Ganglion pterygopalatinum
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Anatomie Ganglion pterygopalatinum
Beim Ganglion pterygopalatinum handelt es sich um ein parasympathisches Ganglion. Es ist an der Schädelbasis an der Fossa pterygopalatina angesiedelt.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist das Ganglion pterygopalatinum?
In der Medizin wird das Ganglion pterygopalatinum auch als Ganglion sphenopalatinum oder Flügelgaumenganglion bezeichnet. Gemeint ist damit ein parasympathisches Ganglion. Es befindet sich in der Nähe des Gaumenbeins (Os palatinum) in der Flügelgaumengrube (Fossa pterygopalatina) und ist dem Processus pterygoideus osis sphenoidalis (Keilbeinflügelfortsatz) vorgelagert.
Unter einem Ganglion wird eine Anhäufung von Nervenzellkörpern, die zum peripheren Nervensystem gehören, verstanden. Da Ganglien zumeist knotige Verdickungen aufweisen, sind sie auch als Nervenknoten bekannt. Zu den Funktionen des Ganglion pterygopalatinum zählt das Umschalten von parasympathischen (sekretorischen) Fasern für Gaumen-, Rachen-, Nasen- und Tränendrüsen. Gleiches gilt für die Gefäße von Gehirn und Gesicht.
Anatomie & Aufbau
Eine Verschaltung innerhalb des Ganglions findet jedoch nur bei den parasympathischen Fasern statt. So dient es den anderen Fasern lediglich als Durchgangsstation. Die parasympathischen Fasern sind Bestandteil der Nervenzellen des Nucleus salivatorius superior. Innerhalb des Ganglion geniculatums kommt es zu ihrer Abspaltung vom Gesichtsnerv (Nervus facialis). Gemeinsam mit dem Nervus canalis pterygoidei sowie dem Nervus petrosus major (großer Felsenbeinnerv) verlaufen sie in Richtung Ganglion pterygopalatinum. Dort erfolgt ihre Verschaltung auf das postganglionäre Neuron.
Vorwiegend über die Äste des Gesichtsnervs werden die Fasern zu ihren Erfolgsorganen weitergeleitet. So gelangen sie über die Rami nasales posteriores superiores in den hinteren Nasenhöhlenbereich zur Nasenschleimhaut, über die Rami orbitales zur Schleimhaut der Keilbeinhöhlen (Sinus sphenoidales) sowie der Siebbeinzellen und den Ramus pharyngeus zur Schleimhaut des Rachens. Weitere Zielorgane der Fasern sind die Nasen- und Gaumenschleimhaut, die sie über den Nervus palatinus major erreichen, die Schleimhaut des vorderen Gaumens über den Nervus nasopalatinus, der weiche Gaumen via Nervi palatini minores sowie die Tränendrüse (Glandula lacrimalis) über den Nervus lacrimalis und den Nervus zygomaticus.
Über die Rami ganglionares werden dem Ganglion pterygopalatinum sensible Fasern zugeführt, die aus dem Oberkiefernerv stammen. Sie durchziehen den Nervenknoten unverschaltet und verfügen über Afferenzen aus der Schleimhaut von Rachen, Nase und Gaumen. Auch sie erreichen das Ganglion pterygopalatinum über die Rami ganglionares.
Die postganglionären sympathischen Fasern des Ganglion pterygopalatinum haben ihren Ursprung im oberen Halsganglion (Ganglion cervicale superius). Zum Nervenknoten gelangen sie via Plexus caroticus internus, über den Nervus petrosus profundus sowie den Nervus canalis pterygoidei. Dabei durchziehen sie das Ganglion unverschaltet in Richtung Tränendrüse.
Funktion & Aufgaben
Die Aufgabe des Ganglion pterygopalatinum besteht in der Umschaltung von parasympathischen Fasern für Gehirn- und Gesichtsgefäße sowie für die Nasendrüse, Rachendrüse, Gaumendrüse und Tränendrüse.
Die Äste, die aus dem Flügelgaumenganglion austreten, führen in Richtung Augenhöhle (Orbita), Nasenhöhle, Rachen und Gaumen. Die Rami orbitales, Rami nasalis posteriores medialis, Rami nasalis posteriores laterales, der Nervus pharyngeus sowie der Nervus palatinus sorgen für die Innervation der Schleimhaut von Meatus nasi medius und Meatus nasi superior, der oberen Abschnitte der Nasenscheidewand (Septum nasi), des Rachens (Pharynx), der Eustachi-Röhre (Ohrtrompete) sowie des vorderen Gaumenschleimhautbereichs.
Von Bedeutung sind zudem die Gaumennerven (Nervi palatini), von denen die Gaumenschleimhaut, die Gaumenmandel, das Oberkieferzahnfleisch, die Kieferhöhle (Sinus maxillaris) und der Meatus nasi inferior versorgt werden. Innerhalb des Ganglion pterygopalatinums schalten sich die parasympathischen Fasern auf das zweite Neuron um. Durch diesen Vorgang lassen sich die Drüsen von Gaumen und Nase sekretorisch innervieren.
Krankheiten
Die Gesichtsneuralgie umfasst Teile des Oberkiefers, den Gaumen sowie den inneren Lidwinkelabschnitt samt Nasenwurzel und Augapfel. Teilweise strahlen die Schmerzen bis in den Hals oder die Schulter aus. In manchen Fällen ist sogar eine halbseitige Lähmung des Gaumensegels möglich.
Benannt wurde die Sluder-Neuralgie nach dem amerikanischen Hals-Nasen-Ohrenarzt Greenfield Sluder (1865-1928), der das Modell im Jahr 1908 vorstellte. Außerdem behandelte der Laryngologe die Erkrankung durch das Spritzen von Alkohol in das Ganglion pterygopalatinum. In der heutigen Zeit gilt die Sluder-Neuralgie als Erscheinungsform des Cluster-Kopfschmerzes. Sluder vertrat die Ansicht, dass bei einigen Gesichtsneuralgien eine reflektorische Reizung von Gesichtsnervenfasern des Trigeminusnervs (Nervus trigeminus) besteht. Unter Medizinern ist das Erklärungsmodell jedoch mittlerweile umstritten. Dennoch erfolgt noch immer eine Behandlung durch das Auftragen von örtlich betäubenden Mitteln auf die Nasenschleimhaut.
Eine wichtige Rolle spielt das Ganglion pterygopalatinum auch bei der Therapie von Migräne. Zur Behandlung der Kopfschmerzen erfolgt via Nasensonde das Einbringen eines Betäubungsmittels wie Lidocain in das Flügelgaumenganglion. So wird bereits seit längerem von Medizinern vermutet, dass der Nervenknoten Anteil an der Entstehung von Migräne hat. Studien ergaben positive Resultate dieser Behandlungsmethode, die zu einer spürbaren Verminderung der Schmerzen führte. Rund 88 Prozent aller behandelten Patienten benötigten nach der Therapie des Ganglion pterygopalatinums weniger Schmerzmittel, da das Verabreichen des Lidocains den Effekt eines Reset-Schalters auf den Migräne-Schaltkreis hat.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
- Schwegler, J., Lucius, R.: Der Mensch – Anatomie und Physiologie. Thieme, Stuttgart 2016