Grand-mal-Anfall

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Epilepsie ist ein Merkmal verschiedener Hirnerkrankungen. Sie äußert sich in Krampfanfällen und die häufigste Form dieser Anfälle wird Grand-mal-Anfall (großer Anfall) genannt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Grand-mal-Anfall?

Zur Epilepsie-Diagnose muss das Anfalls-Bild genau analysiert werden. Dabei sind auch die Angaben von Zeugen wichtig, die ihn miterleben, weil der Betroffene ja von dem Anfall meist nichts mit bekommt. Zusätzlich dazu wird eine Magnetresonanztomographie (MRT) erforderlich.
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Das Wort „Epilepsie“ stammt aus dem Altgriechischen, „epilepsis“ bedeutet Angriff oder Überfall. Das verdeutlicht, wie plötzlich und unvorhersehbar ein solcher Krampfanfall im Gehirn passiert und Betroffene außer Gefecht setzt. Die Wissenschaft unterscheidet verschiedene Formen von Anfällen.

Sie unterscheiden sich zum einen dadurch, in welcher Hirnregion sie ihren Ursprung haben, zum anderen durch die Stärke. Es gibt Krämpfe ohne oder mit sehr kurzer Bewusstseinsstörung (petit-mal-Anfälle), mit und ohne Zuckungen der Extremitäten und tonisch-klonische Anfälle mit tiefer Bewusstlosigkeit, Verkrampfungen und starken Konvulsionen - die Grand-mal-Anfälle.

Ursachen

Die Ursachen von Epilepsie sind sehr unterschiedlich. Eine Hirnschädigung zum Beispiel durch Sauerstoffmangel bei der Geburt, ist genauso möglich wie Fehlbildungen des Hirngewebes oder der Gefäße. Aber auch Infektionskrankheiten, entzündliche Prozesse im Gehirn, Vergiftungen, Drogenkonsum, Stromschläge und verschiedene Stoffwechselstörungen können Epilepsie auslösen.

Es gibt bei entsprechender Neigung manchmal auch sehr banale Auslöser, zum Beispiel zuckende Lichter in einer Disco, überlaute Geräusche. Aufregung, Schlafentzug oder zu hastiges Atmen. Manchmal finden die behandelnden Ärzte aber auch keine Anhaltspunkte für die plötzlichen Entladungen im Gehirn, die zu Krampfanfällen verschiedenster Ausprägungen führen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In der Regel läuft der Grand-mal-Anfall folgendermaßen ab: In der ersten Phase verspüren Betroffene eine Art Vorgefühl, ein spezielles Unwohlsein. Fachleute nennen das eine Aura. In der zweiten, der tonischen Phase verlieren sie vollständig die Kontrolle über sich, versteifen total und werden ohnmächtig. Wenn es nicht mehr gelingt, sich hinzulegen, stürzen viele Betroffene und können sich dabei erheblich verletzen.

In der darauf folgenden klonischen Phase kommt es zu nicht steuerbaren Zuckungen der Arme und Beine, manche Betroffene beißen sich auch die Lippen und die Zunge blutig. In der nachfolgenden Erholungsphase sind die Betroffenen in einer Art Tiefschlaf. Der gesamte Grand-mal Anfall kann ein paar Sekunden, einige Minuten aber auch Stunden dauern.

Betroffene können weder das Anfallsgeschehen noch die Anfallsdauer in irgendeiner Form beeinflussen. Können aber Angehörige, Freunde oder zufällig Anwesende bei einem Grand-mal-Anfall helfen. Die Hilfsmöglichkeiten sind begrenzt. Helfer können lediglich versuchen, dafür zu sorgen, dass der Patient möglichst nicht schwer stürzt und sich bei den auftretenden Zuckungen nicht an Hindernissen und Gegenständen stößt und dabei verletzt.

Sie sollten auch darauf achten, dass er in der Erholungsphase ausreichend Luft bekommt. Deshalb kann es unter Umständen notwendig sein, ihn in die stabile Seitenlage zu bringen. Wer bei einem ihm nicht bekannten Menschen einen Grand-mal-Anfall erlebt, sollte vorsichtshalber auch immer einen Notarzt rufen. Angehörige können einschätzen, ob dies nötig ist oder ob es genügt, das Ende des Anfalls abzuwarten.

Es gibt auch einige Notfall-Medikamente die bei lange anhaltenden Krampfanfällen wirken und die Angehörige den Betroffenen verabreichen können, wenn sie dazu vom behandelnden Arzt angeleitet worden sind. Keinesfalls sollte man Betroffene in dieser völlig hilflosen Lage allein lassen.

Diagnose

Zur Epilepsie-Diagnose muss das Anfalls-Bild genau analysiert werden. Dabei sind auch die Angaben von Zeugen wichtig, die ihn miterleben, weil der Betroffene ja von dem Anfall meist nichts mit bekommt. Zusätzlich dazu wird eine Magnetresonanztomographie (MRT) erforderlich.

Mit ihr kann der Arzt feststellen, ob eine strukturelle Veränderung im Gehirn vorliegt. Auch eine Computertomographie und eine Elektroenzephalographie kann notwendig sein, in speziellen Fällen darüber hinaus ebenfalls Kernspintomographie, Angiographie und Hirnwasser-Punktion.

Komplikationen

Durch den Grand-mal-Anfall kommt es zu einem epileptischen Anfall. Dieser kann für den Patienten extreme Folgeschäden und Komplikationen mit sich bringen. Diese hängen dabei stark von der jeweiligen Situation und vom Wohlbefinden des Patienten ab.

In der Regel kommt es vor dem Anfall zu einem Unwohlsein und weiterhin zu einem Kontrollverlust. Der Betroffene versteift dabei und kann sich in den meisten Fällen auch nicht mehr bewegen. Kurz danach kommt es zur Ohnmacht. Beim Bewusstseinsverlust kann der Patienten einen Sturz oder einen Schlag erleiden, wobei es zu unterschiedlichen Komplikationen kann.

Diese können auch dann auftreten, wenn der Betroffene zum Zeitpunkt des Grand-mal-Anfalls ein Fahrzeug führt oder an einer gefährlichen Maschine arbeitet. Der Grand-mal-Anfall kann selbst nicht behandelt werden, sodass der Patient nur in eine stabile Lage gebracht werden kann. Außerdem können Mitmenschen beim Sturz den Patienten halten, damit es zu keinen Verletzungen kommt.

Dabei kommt es meistens zu keinen Komplikationen. Weiterhin werden die epileptischen Anfälle zeitlich eingeschränkt, wobei allerdings keine genaue Voraussage getroffen werden kann, wann es das nächste Mal zu einem Anfall kommen wird.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Unter einem Grand-mal-Anfall versteht man einen epileptischen Anfall, sodass betroffene Personen die Kontrolle über den eigenen Körper verlieren. Allerdings kann dieses Krankheitsbild in unterschiedlichen Schweregraden auftreten, sodass nicht immer direkt eine ärztliche Behandlung notwendig ist.

Leichte und anfängliche Anfälle, machen sich in der Regel durch ein einfaches Muskelzucken bemerkbar. Eine sofortige Behandlung durch einen Arzt ist in so einem Fall nicht notwendig. Allerdings sollte das unkontrollierte Muskelzucken weiterhin beobachtet werden, sodass es nicht zu weiteren Komplikationen oder Beschwerden kommt.

Wenn die epileptischen Anfälle zu einem totalen Kontrollverlust führen, dann sollte ein Besuch beim Arzt nicht aufgeschoben werden. Eine medikamentöse Behandlung ist in einem solchen Fall zwingend notwendig, damit es nicht zu ernsthaften Folgeschäden kommt.

Zudem kann nur auf diesem Wege eine schwerwiegende Grunderkrankung diagnostiziert bzw. ausgeschlossen werden. Somit gilt: Ein Grand-mal-Anfall ist ein ernstzunehmendes Krankheitsbild, das definitiv ärztlich versorgt werden sollte. Nur wenn die betroffene Person schnellstmöglich einen Arzt aufsucht, können eventuelle Komplikationen und Verschlimmerungen vermieden werden.

Behandlung & Therapie

Von einer Heilung kann man bei der Epilepsie eigentlich nicht sprechen. Allerdings erreichen nach eingehenden Studien zwischen 50 und etwa 80 Prozent aller Betroffenen wieder eine vollständige oder zumindest viele Jahre andauernde Anfalls-Freiheit. Ob die Epilepsie wieder verschwindet, lässt sich nicht sicher vorhersagen, dazu weiß man noch zu wenig über die Auslöser.

Aber trotzdem können sowohl Betroffene als auch ihre Ärzte einiges tun, um die Häufigkeit epileptischer Anfälle zu vermindern, sie manchmal auch ganz zum Verschwinden zu bringen. Schon der Verzicht auf Drogen und Alkohol, ausreichender Schlaf, das Erlernen von Entspannungstechniken, eine bestimmte Art der Ernährung, generell eine gesunde Lebensweise kann hilfreich sein.

Ärzte können auch eine medikamentöse Therapie einleiten. Es gibt heute mehrere Arten von sogenannten Anfallsblockern. Allerdings ist ihre Wirkung ungenau und sie haben teilweise auch sehr unangenehme Nebenwirkungen. Eine solche Medikation muss deshalb mit genauer Risiko/Nutzenabwägung und genauester Dosierung erfolgen.

Bei sehr häufigen und langanhaltenden Krampfanfällen und einer sehr starken Beeinträchtigung der Lebensqualität, besteht unter Umständen auch die Möglichkeit einer elektrischen Stimulation des Vagusnerves. Er leidet Erregungen ins Gehirn weiter und kann so bestimmte Arten von Krampfanfällen abmildern oder zumindest ihre Häufigkeit senken.

In manchen Fällen besteht auch die Möglichkeit eines operativen Eingriffs. Der ist aber nur möglich, wenn eine Hirn-oder Gefäß-Schädigung vorliegt, die sich genau lokalisieren lässt. Außerdem ist eine solche Operation sehr riskant.

Aussicht & Prognose

Die Prognose eines Grand-mal-Anfalles ist davon abhängig, unter welchen Umständen und in welcher Umgebung er auftritt. Daher können verschiedene Komplikationen auftreten, die im schlimmsten Fall zum Tode führen können. Die Sturzgefahr mit anschließenden, schwerwiegenden Körperverletzungen in Form von Knochenbrüchen ist erhöht.

Anfälle während der Schwangerschaft sind sowohl für Mutter als auch für das Kind gefährlich und bestimmte Antiepileptika erhöhen das Risiko von Geburtsschäden. Menschen mit Grand-Mal-Anfällen haben häufiger psychische Probleme wie Depressionen und Angstzustände. Diese Probleme können ebenso das Ergebnis von Komplikationen sein, die mit dem Zustand selbst sowie medikamentösen Nebenwirkungen zu tun haben.

Die Prognose verläuft umso günstiger, je früher die ärztliche Behandlung eingeleitet wird. Je kürzer die Dauer zwischen dem ersten Anfall und einer adäquaten medikamentösen Behandlung ist, desto besser ist die Prognose. Die hier getroffene Einteilung mit ihren Untergruppen ist ebenso entscheidend. Die beste Erfolgschance auf eine nahezu vollkommene Rehabilitation zeigen Kinder zwischen ein und vierzehn Jahren.

Auch hier ist die Einteilung der verschieden Abstufungen sowie die Häufigkeit der Anfälle wichtig. Bloße Geistesabwesenheiten, genannt Absencen, verschwinden im Laufe des Heranwachsens vollkommen. Die Rückfallquote bei Kindern mit Grand-mal-Anfällen liegt bei ca. 12%, sofern mindestens das dritte Lebensjahr überschritten wurde.


Vorbeugung

Epilepsie und besonders das Auftreten von Grand-mal-Anfällen ist ein schweres Leiden und kann die Lebensqualität Betroffener erheblich herabsetzen. Aber es ist keine tödliche Krankheit und mit dem nötigen Wissen und der Unterstützung und dem Verständnis der Umgebung kann man verhältnismäßig normal damit leben.

Nachsorge

Nach dem ersten Grand-mal-Anfall ist eine intensive Nachsorge in jedem Fall zwingend notwendig. Sobald die medizinische Erstversorgung abgeschlossen ist und sich der Zustand des Betroffenen stabilisiert hat, sind zunächst intensive Untersuchungen zur präzisen Epilepsie-Diagnostik notwendig. Diese können mitunter mehrere Tage andauern und gehen meistens mit stationären Klinikaufenthalten einher.

Zur Einstellung auf eine optimale medikamentöse Behandlung der zugrunde liegenden Form der Epilepsie ist eine lebenslange Nachsorge notwendig. Zunächst erfolgen die Kontrolluntersuchungen innerhalb von sehr kurzen Intervallen mehrmals monatlich. Im Laufe der Zeit werden sie je nach Erfolg der medikamentösen Therapie üblicherweise seltener.

Kommt es zum Auftreten weiterer Grand-mal-Anfälle oder anderer körperlicher Beschwerden, ist eine noch intensivere Nachsorge notwendig. Generell ist anzuraten, alle Nachsorge- und Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen. Darüber hinaus können sicherheitshalber auf Wunsch des Betroffenen noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden.

Wenn der Patient über einen längeren Zeitraum anfallsfrei bleibt, können die Intervalle für die ärztliche Kontrolle reduziert werden. Das ist jedoch unbedingt mit dem behandelnden Arzt abzuklären. Bei Betroffenen mit bekannter Epilepsie-Diagnose, die zum wiederholten Mal einen Grand-mal-Anfall erleiden, sind nach der medizinischen Erstversorgung ebenfalls mehrere ärztliche Kontrolluntersuchungen anzuraten.

Das können Sie selbst tun

Die Störung beider Gehirnhälften lösen beim Epileptiker generalisierte Anfälle aus. Die Entstehungsphase wird von Vorboten eines Anfalls begeleitet. Der Patient ist reizbar, verstimmt und leidet unter Kopfschmerzen. Weitere körperliche Zeichen sind Kribbeln in Händen und Beinen und Einschränkung des Gehörs.

Die Wahrnehmung und Einordnung der Symptome ist für Epileptiker wichtig. Das Auslösen eines Grand-Mal-Anfalls ist bei jedem Patienten individuell. Die Anfallselbstkontrolle gibt dem Patienten Aufschluss über den eigenen Krankheitsverlauf. Epileptiker, die sich aktiv mit ihrer Krankheit auseinandersetzten, lernen Anfallssituationen zu vermeiden. Als wiederkehrender Anfallsauslöser ist Stress bekannt.

Das Erkennen als Auslöser macht es möglich, wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Aktive Entspannungsübungen durchbrechen den Fortlauf zum Anlauf. Anfallsselbstkontrolle ist erlernbar und wird über einen längeren Zeitraum durchgeführt. Abhängig ist die Dauer von Rhythmus der auftretenden Anfälle. Voraussetzung ist ein gutes Körperbewusstsein. Die Selbstbeobachtung ist eine Ergänzung zur medikamentösen Behandlung.

Für chronische Epileptiker ist die Kommunikation mit dem sozialen Umfeld wichtig. Ein Grand-Mal-Anfall ist für Angehörige schwer einzuschätzen und erschreckend. Informationen über die Phasen eines Anfalls und welche Maßnahmen zu ergreifen sind, helfen den Betroffenen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Schneider, F.: Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Berlin 2012

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