Kreisrunder Haarausfall
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Kreisrunder Haarausfall ist keine gefährliche Erkrankung. Für die Betroffenen ist er jedoch eine große immer mit einer großen psychischen Belastung verbunden, da die kahlen Stellen meist am Kopf auftreten und für Außenstehende leicht sichtbar sind.
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Was ist kreisrunder Haarausfall?
Kreisrunder Haarausfall ist die zweithäufigste Form von Haarausfall. Meist sind junge Leute und Kinder davon betroffen. Statistisch sind Männer häufiger davon betroffen als Frauen.
Der Kreisrunde Haarausfall ist keine schwere Erkrankung, bedeutet für die Betroffenen jedoch meist eine extrem hohe psychische Belastung. Bei rund 50 Prozent der Erkrankten bilden sich die kahlen und meist kreisrunden Stellen innerhalb von zwei bis drei Jahren wieder zurück.
Bei etwa ¼ der Betroffenen kommt es jedoch zu einem totalen Verlust der kompletten Körperbehaarung. Der Kreisrunde Haarausfall tritt häufig in Schüben auf. Dabei kann es im Abstand von ungefähr drei Jahren immer wieder zum Haarausfall kommen. Kreisrunder Haarausfall gehört wahrscheinlich zu den Autoimmunkrankheiten.
Ursachen
Beim Kreisrunden Haarausfall stuft das Immunsystem die Haarfollikel als körperfremd ein und greift sie an verschiedenen Stellen an. Diese Reaktion des Immunsystems kann an einigen Stellen der Kopfbehaarung auftreten, kann aber auch die komplette Körperbehaarung betreffen. So kann es beim Kreisrunden Haarausfall zu einem teilweisen oder kompletten Haarverlust kommen, bei dem auch Wimpern, Augenbrauen, Achsel- und Schambehaarung betroffen sein können.
Es wird davon ausgegangen, dass Kreisrunder Haarausfall genetisch bedingt ist, da eine familiär bedingte Häufung des Kreisrunden Haarausfalls beobachtet werden kann.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Kreisrunder Haarausfall zeigt sich durch zunächst örtlich begrenzten Haarausfall. Dabei fallen die Haare in Herden aus, die mehr oder minder kreisförmig sind. Die Alopecia areata tritt dabei vor allem bei jungen Menschen auf und hat ihre höchste Inzidenz bei Menschen zwischen 20 und 40 Jahren.
Bei allen Betroffenen wird vor allem das Kopfhaar in Mitleidenschaft gezogen. Dabei kann es zu einzelnen haarlosen Bereichen kommen, oder aber die Krankheit schreitet schnell fort und führt zu einem totalen Kopfhaarverlust. Geht sämtliches Kopfhaar verloren, wird von einer Alopecia areata totalis gesprochen. Gehen auch alle anderen Körperhaare verloren, wird von einer Alopecia areata universalis gesprochen.
In einigen Fällen bilden sich die haarlosen Flecken auch nach einiger Zeit zurück. Es kommt zur Spontanheilung. Die Haare am Rande der Ausfallstellen lassen sich leichter herausziehen. Auch können sich die entstehenden Flecken durch sogenannte Ausrufezeichen-Haare ankündigen. Dies bezeichnet Haare, die nach unten hin dünner werden - bedingt durch die angegriffenen Haarfolikel.
Es kommt ansonsten zu keinerlei körperlichen Symptomen. Es gibt keine Narbenbildung, keine Schuppenbildung und auch keine sichtbaren Entzündungsreaktionen. Allerdings kann sich der Kreisrunde Haarausfall erheblich auf die Psyche betroffener Menschen auswirken. Besonders Frauen und junge Leute können unter dem Verlust der Ästhetik leiden.
Diagnose & Verlauf
Zur Festigung der Diagnose beim Kreisrunden Haarausfall sind die Aufnahme der Krankengeschichte (Anamnese) und verschiedene klinische Untersuchung notwendig. In der Regel lässt sich die Erkrankung jedoch schon anhand ihres typischen Erscheinungsbildes feststellen.
Beim Kreisrunden Haarausfall kommt es zu scharf begrenzten und kahlen Körperstellen, welche häufig am Kopf auftreten. Ein weiteres typisches Anzeichen ist eine elfenbeinfarbene Haut an den kahlen Stellen. Bei der Aufnahme der Anamnese sind die Dauer der Symptome und eventuelle Begleitsymptome von besonderer Bedeutung.
Die klinische Untersuchung umfasst eine Untersuchung der Qualität und Quantität der Haare. Auch der Haaransatz und die Haarfollikel werden untersucht. Dies geschieht in erster Linie durch verschiedene Laboruntersuchungen anhand von entnommenen Haar- und Haarfollikelproben. Darüber hinaus untersucht der Arzt auch die Kopfhaut. Die Festigkeit der Haarverankerung kann weitere Hinweise zur Diagnose des Kreisrunden Haarausfalls geben.
Komplikationen
Vielen betroffenen Personen bereitet ein früher Ausfall der Haare ein einschneidendes Erlebnis. Die psychischen Belastungen können so stark zunehmen, sodass es unter Umständen sogar zu erheblichen Depressionen kommen kann. Es kann jedoch auch zu körperlichen Komplikationen kommen, wenn die betroffene Person zu verschiedenen Haarwuchsmitteln greift.
Solche Haarwuchsmittel sind sehr aggressiv, sodass es unter Umständen zu starken Hautreizungen auf der Kopfhaut kommen kann. Bei ersten Reizungen bzw. Rötungen der Haut, sollte das besagte Mittel umgehend abgesetzt werden. Ansonsten kann es zu einem starken Juckreiz kommen, sodass sich aufgrund des ständigen Kratzens sogar eine offene Wunde entwickeln kann.
Eine offene Wunde ist generell sehr anfällig für Entzündungen, sodass es in diesem Fall auch zu weiteren Komplikationen kommen kann. Somit gilt: Bei einem kreisrunden Haarausfall sind vielfältige Komplikationen möglich, die definitiv von einem Arzt behandelt werden sollten. Nur so können permanente Folgeschäden vermieden werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Personen, die Anzeichen eines kreisrunden Haarausfalls bemerken, sollten die Beschwerden mit einer medizinischen Fachkraft besprechen. Ein Besuch beim Hausarzt ist vor allem bei einem starken Haarverlust zu empfehlen, der sich auf keine eindeutige Ursache zurückführen lässt. So ist bei einem kreisrunden Haarausfall an einer oder mehreren Stellen eine ärztliche Untersuchung stets sinnvoll. Sollten sich die Beschwerden nicht auf die Haare beschränken, sondern auch Wimpern, Augenbrauen oder Körperhaar betreffen, wird am besten noch in der selben Woche ein Arzttermin wahrgenommen. Wenn Symptome wie Brennen, Juckreiz oder Schmerzen auftreten, liegt dem Haarausfall womöglich ein ernstes Leiden zugrunde, das einer genaueren Untersuchung bedarf.
Auch andere unspezifische Begleitsymptome sollten in jedem Fall von einem Arzt abgeklärt werden. Entzündungen, Blutungen und Verkrustungen im Bereich der Kopfhaut müssen unbedingt untersucht und medikamentös behandelt werden, denn andernfalls kann es zu größeren Komplikationen kommen. Schwere Infektionen müssen möglicherweise antibiotisch behandelt werden. Wer aufgrund des kreisrunden Haarausfalls an seelischen Problemen leidet, nimmt am besten frühzeitig eine therapeutische Beratung in Anspruch. Andernfalls können sich die psychischen Leiden festigen und langfristig Probleme bereiten.
Behandlung & Therapie
Beim Kreisrunden Haarausfall ist aus medizinischer Sicht in vielen Fällen keine Therapie notwendig. In der hälfte der Fälle bildet sich der Kreisrunde Haarausfall von alleine zurück und es kommt nur äußerst selten zu wirklichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Da jedoch die meisten Betroffenen unter den Symptomen psychisch erheblich leiden, muss im Einzelfall entschieden werden, ob und ab wann eine Behandlung erfolgt.
Ist der Kreisrunde Haarausfall nur schwach ausgeprägt wird meist von einer Therapie abgesehen, denn häufig kommt es in diesen Fällen innerhalb einiger Monate zu eine Besserung oder Abheilung der Symptome. Zur Unterstützung des Heilungsprozess werden allenfalls die Einnahme von Zink und kortisonhaltige Lösungen oder Salben verabreicht. In manchen Fällen wird auch eine lokale Reiztherapie angewandt. Dabei wird Dithranol eingesetzt, eigentlich ein Wirkstoff zur Behandlung von Schuppenflechte.
In schweren Fällen wird eine äußerliche Immuntherapie mit Hilfe von Diphenylcyclopropenon durchgeführt. Manchmal kann auch eine PUVA-Therapie helfen. Dies ist eine Behandlung mit UV-A-Strahlen. Leider gibt es keine Therapie, um die Ursachen des Kreisrunden Haarausfalls zu heilen. Jeder Behandlungsansatz richtet sich demnach nur auf die Beseitigung der auftretenden Symptome. Jedoch kann keine der möglichen Behandlungsmethoden ein erneutes Auftreten des Kreisrunden Haarausfalls verhindern.
Aussicht & Prognose
Bei einem kreisrunden Haarausfall ist die Prognose gut. Die kahlen Stellen heilen nach einigen Wochen bis Monaten von selbst ab. Auch bei langwierigen Verläufen ist eine Abheilung der betroffenen Stellen zu erwarten. Die spontane Wiederbehaarung tritt meist innerhalb von drei Jahren ein. Die Alopecia areata tritt allerdings in Schüben auf und macht sich wiederholt durch kahle Stellen bemerkbar.
Ohne ärztliche Behandlung kann sich ein chronisches Leiden entwickeln, aus dem gegebenenfalls auch psychische Beschwerden resultieren können. Sonderformen wie die Alopecia universalis, die Alopecia totalis und die Ophiasis bieten eine schlechtere Prognose. Eine spontane Abheilung der kahlen Stellen ist bei diesen Formen nicht zu erwarten, da meist ein Totalverlust der Kopf- oder Körperbehaarung eintritt. Wenn sich die Haare an den Rändern der betroffenen Bereiche leicht herausziehen lassen, ist ein Voranschreiten des Leidens wahrscheinlich.
Eine ärztliche Behandlung ist in jedem Fall notwendig, um körperliche und seelische Folgebeschwerden zu vermeiden. Neben den seelischen Folgen wie depressiven Verstimmungen und Minderwertigkeitskomplexen, kann es zu körperlichen Beschwerden wie Juckreiz oder Rötungen kommen, die behandelt werden müssen. Ein kreisrunder Haarausfall kann die Lebensqualität erheblich einschränken. Die Lebenserwartung ist in der Regel nicht beeinträchtigt, insofern der Alopecia areata kein schwerwiegendes Leiden zugrunde liegt.
Vorbeugung
Da der Kreisrunde Haarausfall genetisch bedingt ist, gibt es bisher keine wirksamen Maßnahmen zur Vorbeugung. Beim ersten Auftreten der Symptome kann allenfalls durch die Einnahme von Zink versucht werden, ein Fortschreiten des Haarausfalls zu verhindern. Jedoch gehen diesbezüglich die Meinungen der Fachleute auseinander. Manche Ärzte sind der Meinung, dass eine frühzeitige Behandlung den körpereigenen Heilungsprozess eher behindern kann und der Kreisrunde Haarausfall ohne Behandlung besser abheilt.
Nachsorge
Ein kreisrunder Haarausfall bringt keine Notwendigkeit zur Nachsorge mit sich, da es sich um keine schwerwiegende Erkrankung handelt. Vielmehr liegt ein optisches Problem vor, das man akut behandeln kann. Planmäßige Nachuntersuchungen wie sie etwa nach einer Krebserkrankung erfolgen, sollen ein Wiederauftreten verhindern.
Bis heute ist allerdings keine Maßnahme bekannt, die einem kreisrunden Haarausfall vorbeugen könnte. Ein Hautarzt kann daher nur immer wieder die Diagnose stellen und gegebenenfalls Tabletten oder Cremes verschreiben. Komplikationen sind in der Folge eines kreisrunden Haarausfalls eher nicht zu erwarten. Eine schnelle Spontanheilung lässt keine bleibenden Folgen zurück.
Liegen Kahlstellen allerdings dauerhaft sichtbar vor oder treten immer wieder auf, kann daraus ein psychisches Leiden entstehen. Dann kann zur Stabilisierung der Persönlichkeit eine regelmäßige Therapie angezeigt sein. Der Psychotherapeut geht auf die Alltagsprobleme ein und bespricht, wie man sie lösen könnte.
Ob und wann kreisrunder Haarausfall ausheilt, lässt sich bisher nicht auf wissenschaftlichen Wegen bestimmen. Dieses ist aber ein wesentliches Element für eine gezielte und vorausschauende Behandlung. Kinder haben eine größere Chance auf Spontanheilung als Erwachsene. Eine Früherkennung, die ein wesentliches Element der Nachsorge darstellt, ist nicht gegeben.
Das können Sie selbst tun
Eine gesunde und ausgewogene Diät etwa, stärkt das Immunsystem und kann damit auch vor Haarausfall bewahren. Es empfiehlt sich eine ballaststoff-, mineral- und vitaminreiche Ernährung, die in Rücksprache mit dem Hausarzt um Zink- und Kalzium-Präparate ergänzt werden kann. Was sich außerdem empfiehlt ist regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und die Vermeidung von Stress. Begleitend zu diesen allgemeinen Maßnahmen helfen eine Reihe von Hausmitteln. Bewährt haben sich Brennnesseln oder Farnblätter – beides wird in Form eines Aufgusses in die Haare gekämmt. Ebenso wirksam ist eine Haarspülung aus getrocknetem Rosmarin, die am besten täglich angewendet wird.
Sollten die genannten Maßnahmen keine Wirkung zeigen, empfiehlt sich ein Besuch beim Hausarzt oder Dermatologen. Womöglich liegt dem kreisrunden Haarausfall eine ernste Erkrankung zugrunde, die zunächst behandelt werden muss. Auch bei natürlichen Ursachen ist ärztlicher Rat gefragt, denn manchmal helfen Medikamente gegen den Haarausfall. Im Zweifelsfall kann gegen den Haarverlust mit Hilfe eines Haarteils oder einer Haarverpflanzung vorgegangen werden.
Quellen
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
- Mader, F., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis. Springer, Heidelberg 2014
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010