Hirsuties papillaris penis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Hirsuties papillaris penis sind Hautveränderungen am Rand der männlichen Eichel, die warzenartigen Hornzipfelchen gleichkommen und sich bis über das Vorhautband ziehen können. Die Anomalien haben keinen Krankheitswert, sondern entsprechen einem harmlosen Atavismus. Die Behandlung wird nicht von der Krankenkasse übernommen, da aus medizinischer Sicht keine Notwendigkeit zur Therapie besteht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Hirsuties papillaris penis?

Die Hirsuties papillaris penis werden häufig mit den wildesten Spekulationen über mögliche Ursachen in Zusammenhang gebracht. Einige Betroffenen meinen, es handele sich um eine Fehlbildung. Andere Patienten gehen von einer sexuell übertragbaren Erkrankung aus.
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Bei Hirsuties papillaris penis oder Hirsuties papillaris coronae glandis bilden sich am Rand der Eichel warzenartige Hautveränderungen, die weiß, hautfarben oder rötlich erscheinen können. Im deutschen Sprachraum ist bei den winzigen Warzen zuweilen auch von Hornzipfeln oder Hornzipfelchen die Rede. Vom Eichelrand können sich die Warzen bis hin zum Vorhautband des Penis ziehen.

Die hornartigen Zipfelchen werden von der Medizin auch als Papillae coronae glandis, als Papillomata coronae glandis oder als Penispapillome bezeichnet. Papillome sind gutartige Tumore. Im engeren Sinn handelt es sich bei Hirsuties papillaris penis allerdings nicht um ein Phänomen mit Krankheitswert. Von einer Tumorerkrankung kann so im Grunde keine Rede sein.

Die Hornzipfelchen sind in Deutschland relativ verbreitet und treten an circa 20 Prozent aller pubertierenden Jungen auf. Weltweit sind rund 40 Prozent aller Männer davon betroffen. Analog dazu existiert mit den Hirsuties papillaris vulvae eine ähnliche Warzenerkrankung des weiblichen Geschlechts, bei der sich die winzigen Warzen im Bereich der Vulva bilden. Die weibliche Variante ist verglichen mit der männlichen weitaus seltener. Krankheitswert besitzen allerdings auch die Hirsuties papillaris vulvae nicht.

Ursachen

Die Hirsuties papillaris penis werden häufig mit den wildesten Spekulationen über mögliche Ursachen in Zusammenhang gebracht. Einige Betroffenen meinen, es handele sich um eine Fehlbildung. Andere Patienten gehen von einer sexuell übertragbaren Erkrankung aus. Wieder andere erkennen in den Hornzipfelchen das Symptom einer anderen Erkrankung oder führen den Zustand auf mangelnde Hygiene zurück.

Nichts davon entspricht der Wahrheit. Stattdessen handelt es sich bei dem Phänomen um einen einfachen Atavismus, der keinerlei Krankheitswert besitzt. Von einem Atavismus ist immer dann die Rede, wenn anatomische Merkmale der stammesgeschichtlichen Vorfahren an einem Individuum der Neuzeit wieder ausgebildet werden. Da die Merkmale in der gegenwärtigen Entwicklungsstufe des Mannes keinerlei Funktion erfüllen, haben sich die Hornzipfelchen vermutlich im Laufe der Evolution zurückgebildet.

Hirsuties papillaris penis zählen in diesem Zusammenhang ähnlich der Rudimente zu den Evolutionsbelegen und sind eine normale Atavismus-Erscheinung. Da sie aber nicht alle Männer betreffen, werden sie gelegentlich als Missbildungen oder Entstellungen wahrgenommen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Patienten mit Hirsuties papillaris penis entdecken an ihrem Geschlechtsteil Hauveränderungen, die wie hornartige Zipfelchen aussehen. Die Veränderungen sind von geringer Größe und können in ihrer Farbe variieren. Neben weißen Hornzipfelchen können rötliche oder hautfarbene Zipfelchen vorliegen. In den meisten Fällen konzentriert sich die Hautveränderung aus den Rand der Eichel.

Nur in Ausnahmefällen ist ein größeres Feld betroffen. Einige Patienten entdecken zum Beispiel Hornzipfelchen mit einer Ausdehnung vom Eichelrand bis über das Vorhautband. Die warzenartigen Gebilde bereiten keinerlei Begleitbeschwerden. Weder schmerzen sie, noch lösen sie Juckreiz aus.

Da es sich nicht um das Symptom einer übergeordneten Erkrankung und ebenso wenig um eine eigenständige Erkrankung handelt, bleiben die Betroffenen weitestgehend asymptomatisch. Allerdings schämen sich die meisten Patienten gerade in der Pubertät für die abnormale Veränderung und sollten aus diesem Grund eine Behandlung in Erwägung ziehen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Aufgrund ihres typischen Erscheinungsbilds stellt sich die Diagnose der Hirsuties papillaris penis als relativ einfach heraus. Es kann kaum zu einer Verwechslung mit den sogenannten Fordyce-Drüsen in Form von freien Talgdrüsen, zu einer Verwechslung mit Talgzysten oder zu einer Fehldiagnose als ansteckende Feigwarzen kommen. Die Diagnose aus den Atavismus stellt der Hautarzt.

Differentialdiagnostisch ist das Phänomen vor allem von Molluscum contagiosum abzugrenzen, die vorwiegend in vereinzelter Form am Schaft des Penis auftreten und eine zentral gelegene Delle tragen. Differentialdiagnostisch relevant kann auch eine Abgrenzung zu Lichen ruber, zu den bowenoiden Papeln oder den Condylomata lata der Syphilis sein. Die Prognose für Patienten mit Hirsuties papillaris penis ist hervorragend.

Komplikationen

Durch Hirsuties papillaris penis kommt es zu Anomalien am Geschlechtsorgan des Mannes. In der Regel führen diese Anomalien nicht zu besonderen Beschwerden oder Komplikationen und müssen aus diesem Grund ebenso nicht behandelt werden. Sie können allerdings zu ästhetischen Beschwerden führen und damit beim Mann ein verringertes Selbstwertgefühl oder Minderwertigkeitskomplexe auslösen.

In der Regel wird die Lebensqualität und die Lebenserwartung durch Hirsuties papillaris penis nicht verringert oder eingeschränkt. Die Betroffenen leiden dabei an Zipfelchen auf der Eichel. Diese Zipfelchen führen allerdings nicht zu Schmerzen oder zu Juckreizen und stellen damit auch keine besondere Einschränkung im Alltag dar. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen können diese Beschwerden allerdings zu Schamgefühlen und zu einer Unsicherheit führen, sodass oft eine Behandlung erforderlich wird.

Ohne Behandlung kann es zu einer eingeschränkten Sexualentwicklung des Patienten kommen. Die Behandlung entfernt die Beschwerden vollständig, sodass es zu keinen weiteren Komplikationen oder Veränderungen auf der Haut kommt. Allerdings kann es zur Ausbildung von Narben kommen. In der Regel erfolgt vor der Behandlung eine Aufklärung durch einen Arzt über die möglichen Risiken des Eingriffes.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Mit einer Hirsuties papillaris penis ist ein Arztbesuch nicht zwingend notwendig. Die Hautveränderungen am Penis haben keinen Krankheitswert und können auch ohne ärztliche Behandlung auskommen. Im Normalfall entwickeln sich keine weiteren gesundheitlichen Auffälligkeiten. Mit einer verkürzten Lebenserwartung ist ebenfalls nicht zu rechnen. Ein Arztbesuch ist erst dann notwendig, wenn der optische Makel der hörnchenartigen Gebilde für den Betroffenen zu einem seelischen Problem wird.

Stellen sich belastende Emotionen wie Schamgefühle oder Ekel ein, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Kommt es zu partnerschaftlichen Problemen, einem Rückzugsverhalten oder der Vermeidung von zwischenmenschlichen Kontakten, besteht Handlungsbedarf. Führen die Hautveränderungen zu einer Änderung des Verhaltens oder der Persönlichkeit, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Bei Auffälligkeiten wie depressiven Phasen, Melancholie oder einem aggressiven Auftreten, ist ein Arzt zu konsultieren.

Treten durch die Hirsuties papillaris penis sexuelle Funktionsstörungen auf, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Werden die Hautveränderungen mutwillig aufgekratzt oder beschädigt, kann es zu gesundheitlichen Problemen kommen. Erfolgt eine unzureichende Wundversorgung, können Krankheitserreger in den Organismus gelangen und zu weiteren Erkrankungen führen. Ein Kontrollbesuch bei einem Arzt ist notwendig, da in schweren Fällen eine Blutvergiftung droht. Ein Arztbesuch sollte daher erfolgen, wenn Schmerzen einsetzen, es zu Rötungen der Haut, einem Juckreiz oder der Entstehung von Eiter kommt.

Behandlung & Therapie

Aus medizinischer Sicht ist keinerlei Notwendigkeit zur Behandlung der Hirsuties papillaris penis gegeben. Die Entfernung der warzenartigen Gebilde muss ebenso wenig stattfinden, wie eine medikamentöse Behandlung. Falls sich der Patient mit den Hornzipfelchen allerdings unwohl fühlt, sollte eine Behandlung trotzdem in Betracht gezogen werden, um eine unbeschwerte Sexualentwicklung sicherzustellen.

Da keine medizinische Notwendigkeit zur Behandlung besteht, werden die Kosten für eine Behandlung von Hirsuties papillaris penis nicht von der Krankenkasse übernommen. In den meisten Fällen entscheiden sich Patienten daher gegen eine Entfernung, sobald sie auf die mitunter große Prävalenz und die Harmlosigkeit der Hautveränderungen hingewiesen werden. In Einzelfällen entscheiden sich die Patienten aus rein kosmetischen Gründen für eine Entfernung der Hornzipfel.

Die Entfernung erfolgt meist im Rahmen einer Laserbehandlung oder in einer Kryotherapie. Der Patient steht bei der Entfernung unter Lokalanästhesie. Die Behandlung wird vom Hautarzt oder vom plastischen Chirurgen durchgeführt. Der Entfernung geht eine Aufklärung voraus, die auf das Risiko von störender Narbenbildung hinweist. Sobald diese Aufklärung erfolgt ist, reduziert sich die Anzahl der Behandlungswilligen nochmal um mindestens die Hälfte.


Aussicht & Prognose

Hirsuties papillaris penis ist ein Phänomen ohne Krankheitswert. Bei 30 bis 40 Prozent aller Männer können sich in der Pubertät die sogenannten Hornzipfel an der Eichel ausbilden. Es handelt sich um eine uralte Erbanlage, die bei jedem dritten Mann auftreten kann. Extrem selten leiden auch Frauen unter Hornzipfeln an der Vagina.

Da Hirsuties papillaris penis keine Erkrankung ist, muss es auch nicht behandelt werden. Allerdings können die Hornzipfel zu psychischen Belastungen führen. Das gilt besonders dann, wenn große Papeln auftreten. Diese werden von vielen Männern als unästhetisch und unnormal wahrgenommen. Teilweise erwächst daraus die Sorge, dass es sich um eine ernste Erkrankung handelt, die ansteckend ist. Öfter rufen Hornzipfel jedoch ein Schamgefühl vor der Partnerin hervor. Es kommt die Vermutung auf, die Partnerin könnte die Papeln als abschreckend und ansteckend empfinden. Diese Belastung kann zu einer erektilen Dysfunktion beim Mann führen. In diesem Sinne besitzt Hirsuties papillaris penis dann doch einen Krankheitswert.

In einigen Fällen hilft eine rein psychologische Betreuung allerdings nicht mehr. Hier schafft eine kosmetische Operation oft erst Abhilfe. Meist verläuft die chirurgische Entfernung der Hornzipfel gut. Allerdings bleiben in einigen wenigen Fällen auch Narben zurück, die ebenfalls unästhetisch sind und zu Funktionseinschränkungen des Penis führen können. Nach einer Operation ist außerdem auch eine Wiederkehr der Papeln möglich.

Vorbeugung

Den Hirsuties papillaris penis lässt sich nicht vorbeugen, da es sich um einen harmlosen Atavismus handelt.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei der Hirsuties papillaris penis in der Regel keine besonderen Maßnahmen einer direkten Nachsorge zur Verfügung. Die Krankheit selbst muss dabei auch nicht zwingend behandelt werden, da sie das Leben des Betroffenen nicht bedroht und in der Regel auch nur eine ästhetische Beschwerde darstellt. Daher ist bei der Hirsuties papillaris penis auch keine direkte Behandlung notwendig, falls sie nicht zwingend vom Betroffenen gewünscht wird.

Die Krankheit selbst kann dabei durch einen einfachen operativen Eingriff gelindert werden. Der Eingriff verläuft in der Regel ohne Komplikationen. Danach sollte der Betroffene den Bereich um des Penis besonders gut schützen und pflegen. Dabei ist häufig auch die Einnahme von Antibiotika notwendig, damit es nicht zu einer Entzündung kommt.

Der Betroffene sollte diese regelmäßig und auch in der richtigen Dosierung einnehmen. Weiterhin sind auch nach dem Eingriff einige Kontrollen durch einen Arzt sinnvoll. Wird die Hirsuties papillaris penis nicht behandelt, so kann es eventuell zu psychischen Verstimmungen kommen. In vielen Fällen helfen dabei intensive Gespräche mit dem eigenen Partner oder mit der Familie, damit es nicht zu Depressionen oder zu anderen psychischen Verstimmungen kommt.

Das können Sie selbst tun

In der Regel ist bei Hirsuties papillaris penis keine besondere Therapie oder Behandlung notwendig. Da der Betroffene in den meisten Fällen auch nicht an besonderen Beschwerden oder an Schmerzen leidet, müssen auch keine Selbsthilfemaßnahmen ergriffen werden, um diese Krankheit zu behandeln.

Viele Betroffene können sich für die Erkrankung allerdings schämen. Über diese Schamgefühle sollte der Betroffene auf jeden Fall mit dem eigenen Partner sprechen, um weitere psychische Beschwerden oder Depressionen zu vermeiden. Auch der Kontakt mit anderen Betroffenen oder das Gespräch mit einem Arzt kann diese Schamgefühle erheblich verringern und einschränken. Vor allem die Partnerin oder der Partner muss dem Patienten Rückhalt bieten und das Selbstwertgefühl stärken.

Obwohl keine Behandlung notwendig ist, kann die Hirsuties papillaris penis durch einen operativen Eingriff entfernt werden. Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf und es kommt in der Regel zu einem positiven Krankheitsverlauf. Die Ausbildung von Narben kann verhindert werden, indem der Betroffene die Haut nach dem operativen Eingriff pflegt und feucht hält. Besondere Möglichkeiten zur Selbsthilfe stehen dem Patienten dabei nicht zur Verfügung. Die Erkrankung schränkt die Lebenserwartung allerdings nicht ein.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014
  • Winkler, R., Otto, P., Schiedeck, T.: Proktologie. Thieme, Stuttgart 2011

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