Gaumenmandel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei den Mandeln handelt es sich um einen wichtigen Bestandteil des Immunsystems. Sie übernehmen zahlreiche Aufgaben, können durch verschiedene Krankheiten jedoch auch in ihrer Funktion eingeschränkt sein. Insbesondere bei Kindern treten häufig Entzündungen und Vergrößerungen der Gaumenmandeln auf.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Gaumenmandeln?

Die Gaumenmandeln bilden einen Teil des Abwehrsystems im menschlichen Organismus. Zusammen mit den anderen Tonsillen, Lymphknoten, Milz, Knochenmark und Thymus verteidigen sie den Körper vor unerwünschten Erregern wie Bakterien, die ansonsten Krankheiten auslösen würden.
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Im menschlichen Organismus existieren vier verschiedene Mandeln, die sich vor allem bezüglich ihrer Lage differenzieren. Dabei gehören die Mandeln zum lymphatischen Gewebe. Gaumenmandeln kommen beidseitig im hinteren Teil der Mundhöhle vor. Im Gegensatz dazu verfügen Menschen nur über eine Rachen- und Zungenmandel. Gleichzeitig sind vor allem die Gaumenmandeln für die Immunabwehr verantwortlich, wodurch das Entfernen dieser unter Umständen schwieriger ist als eine Operation der Rachenmandel.

Während die Gaumenmandeln im Alltag oft nicht bemerkt werden, äußern sie sich insbesondere während Erkrankungen. Zum einen sind Entzündungen häufig mit Schmerzen verbunden, zum anderen können sie in ihrer geschwollenen Form von Außen ertastet werden, was normalerweise nicht möglich ist. Besonders häufig kommt es in Deutschland im Bereich der Gaumenmandeln zu Entzündungen, die durch Bakterien verursacht wurden.

Anatomie & Aufbau

Die unterschiedlichen Mandeln im menschlichen Körper stellen zusammen den Waldeyerschen Ring dar. Während sie sich bezüglich ihrer Lokalisation differenzieren, können in Anatomie und Aufbau keine Abweichungen gefunden werden. Die Gaumenmandeln gehören zum lymphatischen Gewebe. Dabei grenzt sie sich durch eine Bindegewebskapsel von ihrem Umfeld ab. Mehrschichtige Plattenepithel bilden die Oberfläche der Gaumenmandeln. Einbuchtungen, so genannte Krypten, sorgen für eine Vergrößerung der Oberfläche. Diese ist beinahe durchgehend mit den Einbuchtungen übersäht.

Würde die Oberfläche ausgebreitet werden, so ergäbe sich eine Fläche von 300 Quadratzentimetern. Bestimmte Zellen der Immunabwehr produzieren Lymphfollikel, welche im Inneren der Gaumenmandel gefunden werden können. Direkt neben den Gaumenmandeln befinden sich Drüsen. Ihre Arbeit bezieht sich auf die Vermeidung des Eindringens von Flüssigkeiten und Ansammlungen in die Krypten. Gleichzeitig spülen die Drüsen die Gaumenmandeln durch und tragen somit zu einer besseren Funktion bei.

Funktion & Aufgaben

Die Gaumenmandeln bilden einen Teil des Abwehrsystems im menschlichen Organismus. Zusammen mit den anderen Tonsillen, Lymphknoten, Milz, Knochenmark und Thymus verteidigen sie den Körper vor unerwünschten Erregern wie Bakterien, die ansonsten Krankheiten auslösen würden. Erst wenn das Immunsystem im Kampf gegen die Erreger versagt, treten unterschiedliche Krankheitsbilder und Symptome auf. Dabei spielen die Gaumenmandeln eine wichtige Rolle. Sobald Viren oder Bakterien in die Mandeln gelangen, beginnt die Abwehr gegen die bestehenden Eindringlinge. Dabei erfolgt der Weg über die Lymphe der Lymphknoten oder durch das Blut. Erkennen die Gaumenmandeln nun eine Gefahr durch Krankheitserreger, so greifen sie auf die so genannte Immunantwort zurück.

Im Rahmen diesen Prozesses produzieren die B- und T-Lymphozyten innerhalb der Mandeln Antikörper. Bei den B- und T-Lymphozyten handelt es sich um Verwandte der weißen Blutkörperchen. Diese sind dazu in der Lage, spezifische Antikörper herzustellen, die wiederum gegen die Erreger vorgehen. Bevor jedoch die Produktion von Antikörpern beginnt, müssen die Eindringlinge erkannt werden. Infizierte Zellen werden abgetötet, um die Gesundheit zu rekonstruieren. Damit das System seine Wirkung nicht verfehlt, ist es wichtig, dass die Erreger mit einer großen Fläche der Gaumenmandeln in Kontakt geraten. Deswegen erweisen sich die Einbuchtungen der Oberfläche als hilfreich.

Die Aufgabe der Gaumenmandeln ist es somit, Krankheitserreger zu entfernen. Durch das komplexe System mehrerer Tonsillen kann die aufgenommene Nahrung und Luft geprüft werden. Befinden sich in ihr Bakterien oder Viren, so beginnt die Arbeit der Mandeln. Dementsprechend werden Erreger nicht immer unbedingt durch körperliche Beschwerden bemerkt. Weil die Arbeit der Mandeln lange Zeit unterschätzt wurde, kam es früher sogar zum präventiven Entfernen der Gaumenmandeln. Mittlerweile werden diese unter normalen Umständen nur noch dann entfernt, wenn die betroffene Person mindestens 6 Jahre alt ist. Ab diesem Zeitpunkt konnten nach dem Entnehmen der Gaumenmandeln keine schwerwiegenden Folgen festgestellt werden.

Krankheiten

Die häufigste Erkrankung, welche Gaumenmandeln betrifft, ist die Mandelentzündung. Besonders oft dringen Bakterien in die Mandeln ein und sorgen für Beschwerden. Dabei handelt es sich in vielen Fällen um Streptokokken der Gruppe A. Wesentlich seltener sind Pneumokokken, Haemophilus influenzae und Staphylokokken an den Symptomen Schuld. Kinder und Jugendliche sind häufiger von Mandelentzündungen betroffen als erwachsene Menschen. Oft geht eine solche Entzündung mit Halsschmerzen und Beschwerden während des Schluckvorgangs einher. Die Gaumenmandeln weisen eine rötliche Verfärbung auf, die im weiteren Verlauf von weißen und eitrigen Punkten begleitet wird. Oftmals schwellen die Gaumenmandeln zudem an, wodurch sie von Außen ertastet werden können.

Dabei ist eine Verwechslung mit geschwollenen Lymphnoten auszuschließen. Mandelentzündungen stellen keine ernsthafte Bedrohung dar, die Behandlung mit Antibiotika, Schmerzmitteln und Spülungen sorgt meistens bereits dafür, dass die Infektion innerhalb weniger Tagen abklingt. Hier muss jedoch eine klare Differenzierung zum Epstein-Barr-Virus und Pfeifferschem Drüsenfieber gezogen werden. Diese Erkrankungen weisen ebenfalls das Potenzial auf, eine Entzündung im Bereich der Gaumenmandeln auszulösen. Gelangen Speisereste, abgestorbene Zellen und Bakterien in die Einbuchtungen, so können unter Umständen Tonsillensteine entstehen. Tonsillensteine werden oft als unangenehm empfunden, weil sie unter anderem auch an starkem Mundgeruch schuld sein können. Zur Vermeidung sollte der Rachen mithilfe einer Munddusche vorsichtig mit Wasser ausgespült werden. Anfällige Personen sollten regelmäßig etwas Flüssigkeit gurgeln.


Typische & häufige Erkrankungen

Quellen

  • Aumüller, G., et al.: Duale reihe Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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