Herzwandaneurysma

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Herzwandaneurysma (Ventrikelaneurysma) bezeichnet der Mediziner eine an der Herzwand entstandene Ausbuchtung. Das Herzwandaneurysma tritt vorwiegend in der linken Herzkammer auf. Das Herzwandaneurysma ist keine klassische Krankheit; vorwiegend zählt es zu den Spätkomplikationen nach einem Herzinfarkt. Reißt das Aneurysma, besteht akute Lebensgefahr.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Herzwandaneurysma?

Mediziner sprechen dann von einer ischämischen Herzkrankheit, wenn bereits mehrere kleinere oder größere Herzinfarkte aufgetreten sind und sich Narbengewebe gebildet hat, sodass bereits die Pumpleistung des Herzens beeinträchtigt ist.
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Herzwandaneurysmen bilden sich im Regelfall im linken Ventrikel. Die Gefahr, dass ein Herzwandaneurysma entsteht, ist vor allem nach einem Herzinfarkt gegeben. Bei rund 20 Prozent aller Patient, die einen Herzinfarkt erlitten haben, wird in weiterer Folge das Herzwandaneurysma diagnostiziert.

Dabei unterscheiden die Mediziner zwischen dem chronischen und akut auftretenden Herzwandaneurysma. Erleidet der Patient einen Herzinfarkt, kommt es in weiterer Folge zu einer Nekrosen/Narbenbildung, die vorwiegend im Myokard des Herzens entsteht. Diese Neubildungen werden durch den Kammerdruck gedehnt, wobei sich in weiterer Folge die Herzwand ausstülpt.

Das Blut bleibt in der Ausstülpung und verdickt (Thromben). Die Gefahr? Die Thromben können in den Körperkreislauf oder in das Gehirn gelangen, sodass es zu Magen-Darm-Trakt-, Nieren- oder Hirninfarkten kommen kann.

Ursachen

Die Herzwandaneurysmen werden im Regelfall durch ischämische Herzkrankheiten ausgelöst. Mediziner sprechen dann von einer ischämischen Herzkrankheit, wenn bereits mehrere kleinere oder größere Herzinfarkte aufgetreten sind und sich Narbengewebe gebildet hat, sodass bereits die Pumpleistung des Herzens beeinträchtigt ist.

Im Regelfall handelt es sich um eine starke Verminderung der Auswurfleistung. Die Herzwand, welche stellenweise bereits mit starkem Narbengewebe versehen ist, kann dem Druck, der in der Herzkammer aufrecht ist, nicht zu 100 Prozent standhalten, sodass es zu einer Ausweitung kommt.

Es entsteht eine Art Ausbuchtung, die dazu führt, dass sich das Blut sammelt und nicht mehr gerinnen kann. Kommt es zu einer Blutverdickung, spricht man von Thromben. Es bilden sich Blutgerinnsel, die in den Körperkreislauf oder in das Gehirn wandern und in weiterer Folge Gefäße verstopfen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Herzwandaneurysmen sorgen, vor allem zu Beginn ihrer Entstehung, für keine Beschwerden. Patienten klagen im Regelfall erst dann über Beschwerden, wenn die Erweiterung derart weit fortgeschritten ist, dass das Blutgefäß bereits auf die Organe drückt.

Zu den typischen Symptomen gehören Schluckbeschwerden, Heiserkeit, Husten, Atembeschwerden und auch Durchblutungsstörungen, die vorwiegend in den Armen auftreten. In weiterer Folge können Herzrhythmusstörungen oder eine Herzschwäche Symptome darstellen, die auf ein Herzwandaneurysma schließen lassen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Mediziner stellen Herzwandaneurysmen vorwiegend im Rahmen von Kontrolluntersuchungen nach Herzinfarkten fest. Dies deshalb, da nach Herzinfarkten regelmäßige Kontrolluntersuchungen des Herzens stattfinden. Der Mediziner kann daher über den Herzultraschall (Echokardiographie) feststellen, ob sich ein Herzwandaneurysma gebildet h at oder nicht.

Ist sich der Mediziner unsicher oder möchte er die Diagnose zu 100 Prozent bestätigen, kann eine Magnetresonanztomographie (MRT) die notwendigen Ergebnisse liefern. Dabei erhält der Mediziner auch Informationen über die Lage, die Strömung und die Größe des Herzwandaneurysmas. Jene Informationen sind auch für die weitere Therapie ausschlaggebend.

Liegt ein Herzwandaneurysma vor, besteht eine Beeinträchtigung der Pumpfunktion des Herzens, sodass es zu einer reduzierten Auswurfleistung kommt. Der Mediziner erkennt, im Bereich des Herzwandaneurysmas, Störungsanomalien, die die sogenannten Thromben begünstigen. Werden die gebildeten Thromben in das Gefäßsystem transportiert, kann es zu Embolien kommen.

In äußerst schweren Fällen besteht auch die Möglichkeit, dass die Herzwand einreißt (Ventrikelruptur). Das Blut tritt in weiterer Folge aus dem Herzen, fließt in den Herzbeutel und sorgt für eine Herzkomprimierung. Derartige Komplikationen führen in fast allen Fällen zum Tod des Patienten. Weitere Komplikationen, die im Rahmen eines Herzwandaneurysmas auftreten können, sind eine Linksherzschwäche mit kardiogenem Schock oder Herzrhythmusstörungen.

Komplikationen

Das Herzwandaneurysma selbst entsteht als eine Komplikation des Herzinfarkts und ist somit keine klassisch auftretende Erkrankung. Als solche lässt sie sich zwar vergleichsweise gut vorausahnen, wenn entsprechende Vorsorgeuntersuchungen getätigt werden. Setzt die Symptomatik erst sehr spät ein, wird die Diagnostik wiederum erschwert und die Krankheit bis zu einem kritischen Punkt voranschreiten lässt.

Durch ein Herzwandaneurysma ist die Pumpleistung des Herzens beeinträchtigt. Der damit geschwächte Auswurf von Blut aus dem Herzen begünstigt die Entstehung von Thromben, Blutgerinnseln, die Blutzirkulation und Versorgung des Körpers beeinträchtigen. Wird das Blutgefäß durch den Thrombus vollständig verschlossen, kommt es zu einer Embolie. Diese kann zum Tod führen.

Eine zweite gefährliche Komplikation entsteht, wenn das Herzwandaneurysma reißt und sich Flüssigkeit ansammelt. Diese sogenannte Herztamponade übt Druck auf lebenswichtige Funktionen aus und behindert die Kontraktionsbewegung des Herzens. Die Todesrate ist in solchen Fällen sehr hoch, da die Flüssigkeit nur selten schnell genug durch Punktur und Drainage abgeführt werden kann.

Das Herzwandaneurysma wird häufig von Herzrhythmusstörungen und Linksherzinsuffizienz begleitet, die ebenfalls behandelt werden müssen. Ansonsten führen diese Folgeerscheinungen unter Umständen zu einem kardiogenem Schock durch mangelnde Sauerstoffversorgung. Eine operative Entfernung bietet sich nur bei geeigneter Lage des Herzwandaneurysmas an.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Arztbesuch ist anzuraten, sobald Unregelmäßigkeiten der Herztätigkeit eintreten. Bei Störungen des Herz-Rhythmus, einem nicht erklärbaren Herzrasen oder einem anhaltenden Bluthochdruck sollte ein Arzt aufgesucht werden. Treten Schweißausbrüche, Hitzewallungen oder eine innere Unruhe auf, sollte die Ursache von einem Arzt ermittelt werden. Schlafstörungen, Beschwerden der Atmung, ein Druckgefühl im Brustkorb, Schmerzen sowie Schwindel sollten untersucht und behandelt werden.

Treten Probleme beim Schluckakt auf und setzen Husten oder Heiserkeit ein, ist ein Arzt zu konsultieren. Kommt es durch die Unregelmäßigkeiten zu einer Verweigerung der Nahrung oder Flüssigkeitszufuhr, wird ein Arzt benötigt. Dem Betroffenen droht eine Unterversorgung des Organismus, die medizinisch versorgt werden muss. Bei Durchblutungsstörungen in den Gliedmaßen, gilt besondere Vorsicht. Leidet der Betroffene wiederholt unter kalten Fingern, Händen oder Füßen, empfiehlt sich eine Kontrolluntersuchung. Treten ungewohnte Herzprobleme in körperlichen Belastungssituationen auf, ist diese Beobachtung mit einem Arzt zu besprechen.

Da das Herzwandaneurysma häufig zu Beginn der Erkrankung keine starken Symptome zeigt, sondern die Beschwerden erst im fortgeschrittenen Stadium deutlich werden, sollte bereits bei den ersten wahrnehmbaren Anzeichen ein Arztbesuch erfolgen. Je eher der Betroffene bei einem Arzt vorspricht, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten.

Behandlung & Therapie

Die Therapie hängt vor allem von der Größe und der Lage des Herzwandaneurysmas ab. Grundsätzlich können Herzwandaneurysmen operativ und konservativ behandelt werden. Hat der Mediziner ein großes Herzwandaneurysma diagnostiziert, sollte dieses - aufgrund des Rupturrisikos und rezidivierender Embolien - operativ behandelt werden.

Schlussendlich besteht, sofern es sich um ein großes Herzwandaneurysma handelt, die Gefahr, dass dieses reißt, sodass das Leben des Patienten in Gefahr ist. Entscheidet sich der Mediziner für eine Operation, stehen verschiedene Operationsmethoden zur Verfügung. Einerseits kann er sich für die Verwendung einer Gefäßprothese entscheiden, andererseits einen Stent in das betroffene Gefäß einsetzen.

Eine weitere Möglichkeit bietet die sogenannte DOR-Plastik. Dabei wird das Herz freigelegt und in weiterer Folge das Herzwandaneurysma dargestellt und eröffnet. Der Mediziner untersucht im weiteren Operationsverlauf jene Stellen der Herzwand auf, die für die Ausdünnung verantwortlich sind.

Dabei entfernt der Mediziner das aneurysmatische Gewebe und kann gegebenenfalls auch einen Patch auf den Defekt, der vom Herzwandaneurysma ausgegangen ist, anbringen. Hat der Mediziner ein kleines Herzwandaneurysma diagnostiziert, das keine Beschwerden verursacht, entscheidet er sich vorwiegend für die konservative Behandlung.

Dabei werden vorwiegend Risikofaktoren, wie etwa Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, eine ungesunde Ernährung oder Nikotinkonsum in Angriff genommen. Vermindert der Patient die Risikofaktoren, kann er dafür sorgen, dass das Herzwandaneurysma unverändert groß bleibt, sodass keine Operation erforderlich ist.


Aussicht & Prognose

Das Herzwandaneurysma ist ein gefährlicher Zustand mit schlechter Prognose, sofern der Patient nicht operativ behandelt wird. Wie bei jedem Aneurysma besteht auch beim Herzwandaneurysma die Gefahr, dass die Herzwand bereits so stark ausgedünnt ist, dass ein mehr oder weniger großer Riss entsteht und es zu schweren inneren Blutungen kommt. Da der Herzmuskel stark durchblutet ist, kann diese Komplikation tödlich enden, wenn der Betroffene nicht sofort notoperiert werden kann. Voraussetzung für die Heilung ist die Wiederherstellung des ausgedünnten Gewebes, weshalb das Herzwandaneurysma überhaupt erst entstehen konnte. Gelingt das und verheilen die Nähte nach dem operativen Eingriff ohne größere Komplikationen, dann kann sich der Patient von einem Herzwandaneurysma wieder vollständig erholen.

Entscheidend für eine akkurate Prognose ist weiterhin die Frage, wie es zu einer Ausdünnung der Herzwand kommen konnte. Liegt eine Grunderkrankung vor, die die Herzwand schädigt, kann womöglich nicht ausgeschlossen werden, dass es wieder zu einem solchen Zustand kommt. Häufig entsteht ein Herzwandaneurysma als Folge eines Herzinfarktes und ist am Tag danach sehr anfällig für lebensbedrohliche Rupturen. Übersteht der Patient aber den kritischen ersten Tag, dann bessert sich somit auch seine Aussicht auf Genesung. Bei jedem Herzwandaneurysma besteht zudem das Risiko der Gerinnselbildung, was zu gefährlichen Thrombosen und anderen Komplikationen führen kann.

Vorbeugung

Ein Herzwandaneurysma kann nur bedingt vorgebeugt werden. Da es sich vorwiegend um eine Spätfolge eines Herzinfarkts handelt, ist es daher umso wichtiger, dass es gar nicht erst zu einem Herzinfarkt kommt. Bewegungsmangel, Übergewicht, Nikotinkonsum, ungesunde Ernährung - allesamt Faktoren, die einen Herzinfarkt (und in weiterer Folge das Herzwandaneurysma) begünstigen.

Nachsorge

Die weiteren Maßnahmen einer Nachsorge hängen bei einem Herzwandaneurysma in der Regel sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose und von der Ausprägung dieser Krankheit ab, sodass dabei keine allgemeine Voraussage getroffen werden kann. Allerdings wirkt sich dabei immer eine frühzeitige Erkennung der Beschwerde positiv auf den weiteren Verlauf aus und kann auch weitere Komplikationen und Beschwerden verhindern.

Im schlimmsten Fall kann es durch das Herzwandaneurysma zum Tod des Betroffenen kommen, sodass schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen der Erkrankung ein Arzt kontaktiert werden sollte. Die Behandlung der Krankheit erfolgt dabei meist durch einen operativen Eingriff, welcher ohne besonderer Komplikationen verläuft. Der Betroffene sollte sich nach dem Eingriff ausruhen und den Körper nicht anstrengen.

Dabei ist von körperlichen und sportlichen Aktivitäten abzusehen, um den Körper nicht unnötig zu belasten. Ebenso wirkt sich im Allgemeinen eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung sehr positiv auf den Verlauf des Herzwandaneurysmas aus. Auf fettige Nahrung sollte verzichtet werden, um einen hohen Blutdruck zu vermeiden. Auch nach einem erfolgreichen Eingriff sind weitere Untersuchungen des Herzens sehr wichtig. Eventuell kommt es durch das Herzwandaneurysma zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen.

Das können Sie selbst tun

Patienten mit einem Herzwandaneurysma halten sich grundsätzlich an die Anweisungen des behandelnden Facharztes, da es sich um eine schwerwiegende Erkrankung handelt, bei der jederzeit folgenschwere Komplikationen möglich sind. Die Möglichkeiten zur Selbsthilfe der Betroffenen richten sich vor allem nach der Art der Therapie. Bei einer konservativen Behandlung geht es insbesondere darum, bekannte Risikofaktoren zu verringern und damit einen operativen Eingriff zu umgehen.

Indem der Patient mit Herzwandaneurysma Bluthochdruck und Körpergewicht verringert, den Zigarettenkonsum aufgibt und seine Ernährung auf gesunde Weise umstellt, verbessern sich Wohlbefinden und Lebensqualität. Gleichzeitig reduziert der Patient damit die Wahrscheinlichkeit, dass für das Herzwandaneurysma eine operative Behandlung notwendig wird.

Im Fall einer Operation versucht der Betroffene, den Erfolg des chirurgischen Eingriffs und seine Heilungschancen durch eine adäquate Vorbereitung zu erhöhen. Dabei orientiert er sich in erster Linie an den Hinweisen des Arztes. Schon vor der Operation empfiehlt sich die Umstellung auf einen gesunden Lebensstil sowie der Verzicht auf körperliche Belastungen und die Minimierung von psychischem Stress. Nach dem Eingriff verbleibt der Patient zunächst in stationärer Betreuung und hält ausgedehnte Ruhezeiten ein, die der Regeneration dienen. Eine leichte, herzschonende Ernährungsweise behält der Patient auch zu Hause weiter bei.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

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