Kreidezähne

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. März 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Kreidezähne gelten laut einer Aussage vieler besorgter deutscher Zahnmediziner mittlerweile als Volkskrankheit. Betroffen von der bröselnden Zahnsubstanz sind vornehmlich Kinder und Jugendliche. Mittlerweile sind bereits 30 Prozent aller Zwölfjährigen von Kreidezähnen betroffen. Den genauen Ursachen für das vermehrte Auftreten von Kreidezähnen gehen die Mediziner noch nach. Bekannt ist die Entmineralisierung der Zähne seit dem 17. Jahrhundert. Heute spricht man unter Medizinern von einer Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, wenn bereits die Milchzähne als Kreidezähne erkannt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Kreidezähne?

Zu den typischen Symptomen von Kreidezähnen gehört eine erhöhte Empfindlichkeit der kindlichen Zähne gegenüber Kältereizen und Berührungen.
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Definiert werden Kreidezähne - im Volksmund auch als Käse-Molaren bekannt - als systemisch bedingter Defekt am Zahnschmelz und an der Zahnsubstanz. Dieser auf einem chronischen Mineralmangel beruhende Defekt tritt oft schon bei den Milchzähnen erstmals in Erscheinung.

Später sind auch die bleibenden Zähne von den kreideartig angerauten und gelblich verfärbten Stellen an den Zähnen betroffen. Beschrieben werden die Kreidezähne auch als Hypomineralisation der Zähne.

Die Zahnhartsubstanz geht zunehmend verloren. Das Kariesrisiko und die Empfindlichkeit der Zähne gegenüber Kältereizen oder Berührungen erhöhen sich dadurch. Per Definition handelt es sich um eine systemische, aber nicht vererbbbare Zahnerkrankung.

Ursachen

Auffallend ist, dass die Kreidezähne oft bereits erkrankt sind, während sie noch aus dem Kiefer wachsen. Daher sind innerliche bzw. systemische Ursachen die wahrscheinliche Ursache. Möglicherweise entsteht die Ursache für die Demineralsierung der Kinderzähne bereits im Mutterleib. Sie findet dann in den ersten vier Lebensjahren des Kindes ihre Fortsetzung über die zugeführte Ernährung.

In diesem Zeitraum werden die Zähne normalerweise mineralisiert. Warum das geschieht, ist bisher unklar. Es können sowohl außerhalb des Körpers liegende, wie auch körperinterne Ursachen dafür vorliegen. Die Ursachenforschung für das vermehrte Auftreten der Kreidezähne ist jedoch noch in vollem Gange. Hinterfragt werden muss, warum dieses Phänomen bereits im 17. Jahrhundert verbreitet war und heutzutage wieder vermehrt auftritt.

Die von vielen Zahnärzten mitverantwortlich gemachten Weichmacher in Kunststoffen und anderen Produkten, hat es damals bekanntlich noch nicht gegeben. Zwar bestätigt die Forschung, dass Umweltfaktoren, wie Bisphenol A oder Phthalate, in Kunststoffen sehr wohl einen Einfluss auf das Entstehen von Kreidezähnen haben können.

Doch beweisbar wäre dies erst durch eine langfristig angelegte Studie. In der Diskussion stehen als Verursacher auch bestimmte Atemwegserkrankungen, latenter Sauerstoffmangel beim Geburtsvorgang oder die mehrfache Gabe von Antibiotika an kleine Kinder. Möglicherweise steht die Demineralisierung der Zähne aber auch mit einem zu hohen Zuckerkonsum von Mutter und Kind in Zusammenhang. Insbesondere Softdrinks und Cola-Getränke, die mit einem hohen Zuckergehalt aufwarten, könnten dabei unter kritische Beobachtung geraten.

Solche Getränke enthalten neben Phosphorsäure und Kohlensäure noch andere zahnschädigende Substanzen. Die in solchen Getränken enthaltenen Säuren könnten die Weichmacher aus der Flasche lösen. Weitere Studien sind zu den Ursachen noch zu tätigen. Es kann vermutet werden, dass Kreidezähne möglicherweise auf mehreren Ursachen beruhen. Solche komplexen Entstehungswege sind nur schwer feststellbar.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu den typischen Symptomen von Kreidezähnen gehört eine erhöhte Empfindlichkeit der kindlichen Zähne gegenüber Kältereizen und Berührungen. Die Zähne schmerzen beim Zähneputzen, bei Berührungen mit kalter Luft und bei der Aufnahme kalter Speisen und Genussmittel.

Die Entwicklungsstörung kann sowohl den Backenzahnbereich betreffen, als auch die Frontzähne. Optisch erkennt ein Mediziner die Kreidezähne an ihrer rauen, im späteren Verlauf oft gelblich-braunen Oberfläche. Die Zähne wirken durch die Demineralisierung angegriffen. Sie sind dadurch deutlich empfänglicher für Karies oder andere Schäden an der Zahnhartsubstanz.

Komplikationen

Zu den häufigsten Komplikationen von Kreidezähnen gehört, dass sie bei normalen Belastungen durch das Kauen leichter bröseln oder abbrechen können als andere Zähne. Die demineralisierte Zahnsubstanz ist deutlich bröseliger. Sie ist weniger belastbar und deutlich angreifbarer gegenüber Karies. Daher sind auch im höheren Alter Komplikationen bei der Zahnbehandlung zu erwarten.

Abgebrochene oder stark schadhafte Kreidezähne bei erwachsenen Patienten müssen unter Umständen operativ entfernt und durch Implantate ersetzt werden. Auch psychische Belastungen wegen des unschönen Aussehens sind nicht ausgeschlossen. Solchen Begleiterscheinungen könnte der Zahnarzt jedoch durch Veneers vorbeugen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Eltern raue oder verfärbte Milchzähne bei ihren kleinen Kindern entdecken, ist eine genaue Prüfung des kindlichen Gebisses angeraten. Wenn die betroffenen Zähne auf Kältereize empfindlich reagieren, ist ein Zahnarztbesuch sinnvoll.

Je früher die Behandlung der bereits erkennbaren Demineralisierungs-Folgen beginnt, desto eher können spätere Schäden an der Zahnsubstanz verhindert werden. Der Zahnarzt kann feststellen, dass der demineralisierte Zahn einen defekten Zahnschmelz hat.

Die frühzeitige Diagnose der Kreidezähne ist wichtig, damit alle heute möglichen Maßnahmen getroffen werden können. Insbesondere die Folgeschäden an den bleibenden Zähnen müssen so gering wie möglich gehalten werden. Spätestens, wenn die ersten bleibenden Zähne durchbrechen, sollten die Eltern ihr Kind wegen der Kreidezähne einem Zahnarzt vorstellen.

Diagnose

Die Diagnose von Kreidezähnen kann leicht durch eine Sichtdiagnose vorgenommen werden. Zahlreiche weitere Untersuchungen sind dafür nicht notwendig. Bereits das Milchgebiss lässt die Spuren der Demineralisierung erkennen. Daraufhin kann der Zahnarzt den Schluss ziehen, dass auch die bleibenden Zähne von einer Demineralisierung betroffen sein werden.

Unklar ist lediglich, in welchem Umfang das der Fall sein wird. Oftmals sind nicht alle Zähne als Kreidezähne erkennbar. Meistens sind vorrangig die Backenzähne betroffen. Auf einem Röntgenbild könnte der Zahnmediziner nicht erkennen, ob die noch nicht nachgewachsenen Backenzähne ebenso demineralsiert sind wie die Milchzähne. Zu unterscheiden ist jedoch diagnostisch, ob die erkennbaren Verfärbungen der Zähne tatsächlich auf Kreidezähne hinweisen oder nicht.

Es könnte sich bei einigen Kindern vielmehr um die Folgen eines Zahntraumas handeln. Dieses würde eng begrenzt nur bei wenigen, direkt nebeneinander stehenden Zähnen auftreten. Am häufigsten sind die Frontzähne von Zahntraumata betroffen. Die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation tritt hingegen auch an Stellen auf, die normalerweise nicht an Trauma-anfälligen Stellen liegen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung von Kreidezähnen ist komplex und langwierig. Eine Remineralisierung der bereits geschädigten Kreidezähne ist nicht möglich. Es geht bei der Therapie vielmehr darum, die Kreidezähne vor weiteren Schäden an der Zahnsubstanz zu schützen.

Hauptsächlich muss es darum gehen, spätere Kariesschäden zu verhindern oder frühzeitig zu erkennen. Die porösen Kreidezähne sind durch den angegriffenen Zahnschmelz anfälliger für Zahnschäden. Eine der wichtigsten Maßnahmen zum Schutz der Zahnsubstanz ist bei Kreidezähnen die regelmäßige Fluorisierung.

Das Alter des kleinen Patienten spielt für die Behandlung eine ebenso große Rolle, wie der Umfang und die Schwere der festgestellten Zahnschädigungen. Der Auftrag von Fluoridlack auf die betroffenen Zähne stellt eine mögliche Maßnahme gegen spätere Zahnschäden dar. Die Fluorisierung muss regelmäßig durchgeführt werden. Für ganz kleine Patienten kann es noch nicht angezeigt sein, eine fluoridhaltige Zahncreme zu benutzen. Diese wird oft verschluckt.

Die Eltern müssen den Kindern die Wichtigkeit guter Zahnpflege schon früh beibringen. Außerdem ist der regelmäßige Gang zur professionellen Zahnreinigungen ebenfalls eine wichtige Maßnahme der Kariesprophylaxe. Die Kreidezähne können außerdem zum Schutz mit einer Fissuren-Versiegelung versehen werden. Problematisch dabei ist, dass solche Versiegelungen auf der angerauten Zahnoberfläche nicht so gut haften.

Falls sich einige der Kreidezähne als bröselig oder stark schmerzhaft erweisen, können sie gegebenenfalls mittels einer passenden Krone geschützt werden. Bei Erwachsenen mit Kreidezähnen können stark verfärbte Kreidezähne mit Veneers verblendet werden. Dauerhaft steht aber zu erwarten, dass die besonders stark geschädigten Kreidezähne überkront oder entfernt werden müssen.

Aussicht & Prognose

Die Aussichten, dass die Kreidezähne trotz aller zahnärztlichen Bemühungen von Karies befallen werden, sind besser, wenn das davon betroffene Kind frühzeitig behandelt wird. Mittel- und langfristig müsste die Behandlung schon sehr viel früher einsetzen - nämlich vor einer Schwangerschaft.

Die Generation der werdenden Mütter hat möglicherweise etwas mit dem Entstehen von Kreidezähnen bei ihrem Nachwuchs zu tun. Sofern sich diese Hypothese durch Langzeit-Studien bestätigen würde, müsste hier die prophylaktische Behandlung bereits ansetzen, damit die noch ungeborenen Kinder später weniger Zahnschäden haben. Wie das geleistet werden kann, und welche Faktoren zum Entstehen von Kreidezähnen beitragen, muss also dringlich erforscht werden.

Falls tatsächlich Weichmacher oder andere Chemikalien zum Verfall der Zahnsubstanz mit beitragen, müssten diese Stoffe baldmöglichst verboten werden. Außerdem müssten ernährungsbedingte Faktoren erforscht und anschließend abgestellt werden. Andernfalls sind die Aussichten schlecht, dass Kinder mit Kreidezähnen mehr als eine symptomatische Behandlung erfahren können.

Eine Prophylaxe ist derzeit lediglich in Richtig auf spätere Kariesschäden machbar. Hier kann die frühzeitige Aufklärung über die Gefahren durch Zuckerkonsum und ungesundes, mineralstoffarmes Essen dazu beitragen, dass sich die Prognose für die Betroffenen langfristig verbessert. Nach derzeitigem Kenntnisstand wird sich die Zahl der Betroffenen vermutlich noch erhöhen.

Vorbeugung

Vorbeugend müssten bereits die werdenden Mütter viel dazu tun, dass ihre Nachkömmlinge keine Kreidezähne bekommen. Beim Auftreten von Neurodermitis oder Kreidezähnen bei kleinen Kindern spielen wahrscheinlich neben weiteren Einflussnehmern auch ernährungsphysiologische Defizite unter Umständen bei der Mutter eine größere Rolle.

Wer sich als Kind und später als Erwachsener nicht gesund ernährt, wird diese Nährstoff-Defizite vermutlich auch auf ein heranwachsendes Kind übertragen. Insbesondere während der Phase, in der Kinderzähne sich in der Mineralisierung befinden, sollte daher auf Mineralreichtum bei der Ernährung geachtet werden. Dieser ist ggf. nicht mehr gegeben, wenn die Eltern des Kindes sich jahrelang mit Fastfood oder allgemein nährstoffarmen und industriell hergestellter Nahrung begnügt haben.

Eltern sollten für ihre kleinen Kinder in den ersten vier Lebensjahren entscheidende Weichen dafür stellen, dass die Kinder nicht mit Kreidezähnen geschlagen sind. Vor allem im letzten Dritel der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr werden wichtige Weichen für die spätere Gesundheit des Kindes und seiner Zähne gestellt. Da die ungenügende Mineralisierung vermutlich auch das Skelett betrifft, sind bei Kindern mit Kreidezähnen spätere Skelettschäden nicht auszuschließen.

Nachsorge

Durch regelmäßige Kontroll- und Nachuntersuchungen beim Zahnarzt werden der Verlauf der Schädigung und das Ausmaß der Kreidezähne fortlaufend diagnostiziert. Dabei behandelt der Zahnarzt die geschädigten Zähne intensiv mit einer Fluoridversiegelung, die zum Schutz und gegen die Schmerzempfindlichkeit der Zähne beiträgt. Diese Versiegelung sollte alle drei Monate wiederholt werden. So ist das Fortschreiten der Erkrankung kontrollierbar und größere Zahnschäden abwendbar.

Für die Nachsorgebehandlung bei Kreidezähnen wirkt fluoridhaltige Zahnpasta effektiv. Die Zahnpasta muss dabei direkt und intensiv mit den Zähnen, die Schädigungen aufweisen, in Kontakt kommen. Durch eine kurzzeitige Einwirkzeit wird das Ergebnis der Fluoridbehandlung optimiert. Ist eine frühzeitige Diagnosestellung und Prophylaxe versäumt worden, sind die Aussichten, dass die Kreidezähne nicht von Karies befallen werden, sehr gering.

Der Substanzverlust der Zähne ist dann so weit fortgeschritten, dass eine Behandlung kaum noch den gewünschten Erfolg bringen wird. Die geschädigten Zähne müssen dann während einer Operation entfernt werden. Die Belastungen durch Schmerzen und verändertes bis entstelltes Aussehen für den Patienten nehmen zu. Patienten mit Kreidezähnen und derartigen Krankheitsverläufen benötigen daher zusätzlich eine psychologische Betreuung. Letztendlich kann mineralstoffreiche und vitaminhaltige Nahrung vor Ausbreitung der Schädigung durch Kreidezähne schützen.

Das können Sie selbst tun

Menschen, die später im Leben Eltern werden wollen, machen sich wahrscheinlich in jungen Jahren keine Gedanken darüber, ob ihre Kinder später Kreidezähne haben oder nicht. Daher sollte es gesamtgesellschaftlich auf möglichst vielen Ebenen Ansätze geben, solche Probleme zu betrachten und machbare Lösungen zu entwickeln.

Jeder einzelne kann dabei mitwirken. Wer sich lebenslang gesund ernährt und auf einen hohen Vitamin- und Mineralreichtum seiner Nahrung achtet, hat wahrscheinlich viel gegen das etwaige Entstehen von Kreidezähnen bei seinem Nachwuchs getan. Auch der eigene Zuckerkonsum sollte kritisch betrachtet werden. Vor allem aber stehen für das Entstehen von Kreidezähnen derzeit die Phthalate in Plastikflaschen im Fokus. Daher kann es sinnvoll sein, den Konsum von zucker- und säurehaltigen Getränken aus Kunststoffflaschen möglichst weitgehend zu vermeiden.

Die wiederverwertbare Glasflasche sollte als gesunde Alternative gewählt werden. Außerdem ist es auch für die eigene Gesundheit wichtig, Chemikalien jeder Art möglichst aus dem Leben herauszuhalten. Plastik-Umverpackungen von Gemüse und Obst sind durch Käufe auf dem Wochenmarkt vermeidbar. Falls die Weichmacher sich tatsächlich als eine der Ursachen für Kreidezähne bestätigen, sind alle Produkte mit Weichmachern zu vermeiden. Weichmacher sind in zahlreichen Produkten enthalten, unter anderem in Parfüm, Kunststoff-Spielzeugen, Gummi, Kautschuk, Lacken, spröden Materialien wie Plastik oder Klebstoffen.

Es steht zu befürchten, dass solche Substanzen langfristig mehr als nur Kreidezähne als Folgeschaden verursachen. Eine Demineralisierung der Zahnsubstanz könnte auch darauf hin deuten, dass bei den Betroffenen auch eine Demineralsierung der Knochen vorliegt. Diese könnte später zu einer Osteoporose führen.

Quellen

  • Gängler, P., Hoffmann, T., Willershausen, B., Schwenzer, N., Ehrenfeld, M. (Hrsg.): Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Hellwig, E., Klimek, J., Attin, T.: Einführung in die Zahnerhaltung. Deutscher Zahnärzte-Verlag, Köln 2013
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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