Hirnbiopsie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Hirnbiopsie, auch Hirnpunktion genannt, ist eine medizinische Untersuchungsmethode, bei der ein Stück des Gehirns zur weiteren Untersuchung entnommen wird. Die Untersuchung des entnommenen Gewebes kann Aufschluss über die Art der Hirnläsionen geben, und beispielsweise bestätigen, ob ein Gehirntumor vorliegt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Hirnbiopsie?

Eine Hirnbiopsie, auch Hirnpunktion genannt, ist eine medizinische Untersuchungsmethode, bei der ein Stück des Gehirns zur weiteren Untersuchung entnommen wird.

Bei der Diagnose von Erkrankungen des Gehirns ermöglicht eine Hirnbiopsie, deren zugrundeliegende Gewebeprobe durch ein in die Schädelwand gebohrtes Loch entnommen wird, eine verlässliche Diagnose der vorliegenden Erkrankung. Das Ziel einer Biopsie des Hirns ist die Unterscheidung von Hirnläsionen.

Diese treten zum Beispiel in der Form von Blutungen, Infektionen, einer cerebralen Vaskulitis (Gefäßentzündung), aber auch als Tumoren auf. Auch wenn die Ärzte nicht aus dem Verlauf der Krankheit erschließen können, welche Art der Hirnläsion vorliegt, ist eine Hirnbiopsie angebracht. Denn bei dieser Gewebeuntersuchung ist das Ergebnis schnell verfügbar, was die Diagnose - und damit auch die angebrachte Therapie - beschleunigt. Eine Hirnbiopsie belegt beispielsweise, ob ein gutartiger Tumor vorliegt, der keine weitere Behandlung erfordert, oder ab ein bösartiger Tumor sofort durch eine Chemotherapie beseitigt werden muss.

Funktion, Wirkung & Ziele

Ein verbreitetes Verfahren zur Entnahme einer Gewebeprobe aus dem Gehirn ist die stereotaktische Biopsie. Zur Vorbereitung auf die Hirnbiopsie fixiert der Arzt hierbei auf dem Kopf des Patienten einen Helm. Durch die der Narkose vorangegangene bildgebende Verfahren, z.B. durch eine MRT-Untersuchung, ist der Operateur bereits informiert, an welcher Stelle des Gehirns Auffälligkeiten bestehen. Auf dem Helm trägt er nun die Koordinatoren an, die ihm zeigen, an welcher Stelle er die Gewebeprobe entnehmen muss.

An der entsprechenden Stelle bohrt der Chirurg schließlich die Schädelwand durch und entnimmt durch eine Nadel eine Gewebeprobe. Vorher wird das betreffende Areal desinfiziert, um eine Infektion der Wunde zu vermeiden, und durch einen etwa vier Zentimeter breiten Hautschnitt vorbereitet. Da die Haare nur punktuell rasiert werden müssen, macht sich die Biopsie nicht in der Frisur bemerkbar. Das Bohrloch durch die Schädelwand ist etwa 7 mm tief und hat einen Durchmesser von weniger als einem Zentimeter. Die Punktion kann auch an mehreren Stellen wiederholt werden, um präzise die unterschiedlichen Areale einer Hirnläsion untersuchen zu können. Bei der Punktion soll so wenig wie möglich Gehirngewebe geschädigt werden. Aufgrund der heute verfügbaren bildgebenden Mittel, die dem Chirurgen sogar während der Operation zur Verfügung stellen, ist dies auch realisierbar.

Die Operation dauert etwa zwei Stunden, wobei ungefähr die Hälfte der Zeit auf die Ermittlung der passenden Bohrstelle aufgewendet wird. An jenen Stellen, an denen eine Gewebeprobe stattfand, hinterlässt der Chirurg ein Titankügelchen, das bei späteren MRT-Untersuchungen sichtbar ist und bestätigen kann, das die Punktion an der richtigen Stelle stattfand. Während des Eingriffs ist im Operationsraum ein Neuropathologe anwesend, der die entnommene Gewebeprobe sofort untersucht - dies erfolgt beispielsweise durch eine Färbung der Gewebeprobe und einer anschließenden mikroskopischen Begutachtung dieser.

Der Rückgriff auf eine zytologische (die Zellen betreffende) Diagnostik erlaubt dem Neuropathologen, anhand der Zellaktivität in der Gewebeprobe den Verdacht auf einen Tumor zu bestätigen oder aus dem Weg zu räumen. Auch der Verdacht auf eine cerebralen Vaskulitis, also einer Entzündung der Gefäße im Gehirn, lässt sich mit Hilfe einer Biopsie schnell und sehr verlässlich klären. Falls die Ergebnisse der neuropathologischen Untersuchung es erfordern, werden noch weitere Gewebeproben entnommen.

Ansonsten erklärt der Neuropathologe die Operation für beendet und arbeitet den Befundbericht aus, den der Arzt im Nachgang mit dem Patienten hinsichtlich der nächsten Behandlungsschritte bespricht. Nach dem Eingriff verbleibt der Patient einige Tage zur Beobachtung im Krankenhaus. Die Nachkontrolle der Heilung kann der Arzt aber auch ambulant durchführen.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Eine Hirnbiopsie ist ein invasiver Eingriff, und somit ist er auch mit Risiken verknüpft. Es kann zu einer Blutung im Stichkanal kommen. Um hier die Risiken zu mindern, erhebt man vor der Operation einen Gerinnungsbefund. Nur wenn keine Blutgerinnungsstörungen vorhanden sind, ist eine Hirnbiopsie angebracht. Denn eine Blutung im Gehirn birgt das Risiko, dass dauerhafte Lähmungen oder Sprachstörungen beim Patienten auftreten.

Im Extremfall kommt es zu einer tödlichen Blutungskomplikation - das Risiko hierfür ist mit 0,2 Prozent jedoch äußerst gering. Auch die Lage etwaiger Hirnläsionen sowie das Alter der Patienten beeinflusst die Entscheidung für oder gegen eine Hirnbiopsie. Nach der Hirnpunktion kann in den seltensten Fällen eine Infektion der Wunde auftreten, die im schlimmsten Fall auch auf Hirnhaut oder Gehirn übergreifen kann. Um dies zu vermeiden, ist die Einhaltung höchster hygienischer Standards bei der Operation und bei der Wundversorgung obligatorisch. Zudem kann es nach der Punktion zu einer Schwellung des Gehirngewebes kommen, auch kann Gehirnwasser austreten.

Weiterhin sind die Komplikationen, die im Zuge einer Narkose auftreten können, wie Störungen des Herz-Kreislauf-Systems, auch bei einer Hirnbiopsie zu berücksichtigen. Insgesamt gilt die Hirnpunktion jedoch als eine Untersuchungsmethode, die eine geringe Komplikationsrate aufweist und für die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung wertvolle Hinweise erbringen kann. Bevor der Patient sich beispielsweise für eine Chemotherapie entscheidet, die selbst hohe Gesundheitsrisiken mit sich bringt, bringt die Hirnbiopsie endgültige Sicherheit, ob tatsächlich ein Tumor oder eine andere Hirnläsion - die eine andere Behandlung erforderlich macht - vorliegt. In 98 Prozent der Hirnbiopsien kann nach der Gewebeuntersuchung einer eindeutige Diagnose gestellt werden.

Quellen

  • Böcker, W. et al.: Pathologie. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2008
  • Klingelhöfer, J., Berthele, A.: Klinikleitfaden Neurologie. Urban & Fischer, München 2009
  • Paulus, W., Schröder, J.M. (Hrsg.): Pathologie – Neuropathologie. Springer, Berlin 2012

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