Darmschleimhaut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine gesunde Darmschleimhaut spielt eine wichtige Rolle für den menschlichen Körper. Ist sie geschädigt, kann sich dies in verschiedenen Symptomen und Krankheitsbildern äußern.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Darmschleimhaut?

Die Hauptaufgabe der Darmschleimhaut liegt in der Aufnahme von Bestandteilen aus der Nahrung und Wasser.
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Die Darmschleimhaut, die auch als Mukosa bezeichnet wird, kleidet den Darm aus und ist die innerste von vier Schichten der Darmwand.

Die Darmschleimhaut ist in den einzelnen Darmabschnitten geringfügig unterschiedlich aufgebaut, wodurch sie an die unterschiedlichen Funktionen von Dünndarm, Dickdarm und Enddarm angepasst ist. Sie hat wichtige Funktionen bei der Verdauung, dem Schutz vor Krankheitserregern und für das Immunsystem.


Anatomie & Aufbau

Die Darmschleimhaut liegt auf einer Bindegewebeschicht auf, die von einer glatten Muskulatur umgeben ist. Zwischen Darmschleimhaut und dieser Muskulatur befinden sich Nervenfasern. Die Darmschleimhaut setzt sich aus drei Schichten zusammen. Sie besteht aus einem einschichtigen Zylinderepithel, der Lamina epithelialis mucosae. Das Zylinderepithel ist eine spezifische Form des Epithels, das seinen Namen durch die langgestreckten, zylinderförmigen Zellen trägt. Die zweite Schicht ist die sogenannte Lamina propria mucosae, eine Bindegewebsschicht mit Lymph- und Blutgefäßen sowie Nervenfasern und Immunzellen. Die dritte Schicht ist eine Muskelschicht, die sogenannte Lamina muscularis mucosae. Diese Muskelschicht ist für die Eigenbeweglichkeit der Darmschleimhaut verantwortlich.

Die Epithelzellen der Lamina epithelialis mucosae tragen sogenannte Mikrovilli, die auch als Bürstensaum bezeichnet werden und der Oberflächenvergrößerung dienen. Durch die in Falten gelegte Darmschleimhaut mit dem Bürstensaum der Lamina epithelialis mucosae erreicht die Oberfläche ungefähr eine Größe von 200 Quadratmetern.

Der Bürstensaum ist mit einer sogenannten Glykokalyx umgeben, um eine Selbstverdauung zu verhindern. Die Glykokalyx besteht aus Polysacchariden und befindet sich an der Außenseite aller Zellen. Zwischen verschiedenen Zellen unterscheidet sie sich jedoch in Zusammensetzung und Aufbau, wodurch ihre spezifische Funktion bestimmt wird. Neben ihrer Hauptaufgabe zum Schutz vor Selbstverdauung ist die Glykokalyx der Darmschleimhaut an der Aufnahme von Nährstoffen beteiligt und enthält Verdauungsenzyme.

Funktion & Aufgaben

Die Hauptaufgabe der Darmschleimhaut liegt in der Aufnahme von Bestandteilen aus der Nahrung und Wasser. Hierzu bilden Zellen der Darmschleimhaut spezifische Enzyme, die Nährstoffe spalten, so dass sie aufgenommen und an das Blut abgegeben werden können. Hierbei läuft die Aufnahme der Nahrungsbestandteile entweder über aktive oder passive Resorption.

Bei der passiven Resorption kommen die Nahrungsbestandteile aus dem Innenraum des Darms, wo sie in hoher Konzentration vorliegen, durch Osmose in Zellen der Darmschleimhaut mit einer niedrigen Konzentration. Bei der aktiven Resorption können die Nahrungsbestandteile unter Verbrauch von Energie auch in Zellen der Darmschleimhaut mit gleich hoher oder höherer Konzentration an Nährstoffen gelangen.

Die Darmschleimhaut schützt außerdem vor dem Eindringen von schädlichen Bakterien und Parasiten aus der Nahrung und der Umwelt. Sie ist von zahlreichen für den Körper nützlichen Mikroorganismen besiedelt, die als Darmflora bezeichnet werden. In der gesunden Darmflora kommen ungefähr 400 bis 500 verschiedene Bakterienstämme vor, die sich jedoch erst nach der Geburt ansiedeln und beim neugeborenen Baby noch nicht vorhanden sind.

Die Darmflora verhindert, dass sich schädliche Mikroorganismen auf der Schleimhaut ansiedeln können, moduliert und stimuliert das Immunsystem, versorgt die Schleimhaut mit Nährstoffen und fördert den Stoffwechsel. Außerdem produzieren einige Bakterienstämme der Darmflora wichtige Vitamine.

Die Darmschleimhaut bildet einen wichtigen Teil des Immunsystems, da sie mehr als 70 Prozent an Antikörper-produzierenden Zellen des Körpers enthält. Es wird daher vom darmassoziierten Immunsystem gesprochen. Beim Eindringen von Krankheitserregern binden die Antikörper an diese, so dass die Krankheitserreger von spezifischen Zellen des Immunsystems erkannt und vernichtet werden.

Das Immunsystem kann dabei zwischen den Bakterien der gesunden Darmflora, Nahrungsbestandteilen und schädlichen Stoffen oder Erregern unterscheiden. Spezifische Zellen der Darmschleimhaut bilden außerdem verschiedene Hormone, welche die Funktionen des Magen-Darm-Bereiches steuern.


Krankheiten & Beschwerden

Eine ungesunde Ernährung, die Einnahme von Medikamenten wie Antibiotika, Kortison oder eine Strahlen- oder Chemotherapie können die Darmflora ebenso aus dem Gleichgewicht bringen wie die Einnahme von Schmerzmitteln über einen längeren Zeitraum, psychische Belastungen und Stress.

Ist die Darmflora über einen längeren Zeitraum geschädigt, führt das zu Veränderungen der Darmschleimhaut und diese wird durchlässig für giftige Stoffe oder unvollständig verdaute Nahrungsbestandteile.

Darmfunktionen werden gestört und schädliche Keime können sich ausbreiten. Verdrängen Krankheitserreger die nützlichen Mikroorganismen der Darmflora, wird von einer Dysbiose oder Dysbakterie gesprochen. Symptome können sich in Aufstoßen, Blähungen, bis hin zu Darmkrämpfen oder Koliken äußern. Störungen oder Schädigungen der Darmschleimhaut können aufgrund der vielfältigen Funktionen Ursachen für viele unterschiedliche Krankheitsbilder sein.

Neben chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie einer Darmschleimhautentzündung, Morbus Crohn oder einer Colitis Ulcerosa können Allergien oder eine geschwächte Immunabwehr die Folge sein. Bei Morbus Crohn kann die Entzündung den gesamten Verdauungstrakt betreffen, bei der Colitis Ulcerosa begrenzt sich die Entzündung auf Dick- und Enddarm. Ist von einer Entzündung lediglich der Wurmfortsatz betroffen, handelt es sich um eine Blinddarmentzündung.

Da unbehandelte Entzündungen der Schleimhaut zu gravierenden Erkrankungen wie Darmkrebs führen können, sind Symptome ernst zu nehmen und gegebenenfalls ein Arzt aufzusuchen. Über die Aufnahme von Krankheitserregern über schlechtes Essen oder verschmutztes Trinkwasser kann es zu Darminfektionen durch Krankheitserreger kommen, welche die Darmschleimhaut schädigen.

Klassische Symptome sind Durchfall, Bauchschmerzen und Appetitlosigkeit. Auslöser besonders schwerer Infektionen des Darms sind beispielsweise Typhus- und Cholera-Erreger. Eine weitere Erkrankung der Darmschleimhaut ist die Zöliakie. Hierbei hat die Schleimhaut des Dünndarms eine Unverträglichkeit gegen Gluten, ein Getreideeiweiß.

Quellen

  • Lang, F., et al.: Basiswissen Physiologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2007
  • Lohr, M., Keppler, B. (Hrsg.): Innere Medizin – Kompendium für Studium und Klinik. Urban & Fischer, München 2005
  • Schünke, M., et al.: PROMETHEUS Innere Organe. LernAtlas Anatomie. Thieme, Stuttgart 2018

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