingeschränkt. Der Erfolg der Behandlung und der weitere Krankheitsverlauf hängen dabei stark von der Ausprägung des Tumors ab. Je früher dieser erkannt wird, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit eines positiven Krankheitsverlaufes.

In vielen Fällen sind die Betroffenen auf eine psychologische Behandlung angewiesen. Hierbei können sich auch Gespräche mit den engsten Freunden oder den Angehörigen sehr positiv auf den Verlauf der Krankheit auswirken. Auch ein Gespräch mit anderen Betroffenen oder mit anderen Krebskranken kann dabei psychische Beschwerden lindern.

Da das Foster-Kennedy-Syndrom auch zu einer dauerhaften Müdigkeit und Abgeschlagenheit des Patienten führt, sollte dieser durch die Familie und durch Freunde in seinem Alltag unterstützt werden. Der Betroffene sollte dabei sehr Körper schonen und keine anstrengenden Tätigkeiten ausüben. Auch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten sollte dabei von der Familie überprüft werden.

Da häufig auch die Angehörigen des Patienten an psychischen Beschwerden oder an Depressionen leiden, ist auch bei diesen Menschen eine psychologische Behandlung ratsam. Damit können schwere Verstimmungen vermieden werden.

Quellen

  • Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
  • Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2012
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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