Keratokonus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beim Keratokonus handelt es sich um eine fortschreitende Ausdünnung und Verformung der Hornhaut des Auges (Kornea). Dabei findet ein kegelförmiges Hervortreten der Kornea statt. Ein Keratokonus wird oft von anderen Erkrankungen und zum Teil auch von genetisch bedingten Störungen begleitet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Keratokonus?

Ein Keratokonus kann oft erst dann diagnostiziert werden, wenn sich bereits eine merkliche Kurzsichtigkeit entwickelt hat.
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Ein Keratokonus ist durch die kegelförmige Verformung und Ausdünnung der Hornhaut des Auges gekennzeichnet. Dabei sind immer beide Augen betroffen. Allerdings kann es sein, dass die Ausprägung der Verformung bei beiden Augen unterschiedlich ist. Die Erkrankung beginnt meist erst an einem Auge. Wenig später greift sie auf das andere Auge über. Der Keratokonus zeichnet sich durch zwei wichtige Merkmale aus.

Einerseits wird die Hornhaut immer dünner und spitzer und andererseits nimmt die Sehschärfe mit der Zeit ständig ab. Die Patienten werden kurzsichtig. Ein vollständiger Ausgleich mit einer Sehhilfe ist nicht möglich. Das ist durch die irreguläre Vorwölbung der Hornhaut bedingt. Die Hornhautverkrümmung wird auch als Astigmatismus bezeichnet. Ein Keratokonus kann schubweise verlaufen.

Es gibt aber auch Fälle mit einer fließenden und kontinuierlichen Vorwölbung der Hornhaut. Die Erkrankung ist sehr selten. Im Westen erkrankt einer von 1000 bis 2000 Menschen an Keratokonus. In Deutschland sind etwa 40.000 Menschen betroffen. Im Mittleren Osten ist die Prävalenz jedoch etwas höher. Meist beginnt die Erkrankung zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Sie kann aber auch deutlich früher (bereits im Kindesalter) oder wesentlich später (im Alter zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr) auftreten.

Ursachen

Die Ursachen eines Keratokonus sind nicht vollständig bekannt. So liegen Hinweise darauf vor, dass sie im Zusammenhang mit bestimmten genetisch bedingten Erkrankungen wie dem Down-Syndrom, Monosomie X, Ehlers-Danlos-Syndrom oder Marfan-Syndrom vorkommt. Aber auch im Rahmen eines atopischen Ekzems, Heuschnupfen oder anderen allergischen Erkrankungen wurde die Ausbildung eines Keratokonus beobachtet.

Strukturuntersuchungen der Hornhaut haben Veränderungen ergeben. So ist die Anordnung der einzelnen Kollagenlamellen wahrscheinlich durch einen proteolytischen Abbauprozess zerstört. Mehrere Ursachen können dazu führen. Entweder liegen genetische Veränderungen vor oder das Auge wird durch verschiedene äußere Belastungen wie starkes Reiben oder Umweltfaktoren beeinflusst.

Zumindest wirken diese Faktoren wie ein initiales Ereignis. Der Augendruck erhöht sich und die Gewebeschwäche der Hornhaut nimmt weiter zu. Als Folge verstärkt sich die Krümmung der Hornhaut immer weiter. Es kommt ein Kreislauf in Gang, der sich sehr schwer stoppen lässt. Akut kann die Erkrankung werden, wenn es zu Rissen in der hinteren Hornhaut kommt. Dann gelangt Flüssigkeit in die vordere Augenkammer, was sich in einer raschen Eintrübung der Hornhaut äußert. Die Patienten sehen in diesem Fall nur noch wie durch Nebel. Dieser sogenannte Hydrops entwickelt sich jedoch von allein wieder zurück.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Der Keratokonus beginnt schleichend. Die Betroffenen müssen ständig ihre Brillen anpassen. Sie sehen teilweise Dinge doppelt. Das kann auch zuweilen nur auf einem Auge sein. Des Weiteren erscheinen Schatten an Gegenständen und Buchstaben sowie sternförmige Strahlen und Schlieren von Lichtquellen. Es treten Keratokonuslinien mit gelbbrauner oder grünbrauner Färbung auf, welche den Hornhautkegel ganz oder halbkreisförmig umgeben.

Des Weiteren kann es zu Einrissen in der Descemetschen Membran kommen, die als sogenannte Vogt´sche Linien sichtbar werden. Im fortgeschrittenen Stadium bildet sich oft ein akuter Keratokonus aus, der eine Wassereinlagerung in der Hornhaut darstellt. Dieser heilt nach einigen Monaten unter Narbenbildung aus. Der Keratokonus wird in vier Stadien eingeteilt, welche die Ausprägung der Hornhautverdünnung und Hornhautverkrümmung dokumentieren.

Wichtige Symptome der Erkrankung sind das Auftreten von Geisterbildern beim Sehen, Mehrfachbilder, Verzerrungen, ständig gerötete Augen, angespannte Gesichtsmuskeln, Unverträglichkeit gegen kalte, trockene oder stickige Luft, Lichtempfindlichkeit, Sehen von Halos, eingeschränkte Sehfähigkeit in der Nacht, Lageveränderungen oder gar Herausfallen der Kontaktlinsen, Sternesehen und Schlieren beim Lesen. Als Begleiterkrankungen werden häufig Allergien, Asthma, Rheumatismus, Neurodermitis oder trockene Augen beobachtet.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Ein Keratokonus kann oft erst dann diagnostiziert werden, wenn sich bereits eine merkliche Kurzsichtigkeit entwickelt hat. Manchmal erfolgt die Diagnose auch im Rahmen einer Routineuntersuchung beim Augenarzt. Anzeichen der Erkrankung ergeben sich durch häufiges Anpassen der Brille. Allerdings wird oft die Ursache dieser Augenprobleme nicht sofort erkannt, weil ein Keratokonus sehr selten vorkommt.

Als Diagnosegerät steht unter anderem ein Skiaskop zur Verfügung, welches den bekannten Fischmauleffekt bei Keratokonus entdecken kann. Des Weiteren werden verschiedene Geräte eingesetzt, um die Hornhautradien, Hornhautschichten oder die Hornhautdicke zu messen. Außerdem wird die Oberflächenstruktur der Hornhaut erfasst und der Querschnitt des vorderen Augenabschnittes aufgenommen.

Komplikationen

In der Regel kommt es beim Keratokonus zu Beschwerden an den Augen. Der Betroffene leidet dabei vor allem an Sehbeschwerden und kann im schlimmsten Falle auch vollständig erblinden. Weiterhin wird auch die Hornhaut geschädigt. Die Beschwerden schränken die Lebensqualität und den Alltag des Betroffenen erheblich ein.

Nicht selten kommt es durch Sehbeschwerden auch zu psychischen Verstimmungen oder zu Depressionen. Vor allem junge Menschen leiden oft stark unter einem Sehverlust. In den meisten Fällen tritt auch eine Nachtblindheit auf. Die Patienten leiden auch an einer erhöhten Lichtempfindlichkeit und sind daher in ihrem Alltag eingeschränkt. Ebenso kommt es zum Schleiersehen. Dadurch kann der Betroffene in einigen Fällen nicht mehr seiner beruflichen Tätigkeit nachkommen, auch weil diejenigen meist mit einer Verringerung der Konzentration zu kämpfen haben.

In einigen Fällen ist keine direkte Behandlung notwendig und der Betroffene kann die Beschwerden durch Kontaktlinsen ausgleichen. Weiterhin können auch Eingriffe mit einem Laser durchgeführt werden. Diese finden in den meisten Fällen erst im Erwachsenenalter statt. Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf und die Lebenserwartung des Patienten wird durch diese Krankheit nicht verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

In der Regel sollte beim Keratokonus in jedem Falle ein Arzt aufgesucht werden. Die Krankheit kann dabei im schlimmsten Fall zum Tod des Betroffenen führen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung wirken sich positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit aus. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn sich die Sehkraft des Betroffenen häufig ändert und sich mit der Zeit verschlechtert.

Ebenso können Doppelbilder oder ein Schleiersehen auf den Keratokonus hindeuten und sollten von einem Arzt untersucht werden. In vielen Fällen färbt sich die Hornhaut des Betroffenen grün oder gelb. Die Augen sind gerötet und Gegenstände können verzerrt oder verformt erscheinen. Sollten diese Beschwerden dauerhaft eintreten und nicht wieder von alleine verschwinden, so ist auf jeden Fall ein Arzt aufzusuchen. Weiterhin kann auch Asthma auf den Keratokonus hindeuten.

Bei dieser Erkrankung sollte immer ein Augenarzt aufgesucht werden. In akuten Notfällen kann sich der Betroffene an ein Krankenhaus wenden. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Krankheit nicht negativ beeinflusst.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung eines Keratokonus besteht in der ständigen Anpassung der Brille oder das Einsetzen von Kontaktlinsen. Dabei gibt es noch keine Einigkeit über die beste Behandlungsmethode. Bei Kontaktlinsen kann es passieren, dass sie verrutschen oder gar herausfallen, wenn sich die Hornhaut bereits weiter verändert hat. Einige Ärzte versuchen daher, die Probleme durch eine ständige Brillenkorrektur zu regeln.

Nach nicht bestätigten Beobachtungen sollen Kontaktlinsen die Verkrümmung der Hornhaut beschleunigen. Allerdings wird von anderen Ärzten auch Gegenteiliges berichtet. So soll gerade die Anwendung von Kontaktlinsen die Verkrümmung stoppen. So werden viele verschiedene Kontaktlinsen eingesetzt. In Einzelfällen wird auch eine Hornhauttransplantation vorgenommen.


Aussicht & Prognose

Der Alltag von Betroffenen wird häufig von Symptomen beeinträchtigt, wie Blendempfindlichkeit, Doppeltsehen und einer sich schnell verändernden Sehstärke. Letztere geschieht oftmals innerhalb weniger Tage, wodurch eine Korrektur der Sehstärke mittels einer Brille nur kurzfristig zum Erfolg führt. Um diesen Missstand auszugleichen, hilft es, Brillen in verschiedenen Sehstärken vorrätig zu haben und diese nach Bedarf einzusetzen.

Nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt besteht auch die Option Kontaktlinsen zur vorhandenen Brille zu kombinieren und damit rasch und äußerst flexibel auf eine Veränderung in der Sehfähigkeit reagieren zu können. Aufgrund der erhöhten Infektionsgefahr bei Keratokonus, muss hier jedoch auf absolute Hygiene und regelmäßigen Wechsel der Kontaktlinsen geachtet werden.

Veränderungen innerhalb der Wohnung ermöglichen darüber hinaus eine weitere Steigerung der Lebensqualität. Hierzu gilt es mögliche Störquellen zu beseitigen. Falsch angebrachte Lampen oder zu helle Leuchtmittel führen bei vielen Betroffenen zu unangenehmen Streifen im Bereich des Blickfeldes oder aufgrund der starken Lichtempfindlichkeit zu einem unangenehmen Blenden. Sofern diese Effekte am Arbeitsplatz auftreten darf sich der Patient nicht scheuen dies bei seinem Vorgesetzten anzusprechen und mit ihm gemeinsam eine Möglichkeit entwickeln, um Abhilfe zu schaffen. Andernfalls ist die Arbeitskraft durch eine Verringerung der Konzentrationsfähigkeit teilweise deutlich eingeschränkt und kann zu einer Arbeitsunfähigkeit an diesem Arbeitsplatz führen.

Vorbeugung

Da die genauen Ursachen eines Keratokonus nicht bekannt sind, können für seine Prophylaxe keine konkreten Empfehlungen gegeben werden. Allgemein wird den Betroffenen jedoch geraten, viel zu trinken und sich häufig an der frischen Luft zu bewegen.

Nachsorge

Die Nachsorge bei Keratokonus ist eng mit der Vorbeugung verbunden. Unter anderem sollten die Betroffenen genug Flüssigkeit zu sich nehmen und an die frische Luft gehen, um ihre Augen zu schonen. Die häufigen Wechsel der Sehstärke lassen sich im Alltag durch das Ausschalten von Störquellen abmildern. Dafür ist es hilfreich, die Arbeits- und Wohnumgebung entsprechend anzupassen.

Zu grelles Licht oder eine ungünstige Beleuchtung verstärken das Gefühl, nicht richtig sehen zu können. Durch eine bessere Ausleuchtung fühlen sich die Patienten jedoch nicht mehr so stark beeinträchtigt. Um die variierende Sehschärfe auszugleichen, bietet es sich außerdem an, mehrere Brillen zu verwenden.

Auf diese Weise fällt es den Patienten leichter, mit den Sehbeschwerden umzugehen. Dabei ist jedoch eine genaue Absprache mit dem Augenarzt erforderlich. Dieser kann gegebenenfalls mit einem Optiker sprechen, um eine zufriedenstellende Lösung für die Betroffenen zu finden. Eventuell empfiehlt er sogar die Kombination von Brille und Kontaktlinsen.

Sehr wichtig ist zudem die richtige Hygiene der Augen. Durch die geeigneten Maßnahmen können die Patienten ihre Augen schonen und vor eventuellen Entzündungen schützen. So lassen sich negative Auswirkungen von Infektionen auf die Sehkraft vermeiden.

Das können Sie selbst tun

Patienten mit Keratokonus leiden unter der häufig schnell variierenden Sehstärke und diversen Symptomen wie Blendempfindlichkeit und Doppeltsehen, die unter Umständen den Alltag beeinträchtigen. Um die gewohnte Lebensqualität aufrechtzuerhalten, versuchen die Patienten zunächst, ihre Wohnumgebung an die Krankheit anzupassen und bestimmte Störquellen zu beseitigen. Dazu gehören beispielsweise in ungünstiger Position befestigte oder schlicht zu grelle Lampen, die bei vielen Patienten mit Keratokonus Schlieren im Blickfeld hinterlassen und auch aufgrund der Blendempfindlichkeit nicht geeignet sind.

Da sich die Sehschärfe bei Betroffenen oftmals innerhalb von Tagen verändert, sowohl in Richtung einer Verbesserung als auch einer Verschlechterung, erleichtert der Besitz mehrerer Brillen den Umgang mit der Erkrankung. Einige Personen kombinieren sogar Kontaktlinsen mit einer Brille, wobei derartige Praktiken in jedem Fall mit dem behandelnden Augenarzt und gegebenenfalls zusätzlich mit dem Optiker abzuklären sind. So sind die Patienten in der Lage, flexibel auf die variable Sehstärke zu reagieren.

Darüber hinaus spielt die Hygiene im Bereich des Auges eine relevante Rolle, um die Gesundheit der Sehorgane und damit das allgemeine Wohlergehen der Patienten zu bewahren. Mittels adäquater hygienischer Maßnahmen schützen die Betroffenen ihre Augen vor Infektionen, die sich womöglich negativ auf den Verlauf des Keratokonus auswirken.

Quellen

  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2012
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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