Onkoviren

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Nach einer Infektion mit Onkoviren erhöht sich das Risiko, an bestimmten Krebsformen zu erkranken. Solche krebsauslösenden Viren sind Krankheitsursache von etwa 10 bis 20 % aller Krebserkrankungen. Viele Onkoviren sind der Wissenschaft genau bekannt und bestens beschrieben.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Onkoviren?

Hepatitis-Viren sind die für Menschen relevantesten Onkoviren. Hepatitis-B-Viren und Hepatitis-C-Viren erhöhen bei bestimmten Infektionsverläufen drastisch die Wahrscheinlichkeit, an Leberkrebs zu erkranken.
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Viren sind infektiöse Partikel, die sich fortpflanzen und den Spielregeln der Evolution unterliegen. Sie sind jedoch keine echten Lebewesen im klassischen Sinne, da sie keinen eigenen Stoffwechselapparat haben, sondern auf jenen der Wirtszellen angewiesen sind. Dabei führen sie neues Erbgut in das Erbgut der Wirtszelle ein oder verändern das Erbgut der Wirtszelle. Solche Prozesse führen manchmal zur Transformation von gutartigen Zellen in Tumorzellen.

Die Viren, die bei mehrzelligen Tieren und beim Menschen nachweislich Krebs auslösen, sind Onkoviren. Beim Entstehen von Krebs spielen je nach Virusart zahlreiche unterschiedliche Mechanismen eine Rolle. Manche Viren aktivieren krebserzeugende Gene, die schon in der Wirtszelle vorhanden sind. Andere Viren bauen virale Onkogene in die Wirtszelle ein. Es gibt Onkoviren unter allen Virengruppen, also sowohl unter den Retroviren als auch den DNA-Viren.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Hepatitis-Viren sind die für Menschen relevantesten Onkoviren. Hepatitis-B-Viren und Hepatitis-C-Viren erhöhen bei bestimmten Infektionsverläufen drastisch die Wahrscheinlichkeit, an Leberkrebs zu erkranken.

Hepatitis C und Hepatitis B werden durch Bluttransfusionen, beim Geschlechtsverkehr und direkt bei der Geburt übertragen. Es gibt aber auch viele Hepatitis-Infektionen, die auf unklare Weise, vielleicht durch kleinste Hautverletzungen, entstanden sind. Wenn die Infektion chronisch verläuft, wenn also das Immunsystem die Viren nicht aus dem Organismus eliminiert, kann ein hepatozelluläres Karzinom entstehen.

Durch biochemische Nachweise der Antikörper und Antigene erlauben Laboranalysen eine genaue Diagnose von Hepatitis B und Hepatitis C sowie dem aktuellen Infektionsstatus. Patienten selbst bemerken eine schleichende chronische Hepatitis hingegen oft nicht. Deshalb gehören Laboruntersuchungen zum Nachweis von Hepatitis-Antigenen und Hepatitis-Antikörpern zum medizinischen Routine-Check-up. Wer noch keinen Kontakt mit Hepatitis-B-Viren gehabt hat, kann sich impfen lassen. Eine Hepatitis-B-Impfung verhindert die Infektion mit diesem Virus und trägt so auch zur allgemeinen Krebsprophylaxe bei.

Humane Papillomviren (HPV) sind ebenso für einen Großteil der von Viren verursachten Krebserkrankungen verantwortlich. Das wichtigste Zielorgan dieses Virus ist der Gebärmutterhals. Papillomviren sind jene Viren, die den Geschlechtsverkehr zu einem Krebsrisiko machen, da die Übertragung zwischen den Genitalien oder beim Oralverkehr erfolgt. Gebärmutterhalskrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen.

Neben dem Gebärmutterhalskrebs lösen HPV-Viren in seltenen Fällen auch Peniskrebs oder Mundkrebs aus. Seit 2006 gibt es einen zugelassenen Impfstoff gegen bestimmte HPV-Viren. Die HPV-Impfung ist somit eine weitere für die Krebsprophylaxe einsetzbare Impfung.

Das HTLV-1-Virus ist ein Retrovirus, das beim Menschen manchmal Leukämie, also Blutkrebs, auslöst. Als Retrovirus gehört es zu einer ähnlichen Gruppe von Viren wie die HI-Viren. Eine Infektion ist wie bei HIV dauerhaft. Die HTLV-1-Infektionen sind jedoch selten und führen noch seltener zu einer T-Zell-Leukämie.

Das Epstein-Barr-Virus ist ein Herpesvirus. Epstein-Barr-Viren verursachen das Pfeiffersche Drüsenfieber. Die Viren sind meistens harmlos und infizieren fast 100 % aller Menschen. Die Wirtszellen dieser Viren sind die B-Lymphozyten im Immunsystem. Vermutlich spielen Epstein-Barr-Viren eine Rolle bei einer seltenen, aber sehr schweren Form von Lymphdrüsenkrebs, des Morbus Hodgkin. Wie genau aber diese Krebsform entsteht, warum die meisten Menschen eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus folgenlos überstehen und warum es nur in sehr seltenen Fällen dennoch zu der Krebserkrankung kommt, sind Fragen gegenwärtiger Forschung.

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Krankheiten & Beschwerden

Viren sind eine konstante Bedrohung für den Organismus. Viele Infektionswege und Entstehungsweisen von Krebserkrankungen sind bekannt. Aber viele krebsauslösende Mechanismen und die Rolle, die Viren dabei spielen, konnten noch gar nicht beschrieben werden. Viele Viren, wie zum Beispiel die Hepatitis-Viren und die Herpes-Viren, sind nicht extrem infektiös. Wenn sich Menschen jedoch einmal mit ihnen infiziert haben, kämpfen sie oft mit langfristigen Auswirkungen dieser Viren, einschließlich der Entstehung von Krebs.

Bei Hepatitis-Viren sind viele Infektionswege nicht ganz klar. Geschlechtsverkehr ist ein besonders intensiver Körperkontakt, bei dem es auch zur Infektion durch sonst nur sehr schwer übertragbare Viren kommen kann. Kondome reduzieren das Risiko von Virusinfektionen beim Geschlechtsverkehr.

Viele Krebserkrankungen haben mehrere Ursachen. Alkohol schädigt die Leber und führt bei Hepatitis-B-Patienten sehr rasch zur Leberzerstörung und zu Leberkrebs. Tabakrauch schädigt die Schleimhäute im Mundbereich und kann zusammen mit HPV-Viren Mundkrebs begünstigen. Neben der Vermeidung von Virusinfektionen ist daher auch die Vermeidung von anderen krebserregenden Stoffen wichtig für die Gesamtprophylaxe. Regelmäßige Arztbesuche führen zu einem guten diagnostischen Überblick über die Vorgänge im eigenen Körper.

Quellen

  • Doerfler, W.: Viren. Fischer Taschenbuch, Berlin 2015
  • Hofmann, F., Tiller, F.,W.: Praktische Infektiologie. ecomed-Storck, Hamburg 2011
  • Neumeister, B., Geiss, H., Braun, R.: Mikrobiologische Diagnostik. Thieme, Stuttgart 2009

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