Linksherzinsuffizienz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Linksherzinsuffizienz wird auch als Herzmuskelschwäche bezeichnet. Von der Herzerkrankung ist die linke Herzkammer betroffen, es besteht eine Unfähigkeit, den Anforderungen des Blutkreislaufes gerecht zu werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Linksherzinsuffizienz?

Eine Linksherzinsuffizienz kann im schlimmsten Fall zum Tode des Betroffenen führen. Aus diesem Grund muss diese Krankheit dringend von einem Arzt behandelt und untersucht werden, damit es nicht zu Folgeschäden und anderen Komplikationen kommt.
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Durch die Unfähigkeit des linken Herzens, genügend Blut in den Kreislauf zu pumpen, kommt es zu einem Blutrückstau in die Lunge. Aus diesem pathophysiologischen Geschehen leiten sich auch die Krankheitserscheinungen der Linksherzinsuffizienz ab.

Eine Herzschwäche nimmt ihren Ausgang in der Regel immer am linken Herzen. Schreitet die Erkrankung fort, ist schließlich auch das rechte Herz betroffen. Der Arzt spricht dann von Rechtsherzinsuffizienz. Ist der gesamte Herzmuskel von einer Leistungsschwäche betroffen, so spricht man von Globalinsuffizienz.

Der Begriff Linksherzinsuffizienz bedeutet also eine unzureichende Leistungs- bzw. Arbeitskraft des linken Herzens bezogen auf die Anforderungen des gesamten Blutkreislaufes. Je nach Ausprägungsgrad einer Linksinsuffizienz wird zwischen Ruheinsuffizienz und Belastungsinsuffizienz unterschieden. Bei der Ruheinsuffizienz treten die Beschwerden bereits in Ruhezustand auf, in diesem Fall wäre die Linksherzinsuffizienz also bereits erheblich fortgeschritten.

Ursachen

Eine Linksherzinsuffizienz kann als Akutereignis auftreten oder sich schleichend-chronisch entwickeln. Für die Linksherzleistungssschwäche kommen eine Vielzahl möglicher Ursachen in Betracht. Zu den wichtigsten Auslösern einer Linksinsuffizienz gehören die koronare Herzkrankheit, KHK, und der Herzinfarkt.

Beiden Krankheitsbildern liegt eine fortschreitende Sklerosierung der Herzkranzgefäße zugrunde. Auch eine Herzmuskelentzündung, Myokarditis, oder eine krankhafte Herzgefäßerweiterung, dilatative Kardiomyopathie, können zur Linksherzinsuffizienz führen. Weitere Ursachen sind beispielsweise Herzklappenerkrankungen, die angeboren oder erworben sein können.

Außerdem haben die meisten Herzrhythmusstörungen des Herzens das Potenzial, in einer Linksherzinsuffizienz zu münden. Rhythmusstörungen des Herzens können, müssen aber nicht mit einer mit einer insuffizienten Auswurfleistung des linken Herzens einhergehen. Auch durch Medikamentennebenwirkungen, im Rahmen einer Chemotherapie oder durch toxische Einwirkung bei Sepsis kann es akut zur Linksherzbelastung mit durchgehender Insuffizienz kommen.

Selbst ein ansonsten normal funktionierendes Herz kann durch zu hohe Arbeitslast, beispielsweise im Rahmen einer hypertonen Krise, eine vorübergehende Linksherzinsuffizienz entwickeln.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ist das Herz nicht mehr im Stande, die Organe zu durchbluten, treten verschiedene Symptome auf. Mögliche Anzeichen für eine Linksherzinsuffizienz sind Atembeschwerden und eine erhöhte Herzfrequenz, verbunden mit einer verringerten Belastbarkeit. Der Arzt kann bei der Untersuchung oft einen dritten Herzton, den sogenannten Galopprhythmus, feststellen. In schweren Fällen wird dieser auffällige Rhythmus von den Betroffenen selbst bemerkt.

Begleitend dazu kommt es zu krankhaften Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge, im Herzbeutel oder in den Gliedern. In welcher Ausprägung diese Beschwerden auftreten, hängt vom Krankheitsstadium ab. Zu Beginn kann eine Linksherzinsuffizienz insbesondere an leichten Atembeschwerden, Hustenanfällen und einer ungewöhnlichen Nervosität bemerkt werden.

Anschließend stellen sich Symptome wie kalter Schweiß und Rasselgeräusche ein. Die Atmung ist beschleunigt, woraus oft eine nächtliche Atemnot resultiert. Eine fortgeschrittene Linksherzinsuffizienz kann zu einer Lungenstauung und in letzten Konsequenz zur Entstehung eines Lungenödems führen.

Durch die Unterversorgung von Muskeln und Gehirn nimmt die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit schleichend ab, oft begleitet von Symptomen wie Verwirrtheit, Schwindel und anderen Bewusstseinsstörungen. Äußerlich ist eine Linksherzinsuffizienz an der Blaufärbung von Haut und Schleimhäuten sowie dem Schweißfilm auf Stirn und Armen zu erkennen.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnostik zielt auf die Ergründung der Ursachen einer Linksinsuffizienz und der daraus resultierenden Folgen, die reversibel, aber auch dauerhaft schwerwiegend sein können. Zunächst kann der Hausarzt eine grundlegende Diagnostik mittels Elektrokardiogramm, EKG oder Belastungs-EKG einleiten.

Eine erweiterte Diagnostik muss beim Kardiologen oder unter ambulanten Bedingungen in einer Klinik stattfinden. Bereits eine Ultraschalldarstellung des Herzmuskels kann Hinweise auf den Ausprägungsgrad einer Linksherzinsuffizienz geben. Die Herzkatheteruntersuchung, Koronarangiographie, wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Schon während der Untersuchung können erkennbare Engstellen der Herzkranzgefäße geweitet und so der Blutfluss wieder verbessert werden.

Vor jeder klinischen Untersuchung kommt der Anamnese eine große Bedeutung zu, der Patient schildert seine Symptome, die auf das Vorliegen einer Linksherzschwäche schließen lassen. Frühe Zeichen einer Linksherzleistungsschwäche sind eingeschränkte Belastbarkeit und Luftnot. Wird keine adäquate Therapie eingeleitet, so treten im weiteren Krankheitsverlauf Luftnot und ein Lungenödem, erkennbar an den Rasselgeräuschen bei der Auskultation, auf.

Komplikationen

Eine Linksherzinsuffizienz kann im schlimmsten Fall zum Tode des Betroffenen führen. Aus diesem Grund muss diese Krankheit dringend von einem Arzt behandelt und untersucht werden, damit es nicht zu Folgeschäden und anderen Komplikationen kommt. Die Patienten leiden dabei in erster Linie an einer Atemnot. Durch die verringerte Zufuhr an Sauerstoff kommt es auch zu einer dauerhaften Müdigkeit und zu einer Abgeschlagenheit.

Die Betroffenen leiden an Angstgefühlen und nicht selten auch an einer Beklemmung in der linken Seite der Brust. Weiterhin kommt es auch zu einer inneren Unruhe und zu einer Appetitlosigkeit. Die Betroffenen zeigen auch häufig Wassereinlagerungen, die sich sehr negativ auf den Alltag auswirken können. Auch ein häufiges Wasserlassen kann durch die Linksherzinsuffizienz bedingt werden. Im schlimmsten Fall führt diese Erkrankung zum Tode des Patienten.

Die Behandlung der Linksherzinsuffizienz kann nur mit Hilfe von Medikamenten erfolgen. Ein operativer Eingriff ist in diesem Falle nicht vorgesehen. Durch die Behandlung können viele Beschwerden eingeschränkt werden. Komplikationen treten dabei nicht auf. In schwerwiegenden Fällen ist allerdings die Transplantation eines Herzens notwendig, damit es nicht zum Tode des Patienten kommt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Atemnot, schnelle Erschöpfung und andere typische Anzeichen einer Linksherzinsuffizienz bemerkt werden, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Weitere Alarmzeichen sind Husten, rasselnde Atemgeräusche und gelegentlich auch Herzstechen. Wer diese Symptome bemerkt, sollte den Hausarzt oder einen Kardiologen konsultieren. Spätestens, wenn ernste Atembeschwerden oder Herz-Kreislauf-Beschwerden auftreten, muss dies medizinisch abgeklärt werden. Eine Linksherzinsuffizienz schreitet progressiv voran, weshalb in jedem Fall eine ärztliche Überwachung vonnöten ist. Personen, die an einer Erkrankung des Herzens oder der anderen Organe im Brust- und Bauchraum leiden, sollten bei ungewöhnlichen Symptomen mit dem verantwortlichen Facharzt sprechen.

Bei andauernden Beschwerden wird optimalerweise sofort der Kardiologe aufgesucht. Stärker werdende Symptome sind ein deutliches Warnzeichen, welches einer sofortigen Abklärung bedarf. Geschieht dies frühzeitig, kann die Linksherzinsuffizienz in vielen Fällen gelindert werden. Deshalb muss in jedem Fall der Hausarzt aufgesucht werden, wenn ungewöhnliche Beschwerden im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems auftreten. Daneben kann der Nephrologe, ein Gastroenterologe oder auch ein Neurologe hinzugezogen werden, je nachdem, welche Ursachen der Linksherzinsuffizienz zugrunde liegen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Linksherzinsuffizienz sollte sich nach der zugrunde liegenden Ursache richten. Bei allen Formen der Herzleistungsschwäche sollen Therapieprinzipien nach den Richtlinien der Bundesärztekammer eingehalten werden.

Patienten mit Herzinsuffizienz müssen die tägliche Trinkmenge auf 1,5 Liter beschränken, um die Herzbelastung so gering wie möglich zu halten. Liegt eine Hypertonie vor, so ist eine medikamentöse Einstellung erforderlich. Hierfür stehen verschiedene Gruppen von Medikamenten zur Verfügung. Mitunter braucht es einige Zeit, um die effektive Medikamentenkombination zur Blutdrucksenkung herauszufinden.

Bei einer akuten Linksherzinsuffizienz durch Herzinfarkt mit Lungenödem wird als Therapiemaßnahme ein sogenannter unblutiger Aderlass durchgeführt. Dabei wird zur Herzentlastung der venöse Rückfluss aus den Beinen vorübergehend gedrosselt. Bei kritischer Koronardurchblutung kann die Indikation zur Operation bestehen. Dabei werden sogenannte Bypässe an den Koronarien als Kollateralkreisläufe geschaffen. Das dazu benötigte Gefäßmaterial wird in der Regel den Beinvenen entnommen. Dieser Eingriff findet unter Vollnarkose statt, bei erfolgreichem Verlauf kann die Linksherzinsuffizienz vollständig ausheilen.

Der größte Risikofaktor nach einer Bypass-OP ist die erneute Sklerosierung der Gefäße. Patienten mit Linksherzinsuffizienz werden angehalten, eine kochsalzarme Diät einzuhalten und sollten Normalgewicht anstreben. Übermäßiger Genussmittelmissbrauch schädigt den Herzmuskel,deshalb sollten Patienten mit Linksinsuffizienz auf Nikotin und Alkohol verzichten.


Aussicht & Prognose

Ohne eine ausreichende medizinische Versorgung ist die Prognose bei einer Linksherzinsuffizienz ungünstig. Die Beschwerden nehmen kontinuierlich an Intensität und Umfang zu, bis es letztlich zu einem Herzversagen und damit zum vorzeitigen Ableben des Betroffenen kommt. Treten Komplikationen im weiteren Krankheitsverlauf trotz einer Behandlung ein, ist die Prognose ebenfalls schlecht. Auch hier kann die Erkrankung im schlimmsten Fall zum Tod des Patienten führen.

Bei einer schnellstmöglichen Diagnosestellung und unverzüglichen medizinischen Behandlung verbessert sich die Aussicht auf eine Linderung der vorhandenen Beschwerden. Die Belastung des Herzens muss langfristig so gering wie möglich gehalten werden. Emotionaler wie auch körperlicher Stress sind zu vermeiden und Anstrengungen jeder Art sind auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Andernfalls steigen die Risiken für das Ausbrechen von Folgestörungen sowie die Ausbreitung der Beschwerden. Daher können Maßnahmen der Selbsthilfe den Genesungsprozess positiv unterstützen und sollten unverzüglich Anwendung finden.

Mit den heutigen medizinischen Möglichkeiten gibt es gute Therapieansätze, die trotz der vorhandenen Herzschwäche das Weiterleben mit der Erkrankung erlauben. Eine Langzeitbehandlung, die Gabe von Medikamenten, Kontrolluntersuchungen sowie vorbeugende Maßnahmen sind dabei zwingend notwendig. Andernfalls verschlechtern sich die Aussichten auf die Erhaltung des Lebens. Der Alltag muss umstrukturiert und an der Belastbarkeit des Organismus ausgerichtet werden.

Vorbeugung

Einer Herzschwäche kann durch effektive Therapie von Erkrankungen, die zu einer Schädigung des Herzmuskels führen können, vorgebeugt werden. In erster Linie betrifft das die koronare Herzkrankheit, die Hypertonie und Fettstoffwechselstörungen durch einen zu hohen Cholesterinspiegel.

Außerdem sollten Risikofaktoren vermieden werden. Übergewicht muss abgebaut werden oder man sollte es erst gar nicht zu einer Fettleibigkeit kommen lassen. Indem zusätzlich auf Nikotin und übermäßigen Alkoholkonsum verzichtet wird, verringert sich das Risiko für eine Herzinsuffizienz deutlich. So kann schweren Krankheitsverläufen vorgebeugt werden.

Nachsorge

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen verhindern das Auftreten möglicher Komplikationen oder Verschlimmerungen, da diese rechtzeitig erkenntlich gemacht werden. Betroffene Personen, die unter einer Herzkrankheit leiden, können allerdings auch einige Nachsorgemaßnahmen selbst ergreifen, wie etwa einen gesunden Lebensstil mit ausreichend Schlaf und Bewegung an der frischen Luft. Sollten sich im Zuge der Nachsorge ungewöhnliche Gefühle im Herzbereich auftun, empfiehlt es sich, dies unverzüglich dem behandelnden Arzt mitzuteilen. Die Ernährung spielt bei einigen Herzkrankheiten ebenfalls eine große Rolle, sodass in diesem Zusammenhang auch darauf geachtet werden sollte, nicht zu fettreich zu essen.

Das können Sie selbst tun

Patienten mit einer Linksherzinsuffizienz leiden an einer Erkrankung, die in den meisten Fällen nicht heilbar ist. Trotzdem können sie durch Änderung des Lebensstils, gesündere Ernährung und regelmäßige Bewegung entscheidenden Einfluss auf den Verlauf ihrer Erkrankung nehmen.

Galt früher noch, dass sich Patienten mit einer Herzschwäche nicht belasten sollen, wird heute eine regelmäßige und angepasste Bewegung empfohlen. Hierzu gibt es zahlreiche Herzsportgruppen, in denen unter qualifizierter Anleitung und mit ärztlicher Betreuung dem Leistungsstand entsprechend Sport betrieben wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Herzinsuffizienz ist die gesunde Ernährung. Häufig ist eine Gewichtsreduktion anzustreben. Empfohlen wird hierzu eine mediterrane Diät mit viel Obst, Gemüse, Fisch und Olivenöl. Viel Kochsalz in der Nahrung kann sich schlecht auf die Gefäße und die Linksherzinsuffizienz auswirken. Auf Alkohol und Nikotin sollten die Betroffenen nach Möglichkeit gänzlich verzichten. Nach Rücksprache mit dem Arzt sollen Patienten mit einer Herzinsuffizienz häufig eine bestimmte Trinkmenge nicht überschreiten, da zusätzliche Flüssigkeit eine Belastung für das geschwächte Herz darstellt.

Stress im Alltag oder im Beruf ist auch für das geschwächte Herz eine zusätzliche Belastung, die nach Möglichkeit vermieden werden sollte. Hier bieten sich zusätzlich Entspannungsübungen, wie die progressive Muskelentspannung oder autogenes Training an. Essenziell ist auch die regelmäßige Einnahme der verordneten Medikamente.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

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