Hydrocephalus (Wasserkopf)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Vom Hydrocephalus können Erwachsene und Kinder betroffen sein. Erweiterte Hirnkammern können beim Wasserkopf Gehirnfunktionen beeinträchtigen. Obwohl ein Wasserkopf nicht heilbar ist, ist er therapierbar.
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Was ist ein Hydrocephalus?
Das Erkrankungsbild des Hydrocephalus wird im Volksmund (entsprechend der deutschen Übersetzung des Begriffs Hydrocephalus) auch als Wasserkopf bezeichnet. Charakteristisch für das Krankheitsbild des Hydrocephalus sind Erweiterungen der sogenannten Ventrikel des Gehirns; bei diesen Ventrikeln handelt es sich um Zwischenräume, die mit der Hirn-Rückenmarks-Flüssigkeit gefüllt sind.
Sind Säuglinge vom Wasserkopf betroffen, kann sich dies optisch in einem vergrößerten Schädel darstellen. Dies hängt damit zusammen, dass sich die Schädelknochen eines Säuglings noch nicht abschließend verbunden haben und der Schädel sich aufgrund des Hydrocephalus ausdehnt.
Ein Hydrocephalus kann bei Betroffenen in verschiedenen Formen vorliegen. Diese verschiedenen Formen unterscheiden sich beispielsweise hinsichtlich der Ventrikel, die von einer Erweiterung betroffen sind. Auch in Bezug auf entsprechende Ursachen, die zum Hydrocephalus führen, differenziert die Medizin verschiedene Formen der Erkrankung.
Ursachen
Mögliche Ursachen eines Hydrocephalus sind vielfältig. So kann der Erkrankung beispielsweise eine körpereigene Überproduktion der Hirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (auch als Liquor bezeichnet) zugrunde liegen. Verursacht werden kann ein Wasserkopf außerdem durch einen Verschluss der Verbindungen, die beim gesunden Menschen zwischen den Liquorräumen bestehen.
Unterschieden wird zwischen angeborenen und sogenannten erworbenen (also nicht bereits angeborenen) Ursachen des Hydrocephalus: Angeborene Ursachen eines Wasserkopfes können unter anderem in Fehlbildungen von Gehirn oder Schädelknochen liegen. Auch verschiedene Entwicklungsstörungen des Gehirns und Gendefekte können zum Hydrocephalus führen.
Erworbene Ursachen, die einem Wasserkopf zugrunde liegen können, sind beispielsweise Verletzungen des Gehirns durch Unfälle, Entzündungen des Gehirns oder Hirnblutungen. Auch Thrombosen im Kopfbereich oder Rhesusunverträglichkeiten können erworbene Ursachen des Hydrocephalus sein.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein Wasserkopf kann zunächst an der typischen, meist ballonförmigen Aufblähung des Kopfes erkannt werden. Die Schädeldecke erscheint teilweise wie aufgequollen und kann bei Berührung schmerzen. Oft ist auch der Haarwuchs gestört. Durch den Druckanstieg im Schädel kommt es zu starken Kopfschmerzen, Sehstörungen und Krampfanfällen.
Viele Kinder erleiden bereits in den ersten Lebenstagen schwere epileptische Anfälle, die sich oft durch Schweißausbrüche, Zittern und ein generell ungewöhnliches Verhalten ankündigen. Die starken Schmerzen führen in Verbindung mit den Bewusstseinsstörung zu Übelkeit und Erbrechen. Die Sehstörungen können zeitweilig auftreten oder dauerhaft bestehen bleiben, wobei die Betroffenen Doppelbilder sehen oder die Umgebung nur noch verschwommen wahrnehmen.
In Einzelfällen entwickeln sich Hörprobleme bis hin zur vollständigen Ertaubung des betroffenen Kindes. Im Verlauf der Erkrankung stellen sich unter Umständen Lähmungen und andere Sensibilitätsstörungen im Bereich des Kopfes und in anderen Regionen des Körpers ein. Zudem treten Schwindel, Gangstörungen und Störungen des Bewusstseins auf. Die Betroffenen verlieren immer wieder das Bewusstsein oder fallen sogar in ein Koma. Wird der Hydrocephalus nicht frühzeitig behandelt, kommt es unweigerlich zu irreversiblen Schäden des Gehirns. In schweren Fällen verläuft die Erkrankung tödlich.
Diagnose & Verlauf
Um einen Wasserkopf zu diagnostizieren, kommen in der Regel sogenannte bildgebende Verfahren zum Einsatz. Zu diesen Verfahren zählen beispielsweise die Ultraschalluntersuchung, die Untersuchung per Computertomografie (CT) oder die Magnetresonanztomografie (MRT).
Welche dieser Methoden sich zur Diagnose des Hydrocephalus bei einem Betroffenen besonders eignet, hängt unter anderem ab von der angenommenen Ursache für einen Wasserkopf oder vom Lebensalter eines Patienten: Der Ultraschall eignet sich etwa besonders für Neugeborene aufgrund der noch nicht vollständig geschlossenen Schädeldecke.
Der Verlauf eines Hydrocephalus hängt unter anderem ab von der Form der Erkrankung und den getroffenen Therapiemaßnahmen. Auch interindividuell sind Verläufe des Hydrocephalus meist verschieden. Mögliche Erstsymptome des Hydrocephalus sind etwa Kopfschmerzen oder Übelkeit. Schwere Verläufe können zu Bewusstseinsstörungen oder Koma führen. Angemessene Therapiemaßnahmen können häufig zu einer deutlichen Besserung von Symptomen des Hydrocephalus (wie beispielsweise Gangstörungen oder Störungen der Blasenentleerung) führen.
Komplikationen
Dadurch kommt es ebenso zu einem höheren Druck im Schädel, welcher zu Kopfschmerzen führen kann. In vielen Fällen breiten sich die Schmerzen auch in andere Regionen des Körpers aus und können auch dort zu verschiedenen Beschwerden führen. Weiterhin leiden die Betroffenen an Sehstörungen, wobei es auch zu einem Schleiersehen oder zu Doppelbildern kommen kann. In schwerwiegenden Fällen treten auch epileptische Anfälle auf.
Im weiteren Verlauf der Krankheit kommt es zu Lähmungen und zu anderen Störungen der Sensibilität. Der Alltag des Patienten wird durch die Beschwerden stark eingeschränkt. Es treten ebenfalls Gangstörungen auf und die Patienten verlieren nicht selten das Bewusstsein oder fallen in ein Koma.
Die Behandlung erfolgt durch einen operativen Eingriff und führt in der Regel zu einem positiven Krankheitsverlauf. Komplikationen treten meistens nur dann auf, wenn die Behandlung nicht frühzeitig eintritt und es zu irreversiblen Schäden des Gehirns gekommen ist.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Da der Hydrocephalus die Gehirnfunktionen negativ beeinträchtigen kann, muss diese Erkrankung in jedem Fall von einem Arzt behandelt werden. Es tritt dabei keine Selbstheilung auf. In den meisten Fällen wird der Hydrocephalus schon vor der Geburt oder direkt nach der Geburt von einem Arzt diagnostiziert. Ein weiterer Besuch zur Diagnose ist daher in der Regel nicht notwendig. Weiterhin sollte allerdings immer ein Arzt aufgesucht werden, wenn das Kind an starken Kopfschmerzen oder an Erbrechen leidet. Auch im weiteren Verlauf kann der Hydrocephalus zu Sehbeschwerden führen, sodass die Patienten an Doppelbildern oder am Schleiersehen leiden. Hierbei ist ebenfalls eine ärztliche Untersuchung sehr ratsam.
Die Behandlung dieser Erkrankung erfolgt in der Regel bei verschiedenen Fachärzten und richtet sich nach der genauen Ausprägung der Beschwerde. Eine vollständige Heilung wird jedoch nicht erreicht. In vielen Fällen leiden auch die Eltern oder die Angehörigen an starken psychischen Beschwerden, sodass eine psychologische Behandlung ratsam ist.
Behandlung & Therapie
Ein häufig angewendetes Therapieverfahren zur Behandlung des Hydrocephalus ist die Implantation eines Shunts: Ein Shunt ist ein dünner Schlauch aus Kunststoff und Silikon, der bei vorliegendem Hydrocephalus Hirnwasser aus den Hirnkammern in andere Körperpartien leitet. Hierzu wird der Shunt von einer betroffenen Hirnkammer beispielsweise in die Bauchhöhle verlegt.
Ziel dieses Eingriffes ist eine Verkleinerung geweiteter Hirnventrikel. Die Verlegung des Schlauches zur Linderung der Symptome bei der Erkrankung Hydrocephalus erfolgt unter der Haut; die durchgeführte Maßnahme ist also von außen nicht zu erkennen. Shunts können sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern zur Behandlung eines Wasserkopfes eingesetzt werden. Je nach Form können implantierte Schläuche zur Behandlung des Hydrocephalus verschiedene Ventile aufweisen: Diese Ventile reagieren beispielsweise auf Hoch- oder Niederdruck der Hirnkammern.
Eine Therapie zur speziellen Senkung des dritten Hirnventrikels ist die sogenannte endoskopische Drittventrikulostomie (ETV); hier wird die Hirnkammerwand mit einem minimalen Loch versehen. Medikamentöse Therapien zur Behandlung eines Wasserkopfes kommen in der Regel nur selten und kurzfristig zum Einsatz.
Aussicht & Prognose
Nach einem operativen Eingriff stellt sich meist ein positiver Krankheitsverlauf ein. Eine frühzeitige Diagnose begünstigt diesen. Entscheidend ist, dass es zu keiner nachhaltigen Schädigung des Gehirns kommt. Zu unterscheiden sind grundsätzlich Prognosen für Neugeborene und Kleinkinder sowie für Erwachsene. Der Hydrocephalus ist nicht heilbar; er kann aber in den meisten Fällen erfolgreich therapiert werden. Dadurch ergibt sich für Erkrankte nach dem heutigen Stand der medizinischen Möglichkeiten eine positive Aussicht.
Gerade Kinder können bei rechtzeitiger Behandlung meist ein Leben ohne weitere Beschwerden führen. Studien belegen den Erfolg des Shunts. Zwei Drittel von ihnen können demnach denselben Bildungsweg einschlagen wie gesunde Altersgenossen. Etwa jedes zehnte Kind verstirbt. Bei den anderen bleiben Verhaltensauffälligkeiten zurück, die aus den Einschränkungen der Gehirnfunktion herrühren. Mittels Nachhilfe und spezieller Therapien lassen sich diese minimieren.
Die Aussichten für Erwachsene sind nicht eindeutig einzuschätzen. Bei ihnen hängt es davon ab, wie sie zu der Erkrankung gekommen sind. Sie müssen nicht in jedem Fall lebenslang einen Shunt tragen. Auffällig viele Seniorinnen und Senioren erkranken am Wasserkopf. Bei ihnen ergibt sich mit zunehmendem Lebensalter ein erhöhtes Risiko nach einem Eingriff.
Vorbeugung
Es ist kaum möglich, einem Hydrocephalus vorzubeugen. Allerdings kann es den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen, wenn ein vorliegender Wasserkopf frühzeitig diagnostiziert wird und entsprechend medizinisch behandelt werden kann. Die Ausprägung von Folgeschäden aufgrund der erweiterten Hirnkammern beim Hydrocephalus kann auf diese Weise in vielen Fällen reduziert werden.
Nachsorge
Die richtige Nachsorge ist auch bei einer so risikoarmen Operation, wie der Shunt-Operation, von großer Bedeutung. Insbesondere sofern es sich um eine ventriculo-peritonealen Ableitung handelt, muss der Patient am Operationstag Nahrungskarenz einhalten. Bereits einen Tag nach dem erfolgten Eingriff werden die Patienten krankengymnastisch mobilisiert und dürfen normal essen und trinken.
Nach wenigen Tagen wird mittels einer computertomografischen Untersuchung die Lage des Hirnkatheters sowie die Weite der Hirnkammern kontrolliert. Dies dient der Bestätigung, dass der Eingriff erfolgreich durchgeführt wurde und dem Patienten die gewünschte Erleichterung bringt. Anschließend kann der Patient das Krankenhaus verlassen und in den Alltag zurückkehren.
Jährliche Verlaufskontrollen mittels CT-Untersuchungen und Besprechung der vorhandenen Symptome sind unbedingt einzuhalten. Sie decken mögliche postoperative Komplikationen wie subdurale Blutungen durch Überdrainage auf und ermöglichen, sofern nötig, eine rasche Behandlung.
Patienten, bei denen solch eine Überdrainage ein Mal auftrat, können mit dem behandelnden Arzt die Möglichkeit einer Implantation von postoperativ verstellbaren Gravitationsventilen besprechen, welche dann bei der nächsten benötigten Operation verwendet werden. Auch Shunt-Insuffizienzen durch einen verstopften Katheter sind möglich und bedürfen einer umgehenden Korrektur.
Das können Sie selbst tun
Zur Behandlung des Hydrocephalus ist in jedem Fall eine ärztliche Therapie angezeigt. Die einzelnen Symptome können von den Betroffenen durch eine Reihe von Selbsthilfe-Maßnahmen gelindert werden.
So lassen sich epileptische Anfälle durch vorbeugende Maßnahmen reduzieren, zum Beispiel hilft die Vermeidung von möglichen Auslösern und die Verwendung eines Notfallmedikaments dabei, Anfälle zu vermeiden. Gegen Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen helfen Bettruhe und Schonung. Zudem sollte der Betroffene seinen Lebensstil anpassen, um etwaige Begleiterscheinungen zu vermeiden. Sollten sich Doppelbilder einstellen, ist ärztlicher Rat gefragt. Als akute Erstmaßnahme bieten sich hier ebenfalls Ruhe und Schonung an.
Grundsätzlich muss ein Wasserkopf operativ behandelt werden. Nach einem Eingriff ist eine mehrwöchige Genesungsphase angezeigt. Der Patient sollte sich auch nach dem Abschluss der Behandlung um regelmäßige Kontrollbesuche durch den Arzt bemühen. Sollten sich Komplikationen einstellen, wird am besten sofort das Krankenhaus aufgesucht.
Da ein Hydrocephalus immer auch eine seelische Belastung für die Betroffenen darstellt, ist eine therapeutische Beratung sinnvoll. Auch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe kann den Betroffenen dabei helfen, die äußerlichen Makel und etwaige Beschwerden zu akzeptieren.
Quellen
- Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013