Kreuzbein

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Damit der Oberkörper des Menschen ein festes Fundament hat, geben fünf Kreuzbeinwirbel entsprechenden Halt. Sie liegen zwischen dem Lendenwirbel und dem Steißbein. Die Kreuzbeinwirbel sind sowohl untereinander als auch mit dem Becken fest verwachsen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Kreuzbein?

Das Kreuzbein ermöglicht Bewegungen, auch Nutation oder entsprechend Gegennutation genannt. Der Bereich zwischen dem 5. Lendenwirbel und dem Kreuzbein kann nach vorn oder nach hinten verlagert werden.
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Das Kreuzbein ist ein keilförmiger Knochen. Er besteht aus fünf zusammengewachsenen Wirbelknochen. Man nennt sie auch Kreuzbeinwirbel oder Sakralwirbel. Das Kreuzbein ist ein Teil der menschlichen Wirbelsäule. Es bildet den hinteren Teil des knöchernen Beckens.

Das Kreuzbein umschließt den hinteren Abschnitt des Wirbelkanals. Mit dem Hüftbein bildet es eine Einheit, den Beckengürtel. Die einzelnen Wirbel, die ineinander verwachsen sind, sind noch durch Verwachsungslinien erkennbar.

Aus dem Kreuzbein treten die Spinalnerven aus. Sie bilden zusammen mit den aus den unteren Lendenwirbelsäulen austretenden Nerven ein Geflecht. Dieses Nervengeflecht versorgt das Becken und die Beine. Medizinisch wird das Kreuzbein auch als Os sacrum bezeichnet.

Anatomie & Aufbau

Trotz der Wirbelverschmelzung bietet das Kreuzbein anatomisch noch alle charakteristischen Merkmale von Wirbeln. Das Kreuzbein ist seitlich entsprechend halbmondförmig gebogen und die Dornfortsätze bilden einen ausgeprägten Kamm, auch bezeichnet als Christa sacralis mediana.

Auf einem kleinen Fortsatz nach oben liegt beidseitig eine Gelenkfläche. Sie stellt eine Verbindung dar zum letzten Lendenwirbel. Die übrigen Gelenkfortsätze bilden die schon beschriebene, leistenartige Erhöhung. Die Querfortsätze bilden hingegen das Seitenteil, die breite Platte (Pars lateralis). Die Seitenteile dieser Platte werden als Christa sacralis lateralis bezeichnet.

Im unteren Rücken lastet viel Gewicht auf dem Kreuzbein. Deshalb ist es besonders stabil ausgeprägt. Es befindet sich unter den Lendenwirbeln und über dem Steißbein. Es ist über dem Kreuzbein-Darmbeingelenk mit dem Becken verbunden. Mit den Hüftbeinen bildet es das knöcherne Becken oder den Beckengürtel.

Das Kreuzbein gibt dem Oberkörper eine feste Basis. Auf seiner Rückseite befinden sich die Öffnungen, aus denen die Rückenmarksnerven austreten. Bei einigen Menschen ist der oberste Kreuzwirbel nicht mit den anderen Wirbeln zusammen gewachsen. Sie haben sechs anstelle der sonst nur fünf üblichen Kreuzwirbel.

Dadurch hat die Wirbelsäule bei diesen Menschen eine höhere Beweglichkeit. Dafür können sie jedoch ihre Wirbelsäule nur geringer belasten. Diese Wirbelbesonderheit wird auch Lumbalisation genannt.

Funktion & Aufgaben

Das Kreuzbein ermöglicht Bewegungen, auch Nutation oder entsprechend Gegennutation genannt. Der Bereich zwischen dem 5. Lendenwirbel und dem Kreuzbein kann nach vorn oder nach hinten verlagert werden. Dadurch schiebt sich die Spitze des Kreuzbeins nach oben oder nach hinten.

Die Funktion des Kreuzbeins ist es, dem Körper entsprechend Halt zu geben. Ohne das Kreuzbein hätte der Oberkörper nicht genügend Stabilität, um sich aufrecht bewegen zu lassen. Durch das Verschmelzen der Kreuzbeinwirbel und das Verwachsen mit dem Becken bietet das Kreuzbein ausreichend Stabilität.

Durch das Kreuzbein–Darmbein–Gelenk sind Wirbelsäule und Becken gelenkig miteinander verbunden. Es handelt sich um eine knöcherne Verbindung zum Darmbein des Beckens. Das Kreuzbein gehört dadurch sowohl zur Wirbelsäule als auch zum menschlichen Becken.

Es bietet den Nerven entsprechende Möglichkeiten durch seine Öffnungen, um das Nervengeflecht zu bilden, welches Becken und Beine versorgt. Ohne das Kreuzbein würde dem menschlichen Körper sein natürlicher Halt fehlen. Er würde in sich zusammen sinken. Bei jeder Bewegung bietet das Kreuzbein die entsprechende Stabilität, ob beim Stehen, Laufen oder Sitzen.

Es hält den Körper aufrecht und federt das durch die Bewegung entstehende Gewicht ab. Das Kreuzbein–Darmbein-Gelenk wird auch Ilio-Sacral-Gelenk (ISG) genannt. Da es mit sehr straffen Bändern fixiert ist, hat es nur wenig Bewegungsspielraum. Insbesondere beim Sitzen wird dieses Gelenk beansprucht. Diese Position dehnt die Bänder stark und setzt das Gelenk unter Druck.

Krankheiten & Schmerzen

Schmerzen im Kreuzbein können durch langes, falsches oder zu krummes Sitzen entstehen. Da die Wirbel im Kreuzbein verwachsen sind, können sie auch nicht einfach gelockert werden. Bei starken Schmerzen im Bereich des Kreuzbeins sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden, um die Schmerzursache lokal einzugrenzen.

Akute Schmerzen werden durch Medikamente oder Krankengymnastik behandelt. Es gibt bestimmte Übungen, die dem Schmerz am Kreuzbein entgegenwirken. Dadurch werden das Becken gelockert und Verspannungen beseitigt. Starke Schmerzen können auch entstehen, wenn das Kreuzbein-Darmbein-Gelenk blockiert ist. Diese Blockierungen sind Abweichungen von der normalen Gelenkfunktion. Dabei kann die Gelenkfläche funktionell oder strukturell verändert sein.

Weiterhin kann auch der Weichteilmantel entsprechende Veränderungen aufweisen. Bei Blockierungen gibt es immer noch eine freie Bewegungsrichtung. Ursächlich kann eine Blockierung dieses ISG durch ein Verhebetrauma oder einen Tritt ins Leere beispielsweise beim Übersehen einer Treppenstufe entstehen.

Eine Blockierung kann jedoch auch ein Begleitsymptom sein. Beispielsweise bei einer orthopädischen Erkrankung, nach Schmerzenoperationen oder im Rahmen einer Wirbelsäulenerkrankung. Bei einer Syndrom-Blockade kann es zu starken Rückenschmerzen kommen, die zumeist einseitig auftreten.

Durch Bewegung und Wärmeanwendungen kann der Schmerz abschwächen, bei längerem Sitzen kann er sich jedoch auch verstärken. Der Schmerz wirkt ausstrahlend, ist fühlbar bis in den Gesäßbereich und in die Lendenwirbelsäule. Auch Sensibilitätsstörungen wie anhaltendes Kribbeln können auftreten. Durch verschiedene Mobilisationstechniken lässt sich das ISG-Gelenk wieder einrenken.

Das ISG-Gelenk kann jedoch auch entzündet sein. Entzündungen in diesem Bereich treten oftmals im Rahmen der Morbus Bechterew-Krankheit oder bei anderen rheumatischen Krankheitsbildern auf. Entzündliche Schmerzen im Kreuzbein umfassen die Spondylarthropathie oder Spondylarthritis.


Quellen

  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Klinke, R., Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie. Thieme, Stuttgart 2005

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