Kauda-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Kauda-Syndrom (auch Cauda-Syndrom genannt) bezeichnet eine Quetschung der Nerven im Bereich der Cauda Equina. Es geht häufig mit einem starken Bandscheibenvorfall einher und erfordert bei Auftreten der typischen Symptome sofortiges Handeln, um die gequetschten Nerven zu dekomprimieren und schlimmere Folgen wie Lähmungen abzuwenden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Kauda-Syndrom?

Bei den meisten Menschen mit dem Kauda-Syndrom kommt es zunächst zu unspezifischen Rückenschmerzen oder Sensibilitätsstörungen im Bereich des unteren Rückens. Oft kommen Lähmungserscheinungen der Arme und Beine hinzu.
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Das Kauda-Syndrom bezeichnet die Symptome und Krankheitsbilder, die mit einer Quetschung der empfindlichen Nerven im unteren Teil des Rückenmarks, der sogenannten "Cauda Equina", zusammenhängen.

Es kommt dabei zu Schmerzen in der Lendenwirbelsäule, die in ein Bein oder sogar beide Beine bis hinein in die Unterschenkel ausstrahlen, und zu starken Blasenschmerzen, die sich durch Erhöhung des Körperdrucks (beispielsweise beim Niesen oder Husten) noch erhöhen. Beim Kauda-Syndrom ist die sogenannte Reithosenanästhesie zu verzeichnen, was bedeutet, dass der Analbereich und der Bereich der inneren Oberschenkel taub werden.

Impotenz ist ein weiteres Symptom des Kauda-Syndroms. Häufig wird die Kontrolle über die Entleerung von Darm und Blase verloren, und die rektale Untersuchung zeigt einen erschlafften Schließmuskel. Die Beine werden schwach, es wird in vielen Fällen eine richtige Fußheberschwäche festgestellt, und die mechanischen Reflexe des Beines (beispielsweise Kniesehnenreflex) funktionieren nicht mehr richtig oder gar nicht mehr.

Ursachen

Auslöser des Kauda-Syndroms ist stets eine Schädigung der empfindlichen Nerven in der unteren Wirbelsäule, die durch eine (meist langanhaltende) Quetschung hervorgerufen wird.

Die zum Kauda-Syndrom führende Quetschung der Nerven kann wiederum durch verschiedene Auslöser bedingt sein. Zum einen kann es sich um einen besonders schweren Bandscheibenvorfall handeln, zum anderen können Metastasen im Bereich der unteren Wirbelsäule für das Schadensbild verantwortlich sein.

Eine Knochenverletzung, ein Herausdrücken einzelner Wirbel, die dann auf den Nervenfaserkomplex drücken, oder ein Wirbelbruch kommen ebenfalls als Ursache in Frage. Tragischerweise kommt es aber auch in einigen Fällen bei operativen Eingriffen zu der typischen Quetschung der Nervenfasern, die dann ein Kauda-Syndrom verursachen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Kauda-Syndrom äußert sich in seinem Verlauf durch eine Reihe von Symptomen und Beschwerden, die plötzlich auftreten und innerhalb kurzer Zeit zu chronischen Störungen führen. Bei den meisten Menschen kommt es zunächst zu unspezifischen Rückenschmerzen oder Sensibilitätsstörungen im Bereich des unteren Rückens. Oft kommen Lähmungserscheinungen der Arme und Beine hinzu. Wird die Quetschung nicht umgehend behandelt, können sich bleibende Lähmungen einstellen.

Die Einklemmung der Nerven kann außerdem einen Kontrollverlust über Blase und Darm hervorrufen. Bei den Patienten stellt sich meist auch ein chronisches Schmerzsyndrom ein, welches die Lebensqualität erheblich einschränkt. Das Kauda-Syndrom stellt sich in der Regel akut ein. Ihm geht oft ein schwerer Bandscheibenvorfall, eine Knochenverletzung oder Metastasen voraus.

Äußerlich ist das Syndrom nicht zu erkennen. Allerdings kann die Erkrankung im Verlauf zu Fehlhaltungen, Bewegungseinschränkungen und anderen Beschwerden führen, die äußerlich sichtbar sind. Tritt das Kauda-Syndrom im Rahmen einer Operation auf, stellen sich die Symptome ganz plötzlich ein und nehmen rasch an Intensität zu. Bei fehlender oder zu später Behandlung werden die Nerven dauerhaft geschädigt. Dadurch kann es unter anderem zu Inkontinenz, Durchblutungsstörungen und im schlimmsten Fall zu einer Querschnittslähmung kommen.

Diagnose & Verlauf

Das Kauda-Syndrom ist eines der gefährlichsten Krankheitsbilder, die beim Menschen auftreten können, und muss unverzüglich behandelt werden. Wenn nicht innerhalb der ersten sechs Stunden nach Auftreten der typischen Beschwerden eine operative Dekomprimierung der gequetschten Nervenfasern erfolgt, werden die Symptome (also beispielsweise Lähmung und Empfindungsstörungen der Beine und Kontrollverlust über Blase und Darm) nämlich in aller Regel chronisch und können sich nur in seltenen Ausnahmefällen teilweise zurückbilden.

Daher kommt der Diagnose beim Kauda-Syndrom eine zentrale Rolle zu. Sobald Anzeichen für ein Kauda-Syndrom auftreten, muss die Diagnose umgehend erfolgen. Für die Diagnose kommen neurologische Untersuchungen (beispielsweise Überprüfen des Achillessehnen- oder Patellarsehnenreflexes, Prüfen der Empfindlichkeit in den betroffenen Regionen und des Schließmuskels) in Verbindung mit bildgebenden Verfahren wie Computertomografien oder MRTs in Frage. Nach der erfolgten Diagnose muss das Kauda-Syndrom unverzüglich behandelt werden.

Komplikationen

In den meisten Fällen tritt das Kauda-Syndrom im Zusammenhang mit einem Bandscheibenvorfall auf. Dabei kommt es zu erheblichen Einschränkungen in der Bewegung und im Alltag des Patienten. Sollte es nicht umgehend zu einer Behandlung kommen, können die Nerven unter Umständen irreversibel geschädigt werden, sodass es zu erheblichen Einschränkungen im Leben des Patienten kommt.

Durch das Einklemmen von Nerven kommt es meistens zu Lähmungen oder zu verschiedenen Störungen der Sensibilität. Die Betroffenen leiden an erheblichen Rückenschmerzen und an starken Lähmungen in den Beinen. Nicht selten sind die Patienten daher auf einen Rollstuhl und auch auf die Hilfe anderer Menschen in ihrem Alltag angewiesen. Dabei kann es durch die Lähmungen auch zu erheblichen psychischen Beschwerden oder zu Depressionen kommen.

Nicht selten kämpfen die Betroffenen auch mit Selbstmordgedanken. Die Lebensqualität wird durch das Kauda-Syndrom deutlich verringert. In der Regel muss die Behandlung schon einige Stunden nach dem ersten Auftreten des Kauda-Syndroms erfolgen. Dabei können möglicherweise Nerven nicht gerettet werden.

Sollte die Behandlung verzögert eingeleitet werden, so kommt es in der Regel zu irreversiblen Schädigungen, sodass die Patienten ihr Leben lang an Einschränkungen leiden. Die Lebenserwartung wird durch das Kauda-Syndrom allerdings nicht verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Plötzliche Schmerzen im unteren Rückenbereich gelten als Warnhinweise des Organismus. Sie sind unverzüglich untersuchen und behandeln zu lassen, damit es zu keiner Zunahme der Beschwerden kommt und sich keine lebenslangen Beeinträchtigungen entwickeln. Auffälligkeiten der Lendenwirbelsäule gelten als besorgniserregend und sind fachärztlich abklären zu lassen. Ziehen die Schmerzen in den Analbereich des Betroffenen, ist ein Arztbesuch unverzüglich erforderlich.

Bei Lähmungen, Einschränkungen der gewohnten Mobilität oder bei einem Verlust des gewohnten körperlichen Leistungsniveaus wird ein Arzt für weitere Untersuchungen und die Suche nach der Ursache der Beschwerden benötigt. Der Betroffene sollte sich unmittelbar nach dem Eintreten der Schmerzen schonen und bis zu einer ärztlichen Versorgung nur langsame Bewegungen ausführen. Störungen der Sensibilität, Taubheitsgefühle oder eine Überempfindlichkeit bei Berührungen des unteren Rückens sind untersuchen und behandeln zu lassen. Kam es aufgrund eines Unfalls, Sturzes oder einer körperlichen Tätlichkeit zu einer Quetschung im Bereich des Rückens, ist ein Arztbesuch erforderlich.

In bildgebenden Verfahren wird die beschädigte Region begutachtet, damit die notwendigen Schritte für eine medizinische Versorgung eingeleitet werden können. Kommt es bei Männern zusätzlich zu einer Störung der Potenz, ist dieses Symptom alarmierend. Ein Arzt muss schnellstmöglich aufgesucht werden. Setzen bei der Entleerung des Darms oder der Niere Beschwerden ein, ist ebenfalls ein Arztbesuch erforderlich.

Behandlung & Therapie

Wenn ein Kauda-Syndrom diagnostiziert wurde, ist schnellstmöglich ein neurochirurgischer Eingriff angezeigt, um die von der Quetschung betroffenen Nervenfasern zu dekomprimieren.

Dieser Eingriff sollte innerhalb der ersten sechs Stunden nach Auftreten eines oder mehrerer Symptome des Kauda-Syndroms durchgeführt werden, damit die Nerven nicht dauerhaft geschädigt werden. Wenn der Eingriff zu spät kommt und die Quetschung die Nerven bereits irreparabel beschädigt hat, bilden sich die Symptome des Kauda-Syndroms nicht zurück, sondern bleiben chronisch.

Betroffene leiden dann unter Lähmungs- und Taubheitserscheinungen und verlieren in aller Regel die Kontrolle über die Blase und den Darm. Nur in ganz wenigen Fällen kann die Stimulation der geschädigten Nerven dazu führen, dass eine teilweise Kontrolle über die betroffenen Körperareale wiedergefunden werden kann.


Aussicht & Prognose

Die Prognose des Kauda-Syndroms richtet sich nach der auslösenden Störung. Lassen sich die Quetschungen der Nerven durch eine Korrektur der Wirbel mit einigen professionellen Handgriffen lösen, ist meist innerhalb kurzer Zeit eine Linderung der Beschwerden zu verzeichnen. Bei einem Bruch, einer Prellung oder einer Stauchung der Knochen besteht ebenfalls eine gute Aussicht auf eine Genesung. Es bedarf einiger Zeit der Ruhe und Schonung sowie einer Überwachung des Regenerationsprozesses, bis sich eine Verbesserung zeigt.

Der Krankheitsverlauf und die Prognose verschlechtern sich, wenn sich im Organismus Metastasen gebildet haben. Sind diese als ursächlicher Grund verantwortlich für die Beschwerden, muss eine Krebstherapie erfolgen. Je nach Stadium der Krebserkrankung richtet sich die Aussicht auf eine Heilung. In schweren Fällen und bei einer fortgeschrittenen Entwicklung droht dem Patienten das vorzeitige Ableben.

Bei einem besonders schweren Bandscheibenvorfall ist die Prognose ebenfalls verschlechtert. Durch einen operativen Eingriff kann eine Verbesserung der Gesundheit erzielt werden. Eine Operation ist mit verschiedenen Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Zudem können unterschiedliche Komplikationen im weiteren Heilungsverlauf auftreten, die eine Auswirkung auf die Prognosestellung des Kauda-Syndroms haben. Es besteht die Möglichkeit, eines chronisches Krankheitsverlaufs. Dieser führt zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität sowie der Bewältigung des Alltags und kann psychische Folgeerkrankungen auslösen.

Vorbeugung

Eine wirksame Vorbeugung gegen das Kauda-Syndrom ist derzeit nicht bekannt. Es ist jedoch sicher sinnvoll, sportlich aktiv zu sein, nicht zu viel Gewicht auf die Waage zu bringen und eine starke Rumpfmuskulatur zu haben, um die Wahrscheinlichkeit, einen Bandscheibenvorfall zu erleiden, zu minimieren. Zentral ist und bleibt es jedoch, bei dem ersten Auftreten von Symptomen des Kauda-Syndroms sofortige medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen - und damit zumindest zu verhindern, dass die Symptome des Kauda-Syndroms chronisch werden.

Nachsorge

In den meisten Fällen sind die Maßnahmen einer Nachsorge beim Kauda-Syndrom sehr stark eingeschränkt. Hierbei sollte in erster Linie der Betroffene schon sehr früh einen Arzt aufsuchen, damit keine weiteren Komplikationen oder auch keine weiteren Beschwerden auftreten. Nur durch eine frühe Erkennung der Krankheit kann eine weitere Verschlechterung der Beschwerden verhindert werden.

Idealerweise haben Betroffene schon bei den ersten Anzeichen des Kauda-Syndroms einen Arzt aufgesucht. Eine Selbstheilung kann bei dieser Krankheit nicht eintreten. Bei dieser Krankheit muss in der Regel ein sofortiger operativer Eingriff stattfinden, damit es nicht zu dauerhaften Lähmungen beim Betroffenen kommt. Nach einem solchen Eingriff sind anstrengende, stressige oder körperliche Tätigkeiten auf jeden Fall zu vermeiden.

Hierbei sind viele Patienten in ihrem Alltag auch auf die Hilfe und die Unterstützung durch die eigene Familie angewiesen, wobei sich auch intensive und liebevolle Gespräche positiv auf den weiteren Verlauf und auch auf den Zustand des Betroffenen auswirken können. Ebenso sind Maßnahmen einer Physiotherapie notwendig, wobei viele der Übungen aus einer solchen Therapie auch im eigenen Zuhause wiederholt werden können. Meistens schränkt das Kauda-Syndrom nicht die Lebenserwartung des Betroffenen ein.

Das können Sie selbst tun

Beim Auftreten eines Kauda-Syndroms ist sofortiges Handeln gefragt. Der Betroffene sollte bei ersten Symptomen einen Arzt konsultieren und die Beschwerden abklären lassen. Wird die Quetschung früh genug behandelt, darf die Wirbelsäule nach dem Eingriff relativ schnell wieder belastet werden. In den ersten zwei bis drei Wochen ist aber zunächst Schonung angezeigt. Körperliche Arbeit, insbesondere solche, die die Bandscheiben belasten könnte, gilt es strengstens zu vermeiden.

Begleitend zur Nachsorge müssen die Ursachen für die Quetschung ermittelt werden. Oft ist ein Tumor ursächlich, der diagnostiziert und behandelt werden muss. Liegen dem Kauda-Syndrom chronische Fehlhaltungen zugrunde, sind therapeutische Maßnahmen angezeigt. Meist muss auch die berufliche Belastung reduziert werden. Erfolgt die Behandlung der Quetschung zu spät, sind meist schon bleibende Nervenschäden entstanden. Die daraus resultierenden Lähmungen müssen physiotherapeutisch behandelt werden. Die wichtigste Selbsthilfe-Maßnahme besteht darin, die alltäglichen Einschränkungen durch Hilfsmittel und eine behindertengerechte Einrichtung zu reduzieren.

Eine therapeutische Beratung hilft dem Betroffenen dabei, die neue Lebenssituation zu akzeptieren. Unterstützend dazu ist der Besuch einer Selbsthilfegruppe sinnvoll, denn im Gespräch mit anderen Betroffene gestaltet sich der Umgang mit einer Behinderung wesentlich leichter.

Quellen

  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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